Spannend, düster und gefühlvoll, aber dennoch kein absolutes Highlight
Too LateSloan durchlebt in ihrer Beziehung zu Asa, einem Drogenboss, die Hölle und doch ist sie abhängig von ihm. Denn er unterstützt sie finanziell und im Gegenzug lebt sie bei ihm wie eine Gefangene, denn Asa ...
Sloan durchlebt in ihrer Beziehung zu Asa, einem Drogenboss, die Hölle und doch ist sie abhängig von ihm. Denn er unterstützt sie finanziell und im Gegenzug lebt sie bei ihm wie eine Gefangene, denn Asa liebt sie über alles und möchte sie um keinen Preis der Welt verlieren. Doch dann tauft der Undercover-Cop Carter auf und nichts ist mehr so, wie es mal war.
Sloan konnte ich am Anfang nicht so ganz einschätzen. Sie hat auf mich eher zurückhaltend und ruhig gewirkt. Nach und nach wurden aber immer mehr Geheimnisse um ihre Person aufgedeckt. Sie hatte es in ihrer Kindheit nicht leicht und auch heute kämpft sie sich mehr oder weniger durchs Leben. An erster Stelle steht dabei ihr Bruder, denn dieser ist die einzige Familie, die sie noch hat. Ich bewundere Sloan für ihre Stärke, die sie Tag für Tag beweist. Dabei agiert sie ziemlich klug und mit viel Humor. Trotzdem ist sie mir manchmal auch etwas auf die Nerven gegangen, denn sie wurde ziemlich schnell emotional (was in ihrer Situation aber irgendwie auch verständlich ist) und handelt manchmal doch etwas zu naiv.
Asa ist ein Drogenboss und hat einen der größten Drogenringe am hiesigen College aufgebaut. Seine Gedankengänge und Handlungen (vor allem in Bezug auf Sloan) sind teilweise wirklich verstörend, krank und auch angst einflößend. Trotzdem hat Colleen Hoover mit Asa auch einen Charakter geschaffen, mit dem man teilweise sogar Mitleid hat. Denn es gibt immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit von Asa und diese war nun wirklich alles andere als schön. Genau aus diesem Grund waren einige Dinge doch noch nachvollziehbar.
Carter hingegen ist ein echter Good Guy, der das Herz am rechten Fleck hat. Er ist charmant, liebevoll und mitfühlend. Genau diese Eigenschaften stehen ihm bei seiner Arbeit als Polizist oftmals im Weg, denn Carter setzt sich zu 100 Prozent für die Leute ein, die er liebt. Dabei stellt er auch das ein oder andere Mal seine Tarnung auf die Probe und handelt mehr oder weniger leichtsinnig. Trotzdem kann man ihm nie so wirklich böse sein.
Eigentlich bin ich kein Fan von Dreiecksbeziehungen. Trotzdem konnte mich Colleen Hoover hiermit einfach in den Bann ziehen. Vor allem die Beweggründe für die Beziehung zwischen Sloan und Asa haben mich sehr bewegt und ich habe mich oftmals gefragt, wie ich an Sloans Stelle gehandelt hätte. Umso schöner war dafür die Liebesgeschichte von Sloan und Carter, denn zwischen den beiden war von Beginn an eine gewisse Anziehung spürbar und es war so schön zu lesen, wie sich Carter bemüht hat ihr das Leben so schön wie möglich zu gestalten.
"Die Liebe findet dich in der Tragödie. Das war der Moment, in dem Carter mich gefunden hat. Inmitten einer Serie von Tragödien." (Seite 163)
Nebencharaktere gibt es in diesem Buch auch einige. Vor allem Ryan, Carters Kollege, mochte ich total gerne. Er ist genau so hilfsbereit wie Carter aber dennoch ein ganz anderer Charakter! Abgesehen von ihm und Sloans Bruder (von dem man aber leider nicht so viel liest) war mir aber nicht wirklich einer der Charaktere sympathisch. Vor allem die "Freunde/Kollegen" von Asa mochte ich überhaupt nicht, denn sie sind fast so schlimm wie ihr Boss selbst.
Der Einstieg in das Buch ist mir sehr leicht gefallen, denn Colleen Hoovers Schreibstil ist zwar locker leicht aber auch überaus fesselnd, sodass man nur so in den Bann gezogen wird. Dabei schafft sie es nicht nur eine düstere Grundstimmung sondern auch sehr viel Spannung aufzubauen. Dennoch gibt es auch immer wieder gefühlvolle und auch humorvolle Szenen, die die gesamte Geschichte hin und wieder auflockern. Dadurch, dass das Buch abwechselnd aus Sloans, Asas und Carters Sicht erzählt wird, bekommt man nicht nur einen sehr guten Einblick in deren Gefühls- und Gedankenwelt sondern es werden auch die ein oder anderen Geheimnisse aufgedeckt. So kommt es immer wieder zu unerwarteten Wendungen und ich habe geradezu mit den Charakteren mitgefiebert. Vor allem die Kapitel aus Asas Sicht haben geradezu süchtig gemacht, denn seine Gedankengänge waren nicht nur verstörend sondern auch mitreißend ohne Ende.
"Weil ich jetzt Hoffnung habe. Die Hoffnung, dass er doch einen Plan hat, um mich irgendwie aus dieser Hölle rauszuholen." (Seite 220)
Doch dann kamen die letzten 150 Seiten - der Epilog, ein Prolog und nochmal ein Epilog zum Epilog - und ich muss leider sagen, dass diese 150 Seiten die Geschichte, die mich davor wirklich begeistern konnte, für mich etwas kaputt gemacht haben. Ich kann gar nicht genau sagen, woran es liegt, aber irgendwie hat es für mich einfach nicht gepasst und es war einfach zu lang. Vieles wurde überdramatisiert, ging teilweise zu schnell und war dabei noch etwas klischeehaft. Auch das Ende war für mich leider nicht so ganz rund und ich bin mir sicher, dass man dies auch irgendwie anders hätte lösen können. Trotzdem überwiegen für mich die positiven Aspekte und auch wenn das Buch kein absolutes Highlight war, hat es mir dennoch einige tolle Lesestunden beschert.
Das Cover entspricht nicht unbedingt meinem Geschmack. Trotzdem finde ich es durch die dunkle Farbgestaltung ganz passend für die Geschichte.
Insgesamt hat mir Too Late wirklich gut gefallen. Vor allem die ersten 300 Seiten konnten mich komplett in den Bann ziehen, denn die Geschehnisse rund um Sloan, Asa und Carter waren nicht nur spannend und düster sondern teilweise auch sehr gefühlvoll und humorvoll. Allerdings wurde meine Stimmung mit den restlichen 150 Seiten etwas getrübt. Trotz allem ist Too Late ein weiteres gelungenes Buch von Colleen Hoover, das sich 4 von 5 Sternen verdient hat.