gelingsichere, einfache Rezepte - besonders für unroutinierte Herdbenutzer zu empfehlen
Mir sagte vor Lesen dieses Buches der Name Rafael Pranschke nichts; aber schon im Autorenportrait wird sein sagenhafter Berufs- und Karriereweg, seine gewonnenen Medaillen und weltbekannte Firmen, für ...
Mir sagte vor Lesen dieses Buches der Name Rafael Pranschke nichts; aber schon im Autorenportrait wird sein sagenhafter Berufs- und Karriereweg, seine gewonnenen Medaillen und weltbekannte Firmen, für die bereits gekocht hat, abgehandelt. Der Meisterkoch und Dozent will mit diesem Kochbuch alltagstaugliche Rezepte mit nur wenigen Zutaten, oft angereichert mit übergebliebenen oder vergessenen Zutaten, vermitteln, die man so nachkochen kann oder sich durch sie inspirieren lässt.
Rafael Pranschke hat für seine angelegte Studie 100 Kühlschränke besichtigt um sich über durchschnittliche Vorräte zu informieren und dabei deren Befüller nach Kochverhalten und Wegwerflebensmitteln befragt. Im Buch vergestellt werden einzelne von ihnen, darunter der Koch Björn Freitag. Aus diesen Erkenntnissen heraus entstanden die Rezepte dieses Buches und eine Einführung in das Kochen schlechthin. Jeweils ganzseitig wird zunächst erklärt, was man unter Pochieren, Dünsten, Dämpfen, Schmoren, Schnitzel Braten, Fleisch Braten,Geflügel Braten sowie Fisch Braten versteht und wie man es macht - ergänzt durch anschauliche Fotos. Offensichtlich richtet sich dieses Buch ganz besonders an Kochanfänger.
Die vorgestellten Rezepte wurden unterteilt in die Kapitel Gurke, Apfel, Kartoffel, Spinat, Brot, Möhre, Tomate, Milchprodukte, Kohl, Ei, Hülsenfrüchte und Süßes. Jedes Kapitel beginnt mit einer Übersicht, mit welchen Zutaten sich die Kapitelzutat kombinieren lässt.
Die Rezepte sind allesamt gut erklärt, leicht nachzuarbeiten, auch von ungeübten Kochanfängern. Unter den Rezepten finden sich viele altbekannte und erprobte Klassiker, bei denen eine Zutat zugefügt oder ausgetauscht wurde, beispielsweise werden beim Labskaus Wachteleier statt Hühnereier für die beiliegenden Spiegeleier genutzt, oder ein Frischkäse-Schokoladenkuchen mit Butterkekskrümelboden obenauf mit Pinienkernen dekoriert. Es finden sich beipielsweise Rezepte für Hackfleichbällchen mit Wirsing und Zimtpflaumen, geschmortes Hähnchen mit Rotkohl und Trauben, souffliertes Ei auf Kürbispüree, Bohneneintopf mit Mettwurst und Birnen, warme Kartoffelsuppe mit Petersilie und einem Löffel Forellenkaviar als Topping oder in Pfannekuchenteig ausgebackene Apfelscheiben. Manchmal sind die Zusammensetzungen nicht gänzlich neu, sondern interpretiert, wenn statt der bekannten Spätzle-Sauerkraut-Pfanne nun Sauerkraut-Tortellonis zubereitet werden oder diegebackene Banane nicht nur mit der üblichen Schokolade, sondern darüber hinaus mit Marshmallows und Erdnüssen gespickt wird. Die Rezepte enthalten manchmal zudem weitere Tipps zur Verarbeitung; einmal direkt auch als Rezept: Den Gurken-Apfel-Bananen-Smoothie kann auch einfrieren und hat dann ein Eis, wahlweise als Stiel- oder als Kratzeis.
Das Buch wurde schön gestaltet, auch durch die professionellen Rezeptfotos. Allerdings finde ich das Buchformat etwas zu groß, denn aufgeklappt nimmt das Buch einen stolzen Platz auf der Küchenarbeitsfläche ein.
Ich muss erwähnen, dass ich seit vielen Jahren nahezu täglich selber koche, manchmal auch direkt für zwei Tage, beispielsweise bei Eintöpfen oder Aufläufen. Ich benutze keine Fix Produkte oder Fertigessen und finde in diesem Buch nicht wirklich Aufregendes oder Neues für mich. Wer es gewohnt ist, selber zu kochen, stellt sich dabei schon längst die Fragen: Was muß weg oder welchen Rest haben wir noch im Kühlschrank oder Vorrat und kocht selten stur nach Rezept. Das entwickelt man zwangsläufig und automatisch, genauso, wie jeder diese einmal gekochten Resteessen kennt, die man in dieser Zusammensetzung auch kein zweites Mal hinbekommt. An diese Leute wird sich dieses Buch aber nicht richten, sondern an Kochanfänger, denen es an Routine fehlt und, die etwas mehr Mut und Inspiration brauchen um mal eine ungewohnte Zutat zuzufügen; besonders, wenn man selbst Klassiker noch nie gekocht hat, sind die Rezepte gelingsicher und hilfreich.
Ich hatte andere Erwartungen an das Buch, das ich für absolute Kochanfänger durchaus empfehlen würde.