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Veröffentlicht am 30.03.2020

"Leichte Böden" - harter Tobak, das Altwerden ganz ohne Beschönigung.

Leichte Böden
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"Leichte Böden" von David Fuchs ist als Hardcover mit 208 Seiten im Februar 2020 beim Haymon Verlag erschienen.

Daniel hat ein Sabbatical-Jahr und will als Erstes seine Tante Klara besuchen, die er seit ...

"Leichte Böden" von David Fuchs ist als Hardcover mit 208 Seiten im Februar 2020 beim Haymon Verlag erschienen.

Daniel hat ein Sabbatical-Jahr und will als Erstes seine Tante Klara besuchen, die er seit Jahren nicht gesehen hat - in erster Linie allerdings, um seinen Porsche zu holen, der dort in der Garage steht, und irgendwo hinzufahren, wo es warm und schön ist.

Bei Klara und ihrem Mann Alfred, bei denen seit dem Tod seiner Frau auch der schwerkranke Heinz lebt, hat sich seit Jahren nichts verändert. Das Haus, der Kompost, der Schweinestall, alles wie früher. Wäre da nicht die Staubschicht auf dem Fussboden, der altbackene Geruch und nicht zuletzt die körperliche Konstitution der alten Herrschaften...

Daniel trifft hier ebenfalls wieder auf Maria, eine alte Schulfreundin, die Heinz´Tochter ist und nebenan wohnt.

So kommt Daniel sehr gelegen, um mit anzupacken, da Maria als Polzistin schwierige Arbeitszeiten hat und nicht immer da sein kann.

Klara meint , mit ihrem dementen Mann Alfred und dem im Rollstuhl sitzenden und nur über ein Tablet sprechenden Heinz, allein klarzukommen, aber auch ihr geht vieles nicht mehr so leicht von der Hand.

Und so bleibt der Porsche erstmal in der Garage - und überhaupt, wo ist eigentlich die Autobatterie?, und Daniel bleibt in der Alten-WG und versucht, die Dinge zu verbessern.

So ist der Alltag geprägt von vielen kleinen und mittleren Katastrophen, die Charaktere sind nicht sonderlich herzlich, aber absolut authentisch und pragmatisch detailliert ausgearbeitet.

Das Lesen geht gut von der Hand, der Schreibstil enthält oft amüsante Stellen, aber es wird hier nichts beschönigt und der Autor führt dem Leser deutlich vor Augen, dass das Altwerden mit ziemlichen Schwierigkeiten und Problemen einhergeht.

Maria trägt auch einiges mit sich herum, und Daniel ist neugierig, warum sie den Schweinestall nicht betritt...

Ein interessanter, für mich vom Genre her ganz neuer und auch unterhaltsamer Plot, der definitiv sehr sehr nachdenklich macht und mir sowohl ans Herz als auch an die Nieren gegangen ist!

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Veröffentlicht am 26.03.2020

"Subliminal" - die Menschheit an der Grenze zum Wahnsinn?

Subliminal. Das Experiment
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"Subliminal" von Thorsten-Oliver Rehm ist als Hardcover mit 472 Seiten im Dezember 2019 beim Ruhland Verlag erschienen.

Das Cover finde ich tatsächlich nicht so sehr gelungen, und der Titel ist etwas ...

"Subliminal" von Thorsten-Oliver Rehm ist als Hardcover mit 472 Seiten im Dezember 2019 beim Ruhland Verlag erschienen.

Das Cover finde ich tatsächlich nicht so sehr gelungen, und der Titel ist etwas speziell - hier müssen vermutlich die meisten potentiellen Leser erstmal recherchieren, was genau subliminal eigentlich bedeutet... -> hier die Definition von wikipedia: Subliminal (lat. sub: "unter" und limen: „Schwelle“, deutsch: unterschwellig; Ggt.: supraliminal, deutsch: überschwellig) ist ein Begriff aus der Psychologie. Er bezeichnet die unterschwellige Darbietung bzw. Wahrnehmung von Reizen. <-

Ich hätte das Buch in der Buchhanlung eher nicht in die Hand genommen, um es mir näher anzusehen. Ich bin eher zufällig darauf gestossen ...zum Glück, denn es ist sehr spannend, informativ und vor allem erschreckend!

Der Schreibstil von Thorsten-Oliver Rehm ist flüssig und prägnant, die Neugier wird geweckt und die Spannung permanent aufrechterhalten. Es gibt auch sehr actionreiche Szenen, besonders im letzten Viertel des Buches. Dennoch ist die Lektüre nichts für "nebenbei", das Lesen erfordert durchaus Konzentration, da sehr viele Protagonisten dabei sind, die Verknüpfungen zwischen ihnen treten erst im Verlauf der Handlung zutage und auch die Thematik an sich ist nicht alltäglich und daher unvertraut.

Man kann das Buch aber durchaus mal aus der Hand legen wenn erforderlich, denn die Sequenzen sind kurz und wechseln ständig, oft mit spannenden Cliffhangern, zwischen den einzelnen Charakteren und Schauplätzen.

Natascha da Silva, Journalistin und alleinerziehende Mutter, braucht eine besondere Story, um sich ihren Job zu sichern, der in Gefahr ist. Sie beginnt, zum Thema Häufung extremer Gewalt im Alltag zu recherchieren und stösst dabei zunächst auf viele verstörende Vorfälle (Zeichen der Zeit) . Menschen werden plötzlich agressiv und reizbar, andere lassen alles stehen und liegen und verreisen auf unbestimmte Zeit... Natascha will über die Verrohung der Gesellschaft schreiben - ein brisantes und hochaktuelles Thema. Sie interviewt Experten, z.B. Professor Stenzel, einen Experten zum Thema Empathie, Prof. Dannowitz, eine Spezialistin in Sachen Biochemie usw.

Natascha hat hier in ein Wespennest gestochen, man ist sich bald nicht mehr sicher, wer auf der "guten" Seite steht, was real ist und inwieweit wer wem trauen kann...

EIn guter Teil der Handlung findet am Meeresboden statt, es gibt ein Experiment in sogenannten Unterwasser-Habitaten und es wird etwas sehr wichtiges gesucht...

Mehr ins Detail zu gehen würde definitiv spoilern, aber vielleicht hat meine Rezension Euch ja soweit neugierig gemacht, dass ihr "Subliminal" auch lesen werdet - es loht sich!

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Veröffentlicht am 10.03.2020

Inspektor Paul Stainer ermittelt - großartiger Auftakt einer neuen historischen Krimiserie

Der rote Judas
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"Der rote Judas" von Thomas Ziebula ist als Hardcover mit 480 Seiten im Januar 2020 beim Rohwolt Wunderlich-Verlag erschienen.

Es handelt sich um einen historischen Kriminalroman, der in Leipzig im Jahr ...

"Der rote Judas" von Thomas Ziebula ist als Hardcover mit 480 Seiten im Januar 2020 beim Rohwolt Wunderlich-Verlag erschienen.

Es handelt sich um einen historischen Kriminalroman, der in Leipzig im Jahr 1920 spielt und ist der Auftakt einer Krimi-Serie um den Kriminalinspektor Paul Stainer.

Stainer kehrt 1920 aus der Kriegsgefangenschaft in seine Heimatstadt Leipzig zurück. Er ist in keiner guten Verfassung, hat eine Amnesie , schwere seelische Schäden lasten auf ihm und er hat schlohweißes Haar bekommen.

Seine Frau Edith begrüßt ihn kühl und abweisend, und schnell wird klar, warum: sein Nachfolger wohnt bereits in der ehelichen Wohnung, denn Edith hatte nicht mehr mit seiner Rückkehr gerechnet.

Glücklicherweise gelingt es Paul Stainer, seinen Job bei der Polizei zurückzubekommen, und als er sein neues Vorstellungsgespräch in der Wächterburg hat, wird er sogar zum Inspektor befördert.

Schnell bekommt er seinen ersten Fall, in einer Villa im Stadtteil Gohlis werden mehrere Personen erschossen.

Zusammen mit seinen Kollegen macht sich Stainer an die Arbeit . Seine Amnesie wird von Tag zu Tag geringer, er erkennt die meisten Personen wieder und kann den Rest gut überspielen.

Der ganz neue im Team, der Anwärter Junghans hat einen guten Spürsinn und erweist sich als cleverer und absolut loyaler Kollege.

Das Buch hat ein sehr gelungenes Cover, welches perfekt zur Zeit nach dem ersten Weltkrieg passt.

Thomas Ziebula hat hier einen absolut spannenden und vor allem bestens recherchierten Kriminalroman geschrieben. Der Schreibstil ist flüssig, prägnant und detailliert.

Die Protagonisten sind brillant ausgearbeitet, es gibt zwei wirklich tragische Figuren in der Geschichte, um die es äußerst dramatisch wird und wegen deren Schicksal ich nägelkauend mitgefiebert habe…aber auch alle anderen Charaktere werden vor dem Auge des Lesers sehr lebendig.

Es gibt sowohl politische wie auch persönliche Sympathien und Abneigungen und man kann sehr gut nachvollziehen, wie gegensätzlich diese Zeit gewesen ist – die goldenen 20er mit den Nachkriegswehen und den Heimkehrern, den Aufstrebenden und den Vergnügungssüchtigen…

Mein Fazit: Hervorragender Auftakt einer neuen historischen Krimireihe, unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 09.03.2020

Ein ganz besonderer Reisebericht mit tollen Bildern

Volles Glück voraus
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"Volles Glück voraus" von Joshi Nichell ist im Januar 2020 als Hardcover mit 336 Seiten beim adeo Verlag erschienen.

Joshi will nach dem Abitur nach Feuerland reisen - und zwar nicht auf die konventionelle ...

"Volles Glück voraus" von Joshi Nichell ist im Januar 2020 als Hardcover mit 336 Seiten beim adeo Verlag erschienen.

Joshi will nach dem Abitur nach Feuerland reisen - und zwar nicht auf die konventionelle Art mit dem Flugzeug, sondern hauptsächlich per Schiff möchte er dorthin trampen.

Den ersten Abschnitt seiner Reise macht er zusammen mit Anna, auf den Kanaren gehen die beiden dann getrennte Wege und es ist trotz Einfallsreichtum und großem Engagement gar nicht einfach , ein Boot zu finden, mit dem Joshi den Atlantik überqueren kann.

Joshi erlebt wahnsinnig viel und macht ganz viele tolle Erfahrungen, manchmal erleidet er auch Rückschläge und ist frustriert oder etwas demotiviert. Sein Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, man hat oft fast das Gefühl, selbst dabeigewesen zu sein, und die Fotos laden zum Träumen ein.

Besonders faszinierend finde ich, dass Joshi immer auf sein Bauchgefühl hört und absolut vertrauensvoll auf fremde Menschen und Situationen zugeht. Das ist ein bißchen wie bei ganz kleinen Kindern, es gibt sicherlich nicht viele Erwachsene, die sich diese tollen Eigenschaften bewahrt haben.

Besonders in Peru war dies beeindruckend, da Joshi sich dort nicht wohlfühlte und daher auch schnell weiterzog.

Das Lesen hat mir viel Freude gemacht, ich kann die Lektüre guten Gewissens weiterempfehlen :)

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Veröffentlicht am 27.02.2020

Der Kampf um Niemandsstadt - Magie vs. Technik - fesselnd und fantasievoll!

Niemandsstadt
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"Niemandsstadt" von Tobias Goldfarb ist als Hardcover mit 368 Seiten im Februar 2020 bei Thienemann erschienen.

Es ist ein Roman voller Fantasie und Magie, Freundschaft und Mut, empfohlen für Leser ab ...

"Niemandsstadt" von Tobias Goldfarb ist als Hardcover mit 368 Seiten im Februar 2020 bei Thienemann erschienen.

Es ist ein Roman voller Fantasie und Magie, Freundschaft und Mut, empfohlen für Leser ab 13 Jahren.

Josefine wird in ihrer Klasse oft gehänselt, man nennt sie Josef, weil sie etwas jungenhaft aussieht und sie hat keine Freunde. Dafür hat sie eine besondere Fähigkeit, von der niemand etwas ahnt: durch ihre Tagträume kann sie sich nach Niemandsstadt begeben, dort gibt es Elfen, Kobolde und Drachen, drei Sonnen am Himmel und die Gebäude verändern sich und ihren Standort nach Lust und Laune.

Dann ist da noch Elisabeth, genannt Eli, die eine ganz große Nummer bei Magyck, dem angesagten SocialMedia-Kanal ist...aber das ist nur "Persona", in Wirklichkeit ist sie ein Nerd, wird eine sehr gute und ganz wichtige Freundin für Josefine und später noch viel viel mehr...

Der Schreibstil von Tobias Goldfarb ist außergewöhnlich, die Kombination aus Technik und Magie, Literaturklassikern und Märchen etwas ganz Besonderes.

Es gab für mich eine kurze Phase, in der ich es etwas langatmig fand, und anfangs musste ich mich etwas anstrengen, um hineinzufinden, aber dann war es fesseld, fantasievoll, wunerschön und vor allen Dingen mit einem aufregenden Showdown, der alles gegeben hat!

Die beiden Hauptprotagonistinnen Josefine und Elisabeth haben mir sehr gut gefallen, besonders Elisabeth hat sich enorm weiterentwickelt und Freundschaft ist das Wichtigste für sie auf der Welt!

Auch die Geschwister Jai und James sind tolle Geschöpfe, die ganzen Einsatz zeigen.

Eine besondere Rolle hat immer mal wieder Borgesius, der Geschichtslehrer der beiden Mädchen - oder ist er doch mehr als er zu sein scheint?

Und dann ist da noch Istvan Korvusz, der Erfinder von Number One und Gründer von Magyck, der die Kontrolle über seine Träume verliert und das erst sehr spät merkt - da ist der Kampf um die Niemandsstadt und der Erhalt der Magie statt der Technik schon in vollem Gange!

Mein Fazit: Ein fantasievoller, fesselnder und sehr untypischer Roman, auf den man sich einlassen sollte! Eine ganz besondere Leseerfahrung :)

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