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Veröffentlicht am 10.03.2020

Eine großartige Überraschung - eine Geschichte über mutige Frauen in den Anfangsjahren der BBC

Radio Girls
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1926 ergatterte die junge Maisie Musgraves eine Anstellung als Sekretärin beim BBC. Bald nahm die emanzipierte Programmdirektorin Hilda Matheson sie unter ihre Fittiche.

Matheson revolutionierte das Radio ...

1926 ergatterte die junge Maisie Musgraves eine Anstellung als Sekretärin beim BBC. Bald nahm die emanzipierte Programmdirektorin Hilda Matheson sie unter ihre Fittiche.

Matheson revolutionierte das Radio und führte verschiedene Sendungen ein, in denen die Hörer über kontroverse politische und wirtschaftliche Themen informiert wurden.

Das Radio war jedoch noch jung und stieß in der Bevölkerung auch auf Skepsis:
"Warum in aller Welt sollte irgendjemand körperlosen Stimmen zuhören wollen?"

Der Rundfunkrat erlaubte es anfänglich nicht, dass Nachrichten im Radio gesendet wurden, denn die Zeitungen bangten um ihre Monopolstellung.

Reith, der General Direktor, war sehr konservativ und achtete stets darauf, dass der Anstand nicht verletzt wurde. Beiträge von Mitgliedern der bekannten Bloomsbury-Gruppe, wie Virginia Woolf, H.G. Wells und Vita Sackville-West, fanden nicht immer seine Billigung.

Presse bedeutete Macht. Eine faschistische Gruppierung kaufte Ende der 20er eine britische Zeitung auf und plante die Infiltration der BBC. Es störte sie, dass so viele Frauen bei dem Sender arbeiteten und Themen der Labour-Partei angesprochen wurden.

Die Geschichte Maisies spielt vor diesem Hintergrund. Neben kleinen Liebschaften, am Rande der Handlung, erzählt der Roman von Masies Arbeitsalltag, dem Kampf um das Frauenwahlrecht und dem gesellschaftlichen Leben mit den aufbrechenden Standesunterschieden Ende der 20er. Auch auf die politische Situation in Deutschland wurde eingegangen.

Es war spannend zu lesen, welch antiquiertes Frauenbild es damals noch gab. Eine "gute" Frau war nicht ehrgeizig.
Nach dem Krieg wollten viele junge, alleinstehende Frauen Sekretärin werden. Das Ideal war jedoch immer noch, einen Ehemann zu finden. Und nach ihrer Heirat durften sie üblicherweise nicht weiterarbeiten.

Etwas störend fand ich, dass Maisie am Anfang sehr verschüchtert war und sich ständig um ihr Aussehen sorgte. Ich dachte daher erst, dass das Buch in Richtung Chick-Lit gehen würde. Masie fing sich jedoch sehr schnell und wurde selbstbewusster und ehrgeiziger. Das Buch legte in der zweiten Hälfte an Spannung zu.

Ich hätte mir etwas mehr Informationen über die geschichtlichen Hintergründe gewünscht. Matheson, Musgraves und Reith haben tatsächlich gelebt. Ob die Handlung sich so zugetragen hat, wie im Buch beschrieben, konnte ich jedoch nicht feststellen.

Eine interessante Geschichte über mutige Frauen und die Anfänge des Radios, über Pressefreiheit und Demokratie und das Leben in London Ende der 20er.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.02.2020

Wir erzählen uns Geschichten, um uns zu trösten. Doch genau diese Geschichten halten uns auch gefangen.

Ein wenig Glaube
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Lyle Hovde und seine Frau Peg leben auf dem Land in Minnesota.
In dem Roman begleiten wir den stoischen Mann, der seit seiner Rente auf einer Apfelfarm arbeitet, durch die Jahreszeiten und erfahren wie ...

Lyle Hovde und seine Frau Peg leben auf dem Land in Minnesota.
In dem Roman begleiten wir den stoischen Mann, der seit seiner Rente auf einer Apfelfarm arbeitet, durch die Jahreszeiten und erfahren wie er Vater von Shiloh wurde und welches tragische Ereignis seinen Glauben zerstört hat.

»Entweder es gibt keinen Gott, oder Gott ist grausam. Und an einen so grausamen Gott zu glauben, das brachte er nicht über sich.«

Shiloh und ihr Sohn Isaac leben bei Lyle und Peg, wollen aber bald zu dem charismatischen Pastor Steven in die Stadt ziehen. Hilflos muss Lyle mit ansehen, wie seine Tochter ihm - auf Drängen des Pastors - seinen Enkel immer weiter entzieht.

»Das gehört zum Elternsein; dass man sein Kind mehr liebt, als es einen jemals zurücklieben wird.«

Sehr gut gefallen haben mir die Fragen, die zum Glauben gestellt werden.
Hoot, der langjährige Freund Lyles, ist schwer krank und denkt über sein Leben nach. Und Isaac, Lyles Enkel, stellt ebenfalls Fragen zu Gott.

»Opa, wo ist der Himmel?«

Fazit
Das Buch erinnerte mich von der Erzählweise und den sympathischen, skurrilen Figuren an die Romane von Annie Proulx. Es war sehr schön von der Verbundenheit der Menschen zum Land und ihrer Gemeinschaft zu lesen.
Leider konnte mich die Geschichte jedoch nicht gänzlich fesseln, auch wenn es noch zu einer sehr dramatischen Situation kam. Die Entwicklung des Kernplots war recht absehbar.

Ein sehr ruhig erzähltes Buch über das Leben auf dem Land. Es geht um Freundschaft und Familienbande, Schicksalsschläge, Zweifel und Glauben.

Wer sich für das Thema Beten zur Heilung interessiert, dem empfehle ich “When the Body Says No” von Gabor Mate. Der Mediziner schreibt darin über den Einfluss von Emotionen auf Krankheiten.
Außerdem empfehle ich “Die Seele will frei sein” von Michael A.Singer, wenn man Interesse daran hat, die Geschichten von Göttern hinter sich zu lassen.
Und wer “Schiffsmeldungen” von Annie Proulx noch nicht kennt, sollte den Roman unbedingt lesen.

Veröffentlicht am 27.02.2020

Wir erzählen uns Geschichten, um uns zu trösten. Doch genau diese Geschichten halten uns auch gefangen.

Ein wenig Glaube
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Lyle Hovde und seine Frau Peg leben auf dem Land in Minnesota.
In dem Roman begleiten wir den stoischen Mann, der seit seiner Rente auf einer Apfelfarm arbeitet, durch die Jahreszeiten und erfahren wie ...

Lyle Hovde und seine Frau Peg leben auf dem Land in Minnesota.
In dem Roman begleiten wir den stoischen Mann, der seit seiner Rente auf einer Apfelfarm arbeitet, durch die Jahreszeiten und erfahren wie er Vater von Shiloh wurde und welches tragische Ereignis seinen Glauben zerstört hat.

»Entweder es gibt keinen Gott, oder Gott ist grausam. Und an einen so grausamen Gott zu glauben, das brachte er nicht über sich.«

Shiloh und ihr Sohn Isaac leben bei Lyle und Peg, wollen aber bald zu dem charismatischen Pastor Steven in die Stadt ziehen. Hilflos muss Lyle mit ansehen, wie seine Tochter ihm - auf Drängen des Pastors - seinen Enkel immer weiter entzieht.

»Das gehört zum Elternsein; dass man sein Kind mehr liebt, als es einen jemals zurücklieben wird.«

Sehr gut gefallen haben mir die Fragen, die zum Glauben gestellt werden.
Hoot, der langjährige Freund Lyles, ist schwer krank und denkt über sein Leben nach. Und Isaac, Lyles Enkel, stellt ebenfalls Fragen zu Gott.

»Opa, wo ist der Himmel?«

Fazit
Das Buch erinnerte mich von der Erzählweise und den sympathischen, skurrilen Figuren an die Romane von Annie Proulx. Es war sehr schön von der Verbundenheit der Menschen zum Land und ihrer Gemeinschaft zu lesen.
Leider konnte mich die Geschichte jedoch nicht gänzlich fesseln, auch wenn es noch zu einer sehr dramatischen Situation kam. Die Entwicklung des Kernplots war recht absehbar.

Ein sehr ruhig erzähltes Buch über das Leben auf dem Land. Es geht um Freundschaft und Familienbande, Schicksalsschläge, Zweifel und Glauben.

Wer sich für das Thema Beten zur Heilung interessiert, dem empfehle ich “When the Body Says No” von Gabor Mate. Der Mediziner schreibt darin über den Einfluss von Emotionen auf Krankheiten.
Außerdem empfehle ich “Die Seele will frei sein” von Michael A.Singer, wenn man Interesse daran hat, die Geschichten von Göttern hinter sich zu lassen.
Und wer “Schiffsmeldungen” von Annie Proulx noch nicht kennt, sollte den Roman unbedingt lesen.

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Veröffentlicht am 22.02.2020

Ein ausführlicher Überblick über den Aufstieg und Fall verschiedener Diktatoren

Diktator werden
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Ich habe mich immer gefragt, wie ich gehandelt hätte, hätte ich in Hitler-Deutschland gelebt. Hätte ich überhaupt verstanden, was passiert? Hätte ich begeistert mitgemacht?

Vom Titel “Diktator werden: ...

Ich habe mich immer gefragt, wie ich gehandelt hätte, hätte ich in Hitler-Deutschland gelebt. Hätte ich überhaupt verstanden, was passiert? Hätte ich begeistert mitgemacht?

Vom Titel “Diktator werden: Populismus, Personenkult und die Wege zur Macht” habe ich erwartet, zu erfahren, welche psychologischen Mechanismen hinter den Strategien wirken.

Der Autor beschreibt den Werdegang von Mussolini, Hitler, Stalin, Mao, Kim Il-sung, Ceausescu, Mengistu (Äthiopien) und Duvalier (Haiti).

»Als Führer braucht man eine Doktrin. Ohne Doktrin kann man Menschen nicht leiten.« - Duvalier

Die Kapitel über Hitler und Stalin fand ich wenig ergiebig, da mir vieles schon bekannt war.
Besonders interessant fand ich jedoch das Kapitel über Mao, in dem beschrieben wird, dass es damals bereits ein soziales Bewertungssystem gab, nach dem Vergünstigungen zugeteilt wurden.
Der Personenkult und die Propaganda mancher ging soweit, dass es durch die Produktion des Kleinen Roten Buches, von Standbildern und Ansteckern zu Engpässen bei Plastik und Aluminium kam und Plastikschuhe und Kochtöpfe rar wurden.

Das Buch ist sehr sachlich geschrieben und mit vielen Zahlen gespickt. Die Lektüre war daher etwas mühsam.

Dikötter verweist im Klappentext auf die Gegenwart und Politiker unserer Zeit. Daher hätte ich eine Zusammenfassung der Mechanismen und Maßnahmen wünschenswert gefunden. Auch weil für mich noch viele Fragen offen geblieben sind:

War die Bevölkerung vom Personenkult so beeindruckbar, da sie an einen Kaiser, an einen König gewöhnt waren? War ihnen die Demokratie noch zu ungewohnt?
Was hat sie für die Propaganda empfänglich gemacht?
Wie kam es, dass Polizisten Menschen für lächerlich geringe Vergehen verhafteten und das nicht in Frage stellten?
Wie konnten die Diktatoren einen gottgleichen Status erhalten? Lag das an einer abergläubischen, wenig gebildete Bevölkerung?
Wieso war es nicht verdächtig, die Führer nicht infrage stellen zu dürfen?

Aus dem Buch nehme ich mit, dass Angst ein wichtiger Mechanismus war sowie die Kontrolle über die Presse und die Polizei entscheidend waren.

Fazit
Eine detaillierte Zusammenfassung über die Herrschaft verschiedener Diktatoren.
Der Anhang mit Fußnoten und Register macht etwa ein Drittel des Buches aus.

Ich hätte mir darüber hinaus eine detailliertere Gliederung sowie eine Analyse und Auflistung der Strategien, der Stimmung und Vorbildung der Bevölkerung gewünscht.

Wer mehr über das Leben unter Stalin erfahren möchten, dem empfehle ich den biografischen Roman “Metropol” von Eugen Ruge. Der Autor schreibt über Mitläufer, Enttäuschte und Profiteure.

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Veröffentlicht am 22.02.2020

Ein ausführlicher Überblick über den Aufstieg und Fall verschiedener Diktatoren

Diktator werden
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Ich habe mich immer gefragt, wie ich gehandelt hätte, hätte ich in Hitler-Deutschland gelebt. Hätte ich überhaupt verstanden, was passiert? Hätte ich begeistert mitgemacht?

Vom Titel “Diktator werden: ...

Ich habe mich immer gefragt, wie ich gehandelt hätte, hätte ich in Hitler-Deutschland gelebt. Hätte ich überhaupt verstanden, was passiert? Hätte ich begeistert mitgemacht?

Vom Titel “Diktator werden: Populismus, Personenkult und die Wege zur Macht” habe ich erwartet, zu erfahren, welche psychologischen Mechanismen hinter den Strategien wirken.

Der Autor beschreibt den Werdegang von Mussolini, Hitler, Stalin, Mao, Kim Il-sung, Ceausescu, Mengistu (Äthiopien) und Duvalier (Haiti).

»Als Führer braucht man eine Doktrin. Ohne Doktrin kann man Menschen nicht leiten.« - Duvalier

Die Kapitel über Hitler und Stalin fand ich wenig ergiebig, da mir vieles schon bekannt war.
Besonders interessant fand ich jedoch das Kapitel über Mao, in dem beschrieben wird, dass es damals bereits ein soziales Bewertungssystem gab, nach dem Vergünstigungen zugeteilt wurden.
Der Personenkult und die Propaganda mancher ging soweit, dass es durch die Produktion des Kleinen Roten Buches, von Standbildern und Ansteckern zu Engpässen bei Plastik und Aluminium kam und Plastikschuhe und Kochtöpfe rar wurden.

Das Buch ist sehr sachlich geschrieben und mit vielen Zahlen gespickt. Die Lektüre war daher etwas mühsam.

Dikötter verweist im Klappentext auf die Gegenwart und Politiker unserer Zeit. Daher hätte ich eine Zusammenfassung der Mechanismen und Maßnahmen wünschenswert gefunden. Auch weil für mich noch viele Fragen offen geblieben sind:

War die Bevölkerung vom Personenkult so beeindruckbar, da sie an einen Kaiser, an einen König gewöhnt waren? War ihnen die Demokratie noch zu ungewohnt?
Was hat sie für die Propaganda empfänglich gemacht?
Wie kam es, dass Polizisten Menschen für lächerlich geringe Vergehen verhafteten und das nicht in Frage stellten?
Wie konnten die Diktatoren einen gottgleichen Status erhalten? Lag das an einer abergläubischen, wenig gebildete Bevölkerung?
Wieso war es nicht verdächtig, die Führer nicht infrage stellen zu dürfen?

Aus dem Buch nehme ich mit, dass Angst ein wichtiger Mechanismus war sowie die Kontrolle über die Presse und die Polizei entscheidend waren.

Fazit
Eine detaillierte Zusammenfassung über die Herrschaft verschiedener Diktatoren.
Der Anhang mit Fußnoten und Register macht etwa ein Drittel des Buches aus.

Ich hätte mir darüber hinaus eine detailliertere Gliederung sowie eine Analyse und Auflistung der Strategien, der Stimmung und Vorbildung der Bevölkerung gewünscht.

Wer mehr über das Leben unter Stalin erfahren möchten, dem empfehle ich den biografischen Roman “Metropol” von Eugen Ruge. Der Autor schreibt über Mitläufer, Enttäuschte und Profiteure.

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