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Veröffentlicht am 20.10.2021

Absolutes Wohlfühlbuch mit spannender Thematik

When We Dream
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Der Einstieg in die Geschichte bereitete keinerlei Schwierigkeiten. Das Kennenlernen mit der Protagonistin Ella gestaltet sich als sehr angenehm und es fiel mir überhaupt nicht schwer, einen Draht zu ihr ...

Der Einstieg in die Geschichte bereitete keinerlei Schwierigkeiten. Das Kennenlernen mit der Protagonistin Ella gestaltet sich als sehr angenehm und es fiel mir überhaupt nicht schwer, einen Draht zu ihr zu finden. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und mich allgemein auch gut mit ihr identifizieren. Es bereitete mir sogar wirklich großen Spaß, an ihrer Seite durch die Geschichte zu rauschen. Ella ist für ihre 19 Jahre sehr erwachsen und reif, was sicher mit dem herben Verlust der Eltern zu tun hat. Aber egal wie schlimm es auch für Ella gewesen sein muss, Mutter und Vater zu verlieren; sie hat ihre Lebensfreude nicht verloren – oder im Laufe der Zeit wieder gefunden; man weiß es nicht. Jedenfalls fand ich besonders ihre Eigenheiten sehr sympathisch. So erkannte ich mich in einigen Situationen in ihr wieder und musste öfters mal kurz schmunzeln, wie herrlich bodenständig und alltäglich sie dargestelllt und ausgearbeitet wurde. Besonders ihre Liebe zu Disney-Filmen war herzallerliebst und spielte ihr bereits so gut wie alle Sympathiepunkte ein, die es zu sammeln gab. Doch auch in Bereich Handlung und Gedankengänge war ich in den meisten Fällen komplett bei ihr und konnte sie bedingungslos nachvollziehen. Sie wirkte einfach enorm echt und greifbar; wie eine Person aus dem echten Leben – eine Person, die ich mir wunderbar als Freundin vorstellen könnte. Eine richtige Entwicklung fand zwar nicht statt, war in meinen Augen aber auch überhaupt nicht nötig. Wohin hätte sie sich auch entwickeln sollen? Sie war von Anfang an herrlich unperfekt perfekt und ich hab sie wirklich schnell lieb gewonnen.
Wer mir aber noch eine Spur besser gefiel, war Jae-yong. Ich hatte etwas Angst davor, einen Kpop-Star zu begleiten, weil ich mit der Thematik einfach nichts anfangen kann. Doch Anne Pätzold hat ihm so gar keine Star-Allüren verpasst und noch weniger Abgehobenheit. Er zeigte zwar, dass er durchaus wusste, was er hatte, aber das auf absolut glaubhafter Ebene und sehr „auf dem Boden geblieben“. Er war also, trotz seines Status, sehr bodenständig und besaß eine Menge Humor, der mich komplett catchte und öfters mal zum Lachen brachte. Man muss aber auch sagen, dass sich die Autorin viele Gedanken gemacht hat und den Figuren ganz niedliche Eigenschaften verpasst hat. So wie Ella Disney liebte, hatte Jae eine Schwäche für Harry Potter – und jetzt erklär mir mal einer, wie man jemanden nicht mögen kann, der Harry Potter liebte? Ein Ding der Unmöglichkeit. Aber auch sonst überzeugte mich der Sänger auf ganzer Linie mit viel Liebenswürdigkeit, einem großen Herz, einiges an Tiefgang, Loyalität und einem doch sehr attraktiven Äußeren.
Die anderen Figuren, die mehr oder weniger nur Nebenrollen einnehmen, waren mehr als ausreichend gut ausgearbeitet. Jeder von ihnen hat eine eigene Geschichte zu erzählen und wird im Laufe der Zeit auch kurz behandelt, bevor wir wieder zu den Protagonisten switchen. Ich mochte durchweg alle und fand die Interaktionen untereinander total gelungen und einnehmend. Ella’s Schwestern zum Beispiel sind grundverschieden, aber trotzdem gleichermaßen authentisch und sehr harmonisch zusammen. Dass aber nicht immer auf Harmonie abgezielt wird, wird ebenfalls schnell klar. Hier fliegen auch mal die Fetzen und es wird niemals auch nur eine Sekunde langweilig mit Ella, Jae, Liv und Co. Was mir vielleicht ein wenig fehlte, war der Blickwinkel auf die Band. NXT war zwar immer wieder Thema, doch bis auf einen, lernen wir keinen anderen der Jungs näher kennen. Ich bin gespannt, ob das in Band 2 und/oder 3 noch passieren wird.

Der Klappentext klingt, wie schon erwähnt, nach keiner Revolution. Und deshalb bin ich auch eher vorsichtig an die Geschichte ran gegangen. Ein weiterer Faktor, warum ich nicht sofort beim Erscheinungstermin Feuer und Flamme war, war der Kpop-Einschlag. So leid es mir tut; aber ich kann damit einfach gar nichts anfangen. Kein Wunder also, dass ich erstmal Abstand hielt und abwarten wollte, was der Großteil der Community dazu sagt. Tja – was die sagen, dürfte spätestens beim Erscheinen dieser Rezension klar sein. Ich wagte den Vorstoß und versuchte mein Glück.
Die Idee, die sich schon nach kurzer Zeit heraus kristallisierte, überzeugte mich aber ziemlich schnell. Der Einstieg gelang mir problemlos und die eigentliche Handlung lässt nach dem kurzen Kennenlernen nicht lange auf sich warten. Es war spannend; auf eine ganz unterschwellige Art und gerade der Kpop-Aspekt machte es erst so richtig interessant. Ich fand es extrem neuartig und gewährte Einblicke in eine Welt, die mir zuvor komplett fremd war. Anne Pätzold hat sich ganz offensichtlich sehr viel Mühe damit gegeben, die Gegegebenheiten einer koreanischen Band darzustellen und das ist ihr meiner Meinung nach 100% perfekt geglückt. Aber auch außerhalb dieser Thematik überzeugte die Geschichte durch abwechslungsreiche Geschehnisse, emotionale Passagen und gute Unterhaltung. Lediglich im Mittelteil hätte ich mir vielleicht ein bisschen mehr gewünscht; denn der war ein klein wenig zu ruhig, für mein Empfinden. Trotzdem gab’s auch währenddessen immer was zu erleben und es werden andere Seiten beleuchtet wie zum Beispiel das Verhältnis der Schwestern, oder humorvolle Gespräche mit der besten Freundin. Dennoch fehlte mir eine Winzigkeit; etwas, das die Geschichte voranbringt.
Die Lovestory zwischen Ella und Jae war ebenso abwechslungsreich und vielfältig. Neben ganz klassischen Dates gibt es auch einige Chat-Passagen, die herrlich amüsant waren und vor Humor nur so strotzten. Langweilig wurde es also wirklich nie; nur eben etwas ruhiger. Immerhin fiebert man mit den Protagonisten mit; verfolgt ihre Liebesgeschichte ganz gespannt und durch die Intensität der Emotionen, spürt man das Kribbeln im Bauch beinah am eigenen Leib. Die beiden agierten so locker und ungezwungen miteinander; konnten lachen und Blödsinn machen; aber eben auch tiefe Gespräche führen und sich öffnen. Es ist einfach schön – nicht zuletzt auch weil die Atmosphäre während des Lesens sehr ergreifend und einnehmend ausfällt und man sich dem Sog, den Ella und Jae ausüben, nur schwer entziehen kann.
Und dann kam das Ende. Ein Ende, das es in sich hatte. Es war dramatisch, trubulent und mehr als nur überraschend. Ich hätte bis zuletzt nicht damit gerechnet, dass die Autorin diesen ersten Band so enden lassen würde und als sie es doch tat, war der Schock entsprechend ausgeprägt. Wie kann man nuuur? Der Cliffhanger ist unglaublich fies, zwingt einen regelrecht dazu, sofort nach Band 2 zu greifen und lässt den Leser so ziemlich sprachlos und verloren zurück. Wie geht’s jetzt weiter? Was passiert jetzt? Ella und Jae gehören einfach zusammen?! Gib mir sofort den Folgeband! Das sind nur ein paar wenige Gedanken, die ich nach dem Beenden hatte und selbst jetzt, nachdem einige Tage vergangen sind, hängen meine Gedanken noch immer abwechselnd in Chicago und Korea.

Der Schreibstil von Anne Pätzold bedarf nicht nicht mehr allzu vielen Worten. Sie schreibt sehr locker und leicht, trotzdem sehr einnehmend und intensiv. Sie erzeugt mit ihren Worten ganz unterschiedliche Atmosphären und beweist, dass sie die unterschiedlichsten Emotionen allesamt gleich stark transportieren kann. Ich hing, im übertragenden Sinne, regelrecht an ihren Lippen und tat mir schwer, mich aus dem Sog, den die Geschichte ausübt, zu befreien. Mir gefiel sowohl die Ausarbeitung der Figuren, als auch die des Settings und der einzelnen Szenen. Die Bildhaftigkeit der Story war durchweg da und ich konnte mir alles kinderleicht vor Augen führen.Dazu hat sie einen wirklich angenehm süßen Humor und hat sich ganz offensichtlich viele Gedanken darum gemacht, wie Charaktere und Geschichte allgemein, am besten rüberkommen und am eindringlichsten ergreifen und berühren. Es gibt, egal wie ich es drehe, und wende, nichts, was ich am Erzählstil kritisieren könnte. Ich war durch und durch begeistert, nicht zuletzt auch, weil sie trotz der recht ruhigen Storyline so viele interessante Elemente einbaute und dazu auch noch Tiefgang erzeugte, der beeindruckte. Wirklich ganz ganz ganz toll gemacht und ein phänomenal geschriebenes Debüt.



FAZIT:
„When we dream“ von Anne Pätzold ist ein durch und durch schöner, tiefgründiger Roman über eine Liebe, die nicht sein dürfte. Mittels eines sehr angenehmen, flüssigen Stils werden wir als Leser ins Geschehen eingebunden und können mit den überaus sympathischen wie liebenswerten Figuren problemlos mitfiebern und mitfühlen. Besonders gut gefiel mir, wie eingehend sich mit der Thematik Kpop beschäftigt wurde. Für mich war das eine vollkommen fremde Welt und darin einzutauchen war nicht nur interessant, sondern auch innovativ und spannend. Abwechslungsreiche und vielfältige Plots bereiten größten Spaß und können fast komplett über den „zu ruhigen“ Mittelteil hinwegtrösten. Und liebe Autorin – was ist das für ein fieser Schluss? Wer hätte gedacht, dass Cliffhanger in New Adult Romanen so schockierend ausfallen können? Bei mir hat das Prinzip jedenfalls funktioniert: ich hab sofort Band 2 bestellt.

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Eine ruhige, aber tief bewegende Geschichte

Über mir der Sturm
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Der Einstieg in diesen Roman war äußerst geschickt gewählt. Dadurch, dass wir Hanna in den letzten Zügen ihres alten Lebens kennenlernen und erfahren, wie ehrgeizig und leidenschaftlich sie an ihrer Lauf-Karriere ...

Der Einstieg in diesen Roman war äußerst geschickt gewählt. Dadurch, dass wir Hanna in den letzten Zügen ihres alten Lebens kennenlernen und erfahren, wie ehrgeizig und leidenschaftlich sie an ihrer Lauf-Karriere feilt, ist es umso grausamer, den Autounfall, der im Klappentext erwähnt wird, hautnah mitzuerleben. Es schmerzt, und öffnet einem auf sehr eindringliche Weise die Augen dafür, wie schnelllebig unser Dasein tatsächlich ist. Von jetzt auf gleich kann alles ein Ende finden und dies so klar und deutlich vorgeführt zu bekommen, animiert zum nachdenken und lässt einen mal kurz innehalten. Und es bleibt nicht bei dieser einen einnehmenden Szene. Das gesamte Werk lässt einen immer wieder aufhorchen, animiert dazu, Selbstreflektion auszuüben und jede einzelne Passage berührt auf eine sehr lebendige, authentische Art und Weise.
Die Thematiken, die die Autorin hier aufgreift, sind außergewöhnlich und mutig, bringen Potential mit und es wäre eine Untertreibung zu behaupten, sie wären „nur“ ausgeschöpft worden – hier wurde alles aus den Ereignissen herausgeholt und mit viel Gefühl auf Papier gebracht. Die Geschichte ist schwer, die Atmosphäre oft gedrückt, doch Sarah fängt die Emotionen der Protagonisten sehr geschickt ein und gibt sie mit viel Intensivität wieder. So fühlt man enorm mit Hanna und David mit und kann sich in die einzelnen Geschehnisse wunderbar hineindenken.
Obwohl es nach dem Autounfall etwas ruhiger wird, verliert die Storyline nichts an Geschwindigkeit und noch viel weniger an Emotionen. Das hier ist kein actiongeladenes Selbstfindungs-Abenteuer. Es ist eine Geschichte voller Höhen und Tiefen, voller Kummer, Schmerz und Leid – aber auch voller Hoffnung, Mut und schöner Momente. Das Drama, das hier stattfindet, unterscheidet sich so deutlich von anderen Jugendromanen: es ist viel weniger überzogen, dafür umso echter und realistischer. Es ist bodenständiger und trotzdem irgendwie viel dramatischer durch die herben Schicksalsschläge, die die Protagonisten verkraften müssen. Mitzuerleben, wie Hanna lernt, mit dem Handycap zurecht zu kommen wurde toll eingefangen, und die stetigen Rückschläge sind zwar, für mich, sehr bedrückend gewesen, aber sie zeigen auch auf, wie es im echten Leben abläuft. Da ist es genau so wenig ein stetiger Anstieg, sondern ein Auf und Ab. Immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich Tränen aus den Augenwinkel wischen musste – nur weil ich so sehr mit Hanna und David mitlitt und mitfühlte
Das Ende kam dann, doch recht abrupt. Während ich noch komplett von der Geschichte gefesselt war, endete es doch sehr plötzlich und fühlte mich, trotz des runden Epilogs, nicht so recht zufriedengestellt. Das mag auch der Tatsache geschuldet sein, dass ich beim eBook noch einige Prozent übrig hatte – oder dass ich dermaßen „in to it“ war, dass ich gar nicht merkte, wie schnell ich „im Ziel“ war; aber mir ging es am Ende irgendwie zu flott. Ich hätte gut gern nochmal ein paar Kapitel mehr über Hanna und David gelesen. Trotzdem gefiel mir der Schluss sehr gut. Es war harmonisch, keineswegs kitschig oder überzogen und in sich komplett stimmig.

Als noch stimmiger empfand ich die Protagonisten. Hanna ist eine so lebensfrohe, muntere, junge Frau gewesen, ehe sie durch den Unfall nicht nur ihr Bein, sondern beinah auch sich selbst verlor. Die Autorin hat die Charakterzüge der 19-jährigen wirklich toll eingefangen und sie als sehr glaubhafte Persönlichkeit dargestellt. Ihre Emotionen und Gedankengänge waren zwar manchmal sehr düster und drückend, aber eben auch auf ganzer Linie nachvollziehbar. Sich mit ihr zu identifizieren fiel mir unheimlich leicht, und das obwohl ich mir nicht mal im Ansatz vorstellen kann, so viel Kraft und Stärke zu haben, bei einem solchen Verlust. Aber eben gerade weil Hanna auch mal zweifelt und droht aufzugeben, war sie so authentisch und lebensecht. Ich bin mir nahezu sicher, dass man den Kampf nicht besser hätte darstellen können, als Sarah Nierwitzki es hier bei Hanna getan hat.
Aber weswegen ich einen besonders starken Draht zu der Protagonistin spürte, waren ihre Panikattacken. Manche wissen es bereits, für andere mag es neu sein, aber ich selbst bin auch stark davon betroffen. Und die Autorin hat die Minuten „davor“, die Empfindungen während und die Nachfolgen dieser Attacken derart genial ausgearbeitet und dargestellt, dass durchaus die Gefahr bestand, dass ich davon getriggert werden konnte – wurde ich allerdings nicht; im Gegenteil. Hanna gab mir Kraft, ermunterte mich mutiger zu sein und brachte mir so manch neues bei. Hanna’s Mantra wurde zu meinem Mantra und deshalb werd ich dieser fiktiven Figur auf ewig dankbar sein und sie für immer tief im Herzen tragen. Danke Hanna! Danke dass du mir gezeigt hast, dass nicht alles schlecht ist, wenn man mal einen miesen Tag hat. Danke dass du mir gezeigt hast, dass es noch mehr „von uns“ gibt und danke, dass du so viel Mut und Kampfgeist bewiesen hast, dass ich es dir gleichtun möchte.
Doch genug von Hanna geschwärmt – auch David war eine ganz wundervolle Figur, die meinen tiefsten Respekt verdiente. Trotz Handycap schien er so lockerleicht durchs Leben zu gehen. Dabei lag von Anfang an die Vermutung nahe, dass diese Lockerheit nicht über Nacht kam – er musste sie sich erarbeiten und manchmal schien der Schein auch zu trügen. Auch er musste bereits einiges hinnehmen und verkraften, und ihn trotz all dem so zu ehen war einfach wunderschön. David war mir, vom ersten Moment an sympathisch, doch erst als er durch seine Geschichte Tiefgang bekam, schloss ich ihn so richtig ins Herz. Ich bewunderte ihn während der gesamten Handlung und konnte mich auch nicht dagegen wehren, Hanna’s Gefühle für ihn nachzuempfinden. David ist ein Segen, für Hanna – aber auch für diesen Roman und er tat so vieles unbewusst, oder so viele Kleinigkeiten, die mich manchmal sogar zu Tränen rührten.
Die Randfiguren sagten mir hier ebenfalls extrem zu! Manche von ihnen waren sofort sympathisch, andere brauchten Zeit, um aufzutauen. Manche waren von Anfang an Idioten, andere entwickelten sich dazu. Und jeder einzelne war einzigartig in seiner Person. Vom fürsorglichen Vater über die herzlose Mutter bishin zum feindseligen Konkurrent – die Autorin hat von allem ein bisschen eingebracht und die Geschichte so noch lebendiger und vielfältiger werden lassen.

Diie Art und Weise, wie Sarah diese Geschichte erzählt lässt sich wohl am besten mit „ruhig“ beschreiben. Obwohl der Autounfall sehr explosiv und rasant dargestellt wurde, überwiegt doch eher die Gediegenheit. Doch eben jene Ruhe ist es auch, die die Emotionen umso mehr an die Oberfläche spülen. Sarah Nierwitzki findet hier exakt die richtigen Worte, um die einzelnen Szenen möglichst eingehend, bildhaft und gefühlsmäßig packend darzustellen. Ich kam, trotz oder gerade wegen der eher „leisen“ Erzählweise sehr zügig und flüssig voran und auch am Verständnis scheiterte es nicht. Die Autorin hat einen ganz wunderbaren, berührenden und lebendigen Schreibstil, der einfach mitreißt und überzeugt.
Besonders positiv fiel in diesem Buch auch die Perspektive ins Gewicht. So gibt es immer wieder lobende Worte für mehrere Perspektiven, doch hier empfand ich die eine als völlig ausreichend und absolut passend für die Geschichte. So blieben gewisse Geheimnisse auch für den Leser eine zeitlang ungeaufgedeckt, was die Spannung schlicht nochmal etwas nach oben trieb. David’s Vergangenheit erfahren wir so erst dann, wenn er bereit dazu ist, sie uns und Hanna zu erzählen und das war in meinen Augen ein echter Gewinn für die Authensität und die Lebendigkeit innerhalb des Buches.

FAZIT:
„Über mir der Sturm“ von Sarah Nierwitzki ist eine sehr berührende, authentische Geschichte über zwei Menschen, die vom Schicksal hart getroffen wurden und trotzdem nicht aufgeben, egal wie dunkel die Wolken am Himmel auch mal sein mögen. Hanna und David sind unheimlich sympathisch und echt, sehr greifbar und wirken dauerhaft wie aus dem realen Leben entsprungen. Die Autorin hat es geschafft, diesen Roman so unglaublich emotional und ergreifend zu erzählen, dass man sich als Leser nur schwer gegen die Tränen wehren kann. Aber neben all dem Kummer und dem Leid gibt es auch einzigartig schöne Momente, die einfach ans Herz gehen. Fürs absolute Highlight hat mir, vor allem in Hinblick auf den Schluss, noch eine Brise Wow-Effekt gefehlt, doch alles in allem bin ich mir sicher, dass ich alles, was Sarah noch auf den Markt bringt, lesen werde. Großartig und absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 19.11.2020

Spannend, thematisch super interessant und ein wahrer Pageturner

Die Patientin
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Schon der Einstieg ist wieder sehr interessant und ereignisreich. Wir treffen schon während den ersten Seiten auf den blinden Nathaniel, und lernen zeitgleich auch Silas, den Sohn des Opfers aus dem ersten ...

Schon der Einstieg ist wieder sehr interessant und ereignisreich. Wir treffen schon während den ersten Seiten auf den blinden Nathaniel, und lernen zeitgleich auch Silas, den Sohn des Opfers aus dem ersten Band kennen. Doch die Spannung lässt, ganz wie wir es von der Autorin bereits kennen, nicht lange auf sich warten. Sie nimmt gleich mehrere Fäden in die Hand und lässt so mehrere Erzähl-Stränge entstehen, die sich alle mit unterschiedlichen Begebenheiten befassen. Während Milla Nova erste Interviews mit scheinbar völlig verrückten „Spezialisten“ führt, geht bei der Polizei, besser gesagt bei Sandro Bandini ein Anruf bezüglich eines Leichenfunds ein. Beide gehen also sehr lange erst einmal ihren eigenen Weg, machen sich Gedanken, ermitteln, recherchieren und versuchen an immer mehr und mehr Informationen zu kommen um ans Ziel zu gelangen. Es ist kein Geheimnis, dass Journalisten und Polizisten nicht unbedingt häufig oder gern zusammenarbeiten und so entsteht eben eine gehörige Spannung innerhalb der Handlung. Fragen, die sich entweder Milla oder Sandro stellt, könnte der jeweils andere längst beantworten, doch da die beiden grundsätzlich nur im Notfall miteinander über ihre aktuellen Fälle sprechen; weiß man als Leser oft bereits mehr, als die Protagonisten selbst. Das Tempo innerhalb der Geschichte ist durchweg sehr zügig, teilweise richtig rasant und man bekommt zu keiner Sekunde den Eindruck, die Handlung würde auf der Stelle tappen. Im Gegenteil – ein Plot jagt den nächsten; man kann sich wunderbar Gedanken machen und selbst ermitteln und wird dank unzähliger Hinweise selbst immer wieder aufs Glatteis geführt. Jedes Mal, wenn man meint, etwas verstanden zu haben, verschieben sich die Puzzleteile wieder und schleudern einen an den Anfang zurück. Christine Brand beherrscht es meisterhaft, vielschichtige Ebenen zu schaffen und den Leser bei Laune zu halten. Die Ermittlungen der Polizei sind ebenso spannend wie die Wege, die eine Journalistin geht auf der Suche nach Antworten und beides ergänzt sich in diesem Krimi nahezu perfekt.
Erst sehr spät zeigen sich erste Berührungspunkte und die Stränge laufen so langsam aber sicher zusammen. Das Ende rückt spürbar näher und damit auch das große, actiongeladene Finale. Die Ereignisse überschlagen sich noch einmal und alles, wirklich alles, was man zuvor für bare Münze gehalten hat, wird nochmal komplett umgekrempelt und eine Überraschung jagt die nächste. Mag sein, dass die ein oder andere Auflösung dabei vielleicht nicht ganz so unerwartet kam; doch die Darstellung eben jener überzeugt dann doch. Die Autorin hat wirklich alles aus der Geschichte herausgeholt. Außerdem hat sie sich ganz offensichtlich eingehend mit den verschiedenen Thematiken auseinander gesetzt, um solch fachliche Erklärungen liefern zu können, ohne dass man sich als Laie erschlagen gefühlt hätte. Für mich war die Handlung nochmal eine Spur stärker, als in Band 1 und das Tempo so wie die Spannung nochmal eine Portion ausgeprägter! Enorm gut gemacht und sehr überzeugend insziniert.

Milla als Hauptfigur glänzt wieder durch ihre eigensinnigen, chaotischen und nicht immer ganz legalen Ermittlungsmethoden und bringt einen damit zum Teil zum Staunen, zum Teil zum Kopf schütteln und zum Teil zum Lachen. Die junge Frau ist einfach durch und durch sympathisch, engagiert und stets neugierig. Jedes Thema, dass sie anpackt, wird aufs gründlichste recherchiert, durchleuchtet und vollen allen Seiten betrachtet, ehe es ausgestrahlt wird. Sie ist Herzblut-Journalistin, aber gleichzeitig eben auch nur ein Mensch, dessen Gefühle manchmal mit ihm durchgehen. So spielt hier nämlich auch Milla’s Privatleben eine deutlich tragendere Rolle, als man im Vorfeld vielleicht vermutet. Trotzdem webt Christine Brand eben jene privaten Angelegenheiten 100% stimmig ins Geschehen ein, sodass weder das eine, noch das andere zu kurz kommt. So ist Milla also die perfekte Mischung aus wissbegieriger Reporterin, liebender Lebensgefährtin und guter Freundin. – was will man mehr? Außerdem bringt sie sich durch ihre chaotische Ader immer wieder in äußerst fragwürdige und skurrile Situationen, was der Handlung ebenfalls in die Karten spielt und das Tempo kontinierlich auf sehr hohem Niveau hält.
Sandro Bandini weiß ebenfalls zu gefallen! In meiner Vorstellung war er, wie schon in Band 1, sehr attraktiv und charmismatisch, sehr ausgeglichen und ein durch und durch überzeugender Polizist. Deutliche Erfahrung in seinem Beruf und die nachvollziehbaren und logischen Gedankengänge seinerseits treiben das Geschehen voran und es kommt – zum Glück – nie zum Stillstand. Sandro macht einen absolut tollen Job, nicht nur bei der Polizei, sondern auch als Protagonist in diesem Roman. Er ist autoritär, gewissenhaft und auf ganzer Linie sympathisch. Er und Milla sind ein so unterschiedliches, aber doch harmonisches Paar und es macht nicht nur Spaß, sie bei ihren jeweiligen Arbeiten zu begleiten, sondern auch einen Blick in ihr privates Leben zu werfen. Denn auch da wird’s garantiert nie langweilig.
Nathaniel hingegen blieb ein wenig auf der Strecke. Er spielt zwar wieder eine wichtige Rolle und ist unabdingbar für die Handlung, doch seine Auftritte sind eher rar gesät. Ich hätte mir durchaus gewünscht, dass er präsenter und im allgemeinen „näher“ beim Leser ist. Trotzdem gefiel er, jedes Mal wenn er auftauchte wieder sehr gut und war außergewöhnlich realistisch und detaillreich dargestellt. Christine Brand hat diesem blinden Mann eine Lebendigkeit eingehaucht, die begeistert und auch wenn er zu selten auf der Bildfläche auftauchte und zu schnell wieder davon verschwand, gab es doch einige tolle Momente mit ihm – und er ist außerdem immer wieder für eine Überraschung gut – immerhin ist sein Mut schon in Band 1 als allererstes herausgestochen – und hier verhielt sich das nicht anders.

Der Schreibstil der Schweizer Autorin war schon in Band 1 absolut gelungen und nah an der Perfektion. Und diesen Eindruck gewinnt man auch hier wieder auf ganzer Linie. Christine Brand schreibt einerseits sehr rasant, temporeich und actiongeladen, bringt aber auch Gefühle ins Spiel, die sehr authentisch und intensiv übertragen wurden. So spürt man während des Lesens zeitgleich den Nervenkitzel wie auch die Verzweiflung, die so manche Figur hier befällt. Doch auch positive Emotionen fallen hier deutlich ins Gewicht und lockern den Krimi immer wieder für (ganz) kurze Zeit auf. Mittels geschickt platzierten Beschreibungen und Informationen wird darüber hinaus auch noch ein glasklares Bild der Szenerien erzeugt. Zuvor hatte ich bereits über die sehr ausschweifende Recherche geschrieben, die hinter dem Buch stecken muss, da viel Fachliches in die Geschichte einfließt – doch auch hier beweist Frau Brand ihr Talent und bringt selbst die kompliziertesten Aspekte absolut verständlich und interessant rüber.
Die einzelnen Erzähl-Stränge, die jeweils mit unterschiedlichen Protagonisten versehen sind, sind sehr geschickt ausgearbeitet und in sich 100% stimmig. Allein wie sie die Stränge aufgebaut hat, ist bemerkenswert und einen deutlichen Pluspunkt wert – immerhin ist es zum Teil so undurchsichtig, dass man eigentlich den Faden verlieren müsste; dies aber aufgrund des Könnens der Autorin nicht tut. Für mich sowohl der perfekte Erzähl-Stil für einen Krimi, als auch die perfekte Gliederung für die Handlung. So macht ein Kriminalroman Spaß!

FAZIT:
„Die Patientin“ von Christine Brand ist wieder ein hochgradig spannender, mitreißender und undurchsichtiger Kriminalroman voller Action, interessanten Aspekten und unvorhersehbaren Wendungen. Trotzdem muss ich jetzt rückblickend sagen, dass mir fürs absolute Highlight noch eine Brise „Wow-Effekt“ gefehlt hat. Zwar war alles in allem absolut stimmig und mit etlichen Überraschungen versehen, doch ich glaube, wenn da noch weitere Bände kommen sollten, liefert die Autorin noch mehr und setzt Band für Band noch einen obendrauf. So verbleibe ich auch hier wieder knapp unterhalb der 5 Sterne, spreche aber eine 100%ige Lese-Empfehlung für alle Krimi-Fans aus! Großartige Unterhaltung, die einfach Spaß macht – und zum Teil sogar ein bisschen gruselt.

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Veröffentlicht am 12.06.2020

Sehr interessante, spannende Hexen-Geschichte!

Game of Gold
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Shelby Mahurin entschied sich für eine äußerst vorlaute, selbstbewusste und teils freche Protagonistin. Lou unterscheidet sich schon auf den ersten Seiten ganz deutlich von anderen Hauptfiguren und erschlich ...

Shelby Mahurin entschied sich für eine äußerst vorlaute, selbstbewusste und teils freche Protagonistin. Lou unterscheidet sich schon auf den ersten Seiten ganz deutlich von anderen Hauptfiguren und erschlich sich mit ihrer mutigen, kämpferischen Art prompt meine Bewunderung – und einen Platz in meinem Herzen. Obwohl sie alles andere als liebenswürdig war, fiel es mir dennoch nicht schwer, sie zu mögen. Sie zu begleiten, bereitet einfach Freude und sie ist darüber hinaus auch ständig für neue Überraschungen gut. Sie lässt sich nichts gefallen, sie ist wortgewandt, klug und voller kreativer Ideen. Gleichzeitig lässt die Autorin aber auch immer wieder Lou’s Schwachpunkte durchblitzen und ihre Eigenheiten verleihen der jungen Hexe eine Einzigartigkeit, wie man sie oftmals vergeblich sucht. Louise, wie sie mit vollem Namen heißt, ist nicht austauschbar; ohne sie hätte die ganze Geschichte nicht funktioniert. Es bedurfte ihrer Lebendigkeit und ihrer mitreißenden, einnehmenden Aura, damit die Handlung in diesem Tempo voranschreiten konnte. Wäre Lou ein zartes Mauerblümchen gewesen, wäre niemals diese Atmosphäre und Dynamik aufgekommen, die das Buch brauchte. Niemals wäre so viel Zündstoff vorhanden gewesen und niemals hätte ich so mit ihr mitgefiebert, wie ich es schlussendlich tat. Für „Game of Gold“ gab es keine passendere Besetzung als diese junge Frau voller Geheimnisse, Herz, Zuversicht und Kampfgeist.
Doch auch der männliche Part konnte sich definitiv sehen lassen. Reid ist ein „Soldat“ durch und durch. Seine ganze Ausstrahlung schreit nach Autorität, Tapferkeit und unerschütterlicher Treue. Obwohl er gerade zu Beginn noch recht unnahbar und unantastbar wirkte, entwickelte ich dann doch recht zügig einen Draht zu ihm. Reid Grigory besitzt eine äußerst harte Schale, und sein Vertrauen zu gewinnen schien beinah unmöglich. Doch über kurz und lang ließ die Autorin durchscheinen, dass sich hinter der Fassade ein ordentlicher Kerl mit einem doch recht großen Herz versteckt. Reid machte die wohl deutlichste Entwicklung innerhalb der Geschichte durch. Während er anfangs noch die Augen vor dem Offensichtlichen verschloss, begann er immer mehr an sich und seiner Einstellung zu zweifeln. Gen Ende war er kaum noch wiederzuerkennen und das allein brachte ihm ein gehöriges Maß an Pluspunkten ein.
Jetzt rückblickend waren es aber nicht die Protagonisten und ihre Persönlichkeiten allein, die so begeisterten – sondern die Dynamik untereinander. Hier spielen auch die Nebenfiguren eine ganz wichtige Rolle, indem sie, jeder für sich, weitere interessante Eigenschaften in den Topf warfen und so weiteren Zündstoff erzeugten. Egal ob sympathisch oder nicht, sie alle lenkten die Richtung der Handlung. Übrigens: und das ist beinah das wichtigste in Puncto Charaktere: sie alle schienen irgendwas zu verbergen. Und jedes Mal wenn man glaubte, jemanden durchschaut zu haben, änderte sich wieder alles.

Der Schreibstil der Autorin vermittelt derweil ein glasklares Bild des mittelalterlich-angehauchten Settings. Dank einfacher und verständlicher Sprache ist der Lesefluss wunderbar leicht und wird zu keinem Moment durch unnötige Beschreibungen oder gar Stolpersteine unterbrochen. Shelby Mahurin erzeugt durch ihre Wortwahl eine stimmige Atmosphäre, die mitreißt und einnimmt und schafft so den Spagat zwischen actionreicher Fantasy-Story und interessanter Mittelalter-Geschichte. Sowohl ruhige, wie auch temporeiche Passagen sind perfekt dargestellt und erzeugen die nötige Stimmung. Die hitzigen Wortgefechte wurden ebenso gut in Worte gefasst, wie adrenalin-gespickte Spannungsmomente. Erzählt wird dabei stets abwechselnd aus den Sichten der Protagonisten. Dabei sind beide für sich allein sehr spannend in Szene gesetzt und ergänzen sich auf ganzer Linie, um die Dynamik des Buches aufrecht zu erhalten.

Die Idee hinter „Game of Gold“ birgt einiges an Überraschungen. Da es ohnehin nur wenige Hexen-Geschichten gibt, ist der Spielraum für solche Handlungen dementsprechend groß. Lou’s Erlebnisse innerhalb des Buches sind deshalb sehr erfrischend und innovativ, wenn auch nicht gänzlich neu. Trotzdem baut die Autorin schon früh einen Spannungsbogen auf und füttert diesen immer wieder mit neuen Plots und Geschehnissen, die jede Form von Langeweile im Keim ersticken. Bereits auf den ersten Seiten sind einige „Dinge“ passiert, die den Leser quasi sofort und ohne Umschweife an die Geschichte binden. Danach nimmt die Geschwindigkeit allerdings erstmal ab und es passiert wenig nennenswertes. Trotzdem lässt dieses „gefesselt sein“ zu keiner Sekunde auch nur annähernd nach – im Gegenteil! Je näher man die Figuren kennenlernt und je mehr Interaktionen zwischen ihnen geschehen, umso tiefer zieht es den Leser ins Geschehen hinein. Natürlich gibt es immer wieder Wendungen, doch so richtig actionreich und explosiv wird es lange Zeit erstmal nicht. Es ist selbst mir ein Rätsel, wieso ich dennoch so gefangen war. Selbst in den Stunden, in denen ich nicht las, grübelte ich fast ununterbrochen über den weiteren Verlauf nach oder dachte mit Freuden daran, später weiterlesen zu können. Es war wohl der Tatsache geschuldet, dass es allein durch die Protagonisten einiges an Zündstoff gab. Natürlich sind sich die Hexe und der Hexenjäger lange Zeit Spinne Feind und das allein trug eben auch dazu bei, immer weiter und weiter lesen zu wollen. Bleibt das Verhältnis zwischen den beiden so? Bringen sie sich irgendwann doch noch um? Oder nähern sie sich an und es gibt ein Happy End? Fragen über Fragen, und nur wer das Buch selbst liest, wird darauf antworten erhalten.
Das Ende dieses ersten Bandes öffnete dann aber auch endlich die Türen für Action, Spannung, Rasanz – oder kurz um: das große Gefecht. Was für ein Schlussteil! Über mehrere Kapitel überrascht die Autorin mit einer Wendung nach der anderen, setzt auf Kampf, List und den großen Twist, der den ganzen weitere Verlauf der Reihe in eine völlig neue Richtung lenkt. Atemlos, wie ich war, hetzte ich durch die letzten Seiten und konnte kaum glauben, was ich da alles erfuhr. Das meine lieben Freunde, war der Inbegriff von Wow-Effekt und Feuerwerk. Ein grandioser Schluss, der einiges der zuvor aufgekommenen Ruhe wieder gänzlich wettmachte und einfach überzeugte. Außerdem hat Shelby Mahurin im letzten Satz noch einen bitterbösen Cliffhanger eingebaut, sodass die Vorfreude auf Band 2 auch bei mir beinah ins Grenzenlose schoss. Ich möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht!

FAZIT:
„Game of Gold“ von Shelby Mahurin ist ein absolut mitreißendes, spannendes Debüt mit einzigartigen Protagonisten, interessanten und abwechslungsreichen Nebenfiguren, einem atmosphärisch dichten Stil und einer Handlung, von der die Welt definitiv mehr braucht. Die Hexen in diesem Roman sind etwas ganz besonderes und sehr vielschichtig und greifbar ausgearbeitet. Keine Hexe gleicht der anderen – und auch kein Mensch dem anderem. Besonders das Ende war ein regelrechtes Feuerwerk, das die kurzzeitig aufgekommenen Ruhe-Passagen beinah gänzlich wett machen konnten. Für mich nur ganz knapp am absoluten Highlight vorbei – und wer weiß? Vielleicht haut mich Band 2 bzw. das große Finale dann komplett um? Wir werden sehen.

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Veröffentlicht am 10.03.2020

Geniale Charaktere verfeinern eine interessante Handlung

Todesfrist
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Oft heißt es „eine Geschichte steht oder fällt mit ihren Figuren“ – doch selten hat es so sehr gepasst wie hier bei diesem Thriller. Andreas Gruber hat mit Sabine Nemez und Maarten S. Sneijder ein Ermittlerduo ...

Oft heißt es „eine Geschichte steht oder fällt mit ihren Figuren“ – doch selten hat es so sehr gepasst wie hier bei diesem Thriller. Andreas Gruber hat mit Sabine Nemez und Maarten S. Sneijder ein Ermittlerduo geschaffen, das es in sich hat. Diese mehr als gelungene Kombination aus der jungen Kriminaldauerdienst-Polizistin und dem verschrobenen BKA-Ermittler ist mehr als unterhaltsam, äußerst interessant und sorgt stellenweise sogar für den ein oder anderen Schmunzler und bringt so eine völlig neue Facette mit in den Thriller.
Sabine Nemez glänzt in erster Linie durch Bodenständigkeit und Authensität. Es fällt einem nicht weiter schwer, sie als sympathisch zu betrachten und mit ihr mitzufiebern. Sie ist durch und durch Polizistin und lebt für ihren Job. Doch verschafft uns der Autor auch einen tiefen Einblick in ihr Privatleben und zeigt somit auf, dass Polizisten eben doch nichts anderes sind als ganz gewöhnliche Menschen, die an ihre Grenzen stoßen können. Sabine Nemez ist zielstrebig, mutig, eine Kämpferin und trotz dieser gewöhnlichen Charaktereigenschaften sticht sie für mich aus der breiten Masse heraus – einfach weil sie ist, wie sie ist und mich komplett von sich überzeugte. Alleine ihre Handlungen und Gedankengänge sind zu 100% nachvollziehbar und glaubhaft; ganz zu schweigen von ihren Emotionen, die zur Gänze auf mich abfärbten.
Was aber das Highlight in Sachen Charaktergestaltung war, war der BKA-Ermittler Maarten S. Sneijder aus Rotterdam. Ich habe diesen Kerl von der ersten Sekunde an vergöttert. Weder ist es besonders attraktiv noch nennenswert charmant – aber er ist einzigartig. Nie zuvor bin ich einem so skurilen, seltsamen aber gleichzeitig so sympathischen, unterhaltsamen Mann begegnet. Hier gilt ganz klar: Sneijder kann man nicht beschreiben; man muss ihn erleben. Ich habe jede Sekunde mit ihm zutiefst genossen und mich am Ende so sehr an ihn gewöhnt, dass ich ihn inzwischen schon schmerzlich vermisse. Sein Sarkasmus war göttlich, seine Eigenheiten eine Attraktion und seine Entscheidungen manchmal echt fragwürdig – doch im Endeffekt überraschte er wieder mit ganz neuartigen Einfällen und trägt dabei sein Herz definitiv am rechten Fleck – auch wenn er das nie zeigen oder zugeben würde. Ein bahnbrechender Charakter, der dem Buch die Einzigartigkeit verleiht.
Selbst die Randfiguren erreichen den Leser auf einem ganz neuen Niveau. Die unwichtigste Zeugin scheint einem so ans Herz zu wachsen, dass man sie kaum mehr gehen lassen will. Der Kollege aus Wien ist auf einmal der Love-Interessed des Lesers und die Psychologin ist plötzlich die beste Freundin, die man nie hatte. Hier zeigt Andreas Gruber ganz klar auf: er weiß was er tut und hat in Sachen Charaktergestaltung ein mehr als feines Händchen bewiesen! Großartig und für mich eins von vielen Highlights des Buches.

Das zweite große Highlight ist schlicht der Sprecher. Achim Buch hat diesen Thriller auf geniale Art und Weise vertont und den Figuren noch einmal so viel Greifbarkeit eingehaucht. Mit seiner angenehmen Stimmfarbe erzählt er uns in unterschiedlichsten Akzenten die Dialoge und schaffte es, mich komplett und ohne Vorbehalte zu begeistern. Maarten S. Sneijder wäre niemals der gewesen, der er war, ohne den grandiosen niederländischen Akzent, den Achim Buch so unverkennbar drauf hat! Ganz großes Kino und alle erdenklichen Daumen nach oben.
Doch auch Andreas Gruber’s Schreibstil ist beeindruckend. Er schafft es, mit ganz kurzen, aber stimmigen Beschreibungen ein glasklares Bild der Figuren, Settings & Co. zu zaubern und sog mich mit seiner Art und Weise zu schreiben, restlos in seinen Bann.
Erzählt wird übrigens aus mehreren Sichten; bzw. ist das Buch in mehrere Erzählstränge unterteilt, die alle für sich sehr spannend und ausgeklügelt ausgearbeitet wurden. So lernen wir also dank der gewählten Gliederung nicht nur das Ermittlerteam besser kennen, sondern auch (zu Beginn noch) unscheinbar wirkende Randfiguren – die vielleicht ja später noch eine ganz andere Rolle einnehmen werden.

Der Grundgedanke hinter „Todesfrist“ war auch für mich nichts Neues; irgendwo irgendwann irgendwie hat man das Schema schon einmal gelesen; doch Andreas Gruber hat den Aufbau für mich doch sehr neuartig gestaltet. Während wir in den meisten Thrillern die Chance bekommen, mitzurätseln, wer letztlich der Täter ist, war es hier recht früh klar. Dafür kommen ganz andere Fragen auf, auf die man als Leser unbedingt sofort und auf der Stelle eine Antwort haben möchte. Und auch hier kann uns der Autor komplett aufs Glatteis führen und in etliche falsche Richtungen locken. Jedes Mal, wenn ich dachte, die Sache durchschaut zu haben, wendete sich die Geschichte und ich stand wieder komplett ratlos da. Das, und nur das, ist es, was einen guten Thriller für mich aufmacht. Ich möchte mitfiebern, miträtseln, ich möchte atemlos durch die Seiten preschen und ich möchte mich irren – am besten so oft wie möglich – und all das bietet Todesfrist!
Es ist von der ersten Sekunde an mitreißend, der Spannungsbogen fällt nur selten mal kurzzeitig ab und die Neugier des Lesers wird ordentlich angekurbelt.
Trotzdem glaube ich, dass mich die Idee bzw. die Handlung längst nicht so begeistert hätte, wenn ich nicht so eins mit den Figuren gewesen wäre. Es macht solch unbeschreiblichen Spaß, Nemez und Sneijder zu beobachten und zu begleiten und ist darüber hinaus unterhaltsam, sarkastisch und dazu sogar streckenweise richtig humorvoll und skuril. Kurz: man will einfach am Ball bleiben.
Keine Frage, die Auflösung war nicht wahnsinnig überraschend; aber das Finale war enorm gut in Szene gesetzt und sehr temporeich und actiongeladen abgehandelt. Es gab sogar nochmal eine kleine Wendung, mit der ich so nicht gerechnet hätte; aber alles in allem doch ein wenig vorhersehbar alles. Aber rund – absolut rund und alle offenen Fragen wurden zufriedenstellend beantwortet. Und die Lust auf Band 2 lässt sich nicht ignorieren.



FAZIT:
„Todesfrist“ von Andreas Gruber ist ein mehr als gelungener Auftakt der Nemez und Sneijder-Reihe und bietet alles, was das Thrillerfanherz begehrt: Spannung, Action, stellenweise Brutalität, interessante Ermittlungsarbeit und, ganz wichtig: die wohl großartigsten Figuren, die ich bisher in diesem Genre kennenlernen durfte. Wer sich gern in die Irre führen lässt, über verschrobene Protagonisten schmunzeln will und Bock auf verschiedene Erzählstränge hat – der wird Todesfrist lieben. Ich für meinen Teil möchte euch allen da draußen, ob nun Thrillerleser oder nicht, dieses Buch ans Herz legen. Es war ein wahres Erlebnis, das Ermittlerduo kennen zu lernen und zu begleiten und ich kann es kaum erwarten, Band 2 zu hören – denn in Anbetracht dessen, dass Achim Buch mein neuer Stern am Sprecher-Himmel ist, kommt lesen nicht in Frage. Riesige Empfehlung von meiner Seite – auch wenn die Handlung noch ein wenig Spielraum nach oben hat; das machen Nemez und Sneijder wieder wett.

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