Cover-Bild Die Detektive vom Bhoot-Basar
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Rowohlt
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 10.03.2020
  • ISBN: 9783498001186
Deepa Anappara

Die Detektive vom Bhoot-Basar

pociao (Übersetzer), Roberto de Hollanda (Übersetzer)

Detektivarbeit ist kein Kinderspiel. Der neunjährige Jai schaut zu viele Polizei-Dokus, denkt, er sei klüger als seine Freundin Pari (obwohl sie immer die besten Noten bekommt) und hält sich für einen besseren Anführer als Faiz (obwohl Faiz derjenige mit zwei älteren Brüdern und einem echten Job ist). Als ein Junge aus ihrer Klasse verschwindet, beschließt Jai, sein Fernsehwissen zu nutzen, um ihn zu finden. Mit Pari und Faiz an seiner Seite wagt er sich in den verwinkelten Bhoot-Basar und dann weiter hinaus in die verbotenen Viertel der Stadt. Doch mehr und mehr Kinder verschwinden, und die Dinge in der Nachbarschaft werden kompliziert …
"Die Detektive vom Bhoot-Basar" erzählt von den Farben und Widersprüchen des heutigen Indien, von sozialen und religiösen Spannungen, Korruption und Ungerechtigkeit, vor allem aber von der unbesiegbaren Vitalität dreier Kinder, von deren Wagemut, Unschuld und überbordender Phantasie.
Ein literarisches Debüt von besonderer emotionaler Tiefe, schon vor dem Erscheinen viele Male ausgezeichnet und bislang in 16 Sprachen übersetzt. Deepa Anappara bringt einen wahren Kriminalfall und eine mitreißende Coming-of-Age-Story zusammen mit der Magie einer großen Erzählung. Ein seltenes Glück.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.03.2020

Erschütternde Umstände in einer illegalen Siedlung am Rand einer indischen Großstadt

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Der Debütroman der in Südindien geborenen Autorin Deepa Anappara führte mich tief hinein in ein indisches Basti, das ist eine illegale Siedlung am Rand einer großen Stadt. Die Häuser dort sind zwar klein ...

Der Debütroman der in Südindien geborenen Autorin Deepa Anappara führte mich tief hinein in ein indisches Basti, das ist eine illegale Siedlung am Rand einer großen Stadt. Die Häuser dort sind zwar klein und bestehen meist nur aus einem Raum, aber immerhin sind sie aus Stein gemauert. Zur Ausstattung gehört oft ein Fernseher und von den erwachsenen Bewohnern besitzt fast jeder ein Handy. Aber es besteht ständig die Gefahr, dass die Siedlung auf Anordnung der Verwaltung mit Bulldozern niedergewalzt wird. Darum versuchen die Bewohner sich möglichst unauffällig zu verhalten und die örtlichen Polizisten nicht zu verärgern.

Der neunjährige Jai lebt in einem solchen Basti zusammen mit seinen Eltern und seiner älteren Schwester Runu. Sein Vater verdingt sich auf einer Baustelle und seine Mutter ist Dienstmädchen in der angrenzenden Hochhaussiedlung der Reichen. Eines Tages verschwindet ein Klassenkamerad von Jai, schon bald ist es ein zweites Kind und weitere folgen. Jai begibt sich mit seinen gleichaltrigen Freunden Pari und Faiz auf die Suche nach ihnen. Dabei hofft er, dass ihm sein Wissen über das Lösen von Kriminalfällen, das er sich beim Anschauen von Fernsehsendungen erworben hat, zugutekommt.

Die Wege der Freunde führen sie durch die verwinkelten Gassen des Bastis, hin zum quirligen Bhoot-Basar, der seinen Namen von dem indischen Volksglauben an Bhutas d.h. Geister ableitet, und mittels U-Bahn bis hin in die Großstadt. Die drei halten Augen und Ohren offen und kommen der Lösung immer näher, die verbunden ist mit unglaublichen Erkenntnissen über die Realität.

Jai hat in seinem jungen Alter noch eine unverstellte frische Sicht auf sein Umfeld und das ist auch genau das, was den Roman ausmacht. Aus seiner Ich-Erzähler-Perspektive heraus schildert er einfach alles was er wahrnimmt und seine Gedanken dazu. Auf diese Weise vermittelte er mir damit all die Geräusche, Gerüche und Farben seiner Welt, die sich eigentlich auf das Basti beschränken sollten und nun durch seine Ermittlungen um einiges erweitert werden. Bewusst fügt die Autorin indische Bezeichnungen für Personen und Dinge ein, um ein gewisses Feeling für das Milieu zu vermitteln.

Indem die Freunde genau hinhören und hinsehen erfahren sie von den Erwachsenen Tatsachen und Gerüchte, die eigentlich nicht für so junge Kinder gedacht sind, aber zu einem verstörenden Bild für mich als Leserin werden. Denn trotz der wenigen Mittel die Jai zum Spielen zur Verfügung stehen, vermisst er nichts. Er besucht die Schule, trifft sich mit Freunden und spielt fantasievolle Spiele. Der Zusammenhang zwischen guten Noten und seiner späteren beruflichen Perspektive ist ihm noch nicht klar. Der Glaube an Geister verlangt nach gewissen Ritualen und setzt Regeln. Doch die zunehmende Zahl verschwundener Kinder geht auch an ihm nicht spurlos vorbei.

Während Jais Ahnungslosigkeit dem gesamten Roman einen gewissen heiteren Unterton verleiht, erfuhr ich zunehmend mehr über Missstände, die die indische Gesellschaft betreffen. Das Verschwinden der Kinder beruht auf wahren Ereignissen. In Einschüben erzählt die Autorin zu jedem vermissten Kind eine Geschichte bis zu dessen Verschwinden, doch was danach geschieht, bleibt offen und füllte sich für mich mit der Zeit mit Beschreibungen der Basti-Bewohner über Missbrauch, Kriminalität, Korruption, Ausbeutung und der Nachlässigkeit der Polizei. Gegenseitiges Misstrauen, das auch auf Glaubensunterschiede zurückgeführt werden kann, erschweren die Aufklärung. Leider kam es nach etwa der Hälfte des Buchs zu ein paar Längen.

Im Roman „Die Detektive vom Bhoot-Basar“ nahm Deepa Anappara mich mit in die illegalen Siedlung am Rande einer Großstadt. Aus kindischen Augen des Protagonisten Jai betrachtet, konnte ich am quirligen Leben dort teilnehmen. Ganz nebenher übt die Autorin deutliche soziale Kritik am System und prangert so manchen Missstand an. Ich fand die Geschichte beeindruckend und faszinierend und war erschüttert über die Umstände, die mich erschrocken zurückließen. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

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Veröffentlicht am 02.04.2020

Kalle Blomquist in Indiens Armenvierteln

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Indien, ein Land, das im ersten Augenblick farbenfroh und magisch erscheint. Bollywood lässt grüßen. Doch vermittelt wird hier eine Scheinwelt, denn vor allem in Indien scheint es viele Missstände zu geben ...

Indien, ein Land, das im ersten Augenblick farbenfroh und magisch erscheint. Bollywood lässt grüßen. Doch vermittelt wird hier eine Scheinwelt, denn vor allem in Indien scheint es viele Missstände zu geben und genau das verpackt die Autorin, gekonnt in Kalle Blomquist Manier, in ihrem Debüt.

Der 9 jährige Jai und seine Freunde wohnen in einem Basti, einem sogenannten Armenviertel, welches illegal besteht. Wenig Strom, öffentliche Wasserstellen, ärmliche Häuschen, wo die Familien in einem Raum schlafen. Abgetrennt durch eine Müllhalde liegt dieses Viertel zu den Hifis, der sogenannten Mittelklasse, also deren Arbeitgebern. Trotz der Armut und Verbrechen, die hier immer mal wieder vorkommen, hat Nachbarschaftshilfe einen großen Stellenwert.

Eines Tages verschwindet ein Klassenkamerad spurlos. Jai, deren Eltern sogar einen Fernseher besitzen, ist großer Fan von Polizei-Dokus. Klar, dass er seine Freunde anstachelt, den vermissten Klassenkameraden zu suchen. Mutig wie sie sind, suchen sie sogar in verbotenen Ecken und Gassen dieses Viertels, auch im Bhoot-Basar. Grenzen werden überschritten und wirklich voran kommen sie nicht. Als immer mehr Kinder verschwinden, fängt diese Geschichte an mysteriös zu werden. Steckt vielleicht doch der nette Nachbar hinter allem?

Von Anfang an , als ich dieses Buch entdeckte, war ich wie angezogen von der Geschichte. Literarisch war ich auch noch nie in diesem Land und da war für mich klar, ich muss diese Geschichte lesen, obwohl ich auch meine Bedenken hatte, ob es diese besondere Geschichte ist, wonach ich immer auf der Suche bin.

Jetzt, mit Beenden des Buches kann ich sagen, „Besonders“ war sie und „anders“. Auch anders als erwartet, denn ich hatte mir mehr Zusammenhalt bei den Freunden gewünscht. Die wiederum haben häufig versucht sich gegenseitig, mit ihren Fähigkeiten zu überbieten. Das Gefühl von Zusammengehörigkeit blieb dabei, für mich, auf der Strecke. Ebenso der Bezug zu ihnen.

Nach anfänglicher Euphorie verlor ich dann, nach knapp 100 Seiten, leider den Zugang. Der Mittelteil ist nach meinem Geschmack zu sehr ausgebaut.
Zwar bekommt der Leser auch Einblicke in die Gedanken der verschwundenen Kinder und auch die Neugierde, was genau mit ihnen geschehen ist, war groß, dennoch, wie schon erwähnt, zog sich der Teil zu sehr in die Länge.

Was aber blieb, war die Frage, wo sind denn nun die verschwundenen Kinder?, und genau die wollte ich natürlich beantwortet wissen.

Wichtig zu wissen ist, dass die Autorin, angelehnt an einen wahren Kriminalfall, diese Geschichte erzählt. Desto erschrockener bin ich auch über den unvorstellbaren Ausgang.

Fazit:

Besonders und anders wird hier eine Geschichte aus Indiens Armenvierteln erzählt. Einzig der etwas zähe Mittelteil störte mich.
Schade, sonst perfekt!

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