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Veröffentlicht am 24.03.2020

Polizeianwärter

1965 - Der erste Fall für Thomas Engel
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Nach dem Abitur möchte Thomas Engel zur Polizei. Sein Vater würde ihn lieber als Lehrer oder Buchhalter sehen. Doch Kurt Strobel, der kurz vor einer Beförderung steht, kann den Vater überzeugen, dass der ...

Nach dem Abitur möchte Thomas Engel zur Polizei. Sein Vater würde ihn lieber als Lehrer oder Buchhalter sehen. Doch Kurt Strobel, der kurz vor einer Beförderung steht, kann den Vater überzeugen, dass der Dienst bei der Kriminalpolizei ein guter Weg für Thomas Engel sein kann. Nach Absolvierung der Polizeiakademie tritt Engel jr. seinen Dienst bei der Kriminalpolizei in Düsseldorf an. Sein Chef ist erstmal Strobel. Die Einarbeitung bringt für Thomas Engel einige Überraschungen. In Düsseldorf herrscht teilweise ein rauerer Ton als er erwartet hat. Als jedoch ein kleines Mädchen tot auf gefunden wird, hat Thomas seinen ersten Mord.

Es war eine andere Zeit mitte der 1960er, Die erste Nachkriegsgeneration, zu der auch Thomas Engel gehört, drängt ins Berufsleben. Doch sind noch viele derer beschäftigt, die im Krieg waren und von dort nicht nur schlimme Erinnerungen mitgebracht haben, sondern auch solche, die nie das Licht der Öffentlichkeit erblicken sollen. Für den Polizeineuling Thomas Engel ist es eine Situation, die ihn zum Nachdenken bringt. Über den Krieg ist in seiner Schulzeit nicht viel zur Sprache gekommen. Da er in seinem ersten Fall Hinweise auf die Vergangenheit findet, beginnt er zusätzlich Nachforschungen über die Nazi-Zeit anzustellen.

In den 1960ern versuchte man noch, die Nazi-Zeit möglichst schnell zu vergessen. Wahrscheinlich haben doch etliche Schuld auf sich geladen und anstatt sich dem zu stellen, die Vergangenheit lieber verdrängt. Doch die erste Nachkriegsgeneration wächst heran und beginnt, Fragen zu stellen. Der Jungkommissar Thomas Engel ist genau so ein Vertreter der jungen Generation, der sein kleinbürgerlich spießiges Elternhaus verlässt, um in Düsseldorf seine Stelle anzutreten. Er rührt den behäbigen Apparat ganz schön auf. Auch als Leser steht man recht konsterniert vor der Erkenntnis, dass die alten Seilschaften sich zu großen Teilen in die neue Welt gerettet haben. Man kann gut in die Haut von Thomas Engel schlüpfen und sein Entsetzen nachempfinden. Das, was er herausfindet, lässt einen fassungslos den Kopf schütteln. Auch wenn in seinem ersten Fall vielleicht etwas zu viel über Thomas Engel hereinbricht, so hat der Autor ein ausgesprochen wichtiges und fesselndes Thema aufgegriffen. Die Frage nach dem warum? Und wieso sich so wenige gefunden haben, um das Unheil zu verhindern. Eine Antwort findet auch der Autor nicht, aber zum Nachdenken und Nichtvergessen regt er definitiv an und das ist wichtig und richtig.

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Veröffentlicht am 22.03.2020

Rivers End

Outback - Fünf tödliche Schüsse. Eine unfassbare Tat. Mehr als eine Wahrheit
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Die unbegreifliche Tat geschah vor einem Jahr. Ein Pastor erschoss fünft Menschen und kam dann selbst um. Nun kommt der traumatisierte Journalist Martin Scarsden in den abgelegenen Ort Rivers End. Sein ...

Die unbegreifliche Tat geschah vor einem Jahr. Ein Pastor erschoss fünft Menschen und kam dann selbst um. Nun kommt der traumatisierte Journalist Martin Scarsden in den abgelegenen Ort Rivers End. Sein Chefredakteur hat ihn beauftragt, herauszufinden, wie es in der kleinen Ansiedlung ein Jahr nach dem Geschehen aussieht. Es ist nicht zu übersehen, in Rivers End ist nicht viel los. Ob sich das erst nach der Tat ergeben hat oder sich der Ort schon vorher im Niedergang befand, ist auf den ersten Blick nicht zu sagen. Martin kommt nur langsam mit den Einheimischen in Kontakt. In Anbetracht der Ereignisse ist es wohl nicht erstaunlich, dass die Menschen misstrauisch sind.

Dieser scheinbar einfache Auftrag soll eigentlich dazu dienen, dass Martin sich von einem beruflichen Aufenthalt in einem Krisengebiet erhalt. Bald findet Martin allerdings einige Ungereimtheiten und auch die hilfreiche und offene Aussage des örtlichen Polizeibeamten deutet darauf hin, dass in dieser Sache noch nicht alles bekannt ist. Und der Kaffee in Mandys Buchladen kann Leben retten. Erstaunt ist Martin auch, als er nach ersten Gesprächen feststellt, dass der Täter im Dorf offensichtlich sehr beliebt war. Sogar nach seiner grausamen Tat, reden die Leute nicht schlecht von ihm.

Hitze, Dürre und ein geheimnisvoll Mehrfachmord. Was kann einen Pastor dazu bringen, eine solche Tat zu begehen. Ein Journalist, der seine eigenen Dämonen besänftigen will, soll das Geheimnis aufklären. Das Unbegreifliche begreifen, den Hinterrund ergründen. Unerwartete und unerwartbare Entdeckungen wechseln sich mit den Gedanken des Journalisten Martin Sarsden ab, die noch immer um seine Erlebnisse im Auslandseinsatz kreisen. Begegnungen zwischen unterschiedlichen Personen einerseits und Beschreibungen von Landschaft, Ort und der Hitze des Sommers andererseits. Fesselnd wie der Autor seinen Journalisten immer neue Rätsel entdecken und lösen lässt. Da wird Misstrauen gesät und Spannung geerntet. Man mag ein wenig bezweifeln, ob jemand tatsächlich so handeln würde wie hier, allerdings kleidet der Autor den Weg zur Auflösung in so viele unterschiedliche Schichten, dass man sich gerne auf die Suche nach der Wahrheit begibt.

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Veröffentlicht am 20.03.2020

An der Leine

Haarmann
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In den 1920er Jahren verschwinden in Hannover junge Männer. Kommissar Robert Lahnstein kommt aus Bochum nach Hannover, um die Ermittlungen zu übernehmen. Sein Kollege Müller ist nicht sehr erfreut. Er ...

In den 1920er Jahren verschwinden in Hannover junge Männer. Kommissar Robert Lahnstein kommt aus Bochum nach Hannover, um die Ermittlungen zu übernehmen. Sein Kollege Müller ist nicht sehr erfreut. Er steht politisch auf einem anderen Standpunkt als der Demokrat Lahnstein. Die Untersuchung gestaltet sich schwierig. Immer wieder werden junge Männer von ihren Eltern als vermisst gemeldet. Kommissar Lahnstein ist von seinen Erlebnissen im ersten Weltkrieg gezeichnet. Als Flieger hat er seiner Meinung nach nicht genug Abschüsse erzielt, was ihn dazu verleitet hat, in Erzählungen zu übertreiben. Außerdem werden seine Nächte von den Gedanken an seine Familie beherrscht.

Im groben bekannt dürfte die Geschichte des Serienmörders Fritz Haarmann einem größeren Publikum seit dem Film „Der Totmacher“ sein. Dennoch ist das vorliegende Buch eine interessante Art, sich die Geschichte dieses sehr gestörten Täters in Erinnerung zu rufen. Lahnstein und sein Kollege Müller, der fast wie ein Gegenspieler wirkt, die politische Grundstimmung in den 1920ern, die auch einen Einfluss auf die Ermittlungen hat, das Milieu, in dem die Verbrechen angesiedelt sind. Etliche Spuren, selbst Informationen über die Vermissten scheinen nirgendwo hin zu führen. Und der Leiter der Ermittlungen hat mitunter genug mit seinen eigenen Problemen zu tun. Dennoch berührt ihn das Schicksal der verschwundenen Jungen und er gibt sein Bestes, um den Täter zu finden.

Mit einer gelungenen Mischung aus Fiktion und Fakten vermag der Autor ein authentisches Bild über Leben und Stimmung in den 1920ern zu zeichnen. Logischerweise nutzt er dabei Quellen, die sich aus den originalen Aufzeichnungen speisen. Dennoch schafft es Dirk Kurbjuweit dem Thema einen eigenen Ton zu geben. Sein in Teilen unsicherer Ermittler, der jedoch mit aller Hartnäckigkeit ermittelt. Das politische Gefüge, das ahnen lässt, wie schwer die Welt nach dem ersten Weltkrieg mitgenommen ist. Und auch Lahnsteins Stellung in seiner eigenen Behörde. Man meint eine düstere Bühne zu betreten, in der es kaum eine Lösung des Falles geben kann. Allzu lange gibt es kaum belastbare Hinweise. Mit seiner ganz eigenen Stimmung eröffnet der Roman einen neuen Blickwinkel auf einen bekannten Fall, auf einen Täter, der in seiner Grausamkeit wohl nie verstanden werden kann.

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Veröffentlicht am 18.03.2020

The Best is yet to come

Das Beste kommt noch
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Seit Jahren wohnt Andrew allein in einer kleinen Wohnung in London. Er ist ein Verwaltungsmitarbeiter und sein ehemaliger Chef hat sich um einen neuen Einsatz für ihn bemüht als Andrews Stelle gestrichen ...

Seit Jahren wohnt Andrew allein in einer kleinen Wohnung in London. Er ist ein Verwaltungsmitarbeiter und sein ehemaliger Chef hat sich um einen neuen Einsatz für ihn bemüht als Andrews Stelle gestrichen wurde. Beim Vorstellungsgespräch war Andrew total nervös und als Cameron nach seiner Familie fragte, ist Andrew eine Erzählung von Frau und zwei Kindern herausgerutscht. Eine Lüge, die sich nicht wieder einfangen ließ. Denn Andrew bekommt die Stelle als Nachlassermittler und alles läuft nicht schlecht, bis Cameron von den Teambildungsmaßnahmen anfängt, bei denen sich die Mitarbeiter näher kennenlernen sollen. Und dann fängt auch noch eine neue Kollegin an.

Auf den ersten Blick wirkt Andrew etwas eigenartig und auch melancholisch. Sein Job ist speziell. Er sucht in den Wohnungen von Menschen, die allein verstorben sind, nach Hinweisen auf mögliche Verwandte oder Erben und auch nach Wertgegenständen oder Geld, um die Beerdigung zu bezahlen. Aus Anstand geht er zu den Bestattungen, bei denen er häufig der einzige Teilnehmer ist. Erst als ihm Peggy zugeteilt wird, beginnt er sich mehr für das Leben der Verstorbenen zu interessieren. Seine alten Kollegen sind allerdings auch ein sehr zusammengewürfeltes Völkchen.

In diesem Roman scheint es vor skurrilen Typen nur so zu wimmeln, wobei das Hauptaugenmerk natürlich auf Andrew liegt. Er war schon immer ein wenig anders, doch es gibt Ereignisse in seiner Vergangenheit, die einiges erklären. Und so wird der schräge Vogel im Lauf der Lektüre immer sympathischer. Sein sensibler Auftritt in den Wohnungen der Verstorbenen, die er mit Achtung behandelt. Sein inneres Gefühlschaos Peggy gegenüber und wie er tapfer versucht, sich nicht allzu viel anmerken zu lassen. Immer wieder ergeben sich witzige Situation, die mit Humor gelöst werden. Doch häufig ist auch eine melancholische Grundstimmung zu spüren, die sich aus der Einsamkeit der Menschen ergibt, die alleine in ihren Wohnungen sterben und häufig nicht sofort gefunden werden. Dieser Roman geht zu Herzen und lässt eine warmes Gefühl zurück, denn es bleibt immer die Hoffnung, dass das Beste noch kommt.

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Veröffentlicht am 11.03.2020

Die Verhaftung

Missing Boy
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In letzter Minute hat Ted Conkaffey eine seiner Gänse zur neuen Tierärztin gebracht. Kaum wieder zu hause, wird er von zwei Beamten in Handschellen abgeführt, wofür diese Zwei allerdings eine Abreibung ...

In letzter Minute hat Ted Conkaffey eine seiner Gänse zur neuen Tierärztin gebracht. Kaum wieder zu hause, wird er von zwei Beamten in Handschellen abgeführt, wofür diese Zwei allerdings eine Abreibung vom Chef erhalten. Der achtjährige Richie ist verschwunden und seine Mutter hat verlangt, dass der Privatdetektiv Ted Conkaffey in die Ermittlungen einbezogen werden soll. Ted arbeitet aber nicht ohne seine Partnerin Amanda Pharrelll, was der Chief am Liebsten verhindern würde. Doch das Wohl des Jungen steht an erster Stelle, Ted und Amanda beginnen also mit den Nachforschungen.

Der dritte Fall könnte für Ted nicht zu einem ungünstigeren Zeitpunkt kommen, denn zum erstem Mal seit seiner eigenen Gerichtssache und der darauf folgenden Trennung von Frau und Tochter darf die kleine Lillian eine Woche bei ihm bleiben. Dennoch geht es nicht nur um Ted, sondern auch um Richie. Der Junge war mit seinen Freunden für eine Weile unbeaufsichtigt in einem Zimmer des piekfeinen White Caps Hotels. Stündlich wollten seine Eltern nach ihm schauen, doch um Mitternacht war er verschwunden. Seine Freunde können sich nicht so genau erinnern, was geschehen ist. Sie sind eben auch erst acht Jahre.

Dieses Hörbuch ist eines, wegen derer man einen kleinen Umweg fährt oder im Laden eine Extrarunde dreht. Das Conkaffey-Pharrell Team ist auch bei seinem dritten Auftritt nicht abgenutzt und wird durch Uve Teschner gekonnt in Szene gesetzt. Ted und besonders Amanda sind durch ihre Vergangenheit geprägt beide etwas speziell, haben aber als Ermittler oft mal den richtigen Riecher. Für den Leser ist es dann sehr amüsant, mitzubekommen, dass die Polizei das weiß, aber lieber nicht wissen möchte. Auch unter den Polizisten gibt es so ne und solche und die, denen man überhaupt nicht im Dunkeln begegnen möchte. Den ganzen Irren hier folgt man mit Vergnügen, da sind weitere Fälle gerne gesehen oder gehört.