Der Ich-Erzähler trauert; doch nicht nur hierzu erschliessen sich Details erst langsam. Neben seinem Verlust nimmt das Haus, indem er eine Wohnung besitzt, einen großen Anteil an seiner Lebensrealität ...
Der Ich-Erzähler trauert; doch nicht nur hierzu erschliessen sich Details erst langsam. Neben seinem Verlust nimmt das Haus, indem er eine Wohnung besitzt, einen großen Anteil an seiner Lebensrealität ein, seinen Interessen. In besagtem Mehrfamilienhaus wurden zur Zeit des Nationalsozialismus mehrere Wohnungen „arisiert“, er hatte einst hierzu Nachforschungen betrieben und sich dabei verliebt in eine Nachfahrin der ursprünglichen Besitzer seiner Wohnung. Doch jetzt vermischen sich für ihn, León, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, kommt es zu Überschneidungen damaliger, heutiger und hypothetischer Ereignisse.
Lest nicht den Klappentext! Dieser Roman spielt mit Zeitebenen und Realtitäten, der Leser wird konfroniert mit so etwas wie Zeitsprüngen von Personen aus der Vergangenheit – oder der Option, dass diese Zeitsprünge in der Phantasie der Hauptperson León stattfinden, vermutlich als eine Art Trauerarbeit oder PTSB, Posttraumatische Belastungsstörung. Ab jetzt wird es schwierig, über das Buch zu schreiben, ohne zu spoilern: Es geht um die NS-Zeit in Wien, um Fluchterfahrung, um Grausamkeit, darüber, bei der Flucht nicht willkommen zu sein, um das schwere Erbe der Nachkommen. Es geht aber auch um eine imaginierte nahe Zukunft, in der in der Wüste eine Grenzmauer gebaut wird, um Flüchtlinge nach beziehungsweise von Europa abzuhalten, um heutigen Terrorismus; um Verlust, Vergessen, Vermissen.
Ich habe das Buch gerne gelesen, bei dem sich die gesamten Hintergründe erst sehr langsam aus den Andeutungen ergeben. Die Verknüpfung des Gestern und Heute fand ich geschickt gemacht, auch wenn mir phantastische Anteile sonst wenig liegen. Bezüglich der Verknüpfung mit aktuellen (oder weitergedachten zukünftigen) Themen zu Flucht und Flüchtlingen hingegen bin ich unsicher: der Part geht mir ein wenig unter. Menschlich nahe kommt das nur mit dem Neffen der Nachbarn, der aber eher als absolute Randfigur auftaucht, mir dadurch fernbleibt; viel zu schwach gegenüber dem Schicksal der kleinen Judith, von Max oder Lena.
Stärke bei Vergleichen entwickelt der Text für mich vielmehr beim Umgang mit dem Lösen von Problemen damals und heute: „Ja, es wird weitere Anschläge geben. Und trotzdem – ich fürchte mich mehr vor dem Verlust der Freiheit als vor dem Gewinn vermeintlicher Sicherheit. …Mehr vor dem starken Mann mit den einfachen Lösungen als vor den Problemen, die es zu lösen gilt.“ S. 103 Und, ja, ich werde weiterhin ein großes Problem haben an jeglichen Vergleichen mit dem Holocaust. Und ich halte es auch für nicht statthaft einen Vergleich zu ziehen zwischen der Flucht der Juden vor der Auslöschung durch den Nationalsozialismus mit den heutigen Gründen für Flucht und Auswanderung; ja, politische Gegner von beispielsweise Assad sind verfolgt, aber nicht aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Religion oder Ethnie. Da wären eher die Jesiden vergleichbar – aber: nein, Menschenleben vergleicht man nicht. Punkt.
Insgesamt literarisch toll, bei leichten inhaltlichen Schwächen. 4 Sterne
Für Zack Herry, 28, Mitglied einer Sondereinheit der Polizei, läuft es gut. Freundin Mera schenkt ihm einen Verlobungsring, er ist seit fast einem halben Jahr clean. Doch der Tatort, zu dem er und seine ...
Für Zack Herry, 28, Mitglied einer Sondereinheit der Polizei, läuft es gut. Freundin Mera schenkt ihm einen Verlobungsring, er ist seit fast einem halben Jahr clean. Doch der Tatort, zu dem er und seine Kollegen auf einer Insel gerufen werden, hat es in sich: fünf tote Teenager. Es stellt sich heraus, dass sie einander und sich verstümmelt haben, anscheinend ohne Gegenwehr. In ihrem Blut: eine unbekannte Substanz. Ein Mädchen aus der Gruppe fehlt.
Dieser Fall bringt das Team an seine Grenzen, als klar wird, dass eine neue Designerdroge auf dem Markt ist, die mit dem Symbol von Bambi gekennzeichnet ist. Als Zack erste Ermittlungserfolge hat, passiert etwas Furchtbares. Jetzt ist der Fall für ihn persönlich.
Nun – ich hatte vor längerer Zeit Band 2 der Reihe gelesen, nur so lala gefunden, dann Band 1 vor kurzem gemocht. Daraufhin habe ich Band 2 wieder hervorgeholt: mit dem Verständnis von Band 1 liest der sich gut. Und Band 3 nimmt noch stärker Bezug auf die Vor-Bände. Fazit: nicht einzeln lesen, Reihenfolge beachten. Den eigentlichen Fall fand ich spannend, das Autorenduo Mons Kallentoft und Markus Lutteman bescherte mir eine kurze Nacht. Dieses Mal finde ich die Tat nicht so abstoßend wie in den Vorbänden die Taten an Kindern, mein Mitleid mit Drogenexperimenten von Wohlstandsidioten, die schiefgehen, hält sich aber auch in Grenzen (wir reden hier nicht von kranken Junkies, sondern von Halbwüchsigen, die auf Gedeih und Verderb einmal cool sein wollen). Mir gefiel die Charakterentwicklung von Zack, aber auch die Entwicklung bei vielen anderen, besonders Deniz, Sirpa, Koltberg.
Was mich etwas befremdet: Olympia taucht wieder auf, ebenso ihre Tochter Hebe. Was mit Hebe und Zack ist, ahnte ich eigentlich schon im Vorband (inklusive des immer noch nicht aufgelösten Teils), das geht noch. Aber Olympia als so eine Art persönlicher Blofield wie bei James Bond oder Darth Vader in Star Wars? Sie streichelt halt keine weiße Katze, sondern schaut Fotos und Filme an. Die Frau hat gehörig einen an der Waffel. Dass sie langsam mutiert von einem roten Faden wie in der Vorgeschichte zu einem wesentlichen Handlungsbestandteil inklusive Haupttreiber des Cliffhangers, ist mir etwas zu viel.
Police Chief Kate Burkholder bekommt mitten im tiefsten Winter eine Anfrage, bei Ermittlungen in der Nähe von New York behilflich zu sein. Eine Amisch-Gemeinde, die noch abgeschlossener lebt als gewöhnlich, ...
Police Chief Kate Burkholder bekommt mitten im tiefsten Winter eine Anfrage, bei Ermittlungen in der Nähe von New York behilflich zu sein. Eine Amisch-Gemeinde, die noch abgeschlossener lebt als gewöhnlich, steht im Fokus des Behördeninteresses. Nach anonymen Anrufen mit verschiedenen Hinweisen zu Vorgängen innerhalb der Gemeinde des charismatischen Bischofs Schrock wurde kürzlich ein junges Mädchen tot aufgefunden, erfroren. An sich noch kein Anlass für Ermittlungen, doch die 15jährige stand unter Einfluss von Schmerzmitteln und muss kürzlich schwanger gewesen sein. Die Polizeichefin Kate hat selbst bis zu ihrem 18. Lebensjahr als Amische gelebt und soll nun undercover ermitteln.
Ich lese diese Reihe sehr sporadisch – begonnen habe ich mit den Bänden 4 und 5, dann pausiert; diesen 8. Band habe ich wieder in kürzester Zeit verschlungen. Die Pause hat gut getan: während parallel die Leser, die innerhalb der Insider-Voting-Challenge https://www.lovelybooks.de/autor/LovelyBooks/LovelyBooks-Spezial-1287744138-w/leserunde/1508005900 die ganze Reihe lesen, wohl teils gewisse Ermüdungserscheinungen haben, hat mir dieser Band sehr gut gefallen. Es gibt nur eine kurze Zusammenfassung zu Kates Hintergrund (die genauen Gründe und Umstände ihres Austritts bei den Amischen werden ausgespart), ihre Beziehung zu Tomasetti ist nicht so dominant thematisiert. Es bleibt meine Kritik der vorigen Bücher: hier geht es um Verbrechen an Amischen mit (leider bislang ausschließlich) Tätern innerhalb dieser Gemeinde. Nun ist man natürlich nicht vor allem Menschlichen gefeit, nur weil man es gerne möchte, aber das erscheint mir dennoch etwas stark überzogen, vor allem die durchgehende soziopathische Ausrichtung der Täter. Durch die Pause zwischen den Lektüren störte mich das aber im Vergleich zu Band 5 herzlich wenig. Auch, dass Kate prinzipiell reichlich etwas abbekommt, scheint Handlungsbestandteil zu sein – immerhin war ihr Verhalten hier wesentlich sicherheitsbewusster. Teils wird etwas dick aufgetragen, so auf S. 59, wenn das Gefühl, die Kollegen nie wiederzusehen, beschrieben wird.
Was für mich als Schwäche bleibt aus der Sicht des Endes: mir bleibt unklar, was die beiden jungen Schneemobil-Fans antrieb, warum sie anscheinend unbehelligt blieben von Eltern, Verwandten? Was passierte eigentlich genau am Ende des Prologs? Warum riskierte(n) der/die Täter, als Opfer über Fremde hinaus zu gehen? Da es mich während der Lektüre jedoch nicht störte und mir diese Punkte erst nach einem Tag einfielen: 4 Sterne.
Nach meiner Meinung: Keine Serie zum „Verschlingen nacheinander“, eher zum sporadischen Lesen, sonst nerven die Wiederholungen/Häufungen. Einstieg an beliebiger Stelle war mir möglich.
Ich fand diesen zweiten Band der Reihe sehr fesselnd (mein drittes, ich hatte zufällig mit Band 4 begonnen. Letzerer spoilert minimal zu Band 3. Band 2 sollte man vor Band 3 lesen. Ansonsten kann man die ...
Ich fand diesen zweiten Band der Reihe sehr fesselnd (mein drittes, ich hatte zufällig mit Band 4 begonnen. Letzerer spoilert minimal zu Band 3. Band 2 sollte man vor Band 3 lesen. Ansonsten kann man die Bücher auch einzeln lesen). Mutig finde ich weiterhin, wie sich Autor Gard Sveen dem Thema Gewalt gegenüber Frauen nähert – er macht es sich (und dem Leser) nicht einfach; hier sind nicht nur tumbe „Böse“ Täter, auch die Grenze Täter-Opfer verwischt da gelegentlich und einer der Sympathie-Träger hadert sehr damit, selbst Täter gewesen zu sein. Hinsichtlich der „Blutrünstigkeit“ ist die Reihe abgesehen vom Beschreiben der Auffinde-Situation eher „keine Blutorgie“.
Das Ende fand ich zweischneidig: ich mag eher keine Bücher, die mit einem Cliffhanger enden, der zwingend die Lektüre des Folgebandes erfordern. Ich mag meistens gerne Bücher, bei denen sich eine Art „roter Faden“ durch mehrere Bände zieht (à la „Polizist klärt aktuelle Fälle und sucht parallel nach einem persönlichen Fall“) – die Reihe hat einmal den „roten Faden“ hinsichtlich der Schuldgefühle von Tommy und der Ungewissheit über seine Vergangenheit, andererseits birgt hier der aktuelle Fall einen roten Faden, der einen Cliffhanger zum Folgebuch impliziert. Immerhin gibt es den Folgeband bereits…sonst wäre ich jetzt sauer. Dass man viel über die Vergangenheit von Tommy und Susanne erfährt, gefiel mir hingegen – auch wenn da einiges in der Andeutung schwebt.
Es wären 5 Sterne gewesen. 4 Sterne, weil man den Folgeband ZWINGEND lesen muss – und weil es völliger Quatsch ist, dass jemand in Norwegen im Winter einfach so eine Nacht in einem Kofferraum verbringen kann.
Das namengebende „Streichquartett“ besteht aus vier Hobbymusikern, einzig Hugo, die erste Geige, hat sein Studium am Konservatorium beendet. Der geschiedene Vater einer dreijährigen Tochter arbeitet aber ...
Das namengebende „Streichquartett“ besteht aus vier Hobbymusikern, einzig Hugo, die erste Geige, hat sein Studium am Konservatorium beendet. Der geschiedene Vater einer dreijährigen Tochter arbeitet aber nur mehr in der Verwaltung der Musik, als Leiter des (Musik-) Zentrums, das aufgrund schrumpfender Subventionen mehr schlecht als recht fortbesteht. Seine ältere Cousine Heleen ist die zweite Geige – die typische Überengagierte, die sich immer kümmert, um ihre drei Söhne, als Mitglied einer Gruppe von Brieffreunden für Häftlinge, um Pflanzen, das Essen, als Krankenschwester. Hier arbeitet sie zusammen mit der Ärztin Carolien, der Cellistin, die ihr Musikstudium zugunsten der einträglicheren Medizin aufgegeben hat – und für eine Familie mit Jochem, Bratsche und Instrumentenbauer.
Anna Enquist zeichnet diese Charaktere für mich jederzeit nachvollziehbar und lebensnah in aller Tiefe und all ihren Unterschieden, mit ihren Nöten. Besonders das Ehepaar Carolien und Jochem muss mit einem schweren Schicksalsschlag klarkommen, dem Jochem bislang nur Zorn entgegensetzen kann, Carolien hingegen Sprachlosigkeit, Erstarrung, Abmagern.
Einzig im Musizieren finden alle regelmäßig Trost, gewinnen aber auch aus der Auseinandersetzung mit den verschiedenen Stücken - ich habe früh begonnen, in einiges davon bei der Lektüre hineinzuhören, es später allein zu genießen. Die Autorin schafft es, mir als Nicht-Musikerin das Wechselspiel im Quartett nahezubringen, die besondere Wirkung der Werke und ihrer Teile, die Instrumente; das, was ich gar nicht verstand, hielt sich sehr in Grenzen. Soweit ein Genuss:
„Gottverdammt, denkt Jochem, eine richtiggehende Ansprache. Das ist lange her. Was will sie jetzt? Zustimmung will sie, die Erlaubnis, für immer und ewig in Trauer bleiben zu dürfen. Ich höre es, aber ob ich es auch verstehe? Sein Blick wandert über das Instrument [Anmerkung: eine Gambe], das auf der Werkbank liegt. Man kann es so nehmen, wie es ist: bescheidener Klang, schwer zu regulieren, für ein begrenztes Repertoire geeignet. Man kann auch auf Veränderung aus sein, sich einen größeren Klang wünschen, von einer Form träumen, die eine breitere Entwicklung ermöglicht: einem Cello also. Er nickt. Das ist der Unterschied, den sie meint.“
Als das Hobbyquartett beschließt, ein Stück einzustudieren für den Geburtstag von Caroliens Praxis-Mitinhaber Daniel, stürzt ein unerwarteter Besucher das Leben aller ins Chaos. Und hier kommen meine Bedenken – brauchte es diesen zweiten Eingriff des Schicksals? Ich hatte eine Art Kontrapunkt erwartet zu dem Verlust von Carolien und Jochem, etwas, was beiden wieder einen Sinn gibt oder ihren Verlust einordnet, keinen zweiten Schnitt, im wahrsten Sinne. Das allein wäre vielleicht noch gegangen für mich, wenn es nicht so unabdingbar eine Fortsetzung gäbe; allein dadurch bekommt das Ende etwas, bei dem ich als Leser nicht einmal wusste, ob das offen oder geschlossen sein sollte. Auch vom Nebenstrang mit dem früheren Lehrer von Carolien und Hugo, Rainier van Aalst, der erkennt, dass er aufgrund seines fortgeschrittenen Alters mehr Unterstützung benötigt, und sich im wahrsten Sinn des Wortes über seine Vorurteile und Ängste hinaus-wagt, hätte ich mir ein anderes Hinzulaufen auf die Haupthandlung gewünscht, vielleicht über die gemeinsamen Bezüge Kinder, Hoffnungen, Verlust, Musik,…
Dazu spart die Autorin nicht mit Sozialkritik in ihren Spitzen gegen das niederländische Gesundheitswesen und die Politik, besonders zu den Themen Altenpflege (mehr schlecht als recht), Kulturförderung (schlecht, da ohne Budget inexistent), Immobilien und Verkehrswesen (ganz schlecht, da mafiös) – übrigens sei das Buch an diesen Stellen leicht dystopisch, so die Süddeutsche Zeitung, aha, deshalb konnte ich dazu nichts finden, aber das versteht so richtig wohl nur ein Niederländer. Ich habe übrigens in der Realität noch nie erlebt, dass sich vier Personen so einig zur Politik waren - für mich schoss das reichlich über das Ziel hinaus, weil es mir rüberkam wie „Person geht in den Wald – einer der Politiker war mal im Wald, Politiker ganz schlecht“ – „Politiker benutzt Löffel – Politiker hat mal alten Leuten Löffel weggenommen, ganz schlecht“. Inwiefern die Aussagen in der Realtät fußen, haben ich zur Gesundheitspolitik nachzuvollziehen versucht, kam aber auf keinen grünen Zweig (ja, es gab Änderungen, so eindeutige Zuständigkeiten von Ärzten für bestimmte Patienten. Wer wie meine Familie nahe einer Großstadt lebend letztens miterleben durfte, KEINE Termine bei akuter Lungenentzündung oder in einem anderen Fall bei Bronchitis seit 5! Wochen zu bekommen, teils trotz Privatversicherung, WILL aber auch in Deutschland Änderungen, statt zum Bereitschaftsdienst zu gehen).
Ohne diese Anteile wäre der Roman bei mir also mit fünf Sternen plus zum Ende gekommen, doch so mag ich nur vier geben (auch, weil der Krimileser in mir nicht nachvollzieht, warum sich vier Personen nicht gegen eine zur Wehr setzen – siehe Spoiler). Der Folgeroman liegt bereits bereit.
Spoiler: Hugo flieht ohne seine Tochter? Die nehmen sich den Eindringling nicht gemeinsam vor, sondern gehorchen brav? Welche zusätzliche Komponente gibt es dadurch, dass Rainier als zweites Opfer alt ist, darauf wird sehr herumgeritten? Rainier kann das Fenster öffnen – danach aber nicht durch selbiges hinaus sich in Sicherheit bringen? Sein Eindringling ist sich seiner Sache so sicher, dass er Rainier nicht fesselt, einsperrt, ähnliches, während er duscht? Warum benutzt die Polizei keine Richtmikrophone am Boot, war das Geld auch da zu knapp – aber für Sprengstoff reicht es? Überhaupt Rainier: er soll über achtzig sein, Carolien aber war vor 25 Jahren achtzehn. Damit wäre sie jetzt 43, damit Rainier mindestens 37 Jahre älter als sie – sie hätte somit mit achtzehn ein Verhältnis mit einem über 55jährigen gehabt, und das, bis sie heiratete und Kinder bekam, was ja – das älteste Kind war vor zwei Jahren zwölf, sie trennte sich für die Familiengründung – also bis gut in ihre Zwanziger Jahre gedauert haben dürfte, er also längst Anfang Sechzig war. Ja, gibt’s – aber so oft dann doch nicht mit so einem heftigen Altersunterschied. Abgesehen davon: was bringt hier genau diese gemeinsame Vergangenheit, Lieblingsschülerin reichte nicht?