Rüm Hart, klaar Kiming
Die Ungewissheit hat ein Ende, denn Moiken erfährt, dass ihr Mann auf See geblieben ist. Doch damit nicht genug, denn ihre Schwiegermutter will ihr das Häuschen wegnehmen und sie und ihre Tochter zu Heimatlosen ...
Die Ungewissheit hat ein Ende, denn Moiken erfährt, dass ihr Mann auf See geblieben ist. Doch damit nicht genug, denn ihre Schwiegermutter will ihr das Häuschen wegnehmen und sie und ihre Tochter zu Heimatlosen machen. Dabei ist es doch Moikens großer Traum, einmal ein eigenes Café am Meer zu haben und all ihre kleinen und großen Köstlichkeiten ihren Gästen anzubieten. Dieser Traum scheint in Erfüllung zu gehen, als der gutaussehende Hotelier Theodor von Lengenfeldt ihr nicht nur eine Stelle als Zuckerbäckerin anbietet, sondern auch ihr den Hof macht. Doch die Wolken am Himmel über Sylt ziehen sich zu, denn Moiken muss feststellen, dass Theodor nicht aus Liebe, sondern aus Berechnung gehandelt hat. Und dann ist da auch noch Fotograf Boy, für den Moikens Herz noch immer schlägt…
„Die Strandvilla“ ist ein zauberhafter Inselroman, der, einmal aufgeschlagen, wie ein altes Fotoalbum mit sepiafarben Aufnahmen den Leser auf die Nordseeinsel entführt und Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit lebendig werden lässt.
Sina Beerwald schildert mit viel Liebe zum Detail das Inselleben kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges und lässt mit ihrer Schlüsselfigur Moiken eine temperamentvolle, entschlossene Frau aus den Seiten steigen, die dem Leser ihre Geschichte anschaulich und mit eindrucksvollen Worten erzählt.
Moiken hat es nicht leicht, sich gegen die Insulaner durchzusetzen, rennt gegen imaginäre Wände an und muss sich als Seefahrerwitwe behaupten. Sie lässt sich nicht unterkriegen, krempelt die Ärmel hoch und steht für die Verwirklichung ihres Traumes ein. Dass dabei nicht alles immer glatt läuft, lässt sie zwar manchmal zaudern, aber sie verliert nie den Mut und macht weiter. Sie hat Biss, Durchsetzungsvermögen und die Gabe, ihre Mitmenschen mit ihrer Liebenswürdigkeit und ihrem Können als Zuckerbäckerin zu überzeugen und sie hat das Herz auf dem rechten Fleck.
Die zarten Bande zwischen ihr und Fotograf Boy werden mit ganz viel Herzklopfen und Schmetterlingen im Bauch fühlbar und der Leser fiebert mit, ist auf den Spuren der Vergangenheit unterwegs und lüftet so manch gut gehütetes Geheimnis.
Theodor von Lengenfeldt ist ein Patriarch, der in seiner Strandvilla herrscht und sich Rechte herausnimmt, die zur damaligen Zeit vorherrschend gewesen sind. Sein Drang nach Modernisierung im Hotel, sein Wissendurst bezüglich der technischen Neuerungen sind bezeichnend für seinen Auftritt als Gastgeber und Hotelier und er bietet seinen Gästen jegliche Annehmlichkeit. Doch im privaten Bereich soll alles beim Alten bleiben und er hält an alten Werten fest und somit die Hand über Moiken.
Es gibt so viel auf der historischen Insel zu entdecken – Rahmstangen, Badekarren, Bauchladen, Inselbahn und die Mode zur Kaiserzeit. Sina Beerwald weiß den Leser geschickt in den Retrocharme ihres Buches hineinzuziehen und ihm somit eine faszinierende Geschichte mit dramatischen Szenen und bewegenden Momenten zu präsentieren.
Ein Sylt-Roman, der so abwechslungsreich ist wie Ebbe und Flut, der mal mit stürmischen Böen und dann wieder mit leisen Tönen aufwartet und der das Herz der Insel dem Leser nahe bringt.
Ganz großes Kino !