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Veröffentlicht am 12.03.2020

„Von einem gewissen Punkt gibt es keine Rückkehr mehr.“

Goodbye, Bukarest
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„Vielleicht geht es um Wiedererkennen, sagte ich, so wie man sich von gewissen Menschen angezogen fühlt, auch von gewissen Büchern, gewissen Bildern und gewisser Musik. Man erkennt etwas aus der eigenen ...

„Vielleicht geht es um Wiedererkennen, sagte ich, so wie man sich von gewissen Menschen angezogen fühlt, auch von gewissen Büchern, gewissen Bildern und gewisser Musik. Man erkennt etwas aus der eigenen tiefsten Tiefe wieder, etwas, was den Boden für all das bildet, was man ist.“

Auf diese magische Weise fühlt sich die Autorin, Astrid Seeberger, bereits seit ihrer Kindheit zu ihrem Onkel Bruno, den sie nur von Fotos kennt, hingezogen. „Als ich klein war und in meinem Bett lag, dachte ich oft an Bruno.“ Von Beruf Förster, war er im Zweiten Weltkrieg Pilot, von dem es hieß, er wäre in Stalingrad gefallen. Es stimmt auch, dass er über Stalingrad abgeschossen wurde, aber gestorben ist er damals nicht. Er starb erst im Jahr 1994 im Alter von 77 oder 78 Jahren auf deutschem Boden.

Selbst im Alter um 65 macht sich die Autorin auf die Suche nach Bruno. Sie beginnt ihre Suche da, wo ihre Mutter aufgehört hat - bei Dmitri Fjodorow alias Hannes Grünhoff, dem Sohn einer Deutschen und eines Russen, der in Berlin lebt. Dieser erzählt ihr sein ganzes Leben - im Vergleich zu ihrer Mutter möchte sie nicht nur von der Zeit hören, in der er Bruno kennengelernt hatte. Bekanntschaft mit Bruno machte er, als er im Alter von sechzehn Jahren zu sechs Jahren Zwangsarbeit in Kasachstan verurteilt wurde. Die einzigen beiden Häftlinge, die außer ihm auch Deutsch sprechen, sind Dinu, der Pianist aus Bukarest, und Bruno. Eine enge Freundschaft entwickelt sich zwischen den dreien und lässt sie die harte Zeit im Straflager überstehen. Als Bruno und Dinu ohne Dmitri schließlich zusammen nach Bukarest gehen, reißt er jeglichen Kontakt mit ihnen ab. Hier endet auch die erste Spur, die zu Bruno führt.

Astrid Seeberger reist nach Bukarest, wo sie jedoch nicht viel in Erfahrung bringen kann. Lediglich ein Musiker, mit dem sie spricht, erwähnt den Namen Wolfgang Müllers. Diesen verband eine kurze Liebschaft mit Dinu, einen wichtigen neuen Hinweis kann Wolfgang ihr liefern: Bruno hatte einen Sohn mit Naja, der Schwester Dinus. So sucht und findet die Autorin Jakob Seeberger in München, der nichts über die Familie Brunos wusste. Jakob erzählt ihr alles von seinem Leben mit seinen Eltern in Bukarest und dann von der Zeit mit Bruno und Dinu in Bayern. Abgerundet wird alles von Dinus Erinnerungen, die dieser vor seinem Tod auf eine CD aufgenommen hatte.

Wie überaus edel, großmütig und auch altruistisch ist es von der Autorin, Astrid Seeberger, dass sie ihre Geschichte und die Geschichten dieser Menschen - Dmitris und seiner Eltern, Dinus und seiner Schwester Naja, Brunos und Jakobs - mit uns, Lesern, teilt! Denn niemand von uns kann sagen, er wüsste bereits genug über den Zweiten Weltkrieg und die Zeit danach - bis zur Befreiung des Ostblocks vor der sowjetischen Übermacht. Und es sind doch immer die Einzelschicksale, die uns berühren, bestürzen, unser Herz zum Bluten bringen. Wir können immer nur vom Kleinen aufs Ganze schließen. Ein abstraktes Geschichtswissen - und ist es auch noch so umfangreich - bringt uns nicht als Menschen weiter. Und eins wird deutlicher als alles andere, was Lech, der Ehemann der Autorin, so wunderschön in Worte fasst: „Aber, sagte Lech, ist es nicht so, dass es etwas gibt, was uns möglich macht, unsere Bedrohtheit zu ertragen? Etwas, das uns die Hoffnung nicht aufgeben lässt, obwohl die Ruinenberge wachsen: diese erstaunliche Fähigkeit, die wir Menschen besitzen, füreinander Schutzräume zu errichten, mitten in aller Bosheit, mitten im Krieg und Unterdrückung. [...] Doch es gibt sie. Schutzräume, in denen wir das Glück verspüren können, das kleine störrische Glück. Obwohl es das Unglück gibt.“

Astrid Seeberger gibt uns mit „Goodbye, Bukarest“ ein Buch in die Hand, in dem mehrere Biografien, eingebettet in ihr eigenes Leben, zu finden sind. Sie, die mit siebzehn nach Schweden ausgewandert ist - „Ich wollte keine Deutsche sein. Ich wollte zu keinem Land gehören, das so Schreckliches verbrochen hatte.“ - zeigt uns wie wichtig es ist, für eine Sache zu brennen. Sie hat keiner Mühen gescheut, um alles über Brunos Leben herauszufinden, was im Rahmen menschlicher Möglichkeiten steht.

Danke, Frau Seeberger, dass Sie die Geschichte Brunos, die auch Ihre Geschichte ist, und die Geschichte vieler anderer - nicht zuletzt auch unsere Geschichte - in Ihrer sanften und doch so starken Sprache mit uns geteilt haben!

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Veröffentlicht am 03.02.2020

Der heilige Gral der Naturwissenschaft

Das Evangelium der Aale
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Der Aal ist der rätselhafteste Fisch der Welt. Seine Existenz und sein Lebenswandel werfen uns seit jeher viele Fragen auf und bis heute hat man noch nicht alle mit Bestimmtheit beantworten können beziehungsweise ...

Der Aal ist der rätselhafteste Fisch der Welt. Seine Existenz und sein Lebenswandel werfen uns seit jeher viele Fragen auf und bis heute hat man noch nicht alle mit Bestimmtheit beantworten können beziehungsweise die Frage nach dem „Warum?“ aus der Dunkelheit ans Licht hervorholen können. So haben viele passionierte Forscher sehr viel Zeit und Energie – nicht selten ihr halbes Leben – der sogenannten Aalfrage gewidmet. Der Däne Johannes Schmidt ist beispielsweise 18 Jahre lang durch die Meere gefahren, bevor er den Ursprungsort des Aale – die Sargassosee – entdeckt hat. Auch so manches poetische Werk, wie Günter Grass‘ „Die Blechtrommel“, Boris Vians „Die Gischt der Tage“ oder Graham Swifts „Wasserland“ haben sich dem Aal auf literarische Weise genährt. Die Reihe wird nun von Patrik Svensson fortgesetzt, der uns behutsam an die Hand nimmt und uns auf verständliche, berührende und poetische Weise in die Geschichte des Aals einführt.

„Das Evangelium der Aale“ ist halb Sach-, halb Erinnerungsbuch, denn in sich abwechselnden Kapiteln erzählt uns der Autor von wichtigen Stationen in der Mensch-Aal-Geschichte und gewährt uns Einblicke in seine eigene Geschichte, dessen Schwerpunkt die Vater-Sohn-Beziehung ausmacht. Wie sich schnell herausstellt, war das Aalfangen diejenige Tätigkeit, die Patrik Svensson und seinen Vater verbunden hat und ihr Verhältnis zueinander geprägt hat. So wird die allgemeine Aalfrage zu seiner ganz eigenen Frage nach der Herkunft, dem Sinn des Lebens und seinem Ziel, das sich auch jeder andere Mensch in unterschiedlicher Gewichtung stellt. „Das Rätselhafte, schwer Durchschaubare des Aals wird zum Echo der Fragen, die jeder Mensch in sich trägt: Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin bin ich unterwegs?“

Im einführenden Kapitel wird uns das Grundwissen über den Aal vermittelt. So erfahren wir, dass der Aal nur an einer einzigen Stelle im gesamten Ozean – der Sargassosee – das Licht der Welt erblickt und zunächst als ‚Weidenblättchen‘ und nach der ersten Metamorphose zum Glasaal bis zu drei Jahre durch das Meer treibt, bevor er sich als Gelbaal in einem Bach, Teich oder Binnensee entschließt, angekommen zu sein. In seinem selbstgewählten Zuhause führt er fortan das Leben eines Einzelgängers, bis ihn irgendwann – normalerweise im Alter zwischen fünfzehn und dreißig Jahren – eine innere Kraft dazu antreibt zwecks der Fortpflanzung an seinen Ursprungsort zurückzukehren. Während er zurückschwimmt, bilden sich seine Geschlechtsorgane aus, während sein Verdauungssystem sich zurückbildet. In der Sargassosee angelangt, findet das Ablaichen statt, nachdem der Aal verstirbt.

Wie wir später erfahren, wurde dieses Wissen über Jahrhunderte zusammengetragen. Die Geschichte beginnt bei Aristoteles, der sich als erster großer Gelehrter ganz besonders für den Aal interessiert hat, und reicht von Sigmund Freud, dem Dänen Johannes Schmidt und der Meeresbiologin Rachel Carson bis in unsere jüngste Gegenwart hinein. Vieles von dem, was wir zu wissen glauben, ist aber bis heute nicht bestätigt. So hat kein Mensch jemals zwei Aale bei der Fortpflanzung beobachtet, noch hat man je einen ausgewachsenen Aal in der Sargassosee gesehen. Und eine weitere wichtige Tatsache: Der Aal vermehrt sich nicht Gefangenschaft. „Es war fast, als wehre sich der Aal dagegen, jemand anderem die Kontrolle über den Schöpfungsakt zu überlassen, als wäre seine Existenz ganz allein seine Sache.“ Das heißt, dass der vom Aussterben bedrohte Aal womöglich irgendwann wie der vom Autor herangeführte Dodo oder die Sehkuh für immer von der Erdoberfläche verschwunden sein wird, „bis es nichts mehr [über ihn] zu wissen gibt“.

„Das Evangelium der Aale“ ist eine ganz besondere Art von Buch. Es ist halb Sach-, halb Erinnerungsbuch, aber nicht das allein ist das Besondere daran. Es ist der Versuch das Lebewesen, „das sich aktiv der menschlichen Erkenntnis entzieht“, zu begreifen. Und es ist ein Plädoyer für den Aal als Lebewesen, aber gleichzeitig auch für den Aal als eine große verbindungsstiftende Symbolkraft, die die Geschichte der Menschen im Allgemeinen und das Verhältnis des Autors zu seinem mittlerweile verstorbenen Vater im Speziellen bestimmt. Wer hätte gedacht, dass ein Buch über Aale so bewegend sein kann? Und doch ist es so, denn oftmals ist nicht das Was, sondern das Wie entscheidend und das beherrscht Patrik Svensson meisterhaft! Ich kann dieses poetische Debüt über die Natur, die Suche nach Wissen, Menschlichkeit und Verstehen jedem nur wärmstens ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 09.12.2019

Für mehr Abwechslung auf dem Abendbrotteller

Express-Abendessen
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„Express Abendessen“ ist das perfekte Kochbuch für mehr Abwechslung am Abend. Es vereinigt vier Typen des Abendbrots: „Salate & Suppen“, „Stullen, Sandwiches & Wraps“, „Pasta, Reis & Co“ sowie „Fisch & ...

„Express Abendessen“ ist das perfekte Kochbuch für mehr Abwechslung am Abend. Es vereinigt vier Typen des Abendbrots: „Salate & Suppen“, „Stullen, Sandwiches & Wraps“, „Pasta, Reis & Co“ sowie „Fisch & Fleisch“. Für jede Kategorie werden sieben bis zwölf Gerichte vorgestellt. Eine große Bandbreite und Varietät an Speisen ist somit garantiert.

Das Kochbuch ist sehr übersichtlich dank der klaren Anleitung, der separaten Zutatenliste und der ansprechenden Bilder, die jedes der Gerichte begleitet. Die Portionen sind jeweils für zwei Personen gedacht - das Kochbuch ist somit perfekt für ein zusammenlebendes Paar. Eine Kalorienangabe sowie Zubereitungszeit vervollständigen die Informationen.

Ich bin absolut begeistert von diesem Kochbuch. Von klassisch bis exotisch, einfach bis aromatisch, pikant bis scharf - für jeden Geschmack ist was dabei. Mein bisheriger Favorit sind die Lachs-Wraps. Neben dem geräucherten Lachs und den Tortillas wird lediglich Salat, eine Orange, Sahne, Senf, Honig, Zitronensaft, Salz und Pfeffer gebraucht. Das Ergebnis aber ist auffallend köstlich!

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Veröffentlicht am 09.12.2019

Vegetarisch, praktisch, gut!

Vegetarisch
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Martina Kittlers „Vegetarisch“ ist das perfekte Kochbuch für Vegetarier. Hier werden äußerst sättigende und geschmackvolle Rezepte präsentiert. Ob mit Tofu, Kichererbsen, Bohnen, Edelpilz-, Berg- oder ...

Martina Kittlers „Vegetarisch“ ist das perfekte Kochbuch für Vegetarier. Hier werden äußerst sättigende und geschmackvolle Rezepte präsentiert. Ob mit Tofu, Kichererbsen, Bohnen, Edelpilz-, Berg- oder Hartkäse, Lupinenfilet oder Feta - Vegetarier müssen nicht mehr herumdrucksen, wenn sie auf die wichtige Proteinquelle angesprochen werden.

Martina Kittler macht es mit ihrer Vielfalt an vegetarischen Gerichten möglich. Dabei unterteilt sie die Speisen in die drei Kategorien „Für jeden Tag“ - hier werden 13 einfach zuzubereitende Speisen für den Alltag vorgestellt - „Lunch to go“ - hier finden Sie 12 Mahlzeiten, die Sie perfekt auf die Arbeit mitnehmen können - sowie „Wochenend-Küche“ - hier werden 6 etwas aufwändigere Gerichte vorgestellt, denen man sich am Wochenende widmen kann.

Dank „Vegetarisch“ kann man abwechslungsreich, vollwertig und sehr schmackhaft kochen und zwar so, dass es auch jedem Nicht-Vegetarier schmeckt!

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Veröffentlicht am 09.12.2019

Quiches in jeder Form und Größe

Quiches
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Wahre Quiches-Fans kommen mit Cora Wetzsteins Kochbuch „Quiches“ vollkommen auf ihre Kosten. Hier werden Quiches präsentiert, die an Varietät und Vielfalt nichts zu wünschen übrig lassen. Von klassischen ...

Wahre Quiches-Fans kommen mit Cora Wetzsteins Kochbuch „Quiches“ vollkommen auf ihre Kosten. Hier werden Quiches präsentiert, die an Varietät und Vielfalt nichts zu wünschen übrig lassen. Von klassischen Kombinationen („Quiches für jeden Tag“) über ausgefallene Rezepte („Quiches de Luxe“) bis hin zu den perfekten Partybegleitern („Quiches im Miniformat“) findet sich hier eine große Anzahl an Rezepten für jeden Geschmack.

Das Kochbuch ist sehr übersichtlich dank der klaren Anleitung, der separaten Zutatenliste und der ansprechenden Bilder, die jedes der Gerichte begleitet. Eine Kalorienangabe sowie Zubereitungszeit vervollständigen die Informationen.

Was mir persönlich sehr gut gefällt, ist die Tatsache, dass in diesem Kochbuch sehr viele vegetarische Quichesrezepte vorstellt werden. Von insgesamt 26 verschiedenen Quichesvarianten sind 15 davon vegetarisch!

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