Zum Inhalt:
Mit so viel Biss hat noch niemand über Zahnlosigkeit geschrieben.
«Deutschlands bekannteste Twitter-Omi.» (Bild) hat Zucker und «Ossiporose», schläft unter einer Heizdecke und hat den Krieg nicht überlebt, um Kunstfleisch aus Soja zu essen: Renate Bergmann 82, aus Berlin. Ihre Männer liegen in Berlin auf vier Friedhöfe verteilt, das Gießen dauert immer einen halben Tag. Und à propos tot, Renate und ihre beste Freundin Gertrud haben ein schönes Hobby: Die beiden suchen sich in der Zeitung eine nette Beerdigung raus, ziehen was Schwarzes an, und dann geht es los. Zwei alte Damen mehr oder weniger am Buffet – da schaut keiner so genau hin.
Denn schließlich: «Die meisten denken ich bin eine süße alte Omi. Aber ich kann auch anders.»
In Episoden schreibt Renate über ihre Abenteuer: Ein großartiges Spiel zwischen Rentnerdasein und digitaler Welt.
Meine Meinung:
Vor einiger Zeit entdeckte ich zufällig den Twitter-Account von Renate Bergmann und folgte ihr, weil ich die Tweets einfach witzig fand.
Natürlich überlegte ich mir, wer wohl hinter dem Account stecken könnte, denn dass es wirklich eine 82-jährige Rentnerin ist, habe ich rein gefühlsmäßig angezweifelt.
Zum Erscheinungstermin dieses Buches hat sich der Autor, Torsten Rohde, dann „geouted“.
Mit dem Wissen, dass hinter der kultigen Twitter-Oma ein nur halb so alter Mann steht, hatte ich fast noch mehr Spaß an den Tweets und Erlebnissen von Renate Bergmann, da ich die Kreativität und das Einfühlungsvermögen in einen alten Menschen bewundernswert fand.
So war es für mich nur logisch, dass ich auch das Buch lesen würde.
Am Anfang beschreibt sie, wie ihr angeheirateter Neffe Stefan ihr das „Händi“ mit der angebissenen Tomate auf der Rückseite schenkte und sie beim Ausprobieren versehentlich etwas in Stefans Twitter-Account gepostet hat.
So kam sie dann zu ihrem eigenen Twitter-Account und inzwischen ist sie auch bei „Fäßbuck“ aktiv.
Zitat: „ Bei Twitter muss man sich ja kurz fassen. 140 Zeichen! Sie haben mich ja nun schon ein bisschen kennengelernt und können sich vorstellen, dass ich eigentlich mehr Platz brauche, deshalb habe ich angefangen, ein paar kleine Geschichten ganz aufzuschreiben.“
Genau so witzig wie ihre Tweets sind auch die Geschichten in diesem Buch. Eigentlich sind es ausführliche Anekdoten rund um ihre kultigen Tweets.
Egal ob es um die Mitbewohner im Haus, ihre Tochter Kirsten, ihre beste Freundin Gertrud oder ihre Freunde Ilse und Kurt geht, bei Renate Bergmann ist immer was los. Leicht chaotisch, aber mit klaren Prinzipien meistert Renate Bergmann ihr Leben.
Das Mehrfamilienhaus, in dem sie lebt, hat sie unter Kontrolle und auch sonst bewältigt sie ihren Alltag nach ihren Vorstellungen und Regeln.
Aber sie verschließt sich eben auch nicht den modernen Dingen wie Internet und Smartphones und spielt z. B. auch das „Händispiel mit den Vögeln und der Steinschleuder“.
Herrlich amüsant fand ich ihre Interpretationen englischer Begriffe oder Fremdwörter wie z. B. „Diedschee“, „Imehl“, „Nordischwokking“, „Ossiporose“ oder „Leckins“
Die Geschichten aus dem Leben von Renate Bergmann sind witzig, selbstironisch, sehr unterhaltsam und bedienen so ziemlich jedes Klischee über ältere Menschen.
Aber irgendwo findet man immer ein Stückchen Wahrheit und ganz viel Lebensweisheit.
Vielen Dank für die kurzweilige Unterhaltung liebe Frau Bergmann!
Fazit: 5 von 5 Sternen
© http://fanti2412.blogspot.de