Profilbild von tinstamp

tinstamp

Lesejury Star
offline

tinstamp ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tinstamp über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.04.2020

Spannender Auftakt der neuen Tribute Reihe

Tribut der Sünde
0

Tribut der Sünde" ist Teil Eins einer neuen historischen Reihe aus der Feder von Silvia Stolzenburg - jipee! Ich liebe ihre historischen Romane, die meistens sehr grausam und blutig sind und mir oftmals ...

Tribut der Sünde" ist Teil Eins einer neuen historischen Reihe aus der Feder von Silvia Stolzenburg - jipee! Ich liebe ihre historischen Romane, die meistens sehr grausam und blutig sind und mir oftmals mehr Gänsehaut bescheren, als so einige sogenannte Thriller.

Auch diesmal geht es blutig zu, denn gleich zu Beginn der Geschichte erwacht Martin Wengert aus seinem Rausch in der Schankstube und stolpert über eine Leiche. Dummer Weise ist es der Sohn des Bürgermeisters, Moritz Welling, der mit durchschnittener Kehle am Boden liegt und mit dem er letzte Nacht einen Streit hatte. Entsetzt flieht er zum Haus der Familie seiner Verlobten, Franziska Hochperger. Kurze Zeit später wird er verhaftet und des Mordes angeklagt. Zwei Tage später wird auch Franziskas Vater, ein ehrwürdiger Weinhändler und Ratsherr, festgenommen und der Beihilfe angeklagt. Haus und Hof werden beschlagnahmt und Franziksa steht plötzlich auf der Straße und muss sich als Bettlerin durchschlagen. Einzig Jakob, ein Freund von ihr und Martin, bietet ihr Hilfe an, die sie zuerst ausschlägt....

Von Anfang an fiebert man mit Franziska mit, deren Leben von einem Tag auf dem anderen aus den Angeln gehoben wird. Noch gestern Tochter eines angesehenen Mannes und kurz vor der Hochzeit stehend, steht sie nun auf der Straße und hat nichts und niemanden mehr. Eine furchtbare Vorstellung! Franzi ist sich sicher, dass ihr Verlobter und ihr Vater unschuldig sind und versucht alles Mögliche, um ihnen irgendwie Hilfe zukommen zu lassen.Gleichzeitig versucht sie herauszufinden, wer hinter dieser Intrige stecken könnte.

Zur selben Zeit brodelt es bereits unter den Bürgern von Stuttgart. Herzog Ulrich ist ein verschwenderischer Regent, der sich nicht um seine Untertanen schert. Seine Frau Sabina von Bayern hasst ihren Mann und dessen Geliebte und versucht mit allen Mitteln dieser Ehe zu entfliehen. Sie hütet ein Geheimnis, welches Franzi eines Tages zufällig in der Kirche, in der sie Zuflucht sucht, mithört. Ab diesem Zeitpunkt droht ihr auch von dieser Seite Gefahr.
Gewohnt spannend und fesselnd erzählt Silvia Stolzenburg die Geschichte um Franziska, deren Schicksal man mit klopfenden Herzen und unglaubigen Staunen liest. Glaubt man, ihr könnte nichts mehr zustoßen, wird man kurz darauf eines Besseren belehrt.

Das mittelalterliche Setting Stuttgarts wurde sehr bildhaft und detailliert beschrieben. Ich hatte immer das Gefühl mitten drinnen zu sein und mit Franzi durch die Gassen zu laufen.
Zusätzlich spürt man die Unzufriedenheit unter den Bürgern und ich nehme an, dass die Autorin im folgenden oder letzten Band den Aufstand des "Armen Konrad" als Mittelpunkt nehmen wird. Im ersten Band spürt man bereits die Ansätze dazu.

Mein einziger Kritikpunkt ist das Ende. Es gibt im ersten Band noch keine Auflösung und einen Cliffhanger. Ich hatte das Gefühl mitten aus demLesefluss gerissen zu werden. Das kommt leider nun immer öfters vor und ist nicht wirklich nach meinem Geschmack.
Außerdem bin ich von den anderen Bänden der Autorin gewohnt, dass eine Geschichte abgeschlossen isr, bevor es zum nächsten Band geht. Deswegen kann ich auch keine 5 Sterne vergeben, obwohl mich die Geschichte mitgerissen hat. Ich möchte aber nicht Monate warten und drei Bücher lesen, um endlich zu wissen, wer hinter der Intrige steckt, die Martin und Franzis Vater ins Gefängnis brachten.

Fazit:
Ein spannender Triologieauftakt, der mich ins mittelalterliche Stuttgart entführt und mit der Hauptprotagonistin mitleiden hat lassen. Einen Stern Abzug gibt es für das abrupte Ende mit dem Cliffhanger. Ich hatte das Gefühl mitten in der Geschichte rausgerissen worden zu sein....nun kann ich es gar nicht abwarten, den nächsten Band in den Händen zu halten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.04.2020

Spannender dritter Fall für Tom Perlinger

Karl Valentin ist tot
0

"Karl Valentin ist tot" ist der dritte Band der Reihe rund um den Münchner Hauptkommissar Tom Perlinger und sein Team. Obwohl ich selbst bei Band 2 eingestiegen bin, empfehle ich diese Reihe von Beginn ...

"Karl Valentin ist tot" ist der dritte Band der Reihe rund um den Münchner Hauptkommissar Tom Perlinger und sein Team. Obwohl ich selbst bei Band 2 eingestiegen bin, empfehle ich diese Reihe von Beginn an zu lesen, denn die Krimis sind etwas komplex und der Familien- und Bekanntenkreis unseres Hauptkommissars groß. Zusätzlich gibt es immer wieder Verbindungen zu den Vorgängerbänden.

Am Karl Valentin Gymnasium im Zentrum Münchens bricht spätnachts ein Feuer aus. Der Kellerbrand kann dank der Aufmerksamkeit des Hausmeisters, der die Feuerwehr alamiert, bald gelöscht werden. Doch für eine der Lehrerinnen kommt jede Hilfe zu spät. Hauptkommissar Tom Perlinger wird zur Fundstätte gerufen. Bald stellt er fest, dass eine weitere Lehrerin vermisst wird und die Tote, die stellvertretende Direktorin Marianne Eichstädt, nicht durch das Feuer umgekommen ist. Je länger Tom und Jessica ermitteln, umso durchsichtiger wird der Fall. Außerdem stoßen die beiden auf enormen Leistungsdruck am Vorzeige-Gymnasum, der bereits zwei Selbstmordversuche unter den Schüler ausgelöst haben dürfte. Einer davon ist Fabian Brühl. Am Beispiel seines Vaters und einer weiteren Familie wird klar dargestellt, wie der Leistungsdruck sowohl Kinder, als auch deren Eltern zerstören kann.
Während Tom und Jessica das Umfeld der Lehrer und Schüler durchleuchten, scheint auch ein alter Bekannter von Tom seine Finger im Spiel zu haben. Der russische Oligarch und Immobilienspekulant Ivan Maslov, sein schlimmster Gegner, hat ebenfalls wieder mitzumischen. Zusätzlich taucht Toms ehemaliger Freund Class wieder auf.
Die Münchner Polizei hat es mit einem äußerst ausgeklügelten Kriminalfall zu tun. Geschickt eingebunden sind die Hintergrundinformationen zum titelgebenden Karl Valentin: Münchner Original, Komiker, Volkssänger, Autor und Filmproduzent. Seine Zitate werden immer wieder mit dem Geschehen verflochten und erinnern an das Münchner Urgestein.

Die zahlreichen Figuren haben Wiedererkennungswert und besitzen oftmals unverwechselbare Charakterzüge. Einige davon sind auch Tatverdächtig. Das Privatleben der Ermittler wird perfekt in die Krimihandlung miteingebaut. Für mich ist das Gleichgewicht zwischen dem Kriminalfall und dem Privatleben ausgewogen. Zusätzlich zeigt die Autorin auch das Problem des heutigen Leistungsdrucks bei Kindern auf, sowie Pädagogen, die sich zwar so nennen, aber keinerlei Empathie haben und nur nach Macht und Anerkennung streben. Als es eine weitere vermisste Person gibt, kommt Tom an seine Grenzen.
Der Spannungsbogen bleibt durchgehend hoch und man kann den Krimi nur sehr schwer aus der Hand legen.

Die Münchner Altstadt ist wieder eine perfekte Krimikulisse, die Sabine Vöhringfer sehr lebendig und bildhaft in Szene gesetzt hat. Kein Wunder! Lebt sie doch selbst in der bayrischen Metropole. Trotzdem muss die Umsetzung funktionieren und diese hat Sabine Vöhringer großartig gemeistert. Ich freue mich schon auf den Folgeband!

Schreibstil:
Sabine Vöhringer schreibt sehr bildhaft, detailliert und mit einem Schuss Humor. Besonders gefallen haben mir ihre Beschreibungen der unverwechselbaren Charaktere. Lokalkolorit wird hochgehalten und trotzdem tritt dabei der Kriminalfall nicht in den Hintergrund.
Am Ende des Buches gibt es ein Personenregister und einen skizzierten Stadtplan von München.

Fazit:
Ein komplexer und vielschichtiger Münchenkrimi, der sowohl Spannung, als auch Lokalkolorit bietet. Vielschichtige Charaktere, eine bildhafte und lebendige Beschreibung des Settings und ein spannender Fall runden diesen dritten Band der Reihe perfekt ab. Ich freue mich schon auf den nächsten Kriminalfall.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.04.2020

Zum Träumen, aber trotzdem mit Tiefgang

Hibiskustage
0

Manchmal braucht man einen Roman wie diesen, um Abtauchen und Träumen zu können und die Welt um sich herum zu vergessen. Wer auf das himmliche Cover guckt, weiß wohin wir uns bei "Hibiskustage" begeben: ...

Manchmal braucht man einen Roman wie diesen, um Abtauchen und Träumen zu können und die Welt um sich herum zu vergessen. Wer auf das himmliche Cover guckt, weiß wohin wir uns bei "Hibiskustage" begeben: auf eine wunderschöne Insel unter Palmen. Genau dorthin, nämlich auf Hawaii, werden auch Mel, Kerstin und Sarah von ihrer Freundin Izzy eingeladen, die demnächst ihren 40. Geburtstag feiert.

Die vier Frauen waren während der Schulzeit beste Freundinnen, doch mit der Zeit ist jede von ihnen ihren eigenen Weg gegangen. Izzy ist in den USA eine bekannte Moderatorin, Mel lebt an der Ostseeküste, ist verheiratet, hat zwei Kinder und vermietet Ferienhäuser. Kerstin ist Sterneköchin, arbeitet aber unter ihrem Niveau bei ihrem verheirateten Geliebten in der Küche und Sarah, die in London lebt, gibt an Anwältin zu sein, sitzt aber in einem Großraumbüro einer Anwaltskanzlei und arbeitet als Bürokraft. So hat sich jede von ihnen kleine Geheimnisse erhalten, die sie nicht über ihren gemeinsamen Freundinnen Chat "44-ever" kommunizieren. Erst zögern die drei Frauen noch, doch dann reisen sie nach Hawaii um Izzy und die anderen wiederzusehen. Jede versucht den Schein zu wahren, doch nach und nach kommen die kleinen Lügen bzw. Verschleierungen ans Licht.

Abwechselnd lesen wir aus der Sicht von Mel, Sarah und Kerstin, die allesamt auf das Eintreffen von Izzy warten. Die vier Frauen sind sehr unterschiedlich. Jede hat ihr eigenes Päckchen zu tragen. Die gemeinsame Zeit in Izzys Haus verändert sie alle auf eigene Weise und zeigt auf, was im Leben wirklich wichtig ist. Langsam öffnen sie sich wieder und helfen einander den Blick auf das Wesentliche wiederzufinden. Dabei erfahren sie nicht nur fröhliche, sondern auch schmerzliche Momente.

Vom Plot her hatte ich eine gewisse Ahnung, wohin es gehen könnte, aber vornehmlich deswegen, weil ich einmal eine sehr ähnliche Geschichte gelesen habe, die auf den Fidschi-Inseln spielte träumSonst wäre ich wahrscheinlich nicht so bald auf das Geheimnis von Izzy gekommen.

Die lebendige und mitreißende Geschichte fühlt sich wie ein kleiner Kurzurlaub an, den wir im Moment im wahren Leben nicht antreten können. Deswegen empfehle ich allen sich mit "Hibiskustage" aus den Alltag wegzuträumen....aber Vorsicht: Es gibt auch Taschentuchalarm!

Die Charaktere und deren Entwicklung werden von der Autorin sehr gut dargestellt. Ich habe mit den vier Freundinnen mitgelitten, mitgeweint und mich mitgefreut. Alle entwickeln sich weiter und die alte Verbundenheit stellt sich am Ende wieder ein.

Die Landschaftsbeschreibungen, das Inselfeeling und die Bräuche der Einwohner sind so wunderbar dargestellt, dass man am liebsten sofort den Koffer packen würde. Die Meeresschildkröten, die in der Bucht schwimmen und aussehen wie alte Damen mit Kopftuch; Sarahs Surfversuche, die schlussendlich ihre Liebe zum Meer entdeckt oder die wunderschönen Hibiskuspflanzen in Izzys Garten, sowie die einheimischen Speisen aus dem Food-Truck von Mike, zeigen die Besonderheiten des Settings auf. Es gibt so viele wunderbare und magische Momente in diesem Roman, dass man den Zauber der Geschichte einfach nur genießen muss.

Die einzige Kritik, die ich an dieser wunderbaren Geschichte habe, ist die am Ende durchgeführte (verbotene!) Wanderung auf den Haiku Stairs (cirka 3.920 Stufen), auch genannt "Stairway to Heaven", auf die Bergspitze. Diese Strecke, die sich fast über 5 Stunden zieht, ist wegen großer Gefahr gesperrt. Sabine Lay lässt ihre Protagonistinnen aber trotz Lebensgefahr hinaufwandern. Solche Ansätze finde ich in einem Buch bedenklich, denn wir hier in Österreich haben jedes Jahr mit unvernünftigen Wanderern und Bergsteigern zu kämpfen, die mit ihren unzureichenden Equipment oder bei Schlechtwetter das Leben der hiesigen Bergretter gefährden. Deswegen finde ich diese Idee der Autorin nicht gut gewählt.

Der Rest der Geschichte hat mich aber verzaubert und ich kann diesen mitreißenden Roman nur weiterempfehlen.

Fazit:
In Zeiten wie diesen kann man mit diesem Buch zu einem faszinierenden Ort voller Magie reisen und mit den Figuren Hawaii erkunden. Wundervolle Bilder, die die Schönheit der Insel aufzeigen, entstehen beim Lesen im Kopf, aber auch die Werte von Freundschaft und Zusammenhalt bringen Tiefe in die Geschichte.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung für diesen Seelenwärmer!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.03.2020

Tolle Geschichte, die sich schwer in ein Genre einordnen lässt

Echo des Schweigens
0

Wow! Dieses Buch hat mich wirklich überrascht! Eine Mischung aus Justizkrimi, Spannungsroman und einige Rückblicke in die NS-Zeit, die ich gar nicht erwartet hatte, mir aber umso besser gefielen.
Dem Autor ...

Wow! Dieses Buch hat mich wirklich überrascht! Eine Mischung aus Justizkrimi, Spannungsroman und einige Rückblicke in die NS-Zeit, die ich gar nicht erwartet hatte, mir aber umso besser gefielen.
Dem Autor ist es außerdem gelungen durch einige Verknüpfungen eine komplexe Geschichte zu kreieren, die mich bis zum Ende haben rätseln lassen, wie alles zusammenhängen könnte. Chapeau!

Aber beginnen wir einmal von vorne....Strafverteidiger Hannes Jansen steht kurz vor einem neuen Karrieresprung. Ihm wird bei erfolgreicher Verteidung eines neu aufgerollten Falles die Partnerschaft in einer alteingesessenen Hamburger Kanzlei angeboten. Nach einem neuen rechtsmedizinischen Gutachten soll ein Dessauer Polizeibeamte einen farbigen Asylwerber in einer Ausnücherungszelle misshandelt und anschließend angezündet haben. Hannes ist zuerst von der Unschuld seinen Mandaten überzeugt, doch nach und nach kommen ihm Zweifel. Als seine Referendarin plötzlich beim Prozess mit einem neuen Beweismittel auftaucht, das nur ihm zugänglich ist, beginnt er die Unschuld seines Mandaten zu hinterfragen.

Im zweiten Strang befinden wir uns in Zermatt in der Schweiz. Sophie Tauber hat eben ihre Mutter verloren. Ihren Vater hat sie nie kennengerlernt. In den Unterlagen ihrer Mutter findet sie einige Hinweise auf ihren Vater, denen sie nachgeht, wie auch eine geheimnisvolle Fotografie einer Frau. Puzzlestück um Puzzlestück reiht sich hier aneinander und führen Sophie zurück in ihre eigene Familiengeschichte und somit ins Jahr 1941, zur Jüdin Lea und der glamurösen Daphne, der Frau am Foto.
Zu diesem Zeitpunkt lernen sich auch Hannes und Sophie kennen. Da sie beide nicht intensiv über ihre Berufe sprechen und einiges auch nicht ausplaudern dürfen, weiß Hannes nicht, dass Sophie diejenige ist, die seinen aktuellen Fall neu aufrollen hat lassen....

Und in einem dritten Strang befinden wir uns im Jahre 1938 und lernen zwei sehr unterschiedliche Brüder kennen, die eine Schnapsbrennerei geerbt haben und sich um die Anteile streiten. Während einer sich den Nazis anschließt, lernt der andere eine Jüdin kennen und lieben. Lange weiß man nicht, was diese Geschichte, die immer mehr Raum einnimmt, mit Hannes und Sophie zu tun hat. Erst sehr spät begreift der Leser die Zusammenhänge, die wesentliche Bestandteile der vielschichtigen Handlung sind. Diese Komplexität macht diese Mischung aus Roman und historischen Justizkrimi zu etwas besonderen.

Aufgrund der Buchbeschreibung war ich über den Strang aus dem Dritten Reich überrascht, da ich angenommen hatte, hier dreht sich alles um die Frage um Recht und Gerechtigkeit bei der Anklage des Polizisten. Da ich aber sehr gerne historische Krimis lese, war es für mich eine überaus positive Überraschung. Zusätzlich gibt es noch eine Liebesgeschichte, die aber eher im Hintergrund bleibt, was ich gut finde. Mehr davon hätte ich nicht gebraucht...

Die Geschichte in der Gegenwart um den neu aufgerollten Fall und die Handlung aus der Vergangenheit haben aber eines gemeinsam, nämlich die Frage: "Was ist Recht und was Gerechtigkeit?" Dies ist auch der rote Faden der Geschichte, die Markus Thiele von allen Seiten beleuchtet. Dazu kommt noch das Thema Moral, die jeder anders sehen kann.

Dass der Autor selbst Rechtsanwalt ist, merkt man besonders bei seinen Auszügen im Gerichtssaal. Diese sind allerdings auch für Laien gut verständlich. Die Problematik eines Rechtsstaates, was die Schuldfrage angeht, wird sehr aussagekräftig dargestellt. Menschenrechte, Recht und Unrecht, sowie der neu aufkommende Rechtsdruck sind ebenfalls Themen, die gekonnt in die Handlung eingebracht wurden.

Eine kleine Kritik habe ich trotzdem. Die Beziehung zwischen Sophie und ihren Vater, die sich nach Jahren erst gefunden haben, fand ich nicht ganz glaubwürdig. Das Gefühl als Kleinkind vom Vater verlassen worden zu sein, steckt man nicht so schnell weg und die zu schnelle herzliche und innige Beziehung zwischen den beiden fand ich zu überhastet.

Charaktere und Schreibstil:
Die Figuren wurden sehr gut ausgearbeitet und wirken authentisch. Der Schreibstil ist klar und lässt sich gut lesen. Es ist nicht unbedingt ein Buch, das man nebenbei liest, denn die Geschichte ist vielschichtig und fesselnd.
Die Aufmachung finde ich absolut gelungen. Der Schutzumschlag und der Bucheinband darunter erscheinen negativ und postiv, schwarz und weiß, was auch hervorragend zum Thema passt.

Fazit:
Ein komplexer und vielschichtiger Roman, der mich positiv überrascht hat. Die Mischung aus Justizkrimi, Familiendrama und dem historischen Rückblick ins Dritte Reich fand ich richtig gelungen. Eine etwas andere Geschichte, die fesselt und der man auf jeden Fall alleinige Aufmerksamkeit widmen sollte. Ich empfehle diesen Roman gerne weiter!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.03.2020

Zurück in Lichterhaven

Die Liebe gibt Pfötchen
0

Der neuerste Lichterhaven Roman von Petra Schier ist der vierte aus der Reihe, die aber alle unabhängig voneinander gelesen werden können. Für mich ist es mein dritter Besuch aus Licherhaven.

Diesmal ...

Der neuerste Lichterhaven Roman von Petra Schier ist der vierte aus der Reihe, die aber alle unabhängig voneinander gelesen werden können. Für mich ist es mein dritter Besuch aus Licherhaven.

Diesmal sind unsere Hauptprotagonisten Martina und Thorsten, die ich schon im letzten Band kurz kennenlernen durfte. Thorsten ist der Halbbruder von Lars aus "Strandkörbchen und Wellenfunkeln". Die beiden haben sich erst vor gar nicht langer Zeit kennengelernt, da Thorstens Mutter Deutschland verlassen hat und in die USA gezogen ist. Mittlerweile sind die beiden Brüder gute Freunde und bauen in der gemeinsamen Werft Boote. Schon vor einem Jahr hat Thorsten ein Auge auf Martina, eine kurvige Rothaarige, geworfen, doch jeder hat ihm abgeraten sie zu bedrängen. Die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern und Witwe hat gefühlsmäßig eine Mauer um sich herum aufgebaut und fühlt sich ihrem verstorbenen Mann durch ein Verprechen gebunden. Sie hat die Trauer mit einem vollen Arbeitspensum verdrängt und hat auch sechs Jahre nach Axels Tod ein volles Programm neben Haushalt und Kindererziehung. Sie engagiert sich im Stadtradt und möchte ihren großen Traum, die Vollendung des Wellenbades, das ihr damaliger Mann geplant hatte, fertig stellen. Martina funktioniert einfach nur...das echte Leben geht an ihr vorüber...

Die Gefühle, die sich zwischen den beiden langsam entwickeln wurden sehr authentisch und glaubhaft beschrieben. Hier passiert nichts überstürzt, auch wenn die Autorin zum Ende hin wieder ein paar prickelnde Szenen eingebaut hat. Thorsten gibt sich auch redlich Mühe und ist ein sehr geduldiger Mann, der sich auch Martinas Kindern, Annika und Basti, liebevoll widmet, sie ernst nimmt und miteinschließt.
Zu den Lichterhaven Romanen gehört natürlich auch wieder ein süßes Fellknäuel. Der Mudi (ungarischer Hirtehund) Capone, den Martina aus dem Tierheim geholt hat, hält sie und ihre Kinder ganz schön auf Trab. Capone liebt es seine eigenen Willen durchzusetzen und macht so einige verrückte Dinge. Die Hundegedanken sind wieder in kursiver Schrift eingeblendet. Mir kamen sie diesmal nicht so präsent wie in den Vorgängerromanen vor. Trotzdem spielt Capone eine wichtige Rolle und versucht natürlich alles Martina und Thorsten zusammenzubringen...

Immer abwechselnd begleiten wir Martina oder Thorsten auf ihren Weg. Dadurch hat der Leser den Zugang zu ihren Gedanken und Gefühlen, spürt aber auch ihre Unsicherheiten und Ängste.
Die liebevoll ausgearbeiteten Figuren schließt man sehr schnell ins Herz. Viele Lichterhavener Einwohner kannte ich bereits, aber es gibt auch wieder ein paar neue Charaktere und ich denke ich weiß auch schon, wer im nächsten Band seine große Liebe treffen wird...

Schreibstil:
Ich liebe Petra Schiers Schreibstil, egal ob sie historische Romane, ihre Weihnachts-/Hunde- oder Lichterhaven Romane schreibt. Es gibt immer humorvolle Dialoge, der Schreibstil ist spritzig und in den Licherhaven-Romanen schätze ich auch immer die sehr bildhafte Beschreibung der Umgebung.

Fazit:
Wieder eine bezaubernde "Liebesgeschichte mit Hund " aus Lichterhaven, die ich gerne gelesen habe. Das Setting und die süßen Hunde alleine sind schon ein Pluspunkt, aber Petra Schier versteht es auch die Liebesgeschichte mit Humor und Gefühl zu erzählen. Ich freue mich schon auf den nächsten Roman aus ihrer Feder!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere