Eine Geschichte von Heimweh, Ignoranz und Rassismus
Der Schwede Hans Bengler ist eine gescheiterte Existenz und ein Abenteurer. Im Verlauf einer Expedition in die Kalahari "adoptiert" er den schwarzen Waisenjungen Molo und nimmt ihn mit nach Schweden, um ...
Der Schwede Hans Bengler ist eine gescheiterte Existenz und ein Abenteurer. Im Verlauf einer Expedition in die Kalahari "adoptiert" er den schwarzen Waisenjungen Molo und nimmt ihn mit nach Schweden, um seinen Landsleuten einen echten Mohren präsentieren zu können. Von da an heißt der Junge Daniel und muss Bengler mit "Vater" ansprechen. Dem "Vater" ist leider nicht bewusst, dass er damit dem Jungen nicht nur die Heimat genommen hat, sondern auch seine Identität und vor allem seine Würde. Auch dass der Junge vor lauter Heimweh fast vergeht, nimmt der Egozentriker Bengler gar nicht wahr. Die Reaktionen auf den Jungen sind sehr unterschiedlich, viele Menschen sind nur neugierig, andere lehnen ihn offen ab oder feinden ihn gar an. Molo/Daniel lernt zwar die Sprache, ist aber trotzdem nicht in der Lage, seinem Umfeld zu vermitteln, wie schlecht es ihm geht.
Diese traurige Geschichte schildert Henning Mankell in seinem einzigartigen, detailgenauen Schreibstil sehr einfühlsam. Bengler war mir von Anfang an sehr unsympathisch, ich finde er ist ein Schmarotzer und Faulenzer, der immer den Weg des geringsten Widerstands geht. Er nutzt den Jungen aus und schiebt ihn ab, als er selbst in Schwierigkeiten gerät. Im Grunde genommen ist ihm Molo/Daniel recht herzlich egal.
Der Junge reagiert auf die Herausforderungen seines neuen Lebens so, wie er es in seinem alten Leben gelernt hat und findet sich deshalb in der fremden Kultur nicht zurecht. Das ist ein Problem, das sicher zahlreiche Migranten heutzutage auch haben. Die ganze Geschichte kann man eigentlich auch im 21. Jahrhundert ansiedeln.
Mein Fazit: Dieser gelungene Roman könnte zu mehr Verständnis für die Menschen fremder Kulturen zu verhelfen. Deshalb ist er eigentlich brandaktuell und sehr empfehlenswert.