Cover-Bild Die rote Antilope
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9,95
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 01.11.2014
  • ISBN: 9783423215459
Henning Mankell

Die rote Antilope

Roman
Verena Reichel (Übersetzer)

Eine Geschichte über das Heimweh und ein erschütterndes Gleichnis über die Wurzeln des Fremdenhasses.

»Ich sehe den Jugen vor mir, mutterseelenallein auf den lehmigen Äckern in Schonen, im Nebel. Wie er dasteht und horcht nach den Trommeln in der Ferne« (Henning Mankell)

Im Jahre 1877 findet der schwedische Foschungsreisende Hans Bengler am Rande der Kalahariwüste einen verwaisten Eingeborenenjungen und beschließt, für ihn zu sorgen. Dazu muß er ihn nach Europa mitnehmen. Doch obwohl Daniel (der eigentlich Molo heißt) die schwedische Sprache rasch versteht, wird er sich in diesem kalten Land nie heimisch fühlen. Er muß Schuhe tragen, an Türen klopfen und sich pausenlos anstarren lassen: die meisten Schweden haben nie zuvor einen Schwarzen gesehen.

Als sein Ziehvater mit dem Gesetz in Konflikt gerät, kommt Daniel zu einem kinderlosen Bauernpaar, wo man ihn zum Christentum bekehren will. Angeregt durch die biblische Geschichte, beschließt er zu lernen, wie Jesus auf dem Wasser zu gehen, um über das Meer nach Afrika zurückzukehren. Doch diese Sehnsucht wird ihm zum Verhängnis. 

Pro verkauftem Buch wird ein Euro an ein Hilfsprojekt in Afrika gespendet. 

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.06.2020

Eine Geschichte von Heimweh, Ignoranz und Rassismus

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Der Schwede Hans Bengler ist eine gescheiterte Existenz und ein Abenteurer. Im Verlauf einer Expedition in die Kalahari "adoptiert" er den schwarzen Waisenjungen Molo und nimmt ihn mit nach Schweden, um ...

Der Schwede Hans Bengler ist eine gescheiterte Existenz und ein Abenteurer. Im Verlauf einer Expedition in die Kalahari "adoptiert" er den schwarzen Waisenjungen Molo und nimmt ihn mit nach Schweden, um seinen Landsleuten einen echten Mohren präsentieren zu können. Von da an heißt der Junge Daniel und muss Bengler mit "Vater" ansprechen. Dem "Vater" ist leider nicht bewusst, dass er damit dem Jungen nicht nur die Heimat genommen hat, sondern auch seine Identität und vor allem seine Würde. Auch dass der Junge vor lauter Heimweh fast vergeht, nimmt der Egozentriker Bengler gar nicht wahr. Die Reaktionen auf den Jungen sind sehr unterschiedlich, viele Menschen sind nur neugierig, andere lehnen ihn offen ab oder feinden ihn gar an. Molo/Daniel lernt zwar die Sprache, ist aber trotzdem nicht in der Lage, seinem Umfeld zu vermitteln, wie schlecht es ihm geht.

Diese traurige Geschichte schildert Henning Mankell in seinem einzigartigen, detailgenauen Schreibstil sehr einfühlsam. Bengler war mir von Anfang an sehr unsympathisch, ich finde er ist ein Schmarotzer und Faulenzer, der immer den Weg des geringsten Widerstands geht. Er nutzt den Jungen aus und schiebt ihn ab, als er selbst in Schwierigkeiten gerät. Im Grunde genommen ist ihm Molo/Daniel recht herzlich egal.

Der Junge reagiert auf die Herausforderungen seines neuen Lebens so, wie er es in seinem alten Leben gelernt hat und findet sich deshalb in der fremden Kultur nicht zurecht. Das ist ein Problem, das sicher zahlreiche Migranten heutzutage auch haben. Die ganze Geschichte kann man eigentlich auch im 21. Jahrhundert ansiedeln.

Mein Fazit: Dieser gelungene Roman könnte zu mehr Verständnis für die Menschen fremder Kulturen zu verhelfen. Deshalb ist er eigentlich brandaktuell und sehr empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 14.03.2020

Eine Überraschung

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Ich kannte Henning Mankell so bisher nicht, "Die rote Antilope" hat so rein gar nichts mit Wallander oder seinen bekanntesten Werken zu tun. Ich war überrascht und begeistert von dieser ganz anderen Mankell ...

Ich kannte Henning Mankell so bisher nicht, "Die rote Antilope" hat so rein gar nichts mit Wallander oder seinen bekanntesten Werken zu tun. Ich war überrascht und begeistert von dieser ganz anderen Mankell Seite.

Jetzt zum Buch: Ein erfolgloser Forscher flüchtet sich in eine Forschungsreise nach Afrika, um mit der Entdeckung eines seltenen Käfers Ruhm in seiner Heimat Schweden zu erlangen. Einen vermutlich unbekannten Käfer findet er, jedoch auch einen Jungen. Den verwaisten Buschmann Jungen Molo. Diesen tauft er kurzerhand um, adoptiert ihn und verschleppt ihn nach Schweden.

Besonders gepackt hat mich der Erzählstil der Geschichte, von Beginn an fragt man sich immer wieder, ob das alles eigentlich ernst gemeint ist. Eine gewisse Ironie durchzieht das Buch, ob es nun das merkwürdige Verhalten des Forschers oder die ekelhaften Beschreibungen der Schweden sind. Die leicht subtilen Gedanken der Protagonisten verstärken diesen Eindruck nur.

Angekommen in Schweden verlagert sich das Augenmerk vom Forscher auf den fremden Jungen. Dieser will eigentlich nur zurück nach Hause, wird geplagt von Alpträumen und phantasiert seine Eltern zu jeder Gelegenheit an alle möglichen Orte. Er kämpft mit der fremden Welt, mit dem fremden Mann, den er jetzt Vater nennen soll.

Am Ende wird der Junge bei einer Bauernfamilie zurückgelassen, der Forscher flüchtet wieder, ironischerweise wieder nach Afrika. Kurz hat man Hoffnung, das Molo nun doch noch Zugang zum fremden Schweden findet, genauso schnell zerschlägt sie sich jedoch wieder.

Es gibt sicherlich auch viele Kritikpunkte an diesem Buch, keine Frage. Ich jedoch habe diese skurrile Geschichte sehr genossen und auch die zugegeben sehr skurrile Gesellschaftskritik. Eine Kritik, die auch wenn das Buch Ende des 19. Jahrhunderst spielt, immernoch zeitgemäß ist.

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