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Veröffentlicht am 29.03.2020

Das Projekt Baby

Der Rosie-Effekt
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„Zunächst einmal widersprach die Formulierung den Grundlagen der Biologie. Sie implizierte, dass sich nicht nur Rosies, sondern auch mein Zustand geändert hätte.“
„Der Rosie-Effekt“ ist eine romantische ...

„Zunächst einmal widersprach die Formulierung den Grundlagen der Biologie. Sie implizierte, dass sich nicht nur Rosies, sondern auch mein Zustand geändert hätte.“
„Der Rosie-Effekt“ ist eine romantische Komödie von Graeme Simsion, übersetzt von Annette Hahn. Er erschien im September 2014 im S. Fischer Verlag und ist der zweite Band der Buchreihe um Rosie und Don.
Ein Satz, der alles verändert: „Wir sind schwanger.“ Und das auch noch ungeplant. Nachdem Don und Rosie gemeinsam nach New York gezogen sind, stellt das neue Leben sie nun nach nur 10 Monaten und 10 Tagen vor neue Probleme. Während Rosie versucht Schwangerschaft und Studium miteinander zu vereinbaren, geht Don die Schwangerschaft mit seiner eigenen Logik an. Leider lässt sich dieses Thema nicht nur durch die Wissenschaft lösen und während Don versucht die Probleme seiner Freunde zu lösen, manövriert er sich selbst von der einen Katastrophe in die nächste und riskiert schließlich fast die Ehe zu Rosie…

Wie schon im ersten Band beschreibt Graeme Simsion mit viel Witz und Humor das Leben von Don und Rosie.
Don hat sich durch das Leben mit Rosie verändert, seine Entwicklung hat mir hierbei sehr gut gefallen. Natürlich ist er noch immer er selbst und Spontanität, Chaos und soziale Kontakte fallen ihm schwer, trotzdem ist er weniger pedantisch und neigt sogar manchmal zu spontanen Entschlüssen. Auch sein Freundeskreis hat sich in New York erweitert und Treffen mit anderen Menschen fallen ihm gerade mit Rosie an seiner Seite leichter als früher.
Sein Verhalten ist allerdings nach wie vor eher sonderbar und hat mich daher erneut häufig zum schmunzeln gebracht. Wie in einer Komödie üblich, manövriert er sich von einer misslichen Situation in die nächste und verstrickt sich plötzlich in Lügen, die ihm sichtlich schwerfallen. Immer wieder musste ich die Logik seiner Gedanken loben und teilweise herzlich über die Missverständnisse im sozialen Umgang lachen. Die Ich-Perspektive ist dabei wieder sehr gut gewählt, da durch sie die Handlungen von Don viel besser nachvollzogen werden können und nur durch sie einige humorvolle Szenen entstehen können.
Als Protagonist konnte er erneut überzeugen und auch die Nebenfiguren, sowie natürlich Rosie sind gut dargestellt und charakterisiert.
Neben den vielen lustigen Aspekten und überspitzt dargestellten Situationen werden aber auch generelle Beziehungsprobleme und Probleme während der Schwangerschaft beleuchtet, die wohl auch „normalen“ Paaren begegnen. Zudem wird klar, wie wichtig Freundschaften sind und auch das Reden miteinander viele Missverständnisse lösen kann. Diese ernsten Aspekte haben mir neben den vielen eher unterhaltsamen Szenen wirklich gut gefallen.
Der Schreibstil war erneut sehr flüssig und leicht, sodass ich auch diesen Band innerhalb kürzester Zeit durchgelesen habe. Auch an Spannung mangelte es dem Roman nicht und ich war einige Zeit wirklich unsicher, wie das Buch ausgehen würde.

Mein Fazit: Eine wunderschöne Fortsetzung des „Rosie-Projektes“ mit viel Witz und Charm im klassischen Gewand einer romantischen Komödie! Erneut ein origineller Roman der witzige und ernste Themen brillant miteinander verknüpft! Ich vergebe 5 von 5 Sternen und freue mich auf das „Rosie-Resultat“!

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Veröffentlicht am 27.03.2020

Das Projekt Ehefrau

Das Rosie-Projekt
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„Gene hat mir die inkompatibelste Frau der Welt geschickt. Eine Barfrau. Sie ist unpünktlich, Vegetarierin, unorganisiert, irrational, lebt ungesund, raucht […].“

„Das Rosie-Projekt“ ist ein Roman von ...

„Gene hat mir die inkompatibelste Frau der Welt geschickt. Eine Barfrau. Sie ist unpünktlich, Vegetarierin, unorganisiert, irrational, lebt ungesund, raucht […].“

„Das Rosie-Projekt“ ist ein Roman von Graeme Simsion, übersetzt von Annette Hahn. Er erschien im Dezember 2013 im S. Fischer Verlag und ist der erste Band der Buchreihe um Rosie und Don.
Don Tillmann ist effizient, pünktlich und organisiert. Anders ausgedrückt, er ist Pedant und im Umgang mit anderen Menschen eher unbeholfen, weshalb er bisher, trotz seines entwickelten Fragebogens auch noch keine geeignete Partnerin finden konnte. Auf der Suche nach einer Ehefrau begegnet er schließlich Rosie, welche all das verkörpert, was Don ablehnt. Sie raucht, ist unpünktlich und chaotisch, gleichzeitig aber wahnsinnig interessant. Lässt Liebe sich vielleicht doch nicht berechnen…?

Vom „Rosie-Projekt“ hatte ich schon viel gehört, war aber bisher nicht dazu gekommen es zu lesen oder den gleichnamigen Film zu sehen. Nachdem ich nun aber Band 1 der Buchreihe gelesen habe, frage ich mich, was mich bisher davon abgehalten hat. Denn ich bin begeistert! Graeme Simsion schafft es mit seinem Debut-Roman vollends zu überzeugen. Mit einem flüssigen und humorvollen Schreibstil beschreibt er die Suche des intelligenten, aber sozial inkompetenten Genetikprofessors Don nach einer für ihn geeigneten Ehefrau.
Obwohl es auf der Hand zu liegen scheint, dass Don autistische Züge hat, ist offiziell keine Krankheit bei ihm diagnostiziert worden. Klar ist aber, dass er anders ist und Empathie, sowie generelle Zwischenmenschliche Aspekte für ihn nur schwer zu verstehen sind. Umso besser kann er dafür Dinge analysieren und lernen. Für viele Menschen in seiner Umgebung ist er ein Komiker und mit der Rolle des „Klassenclowns“ hat er sich schon zu Schulzeiten abgefunden. Trotzdem wünscht er sich an seiner Seite eine Frau, die zu seinen Vorstellungen passt.
Als er dann jedoch Rosie kennenlernt verändert sich alles. Don erkennt, dass man sich manchmal Dinge abseits des üblichen Tagesplans erlauben darf und dass gerade spontan geplante Unternehmungen viel Spaß bringen können. Durch Rosie beginnt er eine neue Ansicht der Dinge kennenzulernen und legt nach und nach einige seiner extrem pedantischen Verhaltensweisen ab.
Die Unbeholfenheit und die analytische Denkweise, mit der Don seinen Alltag und die Beziehung zu Rosie angeht, machen ihn für mich sehr sympathisch und viele seiner Gedanken brachten mich zum Schmunzeln. Die Ich-Perspektive ist für diesen Roman grandios gewählt, da durch sie die Denkweise des Protagonisten viel besser verstanden werden kann.
Ich habe beim Lesen unglaublichen Spaß gehabt und würde den Roman durchaus als romantische Komödie bezeichnen. Mit viel Witz und Charme wird das Kennenlernen von Rosie und Don beschrieben, gleichzeitig wird aber auch vermittelt, dass Liebe eben nicht berechenbar ist und dass der „scheinbar perfekte“ Partner doch nicht immer der Richtige für einen ist.
Die Idee einen Protagonisten mit Asperger-Syndrom oder zumindest autistischen Zügen auszuwählen hat mir sehr gut gefallen. Teilweise fühlte ich mich an die Krimiserie „Monk“ erinnert, in der ähnliche Verhaltensweisen dargestellt werden, die mir aber ebenfalls immer gut gefallen hat.

Mein Fazit: Ein unglaublich schöner Liebesroman. Humorvoll, rasant und wunderschön! Eine originelle, romantische Komödie mit einem Thema, dass ich so bisher noch nie betrachtet habe! Ich vergebe 5 von 5 Sternen und freue mich auf die weiteren Bände!

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Veröffentlicht am 21.03.2020

Mutmacher

Die Kleider der Frauen
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„Dieses Kleid macht mir Mut. […] Wenn ich es anziehe, fühle ich mich wie die beste Version meiner selbst.“

„Die Kleider der Frauen“ ist ein historischer Roman von Natasha Lester, übersetzt von Christine ...

„Dieses Kleid macht mir Mut. […] Wenn ich es anziehe, fühle ich mich wie die beste Version meiner selbst.“

„Die Kleider der Frauen“ ist ein historischer Roman von Natasha Lester, übersetzt von Christine Strüh. Er erschien im Februar 2020 im Aufbau Taschenbuch Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Paris, 1940: Die junge Haute-Couture-Schneiderin Estella muss durch den Krieg aus ihrer Heimatstadt fliehen. Ihre Flucht führt sie nach Amerika, wo sie versucht ihren Traum als Modedesignerin wahrzumachen. Während sie dies versucht, lernt sie den geheimnisvollen und zugleich faszinierenden Alex kennen – was weiß er über ihre Vergangenheit und ihre in Paris gebliebene Mutter?
Paris, 2015: Während Fabienne, die Enkelin der berühmten Designerin Estella Bisette, versucht mehr über die Vergangenheit ihrer Familie herauszufinden, steht sie vor einer schweren Entscheidung: Kann sie das Modelabel ihrer Großmutter weiterführen?

Natasha Lester schreibt mit „Die Kleider der Frauen“ einen brillanten historischen Roman über starke Frauen, das Erfüllen von Träumen und die Liebe.
Dass „Kleider Leute machen“ ist wohl jedem von uns bewusst, wenn es auch häufig einen faden Beigeschmack hat, denn wer möchte schon nach seinem Äußeren beurteilt werden? Und doch ist etwas Wahres daran, denn wer oder gerade welche Frau kennt das Gefühl nicht, dass man hat, wenn man sich in einem Kleidungsstück besonders wohlfühlt. Wenn einem ein Kleidungsstück das Gefühl gibt, stark zu sein? Ich jedenfalls kenne dieses Gefühl nur zu gut und auch Estella weiß um den Wert von Kleidung. Kleidung muss für sie daher praktisch, aber trotzdem elegant und bequem sein. Frauen sollen sich in ihrer Haut wohlfühlen und mit ihrer Kleidung die Dinge erledigen können, die sie erledigen müssen.
Estella ist eine unglaublich sympathische Figur. Sie ist mutig, fröhlich und manchmal etwas vorlaut, was sie nicht selten in Schwierigkeiten bringt. Dabei ist sie jedoch ebenso klug und selbstlos, sodass ihre Flucht aus Paris nicht aus Angst erfolgt, sondern weil sie die Résistance unterstützte.
Mit Hilfe ihrer neu gewonnen Freunde gelingt es der jungen Frau in New York Fuß zu fassen. Der Weg zum eigenen Modelabel ist dabei allerdings steinig und wird zusätzlich durch die Suche nach der Wahrheit über Estellas Vergangenheit erschwert. Wer ist die Frau, die in New York lebt und Estella fast vollständig gleicht? Was weiß der geheimnisvolle Alex über ihre Mutter und ihre Vergangenheit?
Genau dieselben Fragen stellt sich 75 Jahre später dann auch Fabienne, Estella Enkeltochter. Was ist in ihrer Familie geschehen und wo liegen ihre Wurzeln, denn die Namen auf der Geburtsurkunde ihres Vaters sind nicht die Namen ihrer Großeltern…
Die Autorin verknüpft in ihrem Roman Gegenwart und Vergangenheit geschickt miteinander. Sie entwirft zwei starke Protagonistinnen, die jede für sich interessant und einzigartig ist. Beide finden auf der Suche nach ihrer Vergangenheit sich selbst und dürfen auch die große Liebe finden. Ihre Geschichte ist einem wunderschönen und bildhaften Schreibstil verfasst, der zum Weiterlesen verführt und dem Leser historische Fakten leicht verdaulich näherbringt. Die erfundenen Hauptfiguren begegnen vielen realen Persönlichkeiten und bekannte Geschichte wird mit der Fantasie der Autorin zu einer komplexen und spannenden Geschichte. Der zweite Weltkrieg wird dabei aus einer Perspektive beleuchtet, die mir bisher nicht wirklich bewusst war. Während in Europa der Krieg tobte, lies es sich in Amerika leben wie bisher, denn hier kam der Krieg eigentlich nie vollständig an.

Mein Fazit: „Die Kleider der Frauen“ ist ein historischer Roman in dem Krieg, Liebe und Mode miteinander zu einer faszinierenden Geschichte über starke Frauen in der Vergangenheit, aber auch in der Gegenwart verknüpft werden. Ein fesselnder und flüssiger Schreibstil führen dazu, dass sich das Buch nur schwer aus der Hand legen lässt. Mich haben sowohl die Figuren, als auch die Handlung und die Thematik begeistert, sodass ich 5 von 5 Sternen vergebe!

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Veröffentlicht am 14.03.2020

Der wilde Westen

Das wilde Herz des Westens
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„Die ganze Zeit über hatte sie geglaubt, eine Idee vom Glück zu haben, doch nun musste sie feststellen, dass sie es nie wirklich gekannt hatte.“

„Das wilde Herz des Westens“ ist ein historischer Liebesroman ...

„Die ganze Zeit über hatte sie geglaubt, eine Idee vom Glück zu haben, doch nun musste sie feststellen, dass sie es nie wirklich gekannt hatte.“

„Das wilde Herz des Westens“ ist ein historischer Liebesroman von Alexandra Fischer. Er erschien erstmals im Januar 2019 bei Books on Demand und als Neuauflage im Februar 2020 im dp Verlag von Digital Publishers.
Phoebe träumt schon ihr gesamtes Leben von der Hochzeit mit einem Cowboy im wilden Westen. Als sie als Briefbraut endlich die Gelegenheit hat in den Westen zu reisen, nutzt sie die Chance und bricht mit ihrer Freundin Briana in eine ungewisse Zukunft auf. Auf ihrer Reise kommen die jungen Frauen dann an ihre persönlichen Grenzen und bald wird klar, dass nicht nur die Kennedy-Brüder ein Geheimnis haben, sondern auch Briana eines mit sich trägt, dass die gesamte Gruppe in Gefahr bringt…

„Das wilde Herz des Westens“ ist der zweite Roman, den ich von der Autorin gelesen habe. Er spielt in einem anderen Genre als der letzte, und ich bin überrascht, wie gut sie das Schreiben in unterschiedlichen Genres beherrscht.
In diesem historischen Roman beschreibt sie nicht nur einen Teil des Sezessionskriegs und verschiedene Formen von Rassismus in den Staaten im 19. Jahrhundert, sondern auch eine Liebesgeschichte voller Spannung, Gefühl und Drama. Sie verknüpft Historik mit Fantasie und webt wichtige historische Themen geschickt in eine Liebesgeschichte. Der Leser kann sich mit den angeschnittenen Themen beschäftigen, muss es aber nicht. Mir persönlich gefiel es wirklich gut und gerade über den Stand der Iren in den USA hatte ich bisher überhaupt keine Ahnung.
Die jungen Frauen Phoebe und Briana, die aus dem wohlhabenden Osten des Landes in den wilden Westen aufbrechen, könnten unterschiedlicher nicht sein. Phoebe ist ein typisches „Ostküstenmädchen“ – naiv, eher unselbstständig, verwöhnt und egoistisch, dabei aber nicht unsympathisch. Der Weg als Briefbraut, der ihr als das größte Glück erschien, entpuppt sich jedoch schnell als Albtraum aus dem es kein Entkommen gibt. Das entbehrungsreiche und anstrengende Leben als „Pioniersfrau“ liegt ihr nicht und erst spät bemerkt sie, was das Richtige für sie ist. Briana hingegen hat im Leben schon viel erlebt und findet mit jedem Schritt der Reise ein Stück mehr zu sich selbst. Sie entpuppt sich als typische „Pioniersfrau“ und agiert entschlossen und selbstbewusst. Auf dem langen Weg zur Kennedy-Ranch, entdeckt sie schließlich, dass ihr das entbehrungsreiche und anstrengende Leben im Westen gefällt, obwohl sie eigenständig niemals dorthin aufgebrochen wäre.
Während ich Phoebe lange Zeit als anstrengend und nervig empfunden habe, gefiel Briana mir von Anfang an. Beide Protagonistinnen sind aber authentisch dargestellt und ebenso wie die anderen Figuren liebevoll gezeichnet.
Auch die Kennedy-Brüder, sind interessante Charaktere und könnten unterschiedlicher nicht sein.
Alexandra Fischer spielt geschickt mit ihren Figuren und lässt sie lebensnah handeln. Dabei ist niemand perfekt. Es gibt Lügen und Geheimnisse, aber auch ebenso viel Mut, Freundschaft, Liebe und Zusammenhalt. Die Reise der Gruppe um die Kennedy-Brüder ist keine einfache Fahrt und die Herausforderungen schweißen die Menschen mehr aneinander, als jeglicher Alltag es tun würde. Jeder der Reisenden stößt währenddessen seine Grenzen und wächst letztendlich daran, diese Entwicklungen haben mir sehr gut gefallen, denn sie zeigen, dass man manchmal seine eigenen Grenzen herausfordern muss, um das zu erreichen, was man sich wünscht.
Auch als Leser konnte ich durch den wunderschönen und flüssigen Schreibstil in die Reise eintauchen und habe nicht nur emotional, sondern auch bildlich an der Reise teilgenommen. Obwohl mein ebook-Reader mir eine Lesedauer von über 8 Stunden anzeigte, bin ich zügig vorangekommen und konnte das Buch streckenweise kaum aus der Hand legen.

Mein Fazit: „Das wilde Herz des Westens“ ist ein Cowboyroman, der das Leben im wilden Westen anschaulich darstellt und dabei eine Liebesgeschichte enthält, die rührender kaum sein könnte. Tiefe Emotionen werden verknüpft mit einer guten Portion Spannung und Abenteuer und werden durch einen unglaublich flüssigen Schreibstil formuliert. Ich vergebe 5 von 5 Sternen und freue mich auf weitere Romane der Autorin!

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Veröffentlicht am 25.02.2020

Wiederholung der Geschichte

Glanz der Ferne
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„Als Kind hatte sie verzweifelt versucht, sie Liebe des Vaters zu erringen. Ihr war jedoch nur Kälte entgegengeschlagen […]“

„Glanz der Ferne“ ist ein historischer Roman von Iny Lorentz. Er erscheint ...

„Als Kind hatte sie verzweifelt versucht, sie Liebe des Vaters zu erringen. Ihr war jedoch nur Kälte entgegengeschlagen […]“

„Glanz der Ferne“ ist ein historischer Roman von Iny Lorentz. Er erscheint am 02.03.2020 im Knaur Taschenbuchverlag und bildet den Abschluss der „Berlin-Trilogie“.
Die junge Vicky von Gentzsch trägt seit ihrer Geburt die Schuld am Tod ihrer Mutter. Ihre Familie hat sie dies stets spüren lassen und erst durch den Umzug nach Berlin lernt sie, was es bedeutet geliebt zu werden. In der Großstadt nämlich, wird sie von ihrer Familie und besonders von ihrer Großmutter Theresa aufgenommen und kann mithilfe ihrer Cousinen endlich ein Internat besuchen ohne negativ aufzufallen. Trotzdem sind die Zeiten turbulent und während ihr Onkel versucht die Tuchfabrik aufrecht zu erhalten, gerät Vicky in eine Intrige, die nicht nur ihr selbst, sondern auch dem Ruf ihrer Familie schaden soll…

Der Abschluss der „Berlin-Trilogie“ hat mir, wie schon Band 1 und 2 der Reihe, sehr gut gefallen.
Zu Beginn des Romans werden alle vorkommenden Figuren kurz vorgestellt. Dabei gibt es eine Reihe bekannter Gesichter, die den Einstieg erleichtern, wobei auch einige neue Namen und Personen auftauchen, die aufgrund ihrer Vielzahl nicht so einfach zuzuordnen sind. Ein Personenverzeichnis am Ende des Buches garantiert hier aber guten Überblick, sofern man ihn denn benötigt.
Zudem gibt es einen kurzen Abriss, was seit Band 2 alles geschehen ist, denn es gibt einen Zeitsprung von etwa 20 Jahren.
Die Hauptfigur Vicky ist eine sympathische junge Frau die sich, ebenso wie ihre Vorgängerinnen Rieke und Resa nicht unterkriegen lässt. Sie hatte keine leichte Kindheit, obwohl sie eigentlich aus einem guten Elternhaus kommt. Da ihre Mutter Gunda aber bei ihrer Geburt starb, wurde sie seitdem als Aussätzige behandelt und die „Schuld“ am Tod der Mutter wog schwerer als die Freude, die ihr Vater an seiner Tochter hätte haben können.
Erst durch den Umzug ihrer Familie nach Berlin, erfährt sie, was Liebe bedeuten kann, denn in der Großstadt wird sie durch ihre Verwandtschaft, die Familie Hartung, liebevoll aufgenommen. Durch die Unterstützung, die sie von dort und gerade von ihrer Großmutter Resa erfährt, kann sich aus dem unsicheren und häufig bockigen Mädchen eine elegante und selbstbewusste junge Frau mit eigenen Zielen und Wünschen entwickeln, die sich durchaus zu benehmen weiß. Leider spielt das Schicksal ihr übel mit und die Geschichte Resas scheint sich zu einem großen Teil in ihrer Enkeltochter zu wiederholen. Die Handlung wird dadurch aber nicht langweilig, sondern eher interessanter. Zudem konnte durch das Wideraufgreifen von Resas Schicksal deren Rolle im aktuellen Roman noch einmal verstärkt werden. Dieses hat mir sehr gut gefallen, denn die Verknüpfung der gesamten Familiensaga durch Resa als erste Protagonistin rundet die Gesamthandlung ab.
Insgesamt sind die Figuren sehr authentisch dargestellt und jeder auf seine Weise einzigartig und gut konstruiert.
In diesem Band der Reihe bekommt die Rolle der Frau zum Ende des 19. Jahrhunderts nochmal eine andere Gewichtung. Es wird deutlich, dass die Emanzipation langsam beginnt - Vickys Cousine darf sogar in der Schweiz studieren - der Mann als Oberhaupt der Familie aber immer noch sämtliche Rechte über die Frau hat. Die Jungfräulichkeit blieb die höchste Tugend einer unverheirateten Frau, der Mann hatte die Verfügungsgewalt über sämtliche Vermögenswerte und die Frau wurde in den Papieren als „Frau Max Müller“ aufgeführt. Lediglich Witwen durften das Familienvermögen selbst verwalten, was auch im Roman dargestellt wurde.
Neben der Rolle der Frau wurde aber auch der Stand des Adels und die steigende Korruption im Beamtenstand thematisiert, wobei alle historischen Aspekte gut aber nicht zu aufdringlich dargestellt wurden, sondern sich gut in die Geschichte einfügten. Ergänzt durch die historischen Erläuterungen am Ende des Buches ergibt sich schließlich ein historisches Gesamtbild, das für mich einen wichtigen Teil dieser Romanart darstellt.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig, eine gewisse Spannung bleibt durch die Intrige, die zum Fall der Familie Hartung beitragen soll, ebenfalls nicht auf der Strecke. Die Intrige wiederum greift auf den Band 2 der Reihe zurück, wodurch eine weitere geschickte Verknüpfung der einzelnen Bände erfolgte.

Mein Fazit: „Glanz der Ferne“ ist ein klassischer historischer Roman, der die sehr gelungene „Berlin-Trilogie“ fulminant abschließt. Mit dem Wiederaufgreifen der bereits bekannten Personen und Weitererzählung der Familiengeschichte anhand der nächsten Generationen entsteht eine Geschichte, die politische und historische Aspekte mit persönlichen Entwicklungen und Schicksalen vermischt. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen für einen ausgewogenen und unterhaltsamen historischen Roman mit einer großen Portion Lesespaß!

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