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Veröffentlicht am 01.04.2020

Ein Buch voller Geschichte und Psychologie

Die Herren der Zeit
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Ein wahres Monster an Recherche und Vorbereitung steckt im Thriller “Die Herren der Zeit”. Dies ist Band 3 und auch das Ende der Trilogie rund um die baskische Stadt Vitoria und ihren gegen seinen Willen ...

Ein wahres Monster an Recherche und Vorbereitung steckt im Thriller “Die Herren der Zeit”. Dies ist Band 3 und auch das Ende der Trilogie rund um die baskische Stadt Vitoria und ihren gegen seinen Willen berühmten Ermittler Unai López de Ayala (aka Kraken).

Die Handlung springt zwischen zwei Zeitsträngen hin und her: dem heutigen Vitoria (2019, mit Episoden aus 1994 und 2017) und den teilweise historisch belegten Begebenheiten an eben jedem Fleckchen Erde in den Jahren 1192 und 1200. Wie auch schon in den bisherigen Bänden (“Die Stille des Todes”, “Das Ritual des Wassers”) wird jedes Kapitel wird mit der Hauptperson und dem Ort und Jahr eingeleitet, sodass man eigentlich immer gut mitkommt.

Der Nachteil daran: oft wird ein Handlungsstrang genau dann durch einen Zeitsprung unterbrochen, wenn es gerade sehr spannend wird, was vor allem für die 2019-er Linie gilt. Verbunden sind die beiden großen Zeitebenen durch einen im Roman erschienenen Roman, der eben jene Passagen aus der Vergangenheit schildert.

Die Autorin Eva García Sáenz hat so gewissermaßen zwei Bücher in einem geschrieben. Die Morde, die Unai, seine Kollegin Estíbaliz, Chefin Alba und der Rest des Teams aufklären sollen, haben alle einen Bezug zu besagtem Roman. Und um noch mehr Verwirrung zu stiften: Der Titel dieses Thrillers ist der Titel des Romans aus dem Buch.

Aber keine Sorge, der Thriller ist gut konstruiert, wird zufriedenstellend aufgelöst und bietet einiges an psychologischem Wissen neben den starken historischen Elementen. Die Bände können wohl auch eigenständig gelesen werden, wen Anspielungen und eine starke Weiterentwicklung der Protagonisten aber eher stören, der sollte vor diesem Band zumindest einen der beiden davor gelesen haben. Um ganz sicherzugehen, wohl “Die Stille des Todes”.

Einige Charaktere kehren zurück, tauchen wieder auf und einige Aspekte aus dem Leben Unais und der anderen könnte die Vorgängerbände spoilern. Lobend zu erwähnen sind hier dafür das Personenregister, das Glossar und die groben Übersichtskarten von Vitoria heute und damals in den Umschlägen.

Veröffentlicht am 24.03.2020

Wunderbar spannende Thrillerkost aus Spanien

Die Stille des Todes
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Spanische Thriller oder Krimis haben (soweit ich das aus der Entfernung beurteilen kann) nicht den Ruf der nördlicheren Länder oder jenen der französischen Lokal-Krimis. Dennoch bewiesen und beweisen Autoren ...

Spanische Thriller oder Krimis haben (soweit ich das aus der Entfernung beurteilen kann) nicht den Ruf der nördlicheren Länder oder jenen der französischen Lokal-Krimis. Dennoch bewiesen und beweisen Autoren wie Manuel Vázquez Montalbán, Dolores Redondo oder Arturo Pérez-Reverte, dass aus Spanien auch ausgezeichnete Spannungsliteratur kommt.

Eva García Sáenz fügt sich nahtlos in diese Reihung ein und hat mit ihrem Helden “Kraken” eine gleichermaßen tragische wie vielschichtige Figur geschaffen. Zum heutigen Tag gibt es drei Krimis rund um Inspector Unai López de Ayala, wie er eigentlich lieber genannt wird, und das Erscheinen von Band 3 (De Herren der Zeit) nahm ich zum Anlass, den Beginn aus meinem Büchervorrat zu befreien.

Der Schauplatz: die Stadt Vitoria im Baskenland. Es ist ein heißer Sommer, aber trotz der mehr als 550 Seiten gibt es nie allzu lange “Vorträge” über das Land, das Wetter oder seine Personen. Die kurzen Atempausen, die Unai braucht, verbringt er in einem kleinen Dorf mit seinem Großvater, wo man dann solche Informationen in kleinen Happen bekommt.

Den Löwenanteil macht die klassische Polizeiarbeit aus. Unai, Kollegin Estíbaliz und ihre Vorgesetzten sind mit einem Serienmörder konfrontiert, der nach langer Pause wieder zuschlägt. Bloß, dass derjenige, der beim ersten Mal für die Morde schuldig gesprochen wurde, noch immer im Gefängnis sitzt.

“Die Stille des Todes” führt den Leser in eine Welt, die Mythologie, (Aber-)Glaube, Schuld, Rache und Geschichte miteinander vereint. Unai und Estíbaliz scheinen immer einen Schritt zu spät zu kommen und landen mit ihren Ermittlungen in zahlreichen Sackgassen. Nur durch gute Kombinatorik und etwas Hilfe von Unais Großvater können sie das Puzzle an Zeugenaussagen so zusammensetzen, dass die wenigen Übereinstimmungen am Ende auf eine Lösung hinweisen, die wohl niemand so vorhersehen konnte.

Veröffentlicht am 14.03.2020

Ein Spion und Schürzenjäger

Das Los, das man zieht
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Dass der Spanische Bürgerkrieg (1936-39) vor allem für Außenstehende sehr verworren war, mag bekannt sein. Wie schlimm es tatsächlich manchmal war, erfährt man verknüpft mit einer fiktiven Handlung in ...

Dass der Spanische Bürgerkrieg (1936-39) vor allem für Außenstehende sehr verworren war, mag bekannt sein. Wie schlimm es tatsächlich manchmal war, erfährt man verknüpft mit einer fiktiven Handlung in den Büchern von Arturo Pérez-Reverte. Seine Krimireihe (bisher 3 Bände) mit Agent Lorenzo Falcó spielt in und außerhalb Spaniens in den Jahren 1936 und 1937.

Falcó kann man getrost als James Bond der spanischen Literatur beschreiben. Er kann gut mit Frauen, ist nicht allzu wählerisch und auch als Agent und Auftragsmörder den meisten überlegen. Er führt seine Befehle gewissenhaft aus trifft während seines neuesten Auftrags zwar nicht auf 007, aber auf jemand viel realeren: Picasso kreuzt Falcós Weg. Oder vielmehr umgekehrt und das natürlich nicht zufällig.

In Paris wird 1937 gerade die große Weltausstellung vorbereitet auch wenn es im Hintergrund politisch in ganz Europa schon stark rumort und die Bürger zwischen Kommunismus und Faschismus regelrecht aufgerieben werden. Pérez-Reverte fängt in seinen Büchern gekonnt den politischen wie auch gesellschaftlichen Zeitgeist ein und entlässt seinen Helden und Anpassungskünstler in diese Welt.

Im Vergleich zu “Der Preis, den man zahlt” und “Der Tod, den man stirbt” ist dieser dritte Band der am wenigsten blutige. Statt allerlei Verfolgungsjagden und Schießereien spielt sich hier viel im Zwischenmenschlichen ab. Falcó braucht einen langen Atem um seine Ziele zu erreichen und es ist erstaunlich, wie geduldig er dabei vorgeht, wenn man bedenkt, dass er es mit den Frauen so ganz anders handhabt.

Fein konstruiert, unterhaltsam und spannend ist dieser Krimi, wenngleich man gegen Ende (sollte man die anderen Bände kennen) schon so ein bisschen vorausahnt, wer der geheimnisvolle Retter ist und was er eigentlich will.

Veröffentlicht am 12.02.2020

Atmosphärisch gelungener Nordland-Krimi

Doggerland. Tiefer Fall (Ein Doggerland-Krimi 2)
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Was den Titel angeht, bin ich nicht ganz sicher, wie der zur Geschichte passt, das Original (Sturmwarnung) finde ich besser gewählt. Abgesehen davon ist dieser Kriminalroman der schwedischen Autorin Maria ...

Was den Titel angeht, bin ich nicht ganz sicher, wie der zur Geschichte passt, das Original (Sturmwarnung) finde ich besser gewählt. Abgesehen davon ist dieser Kriminalroman der schwedischen Autorin Maria Adolfsson aber gelungen.

Ihrer Protagonistin, Kommissarin Karen Eiken Hornby, bürdet privat und beruflich einiges auf. Auch erfährt man ein wenig darüber was in Band 1 (Fehltritt) passiert ist. Sie ist zu Beginn deshalb krankgeschrieben und wie das so ist, muss sie einspringen und steht somit recht plötzlich wieder im Dienst.

Anlass ist ein unfreiwillig verunfallter Pensionist der auf der zu Doggerland gehörenden Insel Noorö lebte. Passenderweise hat Karen dort auch Familienbande, sie ist also die Idealbesetzung als Ermittlerin.

Doggerland ist eine fiktive Inselgruppe zwischen Großbritannien und Norwegen (Karte im hinteren Umschlag), was sich auch dadurch äußert, dass sehr enge Bande zum Vereinigten Königreich bestehen, viele Familien beide Nationalitäten beinhalten was sich im Namen äußert. (Der Name “Doggerland” ist aber tatsächlich überliefert und bezeichnet die Landmasse, die vor 10.000 Jahren Kontinentaleuropa und das spätere Großbritannien verband)

Die genauso fiktiven Charaktere hat man bald ebenso liebgewonnen (oder, im Fall der Verdächtigen, kennengelernt) wie die Inseln und alles zusammen ergibt ein sehr atmosphärisches, eindringliches Bild. Auch wenn leider Morde passieren und jemand dafür verantwortlich sein muss.

Durch die vielen Nebengeschichten vergisst man zwischendurch fast, dass es eigentlich Ermittlungen gibt, wobei es Karen da manchmal nicht anders ergeht. So ist die Krimihandlung nicht sehr geradlinig und flott, aber es tut sich immer etwas. Im vorderen Umschlag gibt es einen Hinweis auf den nächsten, dritten Band. Auf “Fester Grund” (soll Ende 2020 erscheinen) dürfen wir uns schon freuen. Bis dahin lässt sich die Zeit auch mit dem Nachlesen von Teil 1 überbrücken.

Veröffentlicht am 12.02.2020

Humor, Action und illustre Charaktere in einem gut konstruierten Thriller

Wolves – Die Jagd beginnt (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 3)
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“Wolves” ist nach “Ragdoll” und “Hangman” der dritte Thriller rund um William Fawkes, seines Zeichens Londoner Detective und das schwarze Schaf dieser Familie. Nach einiger selbst gewählter Abwesenheit ...

“Wolves” ist nach “Ragdoll” und “Hangman” der dritte Thriller rund um William Fawkes, seines Zeichens Londoner Detective und das schwarze Schaf dieser Familie. Nach einiger selbst gewählter Abwesenheit taucht er plötzlich wieder auf, als er von einem vermeintlichen Selbstmord hört. Er will den Fall näher untersuchen, muss zuerst aber verhindern, von seinen eigenen Kollegen eingesperrt zu werden.

Der gute “Wolf” hat einiges auf dem Kerbholz, das wird auch für die Leser klar, die die beiden ersten Bände nicht kennen. Aber so wie er wirkt, hat er jegliche Gesetzesübertretungen nur zu seinem Besten begangen. Der Anti-Held, der immer richtig liegt also. Ob er das auch in diesem Fall tut?

Er kann die richtigen Leute überzeugen und beginnt zu ermitteln, gräbt in der Vergangenheit und wird dabei selbst hinters Licht geführt.

Kuriose, illustre Charaktere und ein gewisser britischer Humor sowie einiges an Action säumen Wolfs Weg. Die Aufklärung ist stimmig, der Schreibstil unaufgeregt und die kurzen Abschnitte machen das Buch zum Pageturner. “Ragdoll” steht hier schon im Regal, das wird sicher bald mal fällig.