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Veröffentlicht am 15.03.2020

Unvergessen...

So weit der Himmel dich trägt
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Die 1915 geborene Maria verlebt mit ihren sieben Geschwistern ihre Kindheit im sauerländischen Lendringsen. Während die Nationalsozialisten in Deutschland auf dem Vormarsch sind, findet sie In Maximilian ...

Die 1915 geborene Maria verlebt mit ihren sieben Geschwistern ihre Kindheit im sauerländischen Lendringsen. Während die Nationalsozialisten in Deutschland auf dem Vormarsch sind, findet sie In Maximilian die Liebe ihres Lebens und heiratet ihn. Als der Krieg ausbricht, muss auch Maximilian zum Frontdienst und landet in Russland. Maria und ihre Familie gehen in diesen harten und grausamen Zeiten ein gefährliches Risiko ein, denn sie verstecken jüdische Freunde und Bekannte. Mit dem Einmarsch der Allliierten wird der Krieg endlich beendet, doch die Zeiten sind weiterhin unruhig. Maria hat den Krieg irgendwie überlebt und beginnt in der Nachkriegszeit damit, nach vorne zu schauen und ihr Leben auf neue Füße zu stellen, allerdings muss sie dafür ein großes Opfer bringen. Viele Jahrzehnte gehen ins Land, bis die Schwedin Malin im Haus ihres verstorbenen Großvaters alte Fotos und Tagebücher ihrer deutschen Urgroßmutter Maria findet. Sie erhofft sich darin Antworten auf die Frage, warum die Familie zerbrach, denn bis heute wird darüber Stillschweigen gewahrt.
Uta Baumeister hat mit „So weit der Himmel dich trägt“ einen wunderbaren und emotionalen Roman vorgelegt, der sich mit der dunkelsten Zeit deutscher Geschichte beschäftigt und in dem die Autorin Teile ihrer eigenen Familienbiografie mitverarbeitet hat. Kraftvoller pragmatischer Erzählstil wechselt sich mit gefühlvollem ab, um dem Leser die furchtbaren Kriegsjahre, die Maria durchleben musste sehr bildhaft und authentisch zu verdeutlichen. Sicher hat man solche Erfahrungsberichte oft gehört oder gelesen, besonders werden sie erst, wenn man als Leser realitätsbezogene und nachweisbare Geschichten hört, da die Verluste, die Entbehrungen, die Ängste sowie die gemachten Erfahrungen und das durchlebte Leid immer wieder verschieden ist. Gerade das macht sie so greifbar und vor allem nachvollziehbar. Der historische Hintergrund ist sehr gut dargestellt und gibt dem Leser einen konkreten Eindruck über Hitlers Machtergreifung. Durch die wechselnden Perspektiven, die zum einen den Werdegang von Maria aufzeigen, zum anderen Enkelin Malin bei den Nachforschungen über die Familiengeschichte begleiten, baut sich unterschwellig eine gute Spannung auf, die bis zum Ende gehalten wird. Gleichzeitig gibt dieser Wechsel dem Leser zwischen dem harten und leidvollen Vergangenheitspart und der Gegenwart eine kurze Atempause, denn die Schilderungen sind so prägnant, dass sie an die Nieren gehen und man regelrecht mitleidet. Zudem hat die Autorin diverse Tagebuchauszüge und Briefe wunderbar in ihre Handlung integriert, wodurch sie noch glaubhafter wirkt.
Die Charaktere sind sehr lebendig ausgestaltet und lassen den Leser mit ihren menschlichen Ecken und Kanten recht nahe an sich heran, so dass er ebenfalls Teil der Handlung wird und mit ihnen leiden, hoffen und bangen kann. Maria ist eine mutige und starke Frau, die sich durch schwierige Zeiten durchkämpfen musste und deren Entscheidungen nicht immer nachvollziehbar waren, jedoch ihr Leben geprägt haben. Malin besitzt nicht nur ein offenes und freundliches Wesen, sondern ebenso eine gesunde Neugier. Elfriede ist eine Frau ihrer Zeit, die Hitler als den Retter ansieht und ihm blindlings folgt. Erna und Fritz sind Marias Eltern, die sich in beeindruckender Weise um ihre Freunde kümmern ohne Rücksicht auf Schwierigkeiten, in die sie damit geraten könnten. Aber auch Marlen, Krister, Agga, Sara und Ben spielen einen wichtigen Part in dieser Geschichte.
Mit „So weit der Himmel dich trägt“ kämpft Uta Baumeister nicht nur gegen das Vergessen, sondern lässt den Leser auch ein Stück ihrer eigenen bewegenden Familiengeschichte miterleben, der emotional aufwühlt, nachdenklich stimmt und als Warnung im Hinterkopf verbleibt, dass sich dies nie wiederholen darf. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.03.2020

Un sogno di joie de vivre italiana

Liebe ist tomatenrot
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Bei einem Barbesuch anlässlich ihres 40. Geburtstages, den Laura für ihre Mutter Nelli organisiert hat, trifft Nelli auf den 24-jährigen Luca, der sich mit Freunden ebenfalls dort aufhält. Nelli, die seit ...

Bei einem Barbesuch anlässlich ihres 40. Geburtstages, den Laura für ihre Mutter Nelli organisiert hat, trifft Nelli auf den 24-jährigen Luca, der sich mit Freunden ebenfalls dort aufhält. Nelli, die seit 5 Jahren geschieden ist, lässt sich leicht angesäuselt auf ein Abenteuer mit dem wesentlich jüngeren Mann ein und verbringt die Nacht mit ihm. Als sie sich morgens peinlich berührt davonstehlen möchte, hat sie nicht mit der Hartnäckigkeit von Luca gerechnet, der sie unbedingt wiedersehen will. Was soll’s, eine kleine Affäre kann nicht schaden, denkt sich Nelli, doch schon bald lädt Luca sie ein, ihn auf einen Kurzurlaub nach Italien zu begleiten, um seinen Großvater in Tabbino nahe Piacenza zu besuchen. Nelli gefällt es sofort in dem malerischen Ort, der vor allem für seine Tomaten berühmt ist, und stößt bei ihren Erkundungsausflügen auf den Italiener Roberto, der bei ihr sofort mehr als einen bleibenden Eindruck hinterlässt…
Mit „Liebe ist tomatenrot“ schreibt sich Ursi Breidenbach schon mit den ersten Zeilen ins Herz des Lesers, dem sie nicht nur eine zauberhafte Geschichte präsentiert, sondern mit einer locker-leichten, humorigen und bildgewaltigen Erzählweise zu einer Kurzreise ins wunderschöne lebensfrohe Italien einlädt, wo sich schon aufgrund des Singsangs der italienischen Sprache und der Düfte von Tomaten, Zitronen und Kräutern sowie anderer Köstlichkeiten sämtliche Sinne des Lesers aktivieren. Das fiktive Dorf Tabbio klingt wie ein Märchenort, verwunschen, abgeschieden, verschlafen und doch so voller Lebensfreude, Emotionen und Familiensinn, die ansteckend sind und die Seele des Lesers wirklich in den Urlaubsmodus versetzen und zum Schwingen bringen. Ob es die wunderschöne Casetta ist oder das Beisammensein im Familienkreis, wo die Dialoge nur so hin und her geworfen werden, der Leser fühlt sich schnell als Teil des Ganzen und merkt, wie sich die unbändige Lebensfreude regelrecht überträgt, er in Tomatensoße und Pasta schwelgen kann und in den Entspannungsmodus fällt, um seine Aufmerksamkeit auf die verschiedenen Beziehungsgeflechte innerhalb der Familie zu richten und die Entwicklungen mitzuverfolgen. Die Autorin beschreibt zudem wunderbar die Zweifel einer Frau, die sich mit einem jüngeren Mann eingelassen hat. Für Männer ist das selbstverständlich, während Frauen sich um alles Mögliche sorgen, vor allem darüber, wie das nach außen wirkt. Aber auch Frauen haben ein Recht darauf, sich zu nehmen, was ihnen angeboten wird und sollten sich nicht darum scheren, was andere über sie denken, denn meistens steckt doch nur Neid dahinter.
Die kreierten Charaktere sprühen voller Leben und wirken mit ihren sehr menschlichen Eigenschaften sehr authentisch und glaubwürdig, der Leser kann gar nicht anders, als sie in sein Herz zu schließen, sich ihnen nahe zu fühlen und mit ihnen eine wunderbare Zeit zu verbringen. Nelli ist eine gestandene Frau, die sich nach der Scheidung in die Arbeit gestürzt und das übrige Leben völlig ausgeschlossen hat. Kein Wunder, dass sie nach Aufmerksamkeit lechzt und diese auch genießt, wären da nicht die ständigen leisen Stimmen wegen dem Altersunterschied und ihre Zweifel. Sie ist eine anziehende und liebenswerte Frau, die sich dessen gar nicht mehr bewusst ist. Roberto ist ein Mann mit Lebenserfahrung, offen, ehrlich und mit viel Sensibilität ausgestattet. Guilia ist die Lebensfreude pur, die man einfach lieben muss. Aber auch Luca, Doris, Hans, Alba oder Kotzbrocken Tristan spielen ihre Rollen in dieser Geschichte ausgesprochen gut.
„Liebe ist tomatenrot“ ist wunderbar unterhaltsam, gefühlvoll und mit jeder Menge „Dolce vita“ gespickt. Unbedingt lesen und den Kurzurlaub genießen! Ursi Breidenbach zeigt, wie es geht – absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 08.03.2020

"Der Schöpfer hat Italien nach Entwürfen von Michelangelo gemacht." (Mark Twain)

Die Schwestern der Villa Fiore 2
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Bianca Massinelli führt das auf dem Weingut ihrer Familie gelegene Restaurant Fiore mit geschickter Hand und einem Ideenreichtum an frischen Gerichten, wodurch sie sich inzwischen einen sehr guten Ruf ...

Bianca Massinelli führt das auf dem Weingut ihrer Familie gelegene Restaurant Fiore mit geschickter Hand und einem Ideenreichtum an frischen Gerichten, wodurch sie sich inzwischen einen sehr guten Ruf erworben hat, der für einen steten Strom hungriger Gäste sorgt, die das Besondere lieben. Doch ausgerechnet, als sich ein Restauranttester angekündigt hat, lässt sie ihr Chefkoch Carlo samt kassiertem Vorschuss im Regen stehen. Allein kann Bianca die Küche nicht stemmen, da sie immer noch mit den Spätfolgen eines lange zurückliegenden Unfalls zu kämpfen hat, aber sie hat Glück im Unglück, denn ein Hotelgast namens Nando Branconi entpuppt sich als Sternekoch und hilft kurzerhand in der Küche aus. Dabei kommen sich Nando und Bianca näher, das scheint allerdings jemandem ein Dorn im Auge zu sein, denn plötzlich wird das Restaurant sabotiert. Auch Biancas Nachforschungen nach dem Unfallfahrer, dem sie ihre Einschränkungen zu verdanken hat, gestalten sich schwierig. Wird sie je erfahren, wer sie angefahren hat?
Constanze Wilken hat mit „Biancas Geschichte“ den zweiten Teil ihrer Dilogie „Die Schwestern der Villa Fiore“ einen wunderbar warmherzigen und gefühlvollen Nachfolgeband vorgelegt, der dem Vorgänger in Nichts nachsteht. Der flüssig-leichte, farbenfrohe und anrührende Erzählstil entführt den Leser schnell in die wunderschöne Toskana, um im Massinelli-Haushalt einzuziehen und Bianca und ihr Schicksal näher kennenzulernen. Bildhafte Beschreibungen lassen nicht nur herrliche Landschaften vor dem inneren Auge vorbeiziehen, sondern fangen auch das Flair des Restaurantambientes ein und die italienische Lebensfreude sowie die Leidenschaft für genussvolle Speisen ein, die einem schon beim Gedanken daran das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Wechselnde Erzählperspektiven lassen mal Bianca, mal Nando zu Wort kommen und erlauben dem Leser einen tieferen Einblick in die Geschehnisse, die Gedanken- und Gefühlswelt der Akteure, aber auch Teresa darf aus dem Nähkästchen ihrer Vergangenheit plaudern. Die Autorin transportiert in gefühlvoller Weise aber auch den Familienzusammenhalt der Massinellis sowie Biancas Trauma seit dem Unfall, das sie bisher nicht überwunden hat und unter dessen Auswirkungen sie bis heute körperlich leidet. Der Spannungsbogen, zu Beginn noch gemächlich angelegt, steigert sich im Verlauf der Handlung deutlich auf ein schönes Niveau und veranlasst den Leser, sich von den Seiten gar nicht mehr zu trennen.
Die Charaktere sprühen vor Lebendigkeit und italienischem Charme, wirken glaubwürdig und der Realität entsprungen. Der Leser fühlt sich ihnen wie bei alten Freunden sofort eng verbunden und hadert, hofft und fiebert mit ihnen. Bianca ist mit Leib und Seele Gastgeberin und Köchin, sie liebt es zu verwöhnen und zu experimentieren, um die Gaumen der Gäste zu erfreuen. Dabei ist sie zurückhaltend und innerlich auch zerrissen, denn aufgrund ihres Handicaps ist sie voller Selbstzweifel, doch sie strahlt auch Stärke und Güte aus. Als Koch ist Nando eine Perle, doch mit seinem Einfühlungsvermögen und seiner Warmherzigkeit tut er sich noch mehr hervor, dabei hat er in seiner eigenen Familie so manche Baustelle, die ihm das Leben schwer macht. Seine Ex-Frau Arianna ist eine Schlange, die nur an sich denkt. Elena macht in ihrer Eifersucht einige Dummheiten, die unverzeihlich sind. Sara ist unnahbar, hat selbst einige Leichen im Keller und schimpft sich doch Biancas Freundin. Aber auch die Massinellis, allen voran Nonna Teresa, haben einiges zu dieser Geschichte beizutragen, so dass man sich gar nicht von ihnen trennen mag.
Mit „Biancas Geschichte“ der „Schwestern der Villa Fiore“ ist Constanze Wilken wieder ein ganz besonderes Buch gelungen, das den Leser nicht nur mit italienischem Flair und tollen Akteuren wunderbar unterhält, sondern sich während der Lektüre klammheimlich ins Herz schleicht und dort einnistet. Absolute Leseempfehlung für eine zauberhafte und warmherzige Geschichte voll Dolce Vita!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.03.2020

„Die Liebe ist viel schöner, wenn man nicht verheiratet ist.“ (Maria Callas)

Die Diva
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1958. Die berühmte Operndiva Maria Callas hat jahrelang ihre Stimme zu Höchstleistungen gezwungen, doch nun fordert der Körper seinen Tribut und zahlt es ihr mit dem baldigen Versagen ihrer Stimme zurück. ...

1958. Die berühmte Operndiva Maria Callas hat jahrelang ihre Stimme zu Höchstleistungen gezwungen, doch nun fordert der Körper seinen Tribut und zahlt es ihr mit dem baldigen Versagen ihrer Stimme zurück. Eine Erholungsphase ist nicht in Sicht, denn Maria ist ein gefragter Star, der auf den Bühnen der Welt für ausverkaufte Häuser sorgt. Als sie dem griechischen Reeder Aristoteles Onassis begegnet, entbrennt zwischen den beiden eine gefährliche Liebesbeziehung, obwohl beide noch mit ihren jeweiligen Partnern verheiratet sind. Onassis und Maria sind jahrelang fast unzertrennlich, bis er die ehemalige amerikanische First Lady Jackie Kennedy trifft und diese 1968 heiratet. Für Maria Callas kam dies einem Todesstoß gleich, von dem sie sich nie richtig erholte…
Michelle Marly beleuchtet mit „Die Diva“ die explosive Liebesbeziehung zwischen der weltbekannten griechisch-amerikanischen Sopranistin Maria Callas und dem berüchtigten Reeder Aristoteles Onassis. In ihrem Roman mit autobiographischen Zügen lässt Marly in flüssigen und einfühlsamen Worten die charismatische, die Göttliche „La Divina“ Maria Callas für die Zeitspanne von 1958 bis 1969 wiederauferstehen. Der Leser begibt sich auf eine Zeitreise in die Mitte des letzten Jahrhunderts, um die Begegnung zweier schwieriger Persönlichkeiten und ihre teils recht ungesunde Beziehung mitzuerleben, die sich in der schillernden Welt des glamourösen Jet Sets bewegen und deren Verhalten nie unauffällig und unkommentiert blieb. Die Autorin stellt dabei die besondere Abhängigkeit Marias heraus, die schon seit ihrer Kindheit unter Ablehnung, Verlustängsten und dem Ehrgeiz anderer litt. Die Autorin lässt den Leser während der Lektüre hinter die Kulissen der Opernwelt schauen und gewährt auch einen tiefen Blick in das Seelenleben ihrer Protagonistin. Mit der farbenfrohen Erzählweise erreicht Marly einmal mehr, dass der Leser sich eher mittendrin statt nur dabei fühlt und sowohl die Operndiva als auch den exzentrischen Reeder von einer etwas persönlicheren Seite kennenlernt, was nicht nur kurzweilig, sondern auch sehr spannend ist.
Die Charaktere hat Marly wunderbar eingefangen und lebendig werden lassen. Sie verströmen den elitären Flair eines glamourösen Paares, lassen aber auch einen Blick in ihre Seelen zu, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Maria Callas wurde schon in ihrer Kindheit durch den Weggang des Vaters und den Drill der Mutter geprägt. Sie konnte es nie jemandem recht machen, setzte deshalb an sich selbst extrem hohe Maßstäbe. Ihr außergewöhnliches Talent machte sie an den Opernhäusern dieser Welt zu einem Star der Superlative. Doch auch als gefeierter Star war sie eine Frau, die unter Verlustängsten und Ablehnung litt, die hemmungslos und mit jeder Faser ihres Herzens bis zum Exzess liebte, aber auch so unsäglich unter der Trennung litt und nie darüber hinweg kam. Onassis war ein Selfmade-Billionaire, der mit Kunst nichts am Hut hatte und Frauen als schmückendes Beiwerk betrachtet. Nicht gerade attraktiv, aber unermesslich reich war er ein egozentrischer Playboy, dem eine Frau nicht reichte. Seine Beziehung zu Maria war allerdings anders, denn sie stammten aus ähnlichen Verhältnissen und verdankten ihren Erfolg unermüdlichem Fleiß und harter Arbeit, gerade deshalb passten sie so gut zusammen.
„Die Diva“ ist ein tiefgründiger, gut recherchierter Roman mit autobiographischen Zügen über einen wichtigen Lebensabschnitt des Jahrhunderttalents der Opernszene, Maria Callas. Ihre unglückliche Liebesbeziehung zu Aristoteles Onassis berührt ebenso wie ihre göttliche Stimme. Nach dieser Geschichte hört man einige ihrer Interpretationen mit anderen Ohren. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 06.03.2020

Eine opulente Hommage an Raffael und die italienische Hochrenaissance

Raffael - Das Lächeln der Madonna
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Als Sohn eines Malers wächst Raffael Sanzio nach dem frühen Tod seines Vaters bei seinem Onkel in Urbino auf und erhält schon bald aufgrund seines großen Maltalents den Meisterstatus. Schon bald, nachdem ...

Als Sohn eines Malers wächst Raffael Sanzio nach dem frühen Tod seines Vaters bei seinem Onkel in Urbino auf und erhält schon bald aufgrund seines großen Maltalents den Meisterstatus. Schon bald, nachdem sein Jugendfreund Daniele sich verabschiedet hat, um in Rom Priester zu werden, muss Raffael aus politischen Gründen fluchtartig seine Heimat verlassen und macht sich auf den Weg nach Perugia, um dort unter seinem Vorbild Vannuci zu arbeiten. Über einen Mäzen gelangt Raffael erst nach Siena, dann nach Florenz und Rom, wo er sich in die Bäckerstochter Margherita Luti verliebt, die von da an als seine Muse gilt. Papst Julius II. beauftragt Raffael für einige Altarbilder, wo dieser auch auf Leonardo da Vinci und Michelangelo trifft, die bereits als Maler in den Diensten des Papstes stehen…
Noah Martin hat mit „Raffael – Das Lächeln der Madonna“ einen fulminanten historischen Roman vorgelegt, der Fiktion und Realität auf wunderbare Weise miteinander verschmelzen lässt und den Ausnahmekünstler Raffael sowie die spannende Zeit der Renaissance wieder zum Leben erweckt. Der Erzählstil ist flüssig, farbenprächtig und fesselnd, schon mit den ersten Zeilen wird der Leser in die italienische Hochrenaissance zurückversetzt, wo er den begabten Maler Raffael Sanzio schon in jungen Jahren kennenlernt und ihm bei seiner Entwicklung zu einem der bedeutendsten Künstler seiner Zeit begleiten darf. Währenddessen gibt der Autor mit viel Kunstverstand und sehr gut recherchiert die gesellschaftlichen Entwicklungen dieser Zeit wieder und malt mit Worten das Bild einer Epoche voller Machtkämpfe, den Einfluss der Kirche sowie politischer Umbrüche, wobei er wahre Begebenheiten mit Fiktion auf sehr gekonnte Art miteinander verbindet. Dabei bedient er sich auch bekannter Persönlichkeiten wie den Borgias oder Leonardo da Vinci und Michelangelo, die Raffaels Leben und Wirken auf prägende Weise gekreuzt haben. Gleichzeitig lässt Martin auch Raum für Raffaels Liebe zu Margarethe Luti und den Werdegang seines erfundenen Jugendfreundes Daniele.
Die Charaktere sind fein gezeichnet und sprühen voller Leben, wirken glaubwürdig und authentisch in ihren Eigenschaften, so dass der Leser sie gern durch die Seiten begleitet. Raffael ist schon in jungen Jahren als Maler ein Ausnahmetalent, der alles seiner Kunst unterordnet. Er gerät politisch immer wieder zwischen die Fronten, dabei ist er ein Mann, der trotz seines Talents auf dem Boden geblieben ist. Sein Herz hat er an Margherita Luti verschenkt, die ihm Zeit seines Lebens eine Muse war, doch geheiratet hat er nie. Michelangelo, ebenfalls ein herausragender Maler, ist herablassend und abweisend. Er lässt keine andere Künstlerbegabung neben seiner eigenen gelten, was auf einen gewissen Neid und Unsicherheit hindeutet, die er geschickt durch seine arrogante Art zu kaschieren sucht. Leonardo da Vinci war für Raffael ein Lehrmeister. Aber auch Daniele, Piero Petrucci und Margherita Luti spielen eine bedeutende Rolle in Raffaels Leben und dieser Geschichte.
Mit „Raffael – Das Lächeln der Madonna“ hat Noah Martin eine opulente und packende Hommage an den Maler Raffael Sanzio erschaffen, die den Leser Geschichte hautnah miterleben lässt und dem Künstler über die Schulter sehen darf. Wunderbar inszeniert, absolute Leseempfehlung für einen Romangenuss der Extraklasse!