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Veröffentlicht am 14.05.2020

Eine Reise in die Vergangenheit

Revolution und Kaviar
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Der Name Friedrich Engels ist wohl jedem ein Begriff, besonders viel über sein Leben wusste ich bisher jedoch nicht. Dank »Revolution und Kaviar« konnte ich nun einige Wissenslücken so stopfen und musste ...

Der Name Friedrich Engels ist wohl jedem ein Begriff, besonders viel über sein Leben wusste ich bisher jedoch nicht. Dank »Revolution und Kaviar« konnte ich nun einige Wissenslücken so stopfen und musste dabei feststellen, wie fremd mir die damalige Zeit, die Vorgänge innerhalb Deutschlands und die Denkweise der Menschen waren, dabei spielt das Buch vor gerade mal 200 Jahren.

Ich habe das Buch innerhalb eines Wochenendes gelesen, die Geschichte ist spannend erzählt und sehr flüssig geschrieben. Berichtet wird nicht aus der Perspektive von Friedrich Engels, sondern aus der von zwei fiktiven Jugendfreunden, den Geschwistern Lene und Gotthard Marigold. Sehr spannend fand ich hier vor allem die Sichtweise von Lene, die so gerne Reisen, Erleben und in ihren Entscheidungen frei sein würde, das alles als Frau aber nicht darf.

Als Krimi, wie es der Untertitel suggeriert, habe ich das Buch jedoch nicht wahrgenommen. Zu einem Krimi gehören für mich eine Art von Verbrechen und die Ermittlungsarbeiten. Das Buch als "Friedrich Engels Roman" zu bezeichnen fände ich daher treffender. Die fehlenden Krimi-Elemente habe ich allerdings auch nicht vermisst, nur sollte man beim Kauf natürlich wissen, was einen erwartet.

Ein wenig schwer getan habe ich mich mit einigen Begriffen: Pietismus, die "Jungen Deutschlands" oder Bourgeoisie waren für mich absolut neu, hier hätte ich mir ein Glossar gewünscht. Auch ein Personenregister wäre toll gewesen, ich muss einfach immer wissen, welche Charaktere nun wirklich gelebt haben und welche fiktiv sind.

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭
Ein sehr interessantes Buch über Friedrich Engels, ein grundlegendes Interesse für die Thematik sollte allerdings vorhanden sein.

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Veröffentlicht am 08.05.2020

Eine schöne und unterhaltsame Lektüre

Ein unerhörter Mord im High Park
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Mit Humor und viel Einfallsreichtum beschreibt der Autor die Sichtweise der Eichhörnchen auf die menschlichen Parkbesucher. Vieles was diese tun kommt ihnen zwar sehr seltsam vor, doch sie haben über die ...

Mit Humor und viel Einfallsreichtum beschreibt der Autor die Sichtweise der Eichhörnchen auf die menschlichen Parkbesucher. Vieles was diese tun kommt ihnen zwar sehr seltsam vor, doch sie haben über die Jahre für alles eine schlüssige Begründung gefunden. Diese Fehlinterpretationen der menschlichen Aktivitäten und der Welt um sich herum machen einen Großteil des Humors des Buches aus. Einen komplexen Kriminalfall darf man natürlich nicht erwarten, doch die Story ist durchdacht, liest sich sehr flüssig und hat keine Logiklücken. Die Eichhörnchen sehen die Welt auf ihre ganz eigene Weise, was der Autor sehr gut und enorm unterhaltsam umgesetzt hat. Ganz herrlich beschrieben ist auch, wie die Hörnchen das Verhalten der Menschen interpretieren. So gibt es viele Stellen zum schmunzeln, ohne dass es kindisch oder gar lächerlich wird.

Das Lesevergnügen getrübt haben lediglich ein paar Unstimmigkeiten, etwa dass Hunde einen schlechten Geruchssinn haben. Auch wurden stellenweise die Ortsbezeichnungen der Menschen und die der Eichhörnchen durcheinander gebracht. Negativ auf den Lesespaß hat das jedoch nicht ausgewirkt.

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Veröffentlicht am 10.04.2020

Kurzweilige Unterhaltung, aber kein Werk das ewig im Gedächtnis bleibt

Die Kakerlake
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"Die Kakerlake" ist skurril, satirisch und böse - also ein Buch genau nach meinen Geschmack. Komplett überzeugen konnte es mich trotzdem nicht so recht.

Mit „Die Kakerlake“ hat Ian McEwan kurzerhand ...

"Die Kakerlake" ist skurril, satirisch und böse - also ein Buch genau nach meinen Geschmack. Komplett überzeugen konnte es mich trotzdem nicht so recht.

Mit „Die Kakerlake“ hat Ian McEwan kurzerhand Kafkas „Verwandlung“ umgedreht. Hat sich bei Kafka unfreiwillig ein Mensch in eine Kakerlake verwandelt, so ist es bei McEwan genau anders herum. Das war es dann aber auch schon mit den Parallelen. McEwans Geschichte versteht sich als Satire auf den Brexit, den er in seinem Buch durch den herrlich absurden Reversalismus ersetzt. Seine skurrilen Ideen und die sarkastischen Beschreibungen haben mir sehr gut gefallen. Leider flacht die sehr unterhaltsam beginnende Erzählung aber recht schnell ab. Die Verwandlung an sich gerät immer mehr in Hintergrund, was ich sehr schade finde, denn hier wäre noch mehr Potential vorhanden gewesen. Vielleicht ist das auch der Kürze des Buches geschuldet, das gerade mal 120 Seiten hat. Der schwarze Humor blitzt zwar immer wieder auf, doch auf der anderen Seite fehlten mir die Überraschungen und eine deutlichere Kritik. ⠀

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Veröffentlicht am 18.03.2020

Die Geschichte der weißen Maus

Die Spionin
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»Die Spionin« erzählt die wahre Geschichte von Nancy Wake, Spionin im 2. Weltkrieg.
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𝐃𝐚𝐫𝐮𝐦 𝐠𝐞𝐡𝐭'𝐬
Frankreich, 1940: Nancy und ihr Mann Henri leben glücklich in Marseille, bis in Europa der zweite Weltkrieg ...

»Die Spionin« erzählt die wahre Geschichte von Nancy Wake, Spionin im 2. Weltkrieg.
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𝐃𝐚𝐫𝐮𝐦 𝐠𝐞𝐡𝐭'𝐬
Frankreich, 1940: Nancy und ihr Mann Henri leben glücklich in Marseille, bis in Europa der zweite Weltkrieg ausbricht. Nach der Besatzung durch die Nazis schließen sie sich dem Widerstand an, helfen geflohenen Gefangenen zu entkommen und schmuggeln Waren oder Dokumente, alles finanziert von Henris Vermögen. Als dieser gefangen genommen wird muss Nancy nach England fliehen. Dort lässt sie sich zur Spionin ausbilden und kehrt schließlich nach Frankreich zurück um weiter gegen die Nazis zu kämpfen.
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𝐌𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐌𝐞𝐢𝐧𝐮𝐧𝐠
Der Leser begleitet Nancy während ihrer Tage in Marseille, bei ihrer harten Ausbildung zur Spionin in England, bis schließlich zu ihrer lang ersehnten Rückkehr nach Frankreich. Dort soll sie eine Partisanengruppe anführen und deren Wiederstand koordinieren. Diese sind zwar glücklich über die bereitgestellten Vorräte und Waffen, wollen sich von den Engländern aber nicht sagen lassen wie sie zu kämpfen haben und auf eine Frau wollen sie erst recht nicht hören. Bevor sie den Feind bekämpfen kann muss Nancy also erstmal ihre Verbündeten auf ihre Seite
bringen.
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Das Buch beruht zwar auf der Lebensgeschichte von Nancy Wake, ist jedoch mehr Roman als Biografie. Im Anhang schreibt die Autorin was sie erfunden oder verändert hat. Insgesamt hätte ich mir gewünscht, dass sie sich mehr an die Tatsachen gehalten und weniger Szenen abgewandelt hätte, denn oft konnte ich sie Gründe dafür nicht nachvollziehen. Dafür gibt es von mir einen Stern Abzug.
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𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭
Ein tolles Buch über eine beeindruckende Frau. Trotz der Abweichungen zur wahren Geschichte ein gelungenes Buch.

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Veröffentlicht am 15.03.2020

Würdet ihr eine App über eure Entscheidungen bestimmen lassen?

Das Ting
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Würdet ihr eine App über eure Entscheidungen bestimmen lassen? Mal angenommen, es gäbe eine App, die nicht nur die Kalorienzufuhr und den Stresslevel überwacht, sondern durch Gesichtserkennung weiß, dass ...

Würdet ihr eine App über eure Entscheidungen bestimmen lassen? Mal angenommen, es gäbe eine App, die nicht nur die Kalorienzufuhr und den Stresslevel überwacht, sondern durch Gesichtserkennung weiß, dass der Sitznachbar in der Bahn für eure Karriere wichtig sein könnte – würde ihr diese App nutzen? Diese Frage behandelt Artur Dziuk in seinem Debütroman >>Das Ting<<.

Meine Meinung
In Zeiten, wo Herzfrequenz und Schlafrhythmus stetig aufgezeichnet werden scheint der Schritt zur weiteren Optimierung des Menschen durch Technik durchaus möglich zu sein. Den technischen Aspekt lässt Dziuk dabei großteils im Dunkeln, zwar wird von Sensoren gesprochen, doch wie diese getragen werden bleibt ungeklärt, ebenso wie das Ting die Umwelt optisch erfasst. Detailliert schreibt er hingegen über das Innenleben seiner vier Protagonisten, die ihren eigenen Willen dem der App unterordnen. Die verschiedenen Sichtweisen gestalten die Geschichte abwechslungsreich, denn nicht jeder der Gründer ist gleichermaßen überzeugt von dem was sie da geschaffen haben.

Die Charaktere sind zwar interessant, doch auch stellenweise recht klischeehaft: da gibt es den arroganten Erben des Familienunternehmens oder die verschlossene Hackerin, die sich am liebsten in ihren weiten Kapuzenpullis verkriecht. Hier bietet das Buch wenig neues. Faszinierend sind jedoch die Fragen und Gedankenspiele, die es aufwirft. Würde man selbst eine solche App nutzen? Und wenn das komplette Leben auf Entscheidungen einer KI basiert, ist man dann noch Mensch oder schon eher Roboter? Schade fand ich, dass der Roman an der Stelle endet, wo der Weg zur Dystopie erst beginnt: die App ist so weit entwickelt, dass sie mit dem Nutzer quasi verschmolzen ist. Bauchgefühl und eigene Meinung können nicht mehr von Handlungsempfehlungen und Ratschlägen der App unterschieden werden. Wie es an diese Stelle weitergeht, die moralischen und gesellschaftlichen Auswirkungen der App, hätte ich sehr gerne gelesen.

Fazit
Ein lesenswertes Buch für jeden, der Zukunftsszenarien und Gedankenspiele mag.

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