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Veröffentlicht am 09.04.2020

Zwischen Cremes und Schicksalsschlägen

Die Farben der Schönheit – Sophias Hoffnung (Sophia 1)
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„Die Farben der Schönheit – Sophias Hoffnung“ ist für mich das beste Corina Bomann Buch seit „Die Jasminschwestern“. Durch das Format und die Stärke des Papiers ist es ein ziemlich unhandlicher Wälzer, ...

„Die Farben der Schönheit – Sophias Hoffnung“ ist für mich das beste Corina Bomann Buch seit „Die Jasminschwestern“. Durch das Format und die Stärke des Papiers ist es ein ziemlich unhandlicher Wälzer, bei dem einem schon mal die Arme schwer werden können. Dies nimmt man jedoch gerne in Kauf, denn die Autorin schreibt so anschaulich und fesselnd, dass man den Roman nur schwer zur Seite legen kann.
1926 nehmen Sophias Zukunftspläne ein jähes Ende, als sie von ihrem verheirateten Liebhaber schwanger wird. Von ihren Eltern verstoßen findet sich die junge Frau plötzlich mittellos auf der Straße wieder. Ihr geliebtes Chemie Studium ist so weit entfernt wie der Mond. Sie kommt bei ihrer Freundin Henny unter, die ihr Geld als Nackttänzerin verdient. Gemeinsam gehen die beiden Frauen nach Paris. Mit viel Engagement und Ehrgeiz ergattert Sophia eine Stelle bei Helena Rubinstein und in New York gelingt ihr ein weiterer Neuanfang.
Sophias Zielstrebigkeit habe ich sehr bewundert. Es gehört eine gehörige Portion Mut dazu um alleine in einem fremden Land ein neues Leben zu beginnen. Vor allem, da dies in den 20er Jahren noch mehr als unüblich war. Ebenfalls sehr interessant fand ich die Welt hinter der Fassade des Schönheitsimperiums. Als Verbraucher kennt man nur die dekorativen Tiegel und die angenehmen Düfte. Dass die Herstellung dieser Produkte trockene Laborarbeit bedeutet, bedenkt man dabei nicht.
Grundsätzlich ist die Geschichte die hier erzählt wird fiktiv. Der angesprochene Puderkrieg zwischen Helena Rubinstein und Elisabeth Arden fand allerdings tatsächlich statt. Die Rivalität der beiden Kontrahentinnen ist amüsant erzählt und es macht Spass Madame Rubinsteins Tiraden über „diese Frau“ zu verfolgen.
Bei dem Roman kommt niemals Langeweile auf. Sophias Leben dreht sich ständig weiter. Erfolgserlebnisse und Schicksalsschläge wechseln sich ab. Das Buch endet mit einer überraschenden Wende und ich bin sehr gespannt, wie die weitere Entwicklung aussieht. „Die Farben der Schönheit“ ist auf drei Bände mit jeweils mehr als 500 Seiten angelegt. Ein beeindruckender Umfang. Ich freue mich, dass ich noch so viel vor mir habe. Zum Glück wird der zweite Teil schon in wenigen Monaten veröffentlicht.

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Veröffentlicht am 04.04.2020

Noch besser als der erste Teil

Die englische Gärtnerin - Rote Dahlien (Die Gärtnerin von Kew Gardens 2)
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Nachdem mir „Blaue Astern“ ziemlich gut gefallen hatte, war ich sehr gespannt, wie es mit der englischen Gärtnerin weitergeht. Beim ersten Teil hatte ich bemängelt, dass der Klappentext zu viel verrät ...

Nachdem mir „Blaue Astern“ ziemlich gut gefallen hatte, war ich sehr gespannt, wie es mit der englischen Gärtnerin weitergeht. Beim ersten Teil hatte ich bemängelt, dass der Klappentext zu viel verrät und es relativ lange gedauert hat, bis die Handlung an Fahrt aufnahm. Dies ist bei „Rote Dahlien“ ganz anders. Schon nach wenigen Seiten war ich völlig in dem Buch versunken und meine Begeisterung hielt sich bis zum Schluss.
Die Handlung knüpft zwei Jahre nach den Ereignissen aus „Blaue Astern“ an. Charlotte hat sich mit ihrem neuen Leben arrangiert. Zwar gibt es zwischen ihr und ihrem Ehemann nicht die romantische Liebe, von der sie geträumt hat aber Victor ist ihr ein großzügiger und liebevoller Partner, der ihr und ihrer Familie ein sicheres Heim bietet. Dafür hat sich ein anderer Kindheitstraum erfüllt und sie geht in ihrer Arbeit als Botanikerin in Kew Gardens auf. Durch einen Vorgesetztenwechsel nimmt Charlottes Karriere ein jähes Ende. Um sich zu trösten beschließt die junge Frau, ihren eigenen Garten in ein Paradies zu verwandeln.
Wir befinden uns aktuell in den letzten Zügen des Winters und dieser Roman macht wirklich große Lust auf Frühling und vor allem auf das Gärtnern.
Es war sehr faszinierend zu lesen, wie Charlotte andere Gärten besucht und dort teilweise kostenlos Ableger in großen Mengen bekommt. Der Einkauf in einem Gartencenter erscheint einem dagegen direkt stillos.
Wie sich die Zeiten geändert haben sieht man auch an der Reise, die Charlotte von ihrem Mann geschenkt bekommt. Weder Syrien noch der Iran sind heutzutage Reiseländer und diese ist sehr schade, den die Fauna klingt wahrlich interessant.
Charlottes Leidenschaft für Pflanzen wird so anschaulich beschrieben, dass der Funke auf mich als Leserin übergesprungen ist.
Im Vergleich dazu kamen die Gefühle zwischen Charlotte und ihrem Liebhaber Quinn nicht so ganz bei mir an. Er passt zwar von seinen Einstellungen und Interessen her besser zu ihr als ihr Ehemann, aber die Vertrautheit zwischen den beiden entstand während dem Zeitsprung zwischen den Büchern und kam für mich ein wenig von ungefähr. Außerdem habe ich ziemlich viele Sympathien für Victor und hatte somit oft Mitleid mit ihm.
Sehr gut gefallen hat mir die Entwicklung von Aurora. Im ersten Teil lernten wir sie als schüchterne, blasse Frau kennen. Es war sehr schön zu sehen, wie sie immer mehr an Selbstvertrauen gewinnt und wie ihr Leben immer farbenfroher wird. Ich hoffe, dass sie auch noch im finalen Band dabei sein wird.
„Die englische Gärtnerin – Rote Dahlien“ ist eine runde Geschichte, die grundsätzlich für sich alleine gelesen werden kann. Ich empfehle dennoch mit dem ersten Band zu beginne um die Charaktere besser kennenzulernen. Ich freue mich, dass es noch einen dritten Teil geben wird. Ich habe diesen Roman so gerne gelesen und bin noch nicht bereit, Charlotte und die anderen gehen zu lassen.

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Veröffentlicht am 21.03.2020

Herausragende Qualität

Die Geheimnisse meiner Mutter
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Als ich das Cover von „Die Geheimnisse meiner Mutter“ gesehen habe, war ich sofort schockverliebt und wollte das Buch unbedingt lesen. Schon nach wenigen Seiten merkte ich, dass der Roman genauso herausragend ...

Als ich das Cover von „Die Geheimnisse meiner Mutter“ gesehen habe, war ich sofort schockverliebt und wollte das Buch unbedingt lesen. Schon nach wenigen Seiten merkte ich, dass der Roman genauso herausragend ist, wie sein Titelbild.
Jessie Burton spinnt ein wortgewandtes und bildgewaltiges Porträt dreier Frauen.
In den 80er Jahren trifft Elise auf die einige Jahre ältere Constance und verliebt sich in sie. Während Conny mit beiden Beinen im Leben steht und als Schriftstellerin erfolgreich ist, ist Elise noch völlig ohne Perspektiven. Zunehmend leidet sie an der Tatsache, dass sie sich nur treiben lässt.
35 Jahre später ist Elises Tochter Rose in einer ähnlichen Situation. Weder ihr berufliches noch ihr privates Leben erfüllen sie. Bis heute hat sie mit dem spurlosen Verschwinden ihrer Mutter zu kämpfen. Als sie von Elises Verbindung zu Constance Holden erfährt, sucht sie unter einem Vorwand Kontakt zu der Schriftstellerin.

Die Autorin benötigt kein übertriebenes Drama oder schockierende Details um ihre Geschichte fesselnd zu gestalten. Sie erzählt ein ehrliches Porträt über das Streben nach Erfüllung, Glück und Selbstfindung. Die Handlung wirkt nie konstruiert sondern zu jeder Zeit lebensnah und realistisch. Am Ende können nicht alle Details über Elises Verschwinden geklärt werden aber genauso passt es zu diesem Roman, denn im Leben bekommt man nicht auf jede Frage eine Antwort.

Jessie Burton hat ein großes sprachliches Talent, dass mich knapp 600 Seiten lang begeistert hat. Im letzten Absatz wächst sie ein weiteres Mal über sich hinaus und schließt mit fast schon poetischen Worten, die mich tief berührten. Am liebsten wäre ich aufgestanden und hätte Jessie Burton applaudiert. „Die Geheimnisse meiner Mutter“ ist für mich ein Buch von herausragender Qualität und hat einen Platz auf meiner Liste der Jahreshighlights sicher.

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Veröffentlicht am 15.03.2020

Internatsroman für Erwachsene

Die Schule am Meer
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„Die Schule am Meer“ handelt von einem Internat auf Juist, welches es tatsächlich gegeben hat. Dort wurde für die 20er Jahre (und eigentlich auch für die heutige Zeit) ein sehr moderner pädagogischer Ansatz ...

„Die Schule am Meer“ handelt von einem Internat auf Juist, welches es tatsächlich gegeben hat. Dort wurde für die 20er Jahre (und eigentlich auch für die heutige Zeit) ein sehr moderner pädagogischer Ansatz verfolgt. Die Schüler durften die Lehrer mit „du“ ansprechen, es wurde viel Zeit in der Natur verbracht und der Fokus lag auf musikalischer und sportlicher Ausbildung. Da bereits ganz am Anfang die Familie eines neu ankommenden Lehrers mit Judenhass konfrontiert wird, hatte ich angenommen, dass es in diesem Buch vor allem darum geht, wie der Nationalsozialismus auf Juist eingezogen ist und welche Auswirkungen dies auf das Internat hatte. Tatsächlich war das nur ein Randthema, dass erst gegen Ende an Wichtigkeit gewann. Der Fokus liegt hauptsächlich auf dem Leben der Schüler und Lehrer. Ich habe als Kind Internatsromane geliebt und für mich kamen bei „Die Schule am Meer“ Hanni und Nanni Vibes auf. Heimweh, erste Liebe, geheime Treffen um Mitternacht, Mutproben... darüber zu lesen hat mir Spass gemacht, weil ich mich wie gesagt an die Romane meiner Kindheit erinnert fühlte.
Des Weiteren beschäftigt sich das Buch mit einigen Erwachsenen, wie den Lehrern und dem Dorfbewohner Gustav Wenniger, der eine zweifelhafte Karriere hinlegt.
„Die Schule am Meer“ ist vor allem eine tragische Geschichte. Es gibt Momente der Ausgelassenheit aber überwiegend ist das Leben der Protagonisten nicht leicht. Das Klima ist rau und die Ambitionen des Schulleiters kosten immer mehr Geld. Auch Krankheit und Tod suchen die Insel heim. Mit knapp 600 Seiten ist das Buch ein richtiger Wälzer. Manchmal habe ich Lust auf so dicke Romane und Sandra Lüpkes gelingt es wunderbar so interessant zu schreiben, dass mir niemals langweilig wurde. Die Einzelschicksale der verschiedenen Charaktere werden wunderbar zu einem stimmigen Gesamtbild verflochten. Ich war richtig traurig, als ich auf der letzten Seite ankam. Insbesondere über Moskito, Anni, Marja und Zuck hätte ich noch lange weiterlesen können.

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Veröffentlicht am 22.02.2020

Überraschungshit

Echo des Schweigens
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Durch den Klappentext hatte ich mich auf ein Buch eingestellt, welches sich hauptsächlich um einen Gerichtsprozess dreht. Tatsächlich ist der Fall Okeke nur ein kleiner Teil des Romans, denn hier wird ...

Durch den Klappentext hatte ich mich auf ein Buch eingestellt, welches sich hauptsächlich um einen Gerichtsprozess dreht. Tatsächlich ist der Fall Okeke nur ein kleiner Teil des Romans, denn hier wird noch viel mehr erzählt. Es geht um die Pathologin Sophie, die sich auf die Suche nach ihrem Vater macht und verzweifelt versucht zu verstehen, warum dieser sympathische Mann sie und ihre Mutter im Stich gelassen hat. Parallel dazu lernt Sophie den Anwalt Hannes kennen, doch die junge Liebesbeziehung gerät ins Wanken, als sich die beiden im Gerichtssaal begegnen. In Rückblicken wird zudem noch die Geschichte der Jüdin Lea erzählt, die 1941 versucht, Deutschland zu verlassen.

„Echo des Schweigens“ ist vollgepackt mit verschiedenen Handlungssträngen, die sich allesamt sehr fesselnd lesen. Es ist kein Buch, dass man mal eben nebenbei liest. Der Autor fordert seine Leser durchaus und man sollte sich in jedem Fall die Zeit und die Ruhe nehmen, den Roman konzentriert zu lesen. Zum einen um nichts zu verpassen und zum anderen, weil das Buch einfach die volle Aufmerksamkeit verdient. Ich hatte davor einen sehr seichten Roman gelesen und so war der Schreibstil von Markus Thiele sprachlich ein absoluter Genuss.

Auch die optische Gestaltung finde ich großartig. Entfernt man den Schutzumschlag, so findet man darunter ein identisches Motiv mit umgekehrten Farben. Diese Spielerei passt perfekt zur Handlung. Es ist nicht alles schwarz oder weiß. Schwarz kann genauso weiß sein, es kommt auf die Sichtweise des Betrachters an.

Der auf dem Klappentext beschriebene Prozess ist zwar im Grunde nur ein Randthema, aber das Buch beginnt und endet mit diesem Fall der verdeutlicht, dass in einem Rechtsstaat Gerechtigkeit nicht unbedingt bedeutet, dass alles gerecht endet, sondern dass bestimmte Regeln eingehalten werden. Es ist erschütternd und interessant gleichermaßen, dass man von jeder Schuld freigesprochen werden kann, wenn man nur den richtigen Rechtsanwalt hat.

Lange Zeit war mir nicht ganz klar, wie die einzelnen Handlungsstränge nun zusammenhängen. Am Ende wird alles miteinander verwoben, auf eine Art, die etwas zu unwahrscheinlich erscheint, was aber an meiner Gesamtbewertung nichts ändert.
„Echo des Schweigens“ war für mich ein Überraschungshit. Weder vom Autor noch vom Verlag hatte ich zuvor gehört. Das Buch übertraf meine Erwartungen bei weitem und ich vergebe sehr gerne 5 Sterne.

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