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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.03.2020

Homo digitalis

Influence – Fehler im System
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Als Amir eines Morgens aufwacht, stellt er fest, dass er kein Internet hat. Der routinierte Griff zum Smartphone bringt nichts. Er ist nicht der Einzige - nicht nur in Deutschland, sondern der ganzen Welt ...

Als Amir eines Morgens aufwacht, stellt er fest, dass er kein Internet hat. Der routinierte Griff zum Smartphone bringt nichts. Er ist nicht der Einzige - nicht nur in Deutschland, sondern der ganzen Welt scheint das Internet durch einen Wurm lahmgelegt worden zu sein. Am meisten ärgert Amir daran, dass es ihm die Möglichkeit versaut, über das Internet Ungeheuerliches zu leaken, was er einem systemkritischen Blogger hätte geben sollen. Trotzdem trifft er sich mit seiner Kontaktperson; nur wenige Zeit später werden sie beinahe überfahren, gejagt, von Bürgerwehren verfolgt und müssen sich - um ihr Leben zu retten - in die Politik einmischen.

Die Idee ist interessant und die Konsequenzen eines totalen digitalen Shutdowns doch größer, als ich angenommen hatte. Klar, da hängen die Verkehrsleitung dran, im Krankenhaus das Aufnahmesystem, man kann nicht mehr mit Karte zahlen, etc. Allerdings ist das Endzeitszenario, das Linker entwirft, ein bisschen arg schnell eingetroffen. Schon kurz nach Mittag des ersten Tages hält sich keiner mehr an Recht und Gesetz? Kinder gehen nicht mehr zur Schule, Erwachsene nicht mehr zu Arbeit? Alle treffen sich auf öffentlichen Plätzen? Halte ich für unsinnig und viel zu zeitig. Nach ein paar Tagen schon eher, aber nach nicht mal 15 Stunden bzw. 7 Stunden, nachdem die meisten aufgestanden sind? Auch halte ich das Motiv der Gruppe, die dahintersteckt, nicht für ausreichend. Trotzdem habe ich ein paar interessante Informationen aus dem Buch mitgenommen, auch was Blogger und Influencer angeht und es hat sich gut lesen lesen.

Veröffentlicht am 15.03.2020

Schnell hin, schneller wieder weg

Four Dead Queens
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Keralie ist siebzehn und eine Taschendiebin in Quadarra, dem viergeteilten Land, das von vier Königinnen beherrscht wird. Alle Quadranten haben eine Besonderheit - einer ist besonders technisch, der nächste ...

Keralie ist siebzehn und eine Taschendiebin in Quadarra, dem viergeteilten Land, das von vier Königinnen beherrscht wird. Alle Quadranten haben eine Besonderheit - einer ist besonders technisch, der nächste legt Wert auf Natürlichkeit, wieder einer schätzt die Freuden des Lebens über alles und so weiter. Keralie arbeitet für einen jugendlichen Gangsterboss und wird von diesem als sein bestes Pferd im Stall geschätzt. Eines Tages stiehlt sie einem Boten Erinnerungschips und als es hart auf hart kommt, wird sie gezwungen, diese zu schlucken und zu sehen, was da drauf ist. Plötzlich werden sie und der Bote gejagt, doch auch im Palast der vier Königinnen ist es nicht mehr sicher, denn ein Attentäter trachtet ihnen nach dem Leben.

Eigentlich habe ich mir das sehr cool vorgestellt: eine taffe Heldin, eine actionreiche Handlung. Doch auch, wenn es sich vom Schreibstil her schnell lesen lässt, war ich am Ende enttäuscht. Die Protagonisten bekamen so wenig Fleisch auf die Rippen, ich konnte sie nicht greifen. Keralie ging mir schnell mit ihrer Art auf die Nerven und der Bote ... na, hm. Der war ernsthaft. Und ernst. Und ehrlich. Sorry, das reicht mir nicht. Dazu kommt, dass ein kriminelles Genie alles um einhundert Schritte vorausgeplant hat - andererseits bekommt man schon mittendrin erzählt, wer dahintersteckt. Echt jetzt? Das ist uncool, warum wird das nicht verschleiert? Wo ist da noch die Spannung? Nicht zu vergessen, dass unser Attentäter mitten durchs Schloss schleicht, tagelang, Königinnen ermorden will, die eigentlich gut bewacht werden - außer wenn sie es dann nicht mehr werden? Wie logisch ist das? Und woher wusste das kriminelle Genie oder Attentäter von den versteckten Zetteln der einen Königin? Hier passte einiges nicht zusammen, auch nicht die plötzliche Zuneigung der beiden Protagonisten zueinander. Hätte man durchaus viel mehr draus machen können. Mit viel Wohlwollen gibt's noch knappe 3 Punkte. Sehr knappe.

Veröffentlicht am 27.02.2020

Massaker am Königshof

London Dark: Die ersten Fälle des Scotland Yard - Folge 04
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London 1829: Constable Cluskey ist für seine besonnende Art und Weise bekannt und geschätzt. Das kommt ihm auch zugute, als er plötzlich zum Buckingham Palace gerufen wird. Ausgerechnet beim Bankett von ...

London 1829: Constable Cluskey ist für seine besonnende Art und Weise bekannt und geschätzt. Das kommt ihm auch zugute, als er plötzlich zum Buckingham Palace gerufen wird. Ausgerechnet beim Bankett von King George kam es zu einem Massaker - ausgelöst vom König selbst. Was steckt dahinter? Wer könnte ein Interesse daran haben, zumal fast alle hohen Adligen anwesend waren? Um zu verhindern, dass die Armee das Kommando übernimmt, beschließt der Innenminister Sir Robert Peel die Gründung einer neuen, unabhängigen Polizeitruppe, des Scotland Yard, und Constable Cluskey soll deren Leitung übernehmen.

Dass mich das Hörbuch nicht so richtig mitreißen konnte, liegt möglicherweise mehr an meinen Erwartungen als an dem Werk selbst. Erst einmal kippte es teilweise in Mystery ab, was ich so nicht erwartet hatte. Dann gab es ein bisschen Name Dropping in Form eines deutschen Pianisten am englischen Hof. Der Sprecher selbst konnte mit seiner ruhigen, angenehmen Art punkten. Was mich jedoch am meisten frustrierte, war der Cliffhanger. Wenn ich eine Serie höre, die "Die ersten Fälle von irgendwas" heißt, erwarte ich, dass diese auch in sich abgeschlossen sind und nicht mittendrin aufhören, damit man gezwungen wird, den Nachfolger zu kaufen. Das ist auf gewisse Art Nepp am Kunden, denn man geht beim nächsten Hörbuch schließlich von dem nächsten Fall aus, nicht weiterhin vom allerersten. Von daher bin ich zumindest im Moment unschlüssig, ob ich diese Serie weiterverfolgen werde.

Veröffentlicht am 20.02.2020

Sacrebleu!

Eddie Fox und der Spuk von Stormy Castle (Eddie Fox 1)
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Eddie Fox hat eigentlich einen Namen, der fast so lang ist wie der von Albus Dumbledore. Das liegt daran, dass er ein waschechter, zehnjähriger Graf ist. Allerdings ist er schon seit 288 Jahren zehn, denn ...

Eddie Fox hat eigentlich einen Namen, der fast so lang ist wie der von Albus Dumbledore. Das liegt daran, dass er ein waschechter, zehnjähriger Graf ist. Allerdings ist er schon seit 288 Jahren zehn, denn er ist ein Geist. Er lebt auf Stormy Castle, seinem Stammsitz und genießt das Leben ... Unleben ... seine Zeit dort. Das ändert sich abrupt, als die modernen Menschen beschließen, aus seinem Schloss eine Schule zu machen. Eddie ist empört, denn wenn er etwas noch weniger leiden kann als moderne Menschen, dann sind es moderne Kinder! Er muss sich diesen Leuten entgegenstellen und versucht es mit Spuk und Zauberei.

Eigentlich ist es eine sehr niedliche Geschichte über Eddie, seine Fledermaus Mathilda, einen Minidrachen, der nicht vernünftig Feuer speien kann, über Freundschaft und selbst Mobbing. Allerdings ist mir nicht klar geworden, wie es sein kann, dass irgendwelche Müllersöhne ausgerechnet den Sohn des Grafen mobben konnten. Oder warum dieser in die Dorfschule ging. Ich bin kein Historiker, aber ich behaupte mal ganz lustig, dass um 17hundertirgendwas kein Adliger mit Bürgerlichen oder Bauern zusammen in die Schule ging und sich sogar von ihnen mobben lassen musste. Warum man also so einen Unsinn ausgerechnet in einem Kinderbuch behaupten muss? Ich weiß es nicht. Davon abgesehen wurden mir sämtliche Probleme eindeutig zu leicht abgehandelt - selbst für kleine Kinder dürfte man größere Komplikationen entwerfen, um sie bei der Stange zu halten.

Veröffentlicht am 19.02.2020

Karma-Level: low

Mina und die Karma-Jäger - Der Klassenkassen-Klau
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Mina ist gerade elf geworden und will das mit ihren Freunden groß feiern. Doch niemand kommt, stattdessen steht ein komischer Junge vor der Tür, den außer ihr niemand sieht, und verlangt, dass Mina ihm ...

Mina ist gerade elf geworden und will das mit ihren Freunden groß feiern. Doch niemand kommt, stattdessen steht ein komischer Junge vor der Tür, den außer ihr niemand sieht, und verlangt, dass Mina ihm dabei hilft, sein mieses Karma-Level wieder hochzubringen. Sein Name ist Julius, und er ist ein Geist. Man hat ihn aus dem Himmel geschmissen, weil er scheinbar mit seinen Karmapunkten schlecht gehaushaltet hat. Nun, Mina hat keinen Bock, einem Geist zu helfen, der ihre Party versaut, doch dann gibt es in ihrer Klasse einen Vorfall: Jemand hat die Klassenkasse geplündert und sie will den Dieb fangen und gleichzeitig Julius die Gelegenheit geben, sein Karma aufzupolieren.

Wo fange ich an? Die Idee ist mal ganz nett. Die Umsetzung hapert allerdings in meinen Augen. Es fängt bereits damit an, dass Mina entweder gar keine Fragen oder die falschen stellt. Warum soll ausgerechnet sie helfen? Warum soll sie einem Typen helfen, der ihr nur Stress bereitet? Was passiert, wenn die Karmapunkte auf Null fallen? Selbst mit elf hätte ich da genauer nachgefragt und diese fehlende Neugier finde ich für ein intelligentes Kind seltsam. Mich hat auch gestört, dass die Levels der Karmapunkte bestimmte Tiere bedeuteten. Warum ist eines der miesesten Level ein Regenwurm? Möchte man damit andeuten, dass diese weniger Existenzberechtigung haben als zum Beispiel ein Hase mit mehr Karmapunkten? Ja, mich stört so was, weil Kindern damit suggeriert wird, dass einige Lebewesen höher einzustufen sind als andere. Das ist keine Message, die ich in einem Kinderbuch - egal wie lustig oder cool die Protagonisten sind - lesen möchte. Ich fand auch den Schluss unbefriedigend, denn der Täter wurde für den Klassenkassenklau eigentlich noch belohnt. Keiner hat sich wirklich damit auseinandergesetzt, dass er es überhaupt getan hat; er mag Gründe gehabt haben, aber dass die ohne Konsequenzen durchgehen, finde ich nicht gut. Ein paar kleine Karmapunkte erhält das Buch, weil es auf exotische Tiere und die Tatsache, dass sie nicht gehalten werden sollten, aufmerksam macht. Alles in allem glaube ich jedoch nicht, dass ich diese Reihe weiterlesen werde.