Vielleicht liegt im Tod mehr Wahrheit.
Das PurpurmädchenDer Klappentext war ganz eindeutig der ausschlaggebende Punkt, weshalb ich dieses Buch unbedingt lesen wollte. Zu Beginn klang es nach einer reizenden Lovestory, doch der letzte Satz zeugt ja schon von ...
Der Klappentext war ganz eindeutig der ausschlaggebende Punkt, weshalb ich dieses Buch unbedingt lesen wollte. Zu Beginn klang es nach einer reizenden Lovestory, doch der letzte Satz zeugt ja schon von einem dunklen Wendepunkt in der Geschichte. Und eben dieser kam anders, als ich es erwartet hatte!
Doch fangen wir mit der Protagonistin an. Annie Stride sieht keinen Ausweg mehr. Obdachlos, schwanger und ohne jegliche Mittel. Alles was sie noch besitzt, ist das Kleid, das sie am Leibe trägt. Ihre letzte Lösung sieht sie in der Seufzerbrücke, die viele Menschen nutzen, um sich in den Tod zu stürzen. Das Gleiche hätte auch Annie getan, hätte sie ein mysteriöser Fremde sie nicht in letzter Sekunde nicht zurückgehalten. Nach dieser Rettung und Annies Entscheidung, Francis zu begleiten, beginnt der Wandel ihres Charakters. Aus der taffen Prostituierten, die keinesfalls auf den Mund gefallen ist, wurde mehr und mehr eine Puppe, die alles daran setzt, Francis zu gefallen. Sie wird sich ihrem Platz und ihrer Rolle zunehmend unsicherer und von der Annie zu Beginn des Buches, scheint nichts mehr übrig zu sein.
Ebenso vollbringt der gute Francis Maybrick Gill eine Wandlung. Ich muss ehrlich zugeben, in den anfänglichen Francis, der Annie regelrecht auf Händen trägt und umsorgt, hätte auch ich mich verlieben können. Ich wollte einfach, dass Francis der Gentleman ist, der er vorgibt zu sein, auch wenn der Klappentext ja schon darauf hinausläuft, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Doch dieser Traum hat sich immer weiter langsam aber sicher in Luft aufgelöst. Es gab immer mehr Ungereimtheiten, die mich haben skeptisch werden lassen.
Als dann letztendlich noch der zwielichtige Regenbogenmann erscheint, beginnt Francis Maske endgültig zu bröckeln. Und da Annies temperamentvoller Geist in ihrer Zeit zusammen mit Francis nicht vollkommen verkümmert ist, kommen auch weitere dunkle Geheimnisse des Künstlers ans Licht, bis letztendlich alles zu eskalieren droht.
Beinahe hätte ich es vergessen. Es gibt eine weitere Person, die überaus wichtig ist, obwohl sie bereits zu Beginn des Buches tot ist. Annies Freundin Mary Jane. Jedes neue Kapitel beginnt mit einem durch Kursivschrift hervorgehobenen Rückblick aus Mary Janes Perspektive. Ich hatte das Gefühl, es gleicht einem Tagebucheintrag, in welchem sie erzählt, wie sie in die Szene der Prostitution gelangt ist, wie sie in die Fänge eines menschenverachtenden Klosters geriet und welche Rolle sie in der Beziehung zwischen Annie und Francis spielt.
Fazit:
Ich bin wirklich begeistert von diesem Historischen Roman. Für alle, die das Gerede über die Kunstszene abschreckt. Keine Sorgen, ich habe davon auch keine Ahnung und es wird gewiss kein Vorwissen benötigt. Es wird auch nicht nur über Kunst geredet, es dreht sich viel um Annies inneren Kampf mit sich selbst, wie sie mit ihrer Situation umgehen soll und wie genau ihr Verhältnis zu Francis eigentlich ist.