Bonfortionös! (Seite 103) (Eine Aussage aus dem Buch) Der Autor erzählt in seinem Buch Geschichten, die ihm täglich bei seiner Arbeit im Krankenhaus passieren. Von Zusammentreffen mit kuriosen Patienten, cholerischen Kollegen oder liebenswerten Hypochondern weiß er viel zu berichten – und er berichtet darüber mit viel Witz und Charme – und durchaus Emotionen.
Leseprobe
Seite 26
Tupfer hat ganz eigene Ansichten, was Ernährung betrifft. Ich habe schon erlebt, wie sie mehrere Stücke Pizza aufeinanderstapelte und das Ganze dann in wenigen Sekunden hinunterschlang.
„Was machst du denn da?“
„Eine Diät: Wenn man die Stücke aufeinanderstapelt wie eine Pyramide, kriegt der Magen es gar nicht mit.“ „Sie glaubt, dass sie nächsten Sommer wieder in ihren Badeanzug passen wird, ich bin mir da nicht so sicher.
Ich erzähle ihr von der Patientin auf Zimmer 7.
„Felicitas glaubt, dass es bald vorbei ist.“
Ich mag das Wort Tod nicht. Man stirbt ja nicht, sondern man schwingt sich auf ein regenbogenfarbenes Pony, das mit einem davon galoppiert, und dann reitet man zur Musik von Lucy In The Sky With Diamonds in den Wolken Rodeo.
Wussten Sie das nicht? Wenn man brav ist, wird man von den Beatles ins Jenseits hinüberbegleitet. Wenn man in seinem Leben ein Halunke war, dann wird man von jemandem in Empfang genommen, der Ein bisschen Spaß :muss sein_ singt.
Seite 136
„Die Patientin, die 88 Jahre alt ist, die ist voll wie eine Haubitze.“
Das Ergebnis der Blutuntersuchung ist schonungslos: Alkoholspiegel: 3,6 Promille.
Omas Alkohol enthält ein bisschen Blut.
(Ich habe diese zwei Leseproben gewählt um verschiedene Einblicke zu gewähren! Emotional-Poetisch wie Amüsant-Lustig.)
meine Meinung
Allein das Cover dieses Buchs hat mich absolut angesprochen. Gut, die Farbgestaltung war jetzt nicht mein Wunschtraum, aber so mit dem Ballon etc. fand ich das wirklich schön gemacht. Zumal mir auch der Titel des Buches gut gefällt bzw. die damit verbundene Aussage.
Vom Autor hatte ich bislang noch nichts gehört, das war also Neuland für mich – und außer, dass er Franzose ist (was der Name eben annehmen lässt…), Arzt ist, die 30 wohl noch nicht überschritten hatte als er das Buch geschrieben hat und regelmäßig bloggt, wusste ich nichts.
Die Art und Weise wie er im Buch eine Woche im beruflichen Krankenhaus-Alltag schildert hat mir sehr gut gefallen. Er hat einen tollen Schreibstil, man kann es recht gut nachvollziehen, manchmal durchaus kein ganz einfacher Satzbau, was aber wirklich so beabsichtigt ist und auch in Ordnung war. Manchmal kamen Fachbegriffe vor, da hätte ich mir ein bißchen mehr Aufklärung (ggf. Glossar hinten im Buch) gewünscht, aber gut… Ansonsten sind seine Sätze immer wieder recht poetisch, was mir gut gefallen hat. Auch vom Inhalt her ist es durchaus eher poetisch und auf den Menschen bezogen, als dass es immer nur um die Krankheit geht. Klar gibt es da wirklich skurrile Überraschungen in der Notaufnahme (bzw. im Krankenhaus allgemein), da musste man wirklich oftmals schmunzeln, es gab aber auch immer wieder Situationen, da wurde man von anderen Emotionen gepackt. Da war ein tiefes, zustimmendes Nicken meinerseits – sowohl sichtbar als auch innerlich - , durchaus oftmals ein „Hach ja“ – und gelegentlich auch Tränchen im Ansatz da. Einfach weil schön. Weil da so wunderbare, positive Vorstellungen dabei sind. Vorstellungen, die ja aber tatsächlich so geschehen sind. Weil die Ansätze im Buch, die er immer wieder bringt, die Dinge, die er in manchen Menschen sieht, weil diese trotz der nicht wirklich guten Diagnosen dennoch so positiv und lebensbejahend sind.
Mit „Leben ist nicht schwer“ sagt er schon das aus, was auch immer wieder in mir hervor gerufen wurde, während ich das Buch gelesen habe. Man verkompliziert soviel, statt einfach zu leben, einfach mal zu machen. Er versucht so einer Patientin den „Abschied“ „zu versüßen“ bzw. gestaltet ihn ihr, indem er Geschichten aus einem kleinen Büchlein vorliest, in das er zuvor sämtliche Begebenheiten aus dem Krankenhausalltag notiert hat.
So ist das Buch wirklich sehr emotional, hin und wieder auch verrückt, man merkt auch immer mal wieder wie manche Vorfälle ihn berühren, er aber dennoch versucht das Beste draus zu machen. Jeden dieser sieben Tage hat er auch mit einem Lied „überschrieben“, was mir, die ich Musik ja sehr gerne mag, super gut gefällt. Wenngleich ich nicht alle Stücke kenne.
Klar hatte ich auch mal das Gefühl beim Lesen, dass sich manches etwas hinzieht bzw. mich nicht jede Stelle im Buch direkt begeistert hat, aber das halte ich für normal. Sätze – und bildliche Schilderungen wie: „Seine Zunge tanzt Stepptanz am Gaumensegel wie ein schnatternder Delfin.“ (Seite 282) (über einen stotternden Jungen) haben all das wieder wett gemacht. Einfach weil man alles auch anders ausdrücken kann – so dass es ggf. nicht so schlimm klingt, wie es ist.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, es ist so dermaßen lebensbejahend, so mega positiv geschrieben, dass man wirklich nur „Leben ist nicht schwer“ sagen möchte, sich das als Mantra vornimmt. (Klar gibt es Situationen, die nicht einfach sind, auch das ist mir durchaus bewusst und einfach war auch nicht immer alles für mich, aber man kann jede Herausforderung auch positiv angehen…) Von mir gibt es für diese wunderbar poetische, durchaus für mich typisch französische Literatur 5 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung.