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Veröffentlicht am 18.03.2020

Friesenkrimi auf einem neuen Level.

Taxi, Tod und Teufel - Folge 01
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Küstenkrimis mit Humor, Spannung, Atmosphäre und jeder Menge Situationskomik, dazu noch eine Brise Friesland und Lokalkolorit. Das ist es, was es zum Abschalten und Ausspannen braucht. Die Autorin Lena ...

Küstenkrimis mit Humor, Spannung, Atmosphäre und jeder Menge Situationskomik, dazu noch eine Brise Friesland und Lokalkolorit. Das ist es, was es zum Abschalten und Ausspannen braucht. Die Autorin Lena Karmann hat mit ihrem Auftakt zur neuen Krimi Reihe das Genre auf ein ganz individuelles Level gehoben. In Taxi, Tod und Teufel – Fährfahrt in den Tod, Folge 01 begeben wir uns in der Hörbuchausgabe, gelesen von Sprecherin Elena Wilms auf eine interessante Ermittlung, bei der der Titel eine ganz besondere Bedeutung bekommt. Krimis, die mit Witz und Spannung Suchtpotential erzeugen sind die ideale Basis für eine mehrteilige Reihe. So überzeugt auch dieser Auftakt, der erste Fall als Ermittlerteam, des sonderbaren Taxiunternehmerpaares James und Sarah. Mit fesselnder Spannung, grandiosen Ermittlungen, zwielichtigen Gestalten und ostfriesischen Schauplätzen. In der ungekürzten Hörbuchlesung zum gleichnamigen Kriminalroman „Taxi, Tod und Teufel – Fährfahrt in den Tod“, wird dieser Krimi durch die angenehme und facettenreiche Stimme von Elena Wilms zum reinsten und authentischstem Hörspaß.
Erschienen im Luebbe Audio Verlag

Zum Hörbuch / Beschreibung (Text von der Verlagshomepage übernommen):
„Paalinghus in Ostfriesland: Zwischen weitem Land und Wattenmeer lebt Sarah Teufel mit ihrem amerikanischen Ex-Mann James in einer Windmühle. Gemeinsam betreiben sie das einzige Taxiunternehmen weit und breit – mit einem Original New Yorker Yellow Cab! Bei ihren Fahrten bekommt Sarah so einiges mit. Und da die nächste Polizeistation weit weg ist, ist doch klar, dass Sarah selbst nachforscht, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Denn hier im hohen Norden wird nicht gesabbelt, sondern ermittelt!

Folge 1:
Es ist kalt und neblig in Paalinghus, als die Taxifahrerin Sarah Teufel frühmorgens am Schiffsanleger auf die Fähre aus Baltrum wartet. Doch der Fahrgast, den sie in Empfang nehmen will, ist tot! Zunächst sieht alles nach Herzversagen aus – aber Sarahs aufmerksamem Auge entgeht nicht, dass es ein paar Ungereimtheiten gibt. Warum wären sonst sein Koffer und sein Handy verschwunden, die er beide noch hatte, als er die Fähre betrat? Mit ihrer besten Freundin Britta und ihrem Ex-Mann James macht Sarah sich auf die Suche nach dem Mörder – und gerät selbst in tödliche Gefahr!“

Dauer: 303 Minuten
Art: ungekürzte Lesung in 121 Tracks als Download
Genre: Krimi zum 1. Fall des gleichnamigen Romans

Cover / Umsetzung:
Das Cover hat Wiedererkennungswert, und bietet einen guten Vorgeschmack auf die zu erwartende Story. Zudem finden sich Elemente aus den Ermittlungen und dem Leben im Dorf wieder. Das Cover zum Hörbuchdownload zeigt sich im selben Gewand wie der gleichnamige Kriminalroman. Viele aus der Handlung bekannte Szenen und Dinge erkennt man auf dem ansprechenden Cover wieder. Eine gelungene Inspiration zum Inhalt des neuen und spannenden Auftakts einer neuen Reihe. Die Kapitellängen und die Strukturierung finde ich sehr gut gelungen. Da kann man auch gerne mal den Stopp-Knopf drücken, und jederzeit seinen passenden Track wiederfinden.

Zum Schreibstil der Autorin und zum Lesestil der Sprecherin:
Lena Karmann hat sich in das Genre Kriminalroman gewagt und bietet mit ihrem Auftakt zu einer skurilen und humorvollen neuen Krimireihe wunderbaren Stoff zum Ermitteln, Rätseln, Schmunzeln, Verzweifeln, Lachen und zum Hände über den Kopf zusammenschlagen. Herrlich. Sehr viel friesischen Lokalcharakter, Charme und Plattitüden. Autorin Karmann würzt ihre spektakulären Krimis mit viel regionalem Touch und einer ganz besonders sympathischen Portion Humor und Ironie. Die Schriftstellerin hat ein Händchen für sympathische und auch sonderbare Charaktere, unseren Sarah und James gewinnt man schnell lieb und wird sich ihnen beiden und dem Dorf gern an die Seite der Ermittlungen stellen. Viele kleine Details geben Regionalbezug und schaffen Harmonie und eine spannende Welt zwischen bestialischen Taten und wunderschöner Idylle. Karmann besitzt für ihre Krimis bemerkenswerte Ideen für eine hochspannende und verworrene Handlung, die den Leser und Hörer mitreißen wird. Mit ihrer humorigen und spannungsintensiven Art und ihrem facettenreichen Wortschatz bietet sie den Lesern ihrer Krimis ein breites Spektrum an Platz für eigene Mutmaßungen, Spekulationen und Tiefe in der Handlung und die Fortsetzungen hoffen. Ihre weitreichenden Ideen, die Gabe Bilder zu erschaffen und in eine Welt zu entführen, die man sich hätte niemals zuvor vorstellen können, ist nur eines der großen Talente, die Lena Karmann als Krimiautorin auszeichnen. Super Umsetzung. Man ermittelt, leidet, hofft, kämpft und ängstigt mit dem sonderbaren Ermittlerteam und taucht tief in diesen unmenschlichen Fall ein. Die Dinge entwickeln sich mit einem Automatismus, und bieten großes Kopfkino.

So ein Küstenkrimi braucht eine Stimme mit einprägsamen Charakter. Elena Wilms blüht in den Rollen der Protagonisten richtig auf. Ihre facettenreiche und nuancierte Stimme gibt den Charakteren ein Gesicht. Sprecherin Elena Wilms hat mich mit ihrer guten Hörbuchumsetzung und ihrer angenehm abwechslungsreichen Lesung als Hörerin gewonnen. Sie hat eine Gabe, all die beklemmenden aber auch skurrilen und humorvollen Szenen, die plötzlichen und unerwarteten Ereignisse, sämtliche Emotionen und das Ostfriesische Flair und die Beklemmung der Ermittlungen und dessen Ausmaße zu Gehör zu bringen. Auch wenn es um Tod und einem Mordfall geht, Elena Wilms verleiht der Handlung Leben. Frau Wilms bietet in diesem Hörbuch, in dieser ungekürzten Lesung, all dass, was die Autorin Lena Karmann in ihrem Taschenbuch-Krimi übermitteln und darbieten zu vermag, durch ihren passenden Erzählstil . Sie wirkt nicht aufgesetzt oder gekünstelt, daher macht es Freude ihrer Lesung zu folgen.

Die Sprecherin (Text von der Verlagshomepage übernommen):
"Elena Wilms wurde 1970 in Münster geboren und erhielt ihre Schauspielausbildung am Bühnenstudio der Darstellenden Künste in Hamburg. Es folgten Theater- und Musicalengagements, u.a. am St. Pauli-Theater, den Hamburger Kammerspiele sowie in Bad Hersfeld.
Seit 1999 ist Elena Wilms als Sprecherin tätig, vor allem in den Bereichen Hörbuch, Synchron und Werbung. Zu den zahlreichen Hörspielen, an denen sie mitgewirkt hat, gehören u. a. "Die drei ???", "Die Alster-Detektive" oder auch "Das Kind" von Sebastian Fitzek. Für die Serie "Peter Lundt – Blinder Detektiv" übernahm sie sowohl in den Hörspielen als auch bei diversen Live-Auftritten die Rolle der Anna Schmidt.
Als Off-Sprecherin ist Elena Wilms in TV-Dokumentationen für arte, ZDF, NDR und Discovery Channel zu hören sowie als Trailer-Stimme des NDR-Fernsehen. Seit 2005 ist sie zudem als Dialogbuchautorin und Dialogregisseurin tätig, z. B. für die Comedy-Serie "Arrested Development" oder "Die Schule der kleinen Vampire" (KiKa/rbb)."

Fazit:
Eine lohnende Krimi-Lesung, die alle Erwartungen erfüllt. Für mich ist Elena Wilms die perfekte Stimme für Lena Karmanns speziellem Humor und diesem gelungenen Auftakt zur Dran-bleiber Kriminalhandlung. Einfach gut gelungen.

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Veröffentlicht am 15.09.2016

Unter der Sonne Siziliens lauert das Verbrechen. Aber diese Rechnung wurde nicht mit Poldi gemacht..

Tante Poldi und die sizilianischen Löwen
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Der Autor Mario Giordano setzt in seinem Kriminalroman "Tante Poldi und die sizilianischen Löwen" nicht nur auf einen skurrilen Titel, nein, der Autor verspricht neben Spannung, Ermittlung, Mafia und Sonne ...

Der Autor Mario Giordano setzt in seinem Kriminalroman "Tante Poldi und die sizilianischen Löwen" nicht nur auf einen skurrilen Titel, nein, der Autor verspricht neben Spannung, Ermittlung, Mafia und Sonne auch eine horende Portion Humor, Sarkasmus und Temperament. Er präsentiert hier seinen ersten Fall für die rüstig resolute Poldi, die ihren Lebensabend in Sizilien verbringen will. Von Lebensabend kann bei dieser Familie jedoch nicht die Rede sein... Ein unheimlich familiär-mafiöser Krimi, der eigendlich keiner ist. Krimi schon, familiär-mafiös nur im übertragenden Sinne...Der Leser darf sich auf turbulente Ermittlungen, kuriose Begebenheiten und sonderbare Erkenntnisse freuen.
Erschienen im Lübbe Verlag (https://www.luebbe.de/)

Zum Inhalt:
"Meerblick. Sonne. Ruhe. Mehr will Poldi nicht, als sie kurz nach ihrem sechzigsten Geburtstag von München nach Sizilien zieht. Dabei hat sie aber nicht mit der Familie ihres verstorbenen Exmannes gerechnet. Denn die, Sizilianer durch und durch, wollen Poldi natürlich das Dolce Vita nahebringen. Das war's dann mit der Ruhe. Als wäre es damit nicht genug: Eines Tages verschwindet Valentino, der Poldi in Haus und Garten ausgeholfen hat, spurlos. Ist er etwa in die Fänge der Mafia geraten? Poldi macht sich auf die Suche – und kreuzt dabei schon bald den Weg des attraktiven Commissario Montana ... "

Schreibstil:
Der klassische Krimi in einem neuen Gewand! Der Autor bedient sich einer ganz anderen Art des Krimis, denn der Leser wird willenlos in Vorurteile und Klischees gehüllt und zunächst gekonnt an der Nase herum geführt. Irrungen, Wirrungen und Überraschungen. Autor Mario Giordano lässt den Leser zuschauen und platziert ihn mitten in die temperamentvolle Sonne Siziliens und somit schon bald mitten in skurril-spannende Ermittlungen und setzt den Leser der unglaublichen Suche nach dem vermissten Valentino hilflos aus. Autor Giordano bringt dem Leser die Schauplätze und Regionen nahe, denn er schreibt teils in einer passenden Mundart und Ausdrucksweise. Bayern und Sizilien werden absolut nah und zeigen sich gegensätlicher denn je. Mario Giordano setzt die Handlungsstränge gekonnt fort und führt sie zum Ende hin raffiniert zusammen. Er besitzt Charme, Esprit und würzt seine Handlung mit Witz, Ironie und Atmosphäre. Wir erfreuen uns an Insidern und bestimmten Sitten. Autor Mario Giordano wartet mit einem Krimi auf, der gut unterhält und für Lesevergnügen und Spannung sorgt. Das Buch liest sich flüssig und bietet sommerliche Kurzweil. Er schreibt flott, modern und trifft den Nerv der Zeit.

Charaktere:
Die Auswahl der Charaktere ist dem Autor bemerkenswert gelungen, denn hier treffen wir viele Persönlichkeiten und gerade das Umfeld der einzigartigen Tante Poldi wird wunderbar dargelegt. Ein buntes und sonderbares Team rund um die Ermittlungen entsteht und wartet mit kuriosen Eigenschaften auf. Besonders angetan hat es mir naturlich die Hauptfigur der 60jährigen Tante Poldi, aber auch Commissaro Mantana schleicht sich nicht nur ins Herz von Poldi, sondern auch in das der Leser. Die Suche nach dem fleißigen Valentino wird auf eine besondere Probe gestellt.
Tante Poldi: eine rüstige nun 60jährige Münchnerin. Sie hat sich jedoch dem Alkohol zugesprochen, ein Problem, siie trinkt einfach zu gern. Im Leben hat sie schon Einiges erlebt und durchgemacht, nach ihrem sechszigsten Geburtstag beschließt sie nach Sizilien zu gehen, um dort ihren Lebensabend auf der Zielgeraden zu genießen. Lange kann es ja nicht mehr dauern, bis sie sich totgesoffen hat, und wenn sie schon auf den Gevatter Tot wartet, warum nicht am Meer und unter der Sonne Siziliens? Doch von Ruhe kann keine Rede sein, denn die familiären Tanten und Neffen kümmern sich rührend um ihre Tante Poldi und gönnen ihr kaum eine Auszeit. La Familia. Aber dann verschwindet auf einmal Valentino, und Poldi macht es sich zur Pflicht ihren Helfer und Trinkfreund zu finden und sein Verschwinden aufzuklären. Und dann entdeckt sie noch ihr besonderes Faible für Polizisten und besonders für den ermittelnden Commissario Montana.
Gekonnt fügt der Autor Haupt- und Nebenrollen zusammen, er streut Informationen aus dem Privatleben der Charaktere aus und bietet einen Blick hinter die Kulissen der Intalienischen Behörden und Methoden. Aber auch die vielen Nebenrollen bieten dem Leser viele unterhaltsame Momente und allem voran natürlich die bestätigten Klischees. Hier treffen wir auf sympathische und unsympathische Figuren und dürfen so manchen Überraschungsmoment erleben. Mario Giordano beweist großes Geschick, denn er bringt die vielen Rollen und Nebenrollen in Einklang und lässt den Leser somit mitfühlen und ganz wichtig: Er lässt den Leser an den Ermittlungen teil haben!

Cover:
Das Cover hat mich leider so gar nicht angesprochen, aber nicht immer verbirgt sich hinter einem nichtsagendem Cover auch eine ungute Geschichte. Denn hier bietet das Buch einen absolut grandiosen Inhalt, während mich das Cover nun gar nicht reizt. Der Klapptext hat meine Neugierde geweckt, und abschließend muss ich jedoch sagen, dass das Cover dennoch sehr stimmig zum Geschehen wirkt, da man einige Passagen wiedererkennt. Ich wurde nicht enttäuscht und jetzt bin ich richtig froh, ich hätte wirklich etwas verpasst, wenn ich die Poldi nicht kennenlernen hätte können. Ich hatte super gute Unterhaltung mit ihr. Ich konnte teilweise wirklich Tränen lachen.

Meinung:
Das Treiben um die sizilianische Familie, die Mafia, die Ermittlungen, Commissaro Montana, Das Verschwinden Valentinos und Tante Poldis schwarzem Humor fand ich sehr interessant und spannend dargestellt. Auch dieses besondere Team mit allen Klischees und Vorurteilen zu nutzen hat mir gut gefallen. Schließlich bringt es viel Potential für eine Kriminalhandlung! Auch die regionalen und südlichen Schauplätze sind gekonnt gewählt und machen das Geschehen lebendig und real. Die Kapiteleinteilung gefällt mir sehr gut und lässt das Buch sehr locker wirken. Leider hat das Buch für mich jedoch eine Schwäche im Spannungsbogen, dieser beginnt recht spät zu steigen, ist er jedoch ganz oben, gibt es kein Halten mehr und die Ereignisse überschlagen sich fast. Aber dennoch bezaubert mich der Spannungswert des Buches. Gerade die Charaktere und die Schauplätze trumpfen hier enorm auf. Das Ende ist an sich abgeschlossen, lässt aber noch genügend Potential für einen weiteren Fall im Team um Tante Poldi. Man darf sich freuen, vielleicht Poldi und Co nochmal zu erleben. Ein tolles Buch mit viel Persönlichkeit, Herzblut des Autors und vielen Entdeckungen in einem besonderen Fall.

Der Autor:
"Mario Giordano, geboren 1963 in München, studierte Psychologie in Düsseldorf, schreibt Romane, Jugendbücher und Drehbücher (u.a. Tatort, Schimanski, Polizeiruf 110, Das Experiment). Er lebt in Köln."

Fazit:
Dieser Krimi ist humorvoll, lustig und dennoch genügend spannend um ihn Krimi zu nennen. Tante Poldi und Co haben mich unterhalten und amüsiert. Es gibt von mir eine klare 4 Sterne Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein stetiges Spannungsniveau, was jedoch nach mehr Ordnung und Struktur verlangt.

Der sanfte Mörder
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Mit diesem als Psychothriller beschriebenen Roman erschafft die britische Autorin Sophie Hannah ein Buch, welches durch die Hintergrundthematik wirklich sehr intensiv erscheint. In „Der sanfte Mörder“ ...

Mit diesem als Psychothriller beschriebenen Roman erschafft die britische Autorin Sophie Hannah ein Buch, welches durch die Hintergrundthematik wirklich sehr intensiv erscheint. In „Der sanfte Mörder“ taucht die Autorin in eine ganz verfahrene Konstellation aus Vergangenheit, Geheimnis, Verrat, Neid, Liebe, Abgrund und Rache ein und eröffnet den Lesern bittere Psychogramme zweier Liebenden und Leidenden und betreibt verblüffende Charakterstudien, die den Leser Rätsel bis fast zur letzten gelesenen Seite aufgeben. Da es sich hier um eine Reihe handelt, empfiehlt es sich auch die vorherigen Teile gelesen zu haben!
Erschienen im Bastei Lübbe Verlag


Inhalt / Beschreibung:
„Als Gaby am Flughafen eine junge Frau kennenlernt, erzählt diese ihr eine merkwürdige Geschichte. Ein Mann hat den Mord an seiner Frau gestanden, ohne jedoch das geringste Motiv anzugeben. Das Ungeheuerliche daran ist: Gaby kennt diesen Mann. Es ist Tim Breary, ihre einstige große Liebe – und der friedlichste Mensch, dem Gaby je begegnet ist. Trotz des Geständnisses glaubt sie an Tims Unschuld und begibt sich auf die Spur eines ebenso rätselhaften wie perfiden Verbrechens …“

Handlung:
Auf drei Erzählebenen, mit drei Handlungssträngen, nimmt uns die britische Autorin Sophie Hannah mit in ein perfides Beziehungsgeflecht, was ein unglaubliches Ausmaß an Rache, Angst, Vertuschung, Geheimnis, Schweigen und Verrat nach sich zieht. Als die junge und taffe Unternehmerin Gaby am Check-In des Flughafens für ihren Rückflug von Deutschland nach England wartet Gaby ist auf dem Rückweg von Deutschland nach England und wartet, fügt sich das Schicksal und Gaby trifft eine aufgebrachte und verständnislose Frau am Schalter. Denn der Flug, mit denen beide Frauen fliegen wollten, wird wegen eines Unwetters umgeleitet. Für Gaby kein Problem, für die andere Frau anscheinend schon. Die rastlose Frau und Gaby kommen ins Gespräch. In ihrer Rage verrät Lauren nicht nur ihren Namen, sondern auch, dass sie gerade einen Mann für den Mord an einer Frau hinter Gittern bringen will. Und dieser Mann scheint niemand anderes zu sein, als Gabys große (Jugend-) Liebe Tim Breary. Doch wie viel Wahrheit steckt in Laurens Worten? Kann man dieser Frau überhaupt trauen? Warum verschließt sie sich plötzlich so, nachdem sie es ausgesprochen hat? Sprach Lauren wirklich von ihrem Tim? Die Ehe, die sie nie mit ihm führen konnte, da er bereits eine Frau hatte? Ist Tim ein Mörder? Ist er der sanfte Mörder?…


Schreibstil:
Die Autorin Sophie Hannah nutzt ein interessantes und ansprechendes Stilmittel, um ihrem Psychothriller Tempo und Abwechslung zu verleihen. Aus drei unterschiedlichen Erzählperspektiven wird dieser Thriller geschildert und in drei Handlungsstränge gegliedert, die im späteren Verlauf gekonnt aufeinander zulaufen. Der Fall beginnt gleich sehr verheißungsvoll mit Auszügen aus polizeilichen Ermittlungsprotokollen und gefundenen Schriftstücken und Briefwechsel aus der Asservatenkammer der Behörde. Ein gelungener Appetizer für den weiteren Plot. Sophie Hannah erzählt aus der Ich-Perspektive, indem sie Gabys Sicht und Lage aus ihren Augen schildert und sich mit den Gedanken, Gesprächen und Sinneseindrücken der Hauptprotagonistin Gaby vereint. Die polizeilichen Ermittlungen werden im Präteritum behandelt und zeigen so das Wirken und Agieren des Ermittlerteams aus Simon Waterhouse und Charlie Zeiler in der Vergangenheit aus dritter Sicht beschrieben. Immer wieder dürfen wir Leser zudem in spannende Schriftstücke, Beweise, Aufzeichnungen und Protokolle eintauchen, die die weitere Basis für den verlauf bieten. Die Autorin hat eine wahnsinnig verworrene Story erschaffen, die sehr viele Ansätze, Ermittlungsansätze und Unfassbares bietet. Für einen Psychothriller ist diese Story absolut geeignet. Bei der Umsetzung gibt es jedoch einige Schwächen, auf die ich später nochmals eingehen möchte. Das Buch ist atmosphärisch sehr dicht geschrieben, schon dadurch bedingt, dass es drei Zeitverläufe zu schildern gilt. Irgendwie ist dieses Buch alles von allem, leider aber auch sehr unsortiert, chaotisch und unreif. Erst sehr spät in Hinsicht mit einer klaren Richtung wohin uns diese Story leiten wird. Meines Erachtens nach ist die Geschichte vor allem eines: Potentialgeladen und thematisch interessant, aber überstürzt und unüberlegt in der Umsetzung und im Kern des Geschehens. Leider werden Neueinsteiger, wozu ich mich auch zählen muss, Schwierigkeiten haben, die Dinge aus der Vergangenheit vorangegangener Ermittlungen zu verstehen. Spielten diese in den vorherigen Thrillern von Autorin S. Hannah mit ihren Polizisten Simon und Charlie bereits eine relevante Rolle? Ich weiß es nicht, ich kann es nur vermuten, aber leider nicht greifen.

Mit der Autorin Sophie Hannah und ihrem neuen Thriller „Der sanfte Mörder“ erlebt man schriftstellerische Ideen, die unerschöpflich wirken. Diese, so erscheint es mir, möchte sie am liebsten alle auf einmal in einem Buch umsetzen. Die Standpunkte der Protagonisten Gaby, Tim, Francine, Lauren und dem Team der Ermittlungen und der Prozesse und dessen Standpunkte bringen enormes Potential und erschreckende Psychogramme zu Tage. Hier leidet man als Leser anfangs unweigerlich mit und möchte vor allem beider Leben gerne ändern. Und dann ist da noch immer der besondere (Mord-) Fall , der nach und nach aus den Beweisen der Asservaten hervorgeht. Sehr mysteriös und verheißungsvoll. Sophie Hannah besitzt eine ganz einzigartige Note, an die man sich gern gewöhnen kann. S. Hannah zeigt ihren Lesern ein verschlossenes Bild gesellschaftlicher und psychischer Gedanken und die Auswirkungen des impulsiven und auch planerischen und kalkulierten Handelns und Tuns. Richtig rund bringt sie diese Konstellationen dennoch nicht zum Abschluss. Ihre Dialoge heizen sehr ein und feuern die Handlung richtig an, aber es fehlt etwas Greifbares und Bleibendes. Meinen Geschmack traf die Autorin mit ihrer erst sehr späten Offenbarung und ihren erst zum Schluss gebotenen Antworten nicht. Die zuvor schier unendlichen Mutmaßungen und Fragestellungen die sich beim Lesen ergeben und zu nichts führen haben mich nach etlichen Wiederholungen dann sehr gestört.

Charaktere:
Die Hauptprotagonisten in diesem Spannungsroman / Psychodrama sind natürlich Gaby und Tim, sowie die beiden Ermittler Charlie und Simon und ihre eigenen familiären Konstellationen und Beziehungen. Darüber hinaus werden auch Lauren und vor allem Francine Beary für den Thriller sehr wichtig. Aber auch andere wichtige Rollen und Nebenrollen werden den Leser beschäftigen. Die besonderen Figuren und mitwirkenden Charaktere bieten enormes Potential für diese ganzen Zusammenhänge und Abgründe. Die Autorin Hannah hat hier wirklich eindringliche Psychogramme erschaffen, hier wird jeder Leser zum Hobbypsychologe und wird sich fragen: Warum? Trotz aller Facette fehlte mir immer das gewisse Etwas. Die Charaktere besitzen Ecken und Kanten, aber leider wenig Tiefe. Leider jedoch konnten mich diese Konstellationen somit nicht vollständig mitreißen, vielleicht weil ich vielem auch nicht folgen konnte. Ich vermute, dass es sich hier um Informationen handelt, die Lesern der anderen Thriller mit Simon und Charlie bekannt sein dürften, die den Neueinsteigern jedoch verwehrt werden. Schade, hier hätte es eine stimmigere Mischung aus alt und neu geben dürfen. Ich empfand vieles für mich sehr lückenhaft und brüchig. Diese interessanten Charaktere blieben mir trotz intensiver Skizzierung fern und ich hatte keine Freude an dem stetigen Wechsel, neuen Erkenntnissen und den vielen Zufällen.

Schauplätze:
Die einzelnen Schauplätze finde ich sehr gut gelungen. Spannende Szenen und beklemmende Kulissen. Der Airport, der Check In, die Behörde, der familiäre Kreis, das betreffende Haus, die Familie, der Vorgarten, das Gefängnis, Wald, das Wetter, die Gerüche und Stimmungen… Die Autorin legt sehr viel Wert auf Details und Ausschmückungen. Das verhilft zu einem wahren Kopfkino und der Leser gewinnt den Eindruck wahrhafte Bilder beim Lesen zu erblicken. Das ist hier ausgesprochen gut gelungen. Jedes noch so unwichtige Detail wird am Rande aufgeführt und fügt sich beim Lesen ein. der Frost, die Jagd... etc. Hier punktet dieser Thriller richtig gut. Im Fokus stehen hier das Leben und die kreisenden Gedanken von Gaby über ihre Beziehung zu Tim. Hier dreht sich alles um die Anklage, um den Mord, für den er bezichtigt wird, um Lauren mit ihrer Aussage am Flughafen, um die Briefe an Francis. Und Simon und Charlie, die ebenfalls ein besonderes Leben führen und weitere Fragen aufkommen lassen. Auch der Leser begibt sich, dank der detaillierten und sehr nah differenzierten Formulierungen der Autorin Sophie Hannah zusammen in das Leben der Hauptprotagonisten und an die Kulissen. Hier werden die typischen und klischeehaften Kulissen einer Ehe, einer Angststörung, einer Familiengeschichte und Verstrickung gezeigt. Von humorig, sarkastisch, ironisch, faszinierend, bis hasserfüllt, mörderisch und perfide. Sophie Hannah hat ein Händchen für bildhafte Darstellung. Der Autorin gelingt es in seinem Psycho-Beziehungs-Roman gekonnt Nebenschauplätze aus Damals und Heute einzuweben und England in Atem zu halten.


Meinung:
Entweder-oder, Für oder wider, schwarz oder weiß… so wird es den meisten Lesern auch mit den Empfindungen und Meinungen zum Thriller ergehen. Thriller? Oder Roman? Psychodrama oder Psychothriller? Steter Tropfen höhlt den Stein, stete Pein tötet die Frau…
Die britische Autorin S. Hannah hat für ihren neuen Thriller eine intensive und potentialgeladene Thematik gewählt, keine Frage. Dieses Buch ist thematisch ein beklemmendes Werk. Perfide Gedanken, abartige Handlungen, viel Düsternis, viele Fragen, ein Verwirrspiel, eine sonderbare Konstellation an Verstrickungen und häppchenweise gibt es immer neue Erkenntnisse. Ein Mord? Oder ein Unfall? Schuld oder Unschuld? Was lag in der Vergangenheit? Welches Geheimnis soll gewahrt werden? Und woher kommen all die Anschuldigungen? Was besagen die Briefe wirklich? Wir treffen hier im Thriller auf viele Handlungsstränge und Begebenheiten. Jeder ist für sich enorm spannend. Jedoch geschieht der Wechsel einfach zu schnell, zu rasant und unüberlegt. Es wirkt stellenweise, als wolle die Autorin jeden Geistesblitz und jede Buchidee in einem einzigen Werk verwirklichen. Zudem stört mich der Faktor, dass es bereits vorherige Fälle mit dem Ermittlerteam gab, die hier leider nicht wieder aufgegriffen werden, obwohl es den Anschein weckt, dass wichtige und persönliche Details verloren gehen. Simon und Charlie konnte ich erst sehr schwer einordnen und in Verbindung mit dem Fall bringen. Für mich waren sie lange Gesichtslos, bis sie für den Plot doch sehr wichtig wurden und ich erkannte, dass sie das leitende Team sind. Das wirkt passagenweise überladen, unausgereift und unsortiert. Die Zusammenhänge passen für mich leider nicht, auch wenn viel Potential vorhanden ist. Gänsehaut und Nervenkitzel konnte ich daher nur wenig bis gar nicht entwickeln. Sehr schade. Auf den letzten knapp 60 Seiten zieht die Spannung dann wieder an und es werden Antworten geliefert und ein Bild aus Hintergründen und Motivationen entsteht, welches im ersten Moment für Schock und Verblüffung sorgt. Man möchte einfach wissen, was damals geschehen ist. An dem Buch hatte ich aufgrund der interessanten Leseprobe und des Klapptextes sehr hohe Erwartungen. Umso mehr wurde ich enttäuscht und habe hier leider nicht die Umsetzung im Buch erlebt, die ich mir erhofft hätte. Zudem hatte ich häufig Schwierigkeiten aus dem Text heraus zu erkennen, wer welche Gedanken denkt und wer gerade welche Dialoge führt. Das liegt aber wohl auch an den unterschiedlichen Schriftarten und Aufteilungen. Ich kann dieses Buch wirklich sehr empfehlen, wenn man scheinbar die anderen Fälle des Teams kennt. Ich wusste leider beim Erwerb nicht, dass es sich hier tatsächlich um eine Thrillerreihe handelt. Schade. Ein idealer Thriller für Leser, die sich zudem nicht an späteren Antworten und Hintergründen zum WARUM stören und mit weniger Erwartungen an das Buch herangehen, wie ich es getan habe. Zudem muss man dem erscheinenden Durcheinander und schnellen Wechsel zugetan sein. Ich war es leider hier nicht.

Cover / Buch:
Das Cover ist für dieses Buch äußerst gelungen. Eine blutrote Feder auf schneeweißen Grund. Dunkle Schattierungen und klare Strukturen. Das zieht meine Blicke auf jeden Fall an. Das Buch ist absolut hochwertig und sehr schön verarbeitet. Das Schriftbild ist angenehm, die Kapitel nicht allzu lang. Nach dem lesen sieht das Buch noch aus wie nagelneu und weißt keine Leserille oder andere Nutzungserscheinungen auf.

Die Autorin:
„Sophie Hannah ist eine junge britische Autorin, die für ihre Werke bereits zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Still, Still, ihr erster Psychothriller, galt in England als einer der besten Romane des Jahres und ist ebenso wie Schattenmesser, Nimmermehr und Totes Herz in über 20 Ländern erschienen. Sophie Hannahs Bücher werden derzeit mit großem Erfolg für das britische Fernsehen verfilmt.
Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann und zwei Kindern in Cambridge.“

Fazit:
Leider war es für mich kein Psychothriller, wie ich ihn mir aufgrund des spannenden Klapptextes erhofft habe. Für meine Wünsche erschließt sich für mich der Kern des Thrills für meinen Geschmack zu spät und der Weg zu den Antworten war mir zu lang und zu ausweglos. Das Ende ist super, aber ein spannendes Ende konzipiert noch keinen rundum fesselnden Thriller. Empfehlenswert mag es sein, die anderen Thriller aus der Reihe zuvor zu lesen um Lücken zu schließen. 3 Sterne für das richtig gute Potential mit der verbesserungswürdigen Umsetzung und Ausarbeitung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hut ab! Mit diesem Buch bin ich Hin und Hergerissen. Ein Kultautor aus Finnland!

Heißes Blut, kalte Nerven
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Der gelobte Kultautor Finnlands Arto Paasilinna macht nicht nur mit seinem Titel „Heißes Blut, kalte Nerven“ unheimlich neugierig, sondern auch mit einem interessanten Klapptext. Mit seinem Roman "Heißes ...

Der gelobte Kultautor Finnlands Arto Paasilinna macht nicht nur mit seinem Titel „Heißes Blut, kalte Nerven“ unheimlich neugierig, sondern auch mit einem interessanten Klapptext. Mit seinem Roman "Heißes Blut, kalte Nerven" bewegt sich der Autor auf einen sehr gewagten und vielversprechenden Gebiet. Was wäre wenn? … wenn man wüsste, wann sein letztes Stündlein geschlagen hat? Welches Leben würde man führen, wenn man allerlei Katastrophen und Unfälle überlebt, die eigentlich hätten tätlich enden sollen? Hier gibt sich der Autor mutig, aber entschlossen auf gewitztes Terrain. Und es hat sich gelohnt. Erst kürzlich bin auf den Autor aufmerksam geworden. In einem Zeitschrifteninterview hat mir seine offene Art, sein Witz und der skurrile Humor gefallen. Da wollte ich gleich mehr von ihm lesen und habe mich nach seinem neuesten Werk umgesehen und habe so „Heißes Blut, kalte Nerven“ entdeckt. Arto Paasilinna hat eine Sprachmelodie, die lange in meinem Kopf nachklingt und einen sehr bewegenden, aufmunternden und tiefgründigen, jedoch auch mit Witz und Galgenhumor geprägten Roman einmalig untermalt.
Erschienen im Luebbe Verlag (https://www.luebbe.de/)

Inhalt:
"Im Januar 1918, kurz bevor ein Bürgerkrieg Finnland erschüttert, wird ein Junge namens Antti Kokkoluoto geboren. Ihm wird schon bei der Geburt das genaue Todesdatum prophezeit: Am 12. Juli 1990 wird er siebzigjährig sterben – keinen Tag früher, keinen Tag später. Und tatsächlich, Antti gerät im Laufe seines Lebens immer wieder in höchst lebensbedrohliche Situationen, überlebt aber Kanonenhagel und Krankheiten. Als sich sein Todestag schließlich nähert, hat Antti eine famose Idee. Er will es noch einmal so richtig krachen lassen und ein großes Fest ausrichten...
Eine faszinierende Reise durch die Geschichte Finnlands im 20. Jahrhundert"

Schreibstil:
Mit dem Nordfinnischen Autor Arto Paasilinna erlebt man schriftstellerisches Geschick und grandiose Einzigartigkeit von der ersten Seite an! Sein Stil besitzt eine ganz einzigartige Note, an die man sich zunächst gewöhnen muss. Arto Paasilinna bringt den Lesern das 20. Jahrhundert um 1920 bis knapp 1990 nahe und spielt mit der Not und den Ängsten des Krieges und der Moderne und breitet eine Vielfalt an Facette und einträchtigen Sequenzen in seinen wohl gewählten Zeilen aus. Seine Dialoge würzt er mit einer besonderen zeitgemäßen Sprache, schwingt mit Poesie, Singsang und Schönklang und entfaltet eine enorme Kunst besonderen Humors. Dieser Humor könnte beinahe als Rabenschwarz oder Galgenhumor betitelt werden und ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Dennoch auf gewisse Weise tiefgründig, melancholisch gewürzt und mit einer Emotionsgewalt, die die Haut und Sinnesorgane benetzt. Lesen mit jeder Faser, wenn man das Geschehen auf sich wirken lässt. Arto Paasilinna hat eine Art, die sicherlich nicht jedem direkt zugänglich ist, aber man sollte es als neugieriger Leser ruhig versuchen und wird vielleicht mit einem unvergesslich polarisierenden Roman belohnt. Autor Arto Paasilinna schreibt sehr lebendig, facettenreich und bildhaft. Der Autor hat Talent und Wiedererkennungswert, zwar nicht für die große Leserschaft, aber für ein gewissen Publikum sicherlich! Sein Buch ist so filmreif verfasst, dass sich innerlich lebendige Bilder ergeben, und das Lesen zu einem Erlebnis mit allen Sinnen wird!

Charaktere:
Dank der Charaktere fühlte ich mich mitten drin! So speziell ausgearbeitete und besondere Persönlichkeiten sind mir selten in einem Roman begegnet. Als Hauptakteur begleiten wir das riskante dennoch untötliche Leben von Antti Kokkoluoto. Antti Kokkoluoto besetzt eine prägnante Rolle als unvergesslicher Hauptprotagonist. Als Antti geboren wurde stand nicht nur sein Geburtsdatum fest, sondern sogleich auch sein Todesdatum. Erstaunlicherweise erleben wir Anttis Leben im Zeitraffer, bis sich sein Ende nähert und Antti nochmals alles geben will. Ein großes Fest soll es sein nach dem Motto: Wenn ich nur noch einen Tag zu Leben hätte… Antti habe ich mit jeder Zeile mehr und mehr und mehr ins Herz geschlossen. Je älter und reifer er wird, umso mehr Sympathie empfinde ich für diesen Mann und sein brisantes und gewagtes Leben. Eine außergewöhnliche "Lebensgeschichte", die zu Herzen geht, die Augen öffnet und Blickwinkel verstellt, die erschüttert, belebt, Spaß bringt, bewegt und nachdenklich stimmt. Schade, dass man solche Tiefgründigkeit mit diesem seltenen Sarkasmus so selten findet.
Hier lernen wir nicht nur Antti Kokkoluoto kennen, nein hier lernen wir zudem ganz besondere Rollen und Nebenrollen aus allen Ebenen und Jahrzehnten des Charakters Antti kennen. Wir erleben seine Entwicklung von Kindestagen an bis zum Jetzt der 1990iger Jahre. Hier schöpft der Autor aus den Vollen, er hat so viele Charaktermerkmale und so viel Poesie erschaffen, dennoch bleibt Dreh- und Angelpunkt der damals noch kleine Antti Kokkoluoto mit seiner Lebensgeschichte.

Schauplätze:
Die einzelnen Schauplätze sind auf wenige Kulissen beschränkt. Im Fokus steht hier das Leben im kalten und kargen Finnland. Das Leben des Antti Kokkoluoto. Der Krieg, die Gesellschaft, die Ausbildung, die Liebe, die Gefahren, die Jugend bis zum Alter. Dann das berauschende Fest und die Zeit dannach… Schauplätze, die dem Roman neue Bilder schenken und ein facettenreiches Wechselbad an Kulisse, Gedanken und Orte bieten. Auch der Leser begibt sich, dank der detaillierten und sehr nah differenzierten Formulierungen des Autors Arto Paasilinna, zusammen in das Leben von Antti. Von humorig, sarkastisch, ironisch, faszinierend, bis traurig, melancholisch, poetisch und gefühlvoll zu dramatisch, befangen und befreit. Arto Paasilinna hat ein Händchen für bildhafte Darstellung.

Meinung:
...reicht von absolut fasziniert, völlig begeistert, total angetan bis etwas unzufrieden und zwiespältig. Der Autor hat einen tollen und einzigartigen Stil, keine Frage. Dennoch ist dieses Buch ein schwieriges Werk. Man wird es entweder Lieben, oder sich langweilen. Ich wollte das Buch so gerne mögen, da ich hohe Erwartungen an dem Autor hatte. Mir gefallen auch viele seiner Künste, aber dennoch hat mit etwas gefehlt, etwas was dieses Buch wirklich unvergessen werden lässt. Ich gebe dem Autor eine weitere Chance und werde mir eines seiner älteren Werke beschaffen und mir ein genaueres Bild schaffen. Dennoch muss ich loben, dass ich hier endlich wieder einen Autor gefunden habe, der mit einer Novität glänzt und mich mit einer sehr eigenen und einzigartigen Note sehr überrascht hat. Zudem ist die Buchgestaltung und das Cover eine absolut hochwertige Rundung. Sagenhafte Charaktere, faszinierende Welten und wertvolle Botschaften.

Cover / Buch:
Das Buch ist absolut hochwertig und sehr schön verarbeitet. Das Schriftbild ist angenehm, die Kapitel nicht allzu lang. Das Cover hat mich beeindruckt und ist stimmig zum besonderen Inhalt des Romans.

Der Autor:
"Arto Paasilinna wurde 1942 im lappländischen Kittilä/Nordfinnland geboren. Er ist Journalist und einer der populärsten Schriftsteller Finnlands. Er wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Inzwischen hat er rund 40 Romane mit großem Erfolg veröffentlicht, von denen einige verfilmt und in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Auch bei uns erwarten die Fans jedes Jahr ungeduldig eine neue skurrile Geschichte vom finnischen Kultautor."

Fazit:
Dieses Buch verdient alle 5 Sterne, wenn man dem Autor verfallen ist. Es ist sicherlich kein Werk für Jedermann, auch ich hatte etwas Anlaufschwierigkeiten und gebe dem Autor noch eine weitere Chance und auch verdiente 3,5 Sterne für dieses beeindruckende und seltsame Buch! Trotz meiner Bedenken und Kritik, bin ich noch immer voller Freude, dieses Buch gelesen und kennengelernt zu haben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

ACHTUNG: Hardcore-Horror-Splatter-Thriller.

Mörderhotel
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Der bekannte und hochgelobte Fantasyautor Wolfgang Hohlbein betritt mit seinem Thriller „Mörderhotel“ nicht nur ein neues Genre, sondern greift ein Thema über einen Serienkiller auf, der seine Schandtaten ...

Der bekannte und hochgelobte Fantasyautor Wolfgang Hohlbein betritt mit seinem Thriller „Mörderhotel“ nicht nur ein neues Genre, sondern greift ein Thema über einen Serienkiller auf, der seine Schandtaten und sein Unwesen in den 1890iger Jahren trieb. Das Leben des Untiers Herman Webster Mudgett, auf dessen Konto mehr als 230 Opfer gehen, die gefoltert, verätzt, zerstückelt, aufgelöst und ausgeraubt wurden. Ein lukratives Geschäft mit den Leichen, bis auch dieser perfekte Plan ein jähes Ende findet… Ein sehr harter und derber Thriller mit einer geballten Ladung Horror und „Splatter“-Elementen und nach einer wahren Begebenheit. Wolfgang Hohlbein ist bekannt für seinen bildhaften Schreibstil, wenn man Texte aus seiner Feder liest, so setzt ein Film in Gang. Doch ob man das hier bei diesen grausamen und gewalttätigen Ausformulierungen ertragen kann und möchte, dass muss man für sich selbst entscheiden.
Erschienen im Lübbe Verlag (https://www.luebbe.de/)

Inhalt:
"230 Menschen gehen auf sein Konto: Herman Webster Mudgett, den unglaublichsten Serienmörder aller Zeiten. In Chicago errichtet er eigens ein Hotel, um seine Taten zu begehen. Ein Hotel, in dem es Falltüren, verborgene Räume, Geheimgänge, einen Foltertisch, ein Säurebad und eine Gaskammer gibt. Seine Opfer erleichtert er um ihr Geld und verkauft ihre Leichen an Mediziner. Niemand weiß, was im Kopf dieses Menschen vor sich geht. Bis die Polizei ihm auf die Spur kommt und eine gnadenlose Jagd..."

Handlung:
Das erste Kapitel startet schon äußerst heftig und brutal. Und das ist erst der Anfang… Zwar spielt diese erste dargestellte Passage mitten in der „Karriere-Laufbahn“ des Serienkillers Herman Webster Mudgett mit seinen Helfern Henry Holmes und William Peitzel, doch dieses erste Kapitel ist erst der Anfang von einer grausamen Geschichte, die den tiefsten Abgrund der menschlichen Psyche und Faszination für Qual, Schmerz, Tod und Leid darstellt. Auf zwei parallel laufenden Erzählebenen erleben wir Herman Mudgett und seine Kindheit. Ein Schlüsselerlebnis aus seiner Jugend, welches seine Gelüste und seine Faszination für seine Taten weckt. Sein erster Mord und seine damit verbundenen Emotionen und rauschähnlichen Zustände. Mudgett ein Held. Vom Opfer zum Richter. Er schließt einen Pakt mit dem Tod, seinem dunklen Verbündeten.
Mudgetts Leben geht weiter, stets von Hunger, Armut und Ausbeute getrieben. Schicksalsschläge, Verlust und ein Studium, welches seine letzten Cent kostet. Sein einziger wirklicher Freund ist Henry Holmes. Zusammen mit ihm stehen sie in der Schuld des Hausmeisters der Universität Mr Kyle. In Herman Mudgett reift ein neuer Plan. Zusammen mit Holmes will er eine Praxis führen. Die beiden angehenden Ärzte brauchen Geld, doch zuerst muss Mr Kyle beseitigt werden. Was eignet sich besser dafür, als sein eigens konstruiertes Säurebad im Gewölbekeller der Universität? Niemend wird je etwas herausfinden…
In der zweiten Erzählebene treffen wir auf Arlis Christen, eine feine Dame, auf der Suche nach ihrer verschollenen Schwester Endres Christen. Sie engagiert einen Detektiv Mr Geyer, der den Verbleib und die angebliche Ehe ihr Schwester mit Mr Mudgett aufklären soll. Arlis kommt in Chicago an und Henry Holmes versucht alles, um Geyer und Arlis von den Spuren seines Freundes Mudgett fern zu halten. Denn dass, was mit Endres Christen passiert ist, darf niemand erfahren…
Ein sehr düsterer Thriller, mit Detektivarbeit, Rückblicke und viel Atmosphäre (das nächtliche Chicago und die Weltaustellung, das Ferris Wheel…), aber auch unsagbaren Grauen (Leichen, die sich auflösen, Kämpfe, Verstümmelungen, Halbtote, das Waiden am Anblick der ualen und der letzten Atemzüge…). Dieser Thriller bietet Horror auf höchstem Niveau, in der Filmwelt würde man von Splatter sprechen. Es ist gewaltig, blutig und detailliert. Sehr bildhaft und dadurch umso unerträglicher… ACHTUNG: Genre Hardcore und ich möchte wirklich vor diesem Buch warnen!

„Es war unheimlich; wie ein kehliges Flüstern gerade unterhalb des überhaupt noch Hörbaren oder auch das Kratzen harter Spinnenbeine am Grunde seiner Seele. Da war etwas… Vertrautes. Etwas, das er selbst noch lange nicht war, aber um jeden Preis sein wollte.“ (Seite 26)

Schreibstil:
Der Schreibstil des Autors Wolfgang Hohlbein wird besonders im Genre Fantasy als sehr lebendig, bildhaft und filmreif beschrieben. Auch in diesem Genre Thriller gelingt es ihm spielerisch Bilder und reale Kulissen und Szenen zu erzeugen. Das macht den Thriller zu einem Hardcore-Horror-Werk. Für mich leider schon zu viel und kaum zu ertragen. Diese Bilder brennen sich ein, wie die Säure in der die Knochen der Leichen von ihren Sehnen, Muskeln und Fleisch gelöst werden. Ohne Schonung und Rücksicht gibt es hier rohe Gewalt, Agonie, Mordlust, Tod, Blut, Hirnmasse und Knochensplitter. Puuuuh. Das schlimmste ist jedoch, dass diese Story um Herman Webster Mudgett auf einer wahren Begebenheit beruht. Das macht es noch einmal mehr schlimmer und erschreckender. Doch neben der ganzen Metzelei und Töterei gibt es auch im Wechsel ruhigere Passagen, die dann wieder sehr neugierig machen und Raum zum Durchatmen bieten. Das sind die Szenen um Arlis Christen auf der Suche nach ihrer Schwester. Hier erleben wir den gekonnten Detektivroman, wie er im Buche steht. Nicht nur wegen Holmes, wo man schnell mit Sherlock Holmes assoziieren könnte, sondern wegen der ganzen Verstrickungen, Ermittlungen, Befragungen, Spuren und Vertuschungen. Wolfgang Hohlbein geht zurück in die Vergangenheit, zeigt das alte Chicago und weitere interessante Kulissen. Sehr überzeugend und von besonderer Atmosphäre, man schmeckt den Staub der Straßen, spürt den Nebelschleier der Nacht, hört die alten Holzböden knarzen und vieles mehr… Autor Wolfgang Hohlbein überzeugt für einen historischen Thriller und glänzt mit Talent und authentischer Recherche. Dieser beklemmende Fall des Herman Mudgett in den USA und sein Urteil wird in der dritten Person erzählt, wir sind als Leser stets dabei und immer im Bilde, dieser personale Erzählstil sorgt für ganz nahes Entsetzen und Fesselung. Dieser Erzählstil bietet einen abwechslungsreichen und gut konstruierten Horror-Thriller, der den Leser die Geschichte um die Machenschaften des berühmten Serienkillers Mudgett aus mehreren Blickwinkeln und somit mehreren Ansätzen, die zusammen ein spannendes Bild ergeben, erzählt. So tauchen wir Leser zurück in die Vergangenheit und begleiten die Erzählebenen um dem Psychopathen und der Bestie Dr. Mudgett und seinen Assistenten und einzigen Freund Henry Holmes, die ein gut funktionierendes Gespann bilden. Bis der Detektiv Mr geyer von Arlis engagiert wird und das ganze Konstrukt zu wanken beginnt. Langsam schälen Geyer und Arlis die Wahrheit über den Verbleib von Endres Christen ans Licht, auch wenn es den einen oder anderen zwischenzeitlichen Irrweg gibt.
Neben enorme Mengen gut recherchierter Historie, vor allem des Chicago um 1895 und der Weltausstellung und Mudgetts Jugend um 1883, sticht vor allem ein psychologischer Aspekt intensiv hervor, denn das Ausmaß der Motivationen und Handlungen, der Grausamkeit und Besessenheit, der Mordlust und die Abgründe des Buches und die dubiosen und facettenreichen Hintergründe gehen durch Mark und Bein. Der Autor versucht nahezu, den Fall zu sezieren und taucht dabei tief in die Abgründe der menschlichen Seele in entsprechenden Kreisen ab. Vergeltung, Gier, Macht, Faszination, Aberglaube, Glaube, Medizin, Intrigen und Verrat… Das verschafft dem Leser einen intensiven Leseeindruck, der noch durch die wohl gewählten Zeitebenen und der ansprechenden Sprache des Autors verstärkt wird. Für mich einfach zu stark.

„Ein plötzlicher durchdingender Gestank stieg ihm in die Nase und bewies, dass Frank im Moment seines Todes die Kontrolle über seine Körperfunktionen verloren hatte. Doch so ekelhaft dieser Gestank auch war, sog ihn Herman doch mit geschlossenen Augen und so tief in die Lungen, wie er nur konnte, denn dies war nicht nur der Gestank des Todes, sondern auch der Geruch seiner Zukunft, der Duft größten Labsal, die nur derjenige zu schätzen vermochte, der den Mut aufgebracht hatte, sie einmal zu Kosten.“ (Seite 111)


Charaktere:
Der Autor Wolfgang Hohlbein bringt mit dem Fall Herman Webster Mudgett einen sehr grausamen und unglaublich schwierigen Hauptcharakter, Serienkiller, Psychopathen und Protagonisten ins Geschehen, da es diese Bestie wirklich in den USA gegeben hat. Nicht nur die Bestie an sich, sondern auch sein unfassbares Konstrukt der Morde und Folter. Autor W. Hohlbein reist mit uns Lesern in eine andere Epoche. Die ersten Automobile, die erste Elektrizität, andere Umgangsformen und Höflichkeiten, schwere Zeiten, der Aufschwung mancher Städte, das Gefälle von Arm und Reich, Stand und Status, Kleider und Betragen… All diese Merkmale einer anderen Zeit spiegeln sich hier auch an den Charakteren wieder. Arlis Christen ist eine Frau von Welt. Sie wirkt zart, blass und fein. Das Verschwinden ihrer Schwester belastet sie sehr, und so engagiert sie den forschen Detektib Mr Geyer, der ihr bei der Suche nach Endres helfen soll. Bei ihrer Ankunft wird sie von Henry Holmes willkommen geheißen. Holmes hatte einen besonderen Bezug zu Endres, aber auch zu Arlis verspürt er die gleiche intensive Anziehung. Arlis und Endres sind sich sehr ähnlich. Holmes verschweigt lange, dass er Dr. Mudgett besser kennt, als er zunächst aussagt. Warum bekennt er sich nicht zu der jahrelangen Freundschaft zu Dr. Mudgett? Über Dr. Herman Webster Mudgett möchte ich nicht so viel schreiben, dass Buch wird sein Psychogramm mehr als genau und intensiv schreiben… Nur so viel: ich bin schockiert und entsetzt!!!
Hier bietet der Autor enorme Einblicke in Mudgetts Biografie und sein Leben und seiner bisherigen Vergangenheit, so lernen wir diese Bestie mit seinem Auslöser und all die Vorkommnisse ganz intensiv kennen. Der Fall, die Ermittlungen, die Recherchen und die Opfer bringen nach und nach viele Geheimnisse ans Licht und Mutmaßungen, die unter die Haut gehen. Nach und nach schließt sich der Kreis, bis das üble Vergehen durch die Polizei aufgedeckt wird…

„Wie es wohl wäre, Säure, Klingen und Knochensägen nicht nur an Toten auszuprobieren, sondern in lebendiges Fleisch zu tauchen und das Gewölbe von gellenden Schreien der Agonie und Todesangst widerhallen zu hören. Vielleicht war ja heute der Moment. … Er hatte Metthews Schreie nie vergessen, und irgendwann würde er sie auch wieder genießen.“ (Seite 218)

Schauplätze:
Hier glänzt der Autor mit gutem Geschick, ein besonderer Pluspunkt, wenn es dem Leser nicht zu viel wird. Denn nicht nur die idyllische Atmosphäre wird spürbar geschildert, sondern auch die Orte der Folter und Qual. Wolfgang Hohlbein bringt das alte Chicago und die Orte der Machenschaften in Szene, er bringt historische Facetten sehr gut in den Thriller ein, zudem spielt der Autor mit bekannten Städten, Stationen und Einrichtungen, was mir sehr gut gefällt. Äußerst interessant und für mich eine tolle Besonderheit in dem eher düsteren Charakter des Werkes sind die kleinen Alltäglichkeiten und Ruheoasen, sowie eine seichte Annäherung zweier Charaktere. Schockiert und abgestoßen haben mich hingegen die Horrorszenen aus Todeskampf, Tod und Verderben. Diese rohe Art von Gewalt konnte ich leider nicht akzeptieren und habe einige Passagen nur überflogen. Ja, dieser bildhafte Schreibstil hat auch seine Nachteile, vor allem für schwache Gemüter (obwohl ich mich eigentlich nicht dazu zählen würde, aber DAS geht gar nicht für mich). Der Autor bietet aber nicht nur örtliche Kulissen, er bietet dem Leser auch einen Blick in die Welt von geschundenen Seelen und kranken Psychen. Kirche, Aberglaube, Glaube, Gefangenschaft und Besessenheit, eine Machenschaft aus Neid, Gier, Rache und Missgunst, die zum Tod anderer führt. Hier hat der Autor W. Hohlbein eine galante Mischung aus Haupt- und Nebenrollen erschaffen, die sich gut in die Schauplätze fügen und zu einer runden Story verwoben werden.

„Der Dämon war wieder da. Das Etwas, das einmal Kyle gewesen war, kletterte mit umständlichen, eckigen Bewegungen aus der Wanne, eine Schleppe roter und dampfender Flüssigkeit hinter sich herziehend, in der Fetzen seiner zerfallenden Kleider und seines eigenen Fleisches hingen. Seine Bewegungen hatten etwas Spinnenhaftes, während er aus der Wanne krabbelte, und ganz wie eine solche, der die Hälfte seiner Beine ausgerissen worden waren, verlor er das Gleichgewicht und schlug schwer mit dem Gesicht voran auf den Boden.“ (Seite 331)

Meinung:
Leider hat mich dieser Thriller nicht überzeugen können. Für mich sind die detaillierten Beschreibungen und Ausführungen von Gewalt, Blut und Mordlust too much. Nein, das kann ich nicht gutheißen. Wirklich Hardcore, das hätte ich nicht erwartet. ACHTUNG: die Leseprobe zeigt das erste Kapitel des Buches. Und so geht es auch stetig weiter. Wem diese Leseprobe abschreckt, der sollte sich überlegen, ob er dieses Buch verkraften kann. Ich habe die Leseprobe leider zuvor nicht getestet, beim ersten Kapitel habe ich dann schon sehr geschluckt und mit mir gehadert. Doch das Buch hat eine gewisse Faszination, die mich gepackt hat und ich neugierig wurde und somit das Buch beenden wollte. Oft habe ich mit mir gerungen, ob ich weiter lesen will oder nicht. Oder ob ich es überhaupt aushalten kann oder nicht. So habe ich nach knapp 350 Seiten für mich beschlossen, besonders schlimme Passagen nur quer zulesen (was ich eigentlich nie mache, aber das Ende des Buches hat mich so sehr interessiert, dass ich es auf gar keinen Fall abbrechen wollte. Für mich die ideale Lösung, die sich gelohnt hat). Ich mochte die „Splatter“-Elemente einfach nicht, auch nicht die verätzten Fratzen, die Mordlust und die Erregung des Mudgett dabei. Das ist mir zu perfide und geht gar nicht. Leider ist der Fall so wirklich passiert, was es für mich noch erschütternder macht.
Großer Pluspunkt ist für mich die ewige Spannung, die fast das ganze Buch einnimmt. Der Leser wird durch Neugier durch die Seiten getrieben. Die ersten Zeilen des Buches, sowie der vielversprechende Klapptext sind eine kleine Prüfung für den Leser. Kann er diese Passagen ertragen, so wird er Freude an diesem Horror-Thriller haben. Muss er jedoch schon hier heftig schlucken, so wird es ihm wie mir ergehen und das Aushaltbare und eine Grenze der Akzeptanz ist weit überschritten. Autor Wolfgang Hohlbein hat auch im genre Thriller durch seinen ungefilterten und bildhaften Schreibstil einen einmaligen Wiedererkennungswert erlangt. So habe ich bisher noch keinen einzigen Thriller gelesen. So arg fühlte ich mich noch nie angezogen und dermaßen abgestoßen zugleich. Dieser Thriller ist ein Wagnis und eine Herausforderung für jeden Leser. Hardcore, absolut. Für mich einfach schon zu viel, leider. Der Leser muss sich darauf einlassen können. Ich brauche sicherlich weiteren Anlauf dazu, doch eine Marke hat sich dieser grandiose Autor neben seinem Genre Fantasy nun auch im Bereich Thriller schon gesichert. Neben dem fulminanten Showdown hat das Buch einen ansprechenden historischen Touch, den ich auch in diesem Werk für mich erhofft habe. Das zeigt sich gerade an den Schauplätzen, Namen und Gepflogenheiten. Zudem hat er tolle Schauplätze und sehr intensiv und eindringliche Charaktere erschaffen. Eine Mischung aus Sympathie, Unverständnis, Überraschungen und Verständnis. Sehr gekonnt abgestimmt. Provozierend, abstoßend, eklig, verstörend, brutal, gewaltig, blutig und entsetzlich… Eine Leseempfehlung spreche ich nicht aus, ich rate dazu die Leseprobe zu testen. Im Bereich Thriller würde ich mich schon als hartgesotten und mutig bezeichnen, doch dieses Werk übertrifft alles. So etwas habe ich zuvor noch nie so extrem und derb erlebt!!!

Der Autor:
„Wolfgang Hohlbein, am 15. August 1953 in Weimar geboren, lebt mit seiner Frau Heike und seinen sechs Kindern, umgeben von einer Schar Katzen, Hunde und anderer Haustiere, in der Nähe von Neuss. Mitte der fünfziger Jahre kam Hohlbeins Familie in den Westen und schlug ihr Domizil in Krefeld auf. In Krefeld absolvierte Wolfgang Hohlbein seine Schule und später eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Zeitweise hielt er sich durch Nebenjobs, wie etwa als Nachtwächter, über Wasser. Wolfgang Hohlbein ist ein Erzähler, es reizt ihn nicht nur die Lust am Fabulieren, sondern auch das freie Spiel mit ungewöhnlichen Ideen und fantastischen Einfällen.
Er ist ein Workaholic, der in der Zeit von Mitternacht bis in die frühen Morgenstunden arbeitet. Sieben Tage in der Woche legt er selbst in seinen seltenen Urlauben kaum den Stift aus der Hand. "So ist das eben, wenn man das große Glück hat, aus seinem Hobby einen Beruf machen zu können", bemerkt er selbst dazu.
Laut einer Aufstellung in Focus (Nr. 40, November 2006) liegt die Gesamtauflage von Wolfgang Hohlbein bei 35 Millionen Exemplaren. Er ist damit einer der erfolgreichsten deutschen Autoren der Gegenwart. Der Wegbereiter neuer deutscher Phantastik und Fantasy wurde bislang in 34 Sprachen übersetzt. Er hat bereits 160 Romane verfasst, den überwiegenden Teil alleine, etliche Kinder- und Jugendbücher gemeinsam mit seiner Frau Heike und einige wenige Erwachsenenromane mit Co-Autoren.
Zahlreiche Preise und Auszeichnungen hat Wolfgang Hohlbein erhalten. Vom "Preis der Leseratten" 1983 bis zum "Bester Autor National" Deutscher Phantastik-Preis 2004, dem Sondermann-Preis auf der Buchmesse 2005 und dem Nyctalus im November 2005.
Inzwischen fördert Hohlbein auf verschiedene Weise selbst Nachwuchstalente. Die Nachwuchsförderung liegt ihm besonders am Herzen. "Wer in seiner schreiberischen Karriere am Anfang steht, tut sich oft sehr schwer, einen Verlag zu finden", weiß Hohlbein aus eigener Erfahrung.“

Cover / Buch:
Das Cover, so besonders wie speziell. Das Cover zog direkt meine Blicke an, es passt zum nebligen und düsteren Inhalt und findet sich im Buche wieder. Das Buch ist mit seinen mehr als 800 Seiten sehr umfangreich und hat ein starkes Eigengewicht. Die Seiten sind wunderbar fest und das Buch von hoher Qualität.

Fazit:
Dieser Thriller gehört für mich ins Genre Hardcore! ACHTUNG: Bitte erst die Leseprobe testen! Auch für erfahrene Thrillerleser könnte dieses Horror-Splatter-Thriller-Werk schon eine Grenze überschritten haben! 3 Sterne für dieses packende und abartige Leseerlebnis nach einer wahren Begebenheit, fernab des Mainstream.