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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2017

nicht ganz meins

Easy. Überraschend. Low Carb.
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Dieses großformatige Kochbuch hat ein hochwertiges Erscheinungsbild. Ein Schutzumschlag ist bei Kochbüchern eher nicht üblich. Es hat wohl jemand an die Praxis gedacht und das eigentliche Buch mit dem ...

Dieses großformatige Kochbuch hat ein hochwertiges Erscheinungsbild. Ein Schutzumschlag ist bei Kochbüchern eher nicht üblich. Es hat wohl jemand an die Praxis gedacht und das eigentliche Buch mit dem gleichen Cover bedruckt. Wer das Buch häufig nutzt, legt den Schutzumschlag wohl zur Seite. Positiv finde ich, dass sehr viele Erklärungen zur Zusammensetzung der Eiweiß / Kohlenhydraten / Fett Verteilung gegeben werden und immer Tipps, welche Beilagen auch zu welchen Fleisch- oder Fischgerichten passt. Für mich persönlich sehr geeignet ist die Rezeptmenge für 2 Personen, ein Hochrechnen für mehr Personen ist ja leicht zu bewältigen.
Nach diesen positiven Aspekten gibt es für mich aber einige Kritikpunkte: Der komplette Brotbereich benötigte zahlreiche besondere Zutaten wie Low-Carb-Leinmehl, -Kürbiskernmehl -Mandelmehl, -Sojamehl, Flohsamenschalen, Gold-Leinsamen, Chia, geschälte Hanfsamen, usw. Diese Beschaffung ist mir zu aufwendig und somit werde ich davon eher keins ausprobieren wollen. Mich persönlich haben die lecker präsentierten Mandel Gnocchi auf der Titelseite besonders angesprochen. Aber für diese benötigt man ebenso wie für Spätzle leider wieder die genannten Low Carb Mehle; so bleiben für mich als leckeren Beilagen nur Variationen von Gemüse.
In jedem Kochbuch werden sich Produkte finden, die nicht jeder kennt. Ich selbst kenne weder Flanksteak noch Portobellopilze. Aber speziell bei Guarkernmehl habe ich mich geärgert, dass ich das selbst in einem Kochforum im Internet recherchieren musste. Das hat wohl eine besondere Bedeutung in der Low Carb Küche und in einem Low Carb Buch müsste mir die Informationen über dessen Sinn und Verwendung eigentlich die Autorin liefern. Falls es den Theorieteil zu sehr ausdehnt, könnte man solche Informationen direkt beim Rezept platzieren, bei dem das Produkt verwendet wird. Ausreichend Platz wäre bei so einem großen Format sicher vorhanden.
Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich das Buch nicht als komplette LC Umstellung oder Diät nutzen wollte. Dafür wäre ich evtl. bereit, mich näher mit den Broten und auch den vielen Low Carb Mehlen zu beschäftigen. Ich wollte nur leckere Low Carb Ideen als Ergänzung zur normalen Ernährung und dafür ist diese Buch eine zu teure Anschaffung.

Veröffentlicht am 04.01.2017

Düstere Reise

Die Winterreise der Lydia Vallberg
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Die Geschichte beginnt mit der Ankunft LydiaVallenbergs in Rom und der zufälligen Begegnung mit Serge Prokeniev, einem russischstämmigen Juwelier aus Genf. Er reist auch gerade nach Rom, um die Weihnachtstage ...

Die Geschichte beginnt mit der Ankunft LydiaVallenbergs in Rom und der zufälligen Begegnung mit Serge Prokeniev, einem russischstämmigen Juwelier aus Genf. Er reist auch gerade nach Rom, um die Weihnachtstage bei seinem Onkel Viktor zu verbringen. Serge ist fasziniert von Lydia und versucht, ihren Aufenthaltsort auszumachen und im Hotel mit ihr in Kontakt zu kommen.

Die ersten hundert Seiten fand ich recht anstrengend, es werden viele Menschen vorgestellt, mit denen Lydia in Deutschland, Rom, Umbrien und Sizilien zu tun hat. Lydia bleibt geheimnisvoll und der Leser erfährt, dass sie vor dem Ende ihrer Existenz steht. Sie wird in Gedanken oft angetrieben von Textpassagen der Winterreise von Franz Schubert. Dieses Werk verbindet sie sehr stark mit dem Selbstmord ihrer Mutter. Ich kenne die Winterreise nicht, es zeichnet sich aber deutlich ab, dass diese Reise auf ein dramatisches Ende zusteuert. Die düstere Zerrissenheit und Verzweiflung Lydias ist auch ohne Bezug auf die Winterreise gut dargestellt. Lydia irrt förmlich durch diese Geschichte, sehr verbittert über das Verhalten ihres Vaters und ihres Exmannes. Gleichzeitig lässt sie sich auch auf die Annäherungsversuche Serges ein. Ebenso dem Schauspieler Salvatore Cospicco, der sich nach der ersten Begegnung sehr bemüht, ihr zu helfen aber auch, ihr nahezukommen. Mich hat überrascht, dass Lydia trotz ihrer Schroffheit und Verschlossenheit so viele Menschen in ihren Bann zieht.

Ehrlicherweise muss ich erwähnen, dass Romane nicht mein Lieblingsgenre sind. Ich mag am liebsten Krimis. Dort ist der Lesefluss meist durch die Entwicklung des Falles gegeben und diese manchmal fehlende Spannung lässt mich bei Romanen viel langsamer mit dem Lesen vorankommen. Auch wenn mich die Geschichte nicht so sehr gepackt hat, wie es die Autorin wohl beabsichtigt hat, so will ich ihr doch meinen Respekt zollen, ihr ist ein kompaktes Werk mit großen Szenen und großen Dialogen gelungen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Klarheit um Klarstein?

Der kalte Saphir
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Erzählt wird die Geschichte und das tragische Ende einer Band namens Klarstein, die von 1977 bis 1981 in Berlin erfolgreich war. Sie bestand aus Jerome, einem eigenwilligen und charismatischen Sänger, ...

Erzählt wird die Geschichte und das tragische Ende einer Band namens Klarstein, die von 1977 bis 1981 in Berlin erfolgreich war. Sie bestand aus Jerome, einem eigenwilligen und charismatischen Sänger, der Drummerin Zed, Gitarrist Sven und Keyboarder Herb. Alle vier zogen zur Gründung der Band gemeinsam in eine alte Berliner Villa ein, die Sebastian Winter durch eine Erbschaft erwerben konnte. Sebastian wurde der Tontechniker der Band. In der Silvesternacht 1981 wurde Jerome im Keller der Villa erschossen. Der Fall konnte nie geklärt werden: die Drummerin Zed wurde von Sebastian vor Ort blutverschmiert angetroffen, ist aber noch in der Nacht spurlos aus Berlin verschwunden. Es gab nur die Schilderung von Sebastian über den möglichen Verlauf, die zeitlichen Zusammenhänge konnten von Herb bestätigt werden. Seither rätselt die Musikwelt, was sich wirklich zugetragen hat. Stimmt Sebastians Schilderung oder ist er selbst der Mörder? Warum und wohin ist Zed verschwunden, lebt sie überhaupt noch?

Jule Sommer ist Musik-Journalistin und bemüht sich seit einiger Zeit, Sebastian Winter zu einem Interview zu bewegen. Dieser lebt zurückgezogen auf einer griechischen Insel. Überraschenderweise bekommt Jule von ihm die Einladung, im Juli 2015 nach Griechenland zu kommen, da er bereit sei, die Bandgeschichte veröffentlichen zu lassen.
Der Leser und auch Jule fragen sich, warum Winter nach über 30 Jahre endlich die wahre Geschichte erzählen will. Wird dieses Interview möglicherweise zu einem Mordgeständnis? Ist irgendwas geschehen, dass Winter veranlasst, jetzt alles aufzudecken? Aus meiner Sicht waren es Ereignisse im Frühjahr des Jahres 2015, die Winter zu diesem Entschluss gebracht haben. Sebastian bekam Briefe von Zed, die ihn auffordern, an Orte zurückzukehren, die damals für die Band von Bedeutung waren. Er ist hin- und hergerissen, ob Zed vielleicht noch lebt und er sie dort antreffen kann. Der Pilot Nils hat den Auftrag, Sebastian nach Nizza und später nach Paris, Amsterdam und Berlin zu fliegen und ihn dort zu begleiten.

Die Begegnung von Sebastian und Jule im Sommer auf Griechenland kam mir vor wie ein Kammerspiel. Ein permanentes Abwägen der beiden, wer sich wie verhält. Und Zweifel, ob dabei tatsächlich Klarheit in den alten Fall gebracht wird. Sebastian erzählt parallel die Rückblicke in die 80er und die Erlebnisse mit Nils in diesem Frühjahr. So baut sich, leider manchmal etwas schleppend, die ganze Geschichte bis zum Finale auf. Für mich entscheidend war, dass der Leser am Ende doch mit einer Aufklärung bedient worden ist, deshalb von mir 3 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Nicht stimmig

Night Falls. Du kannst dich nicht verstecken
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Nicht stimmig – das fängt schon mit dem Cover an. Mein erster Eindruck war sehr positiv. Das Erscheinungsbild des Buches hebt sich vom Durchschnitt ab. Die Farben, die Abbildung und besonders die hervorgehobene ...

Nicht stimmig – das fängt schon mit dem Cover an. Mein erster Eindruck war sehr positiv. Das Erscheinungsbild des Buches hebt sich vom Durchschnitt ab. Die Farben, die Abbildung und besonders die hervorgehobene Schrift ergeben ein ansprechendes Gesamtbild. Aber wenn man in der Geschichte drin ist erkennt man gleich die Abweichung: Es spielt in dem Haus inmitten eines gewaltigen Schneesturms, während das Cover in sattem Grün dargestellt ist.

Der Anfang war vielversprechend. Auf der einen Seite erleben wir die Familie von Sandy und Ben mit ihrer 15-jährigen Tochter Ivy. Auf der anderen Seite die geplante Flucht der beiden Häftlinge Nick und Harlan. Dem Leser ist klar, dass die beiden Ereignisse sich aufeinander zu bewegen. Schon der Klappentext verrät, das die beiden Ausbrecher in das Haus der Familie eindringen, zunächst mit dem Plan, sich dort gut auszustatten und ihre Flucht durch die winterliche Natur fortzusetzen.
Doch ab dem Eindringen der Häftlinge in das Haus wird alles sehr langatmig. Wohl um Spannung zu erzeugen wird gerne beschrieben, dass eine der Frauen sich zu Tode erschreckt oder erstarrt, obwohl es nicht direkt zur Handlung passt. Einfach zu theatralisch. Die Handlungweise und Aussagen aller Beteiligten wirkten auf mich oft unlogisch oder unpassend. Ein Beispiel: der Anblick von blutgefärbtem Schnee unter dem gerade zwei Leichen begraben wurden mutet für die Tochter an wie ein Disneyfilm mit Beschreibungen wie “durch eine gute Fee zauberhaft rosa geworden” oder “Ivy kam sich vor wie in einer Eiscremewelt”.
Nach 300-400 Seiten hat man als Leser gefühlt schon Tage dieser Geiselnahme miterlebt, aber es spielt sich immer noch in der Nacht ab, in der die beiden Häftlinge nach dem Abendessen ins Haus eingedrungen sind.

Begleitend gab es Kapitel, die die Kindheit Nicks beschreiben. Bei vielen Mitlesern der Leserunde waren diese der interessanteste Teil des Buches. Tatsächlich gab es Erklärungen, wie Nick zu diesem Menschen bzw. Unmenschen geworden ist. Für mich waren diese Kapitel eher schwer zu ertragen. Barbara, eine vollkommen gestörte Mutter die ihren Liebling Nicky anhimmelt und alle Brutalitäten und Gemeinheiten vertuscht und ignoriert.

Nicht stimmig auch für mich das Ende. Die Handlungen bleiben unverständlich und konnten für mich die Geschichte nicht mehr auf einen guten Weg bringen. Das Buch war gut zu lesen aber der Inhalt hat mich nicht überzeugt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Schattenseiten des Sommers

Die Eismacher
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Ich hatte schon davon gehört, dass es viele Eismacher in Norditalien gibt, die seit Jahren bzw. schon seit Generationen in Deutschland Eisdielen betreiben und nur die Wintermonate zuhause verbringen. Was ...

Ich hatte schon davon gehört, dass es viele Eismacher in Norditalien gibt, die seit Jahren bzw. schon seit Generationen in Deutschland Eisdielen betreiben und nur die Wintermonate zuhause verbringen. Was das aber für die Familie bedeutet, hatte ich nicht geahnt: Die italienischen Dörfer sind den ganzen Sommer über fast verwaist, bis im Winter wieder alle da sind und normalen Alltag leben. Die Kinder bleiben anfangs bei den Großeltern, ab dem Vorschulalter gehen sie in ein Internat und verbringen dann die Sommerferien bei ihren Eltern im Ausland. Zum Schmunzeln fand ich, dass in den Eismacher-Dörfern in fast jeder der Familien die Geschichte erzählt wird, wie ihre Urgroßväter quasi das Eismachen erfunden haben.

Erzählt wird der Roman von Giovanni, dessen Eltern in Rotterdam eine florierende Eisdiele betreiben. Er, der ältere von zwei Brüdern, entdeckt seine Liebe zur Poesie, entscheidet sich gegen die Eisbranche und nimmt ein Literatur-Studium in Amsterdam auf. Sein Bruder Luca ist dadurch gezwungen, die Eisdiele weiterzuführen, er bricht seine Kommunikation mit Giovanni über viele Jahre ab. Auch die Eltern haben wenig Verständnis, dass Giovanni die Familentradition verlässt. Für Giovanni ist es schwer mit den Anfeindungen seines Vaters und das Ignoriert-werden durch seinen Bruder zurechtzukommen. Für ihn ist seine Berufswahl stimmig, aber niemand in seiner Familie akzeptiert dies. Ich hätte der Familie gewünscht, dass sie sich gegenseitig als Mensch mit Fähigkeiten und Neigungen besser annehmen könnten. Sowohl die Eltern als auch der Bruder Luca hätten irgendwann die Entscheidung Giovannis akzeptieren müssen und ihn nicht nur als Verräter der Tradition bewerten dürfen. Ich fand es tragisch, dass die Eisdiele die ganze Familie ausbeutet und unglücklich macht. Ich hoffe, das ist nicht auf alle Eismacher-Familien übertragbar.

Das Buch hatte nicht immer einen flüssigen Schreibstil. So gab es ein langes Kapitel über Gedichte, Literatur und die Arbeit Giovannis. Irgendwie alles aneinandergereiht und durch die tatsächliche Länge dieses Kapitels erschien es endlos. Später folgte ein Kapitel mit Aneinanderreihungen von Hotelzimmer-Beschreibungen. Dadurch wurde das Lesen zäh und schleppend und hat mein Interesse am Buch ausgebremst. Den Schluss fand ich wieder interessanter, aber es bleibt für mich der Nachgeschmack, dass diese Familie über Generationen in der beruflichen Verpflichtung unglücklich und gefangen war.