Philosophisch und entschleunigend
Zum Inhalt
Herr Origami heißt eigentlich Kurogiku-sensei (also Meister Kurogiku). Dieser Name bedeutet schwarze Chrysantheme. Die Chrysantheme wiederum ist in Japan eine heilige Blume und symbolisiert ...
Zum Inhalt
Herr Origami heißt eigentlich Kurogiku-sensei (also Meister Kurogiku). Dieser Name bedeutet schwarze Chrysantheme. Die Chrysantheme wiederum ist in Japan eine heilige Blume und symbolisiert Freude, Lachen und Ewigkeit. Trotz seines Namens ist Meister Kurogiku ein sehr stiller und in sich gekehrter Mann, der als junger Mann auf der Suche nach einer geheimnisvollen Frau von Japan nach Italien reiste. Obwohl er seine große Liebe nicht gefunden hat, bleibt in der Toskana. Seine Tage verbringt er mit Meditationen und der Herstellung von Washi, dem traditionellen Papier, das für die japanische Faltkunst Origami verwendet wird. Seine Ruhe wird durch einen jungen Uhrmacher gestört, der ein Domizil sucht, um eine hochkomplizierte Uhr entwickeln zu können. Ob die beiden ungleichen Männer, die in scheinbar unterschiedlichen Welten leben, zueinander finden können?
So fand ich‘s
Die japanische Kultur fasziniert mich schon seit längerem und da wundert es auch nicht, dass ich über dieses Büchlein gestolpert bin. Bereits auf den ersten Seiten wird klar, dass man kein „normales Buch“, keinen Roman im herkömmlichen Sinn in den Händen hält.
Jean-Marc Ceci erzählt die leise und unaufgeregte Geschichte in kurzen und einfachen Sätzen. Auf jeder Seite gibt es nur wenige Sätze und manchmal besteht ein Abschnitt aus einem kurzen Satz. Zu Beginn dachte ich noch, dass das eine schnelle Lektüre werden würde. Ich konnte dann bei mir selber beobachten, dass ich ganz automatisch langsamer und viel bewusster gelesen habe. Es wäre auf jeden Fall schade über die Seiten zu fliegen, wie ich es manchmal bei spannenden Thrillern mache, da ich unbedingt wissen möchte, wie es weiter geht. Hier konnte ich nicht anders und habe jeden einzelnen Satz genossen und auf mich wirken lassen.
Man könnte also sagen, dass es ein entschleuningendes Büchlein ist, das mir auf besondere Art gut getan hat. Für mich ist es ein kleines Schatzkästchen mit kleinen, aber sehr feinen und exquisiten Perlen darin. Meister Kurogikus Vergleiche und seine Philosophie haben mich tief innen berührt. Ich hatte mir ein paar Zitate rausgeschrieben, die ich für meinen Leseeindruck verwenden wollte. Aber ich habe festgestellt, dass sie einfach so hingeschrieben einiges an ihrer Wirkung einbüßen und das wäre sehr schade.
Ich habe „Herr Origami“ als E-Book gelesen. Aber ich werde es mir selber noch als gedrucktes Buch schenken, damit ich immer wieder drin blättern und die schönen Perlen anschauen, sprich lesen kann.