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Veröffentlicht am 04.01.2017

Jetzt muss Lila zeigen, was wirklich in ihr steckt

Black Blade
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Lila Merriweather ist Mitglied des Hauses Sinclair, einer der mächtigen Familien, die den magieerfüllten Ort Cloudburst Falls kontrollieren. In den letzten Wochen hat sie getan, was sie am Besten kann: ...

Lila Merriweather ist Mitglied des Hauses Sinclair, einer der mächtigen Familien, die den magieerfüllten Ort Cloudburst Falls kontrollieren. In den letzten Wochen hat sie getan, was sie am Besten kann: Stehlen. In diesem Fall Schwarze Klingen, mit denen Victor Draconi, Erzfeind der Sinclairs und Mörder ihrer Mutter, alle Familien zu vernichten plante. Damit hat sie ihn entscheidend geschwächt, kann einen Angriff aber nicht verhindern. Wird es Lila gelingen, die zu beschützen, die sie liebt?

Endlich ist mit „Die helle Flamme der Magie“ der große Abschluss der Black Blade Trilogie erschienen! Ich habe mich riesig auf dieses Buch gefreut, das optisch bestens zu den beiden Vorgängern passt und dessen Beschreibung verheißungsvoll klang. Neugierig startete ich in die Geschichte und fand auf einer Diebestour von Lila wieder. Sie hat gemeinsam mit Davon und Felix in den letzten zwei Wochen Victors mächtigste Waffen gestohlen, um zu verhindern, dass er mühelos alle Mitglieder anderer Familien töten, die sich ihm nicht unterwerfen.

Rasch war ich wieder mittendrin in der Geschichte und fieberte mit Lila mit, wann Victor angreifen wird und ob die Familien stark genug sein werden, um sich zu wehren. Nach einigen ruhigen Momenten, in denen man in Lilas Überlegungen eingeweiht wird, geht es auch schon zur Sache. Für diesen letzten Teil zieht die Autorin alle Register und schreckt vor einem Blutvergießen nicht zurück. Bei ihren Ausführungen geht sie nicht zu sehr ins Detail, aber wenn man alle Leichen in diesem Buch stapeln würde, ergäbe das wohl einen ordentlichen Haufen. Lila ist zwar schockiert, bewahrt für die Situation aber einen außerordentlich kühlen Kopf. Sie interessiert sich vor allem für die Sicherheit der Menschen, die ihr wirklich etwas bedeuten, und Rache an Victor. Alles drum herum scheint eher Kollateralschaden zu sein.

Der interessanteste Charakter in diesem Buch war für mich Deah. Nach den Enthüllungen des letzten Bandes steht sie vor einem Dilemma und muss sich entscheiden, wen sie unterstützen will und was das für ihr Wohlergehen und das ihrer Mutter bedeutet. Mit ihren Entscheidungen kann sie großen Einfluss nehmen, weshalb ich immer wieder gespannt war, was sie tun wird. Aber auch Lila, Devon und Felix zu begleiten hat wieder großen Spaß gemacht. Trotz des Actionschwerpunkts gab es auch kurze romantische Momente, die mir gefallen haben. Neben Victor tritt vor allem sein Sohn Blake als Bösewicht in Erscheinung, er blieb für meinen Geschmack allerdings blass und eindimensional.

Wer Action und Kampf mag, der wird in diesem Finale auf jeden Fall auf seine Kosten kommen. Vor allem Lila kann noch einmal richtig zeigen, was in ihr steckt. Die Seiten verflogen im Nu, während ich mitfieberte. Immer wieder erfüllte das kalte Brennen der Magie Lilas Adern – diesen Ausdruck konnte ich ehrlich gesagt irgendwann nicht mehr hören – und sie stürzte sich in wagemutige Aktionen. Das große Finale schließt die Geschichte rund um Lila für mich gelungen und zufriedenstellend ab, sodass ich die Trilogie mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge beende.

In „Black Blade. Die helle Flamme der Magie“ steht für Lila und die Sinclairs alles auf dem Spiel. Können sie die düsteren Pläne von Victor Draconi durchkreuzen, welcher der alleinige Beherrscher von Cloudburst Falls werden will? Trotz kleinerer Kritikpunkte kann ich sagen, dass ich genau das bekommen habe, was ich erwartete: Eine rasante, actionreiche Erzählung, nicht zu tiefgründig oder dramatisch, in welcher das magische Wundertalent Lila ihr Können unter Beweis stellt. Ein tolles Finale für diese magische Reihe, die ich sehr gerne an Fantasy-Fans weiterempfehle!

Veröffentlicht am 04.01.2017

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht...

Das Paket
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Emma ist als Psychiaterin tätig und hält auf einer Konferenz einen aufsehenerregenden Vortrag. Erschöpft vom Tag nimmt sie das Angebot des Veranstalters an und schläft im Hotel in der eigenen Stadt. Doch ...

Emma ist als Psychiaterin tätig und hält auf einer Konferenz einen aufsehenerregenden Vortrag. Erschöpft vom Tag nimmt sie das Angebot des Veranstalters an und schläft im Hotel in der eigenen Stadt. Doch die Nacht soll zum grauenhaften Albtraum werden: Emma wird Opfer des „Frisörs“ einem Serienmörder, der ihr die Haare schert, sie vergewaltigt und einen Abbruch ihrer Schwangerschaft auflöst. Doch die Polizei zweifelt an, dass Emma wirklich ein Opfer ist. Der „Frisör“ hat alle anderen Opfer getötet und ein Zimmer mit der Nummer 1904 und einem Porträt Ai Weiweis gibt es im Hotel nicht. Doch Emma bleibt bei ihrer Version der Ereignisse. Traumatisiert von ihren Erfahrungen sichert sie ihr Haus umfassend ab und verlässt es monatelang nicht mehr. Bis ihr Postbote sie eines Tages bittet, ein Paket für den Nachbarn anzunehmen…

Endlich wieder ein neuer Fitzek! Jedes Jahr aufs Neue fiebere ich auf den Moment hin, in dem ich ein neues Buch des Autors in den Händen halten darf. Zum Jubiläum „10 Jahre Fitzek“ kommt die Neuheit in besonders herausstechender Aufmachung daher: Sie ist tatsächlich als Paket verpackt, unter der Umverpackung hat das Buch selber noch einmal die gleichen Paket-Aufmachung. Das sieht richtig toll aus und erhöhte noch einmal meine Vorfreude auf die Lektüre.

Die Geschichte beginnt gleich mit einem echten Gänsehaut-Prolog. Man lernt die kleine Emma kennen, in deren Schrank ein Geist namens Arthur lebt. Bislang hat sie mit Arthur nur durch die geschlossene Tür gesprochen, doch in jener Nacht steigt er zum ersten Mal aus dem Schrank. 28 Jahre später hat Emma dank einiger Therapiestunden nur noch eine blasse Erinnerung an ihren imaginären Freund von damals. Doch dem Leser wird nur ein winziger Moment des Durchatmens gegönnt, bevor ich das nächste Grauen in Form des „Frisörs“ erwartet, der Emma einen grausigen Besuch abstattet.

Das Buch weist ein hohes Tempo auf und riss mich von der ersten Seite an mit, um mich bis zum Schluss nicht mehr loszulassen. Ich wollte unbedingt wissen, was hinter Emmas Geschichte steckt – ist sie wirklich ein Opfer des „Frisörs“, und warum lebt sie dann noch? Doch damit nicht genug, der Autor wirft fleißig weitere Fragen auf. Warum ist Emma Monate später selbst angeklagt? Immer tiefer taucht der Leser in Emmas Erinnerungen ein und durchlebt mit ihr einen anderen schlimmen Tag einige Wochen zuvor.

An diesem Buch gefällt mir richtig gut, dass es mit recht einfachen Mitteln auskommt: Ein simples Paket wird zum Auslöser schockierender Ereignisse und die meiste Zeit über spielt die Geschichte im Haus der Protagonistin. Zudem konnte ich mich dank der eindringlichen Beschreibungen gut in Emmas paranoide Gedankenwelt hineinversetzen. Ich habe ihre Emotionen und damit verbundenen Handlungen nachvollziehen können, während mein rationaler Blick auf das Geschehen deren Irrationalität aufdeckte. Als Psychiaterin ist Emma zum Teil sogar selber zu dieser Leistung imstande und trotzdem nicht in der Lage, sich anders zu verhalten. Ihre hohe Selbstreflexion fand ich besonders interessant, durch sie wird noch einmal deutlich, dass eins bei Emma zwingend zum anderen führen musste. Natürlich bewegt sich Fitzek wieder am Limit der Plausibilität und hat für meinen Geschmack hier und da mal einen größeren Schritt über deren Grenze gemacht. Insgesamt bot das Buch aber bis zum überraschenden und befriedenden Schluss beste spannende Unterhaltung.

10 Jahre Fitzek! Zum Jubiläum beweist Sebastian Fitzek wieder einmal, dass er ein Meister auf dem Gebiet des Psychothrillers ist. „Das Paket“ bietet eine eindringliche, beklemmende Geschichte, die immer wieder die Richtung ändert und den Leser zu fesseln weiß. Das Buch ist vielschichtig, zugleich rasant erzählt und einfach verständlich, sodass ich mühelos in Emmas Gedankenwelt eintauchen konnte. Ein klares Muss für alle Fans des Psychothrillers!

Veröffentlicht am 04.01.2017

Warum ist Johannas Vater damals wirklich verschwunden?

Familie der geflügelten Tiger
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Statt nach ihrem Abitur im mütterlichen Sinne ein Studium zu beginnen, ist Johanna von der Uckermark nach Berlin gezogen, um Straßenbahnfahrerin zu werden. Bei ihrem ersten Heimatbesuch nach ihrem Auszug ...

Statt nach ihrem Abitur im mütterlichen Sinne ein Studium zu beginnen, ist Johanna von der Uckermark nach Berlin gezogen, um Straßenbahnfahrerin zu werden. Bei ihrem ersten Heimatbesuch nach ihrem Auszug findet sie auf dem Anrufbeantworter ihrer Mutter eine Nachricht von ihrem Vater Jens. Dieser hat nichts mehr von sich hören lassen, seit er im Oktober 1989 verschwunden ist und ein halbes Jahr später eine Postkarte geschickt hat. Als sie sich dazu durchringt, zurückzurufen, erfährt sie von ihrer Halbschwester die traurige Neuigkeit: Jens ist schwer krank. Johanna beschließt, ihn zu besuchen und endlich die Wahrheit über sein Verschwinden kurz vor dem Fall der Mauer herauszufinden. Wird sie zufriedenstellende Antworten finden?

Von der ersten Seite an ist es mit leicht gefallen, in die Geschichte einzutauchen. Die Protagonistin Johanna lässt den Leser ganz offen an ihrem Leben und ihren Gedanken teilhaben. Erst vor wenigen Monaten hat sie sich über den Willen ihrer Mutter hinweg gesetzt und eine Ausbildung zur Straßenbahnfahrerin in Berlin begonnen. Raus aus der Provinz, rein in die Großstadt und einen Job, der eng mit ihrer Sammel-Leidenschaft für Landkarten verbunden ist. Von einer Karte in ihrer Sammlung leitet sich auch der Buchtitel ab: Sie betrachtet immer wieder gern einen Nachdruck der Ebstorfer Weltkarte, auf der ihr ein geflügelter Tiger besonders gut gefällt.

Die Kartenzeichner von damals wandten bei dieser Karte wohl genauso viel Fantasie an, um Lücken zu schließen, wie es Johanna schon lange tut, wenn es um die Frage geht, warum ihr Vater damals verschwunden ist. Hat er sich in den Westen rübergemacht, wie ihre Mutter behauptet? Oder ist er von der Stasi als Musiker aufgrund seiner Texte verhaftet worden? Sehr gut konnte ich ihren Wunsch verstehen, endlich Gewissheit zu haben und gleichzeitig ihre Unsicherheit, wie sich ein Aufeinandertreffen mit Jens nach so einer langen Zeit wohl anfühlen wird.

Johannas Verhältnis zu ihrer Mutter Astrid ist gut, aber nicht sonderlich innig. Astrid kümmert sich am liebsten voller Liebe um verletzte Tiere, die sie findet. Warum sie aber einst Veterinärmedizin studiert und ein Tierheim geleitet hat, sich jetzt aber mit einem Job in einem Streichelzoo zufrieden gibt, sagt sie nicht. Überall trifft Johanna auf Verschwiegenheit, die sie endlich überwinden will. Doch wie weit kann man gehen, um etwas herauszufinden? Welchen Preis ist man bereit, dafür zu zahlen? Während der Lektüre dachte ich intensiv über diese Fragen nach, unterstützte Johannas Entscheidungen manchmal und fand meine persönliche Grenze, ab der ich ihr Verhalten kritisch sah.

Der Ton der Erzählung ist ruhig und die Konversationen werden ausschließlich in indirekter Sprache beschrieben. Das bestärkte die melancholische Atmosphäre des Romans. Auch wenn der Roman im Jahr 2007 spielt, hat Johanna sich intensiv mit der Zeit kurz vor der Wende auseinandergesetzt und kehrt gedanklich immer wieder zu möglichen Szenarien des Verschwindens ihres Vaters zurück. Diese Kontrastierung fand ich gelungen. Fantasie und Fakten sind nicht eindeutig trennbar, doch genau wie die Protagonistin lernte ich allmählich, genau das zu akzeptieren. Den Schluss erlebte ich deshalb als genau richtig für diesen Roman.

In „Familie der geflügelten Tiger“ begleitet der Leser Johanna, die zum ersten Mal seit 18 Jahren etwas von ihrem Vater hört. Jetzt will sie endlich wissen, warum er damals wirklich verschwunden ist. Die Geschichte erzählt von der Suche nach Wahrheit, dem Umgang mit Schweigen, wo Antworten erwartet werden und dem Einsatz von Fantasie, wo Lücken bleiben. Für mich ein eindringliches Leseerlebnis, das mich ins Nachdenken gebracht hat. Sehr gern empfehle ich das Buch weiter.

Veröffentlicht am 04.01.2017

Ein weiterer fesselnder Fall für D.I. Kim Stone!

Evil Games – Wer ist ohne Schuld?
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Wochenlang haben D.I. Kim Stone und ihr Team sich vorbereitet, um einem Vater das Handwerk zu legen, der seinen Töchtern im Keller vor laufender Kamera Ungeheuerliches angetan hat. Die Mutter will von ...

Wochenlang haben D.I. Kim Stone und ihr Team sich vorbereitet, um einem Vater das Handwerk zu legen, der seinen Töchtern im Keller vor laufender Kamera Ungeheuerliches angetan hat. Die Mutter will von nichts gewusst haben, doch es war eindeutig eine weitere Person im Raum. Während die Ermittlungen nur zäh voranschreiten, wird Kim zum Schauplatz eines Mordes gerufen. Eine Frau hat den Mann erstochen, der sie Jahre zuvor vergewaltigt hat und seit kurzem wieder auf freiem Fuß war. Sie ist einsichtig, doch ein Besuch bei ihrer Psychologin Alex Thorne bringt Kim ins Grübeln: Hat Alex statt ihrer Patientin zu helfen sie womöglich erst auf den Gedanken einer solchen Tat gebracht? Durch ihre Nachforschungen wird Kim selbst Teil eines höchst gefährlichen Spiels. Kann sie die Wahrheit herausfinden, ohne sich dabei selbst zu verlieren?

Nachdem mich der erste Fall für Kim Stone, „Silent Scream“, im Frühjahr dieses Jahres begeistern konnte, war ich richtig neugierig auf die Fortsetzung. „Evil Games“ startet schockierend und temporeich, denn nach Wochen der Ermittlung greifen Kim und ihr Team in einem Fall von Kindesmissbrauch durch. Sehr gut konnte ich Kims Frustration nachvollziehen, als die Ermittlungen schnell ins Stocken geraten und ihr durch das Verhalten von Kollegen zusätzliche Steine in den Weg gelegt werden.

In den Vordergrund tritt bald ein weiterer, vom ersten unabhängiger Fall. Hier scheint die Situation eigentlich sofort klar zu sein – eine Frau bringt aus Wut ihren ehemaligen Vergewaltiger um. Doch Kim ist bald der Ansicht, dass noch mehr dahinter steckt und die Frau zu ihrer Tat angestiftet wurde. Dank einiger Perspektivenwechsel, die dem Leser sehr früh Einblicke in die Gedankenwelt der Antagonistin geben, weiß man, dass Kim auf den richtigen Weg ist. Es entwickelt sich ein psychologisches Duell, das spannend zu verfolgen war: Eine Meisterin der Manipulation gegen die entschlossene Kim, die ihre Verletzlichkeit tief in sich begraben hat. Kann das gut für Kim ausgehen? Angela Marsons skizziert hier Soziopathie ohne Wenn und Aber in ihrer extremsten Form, was ihr definitiv gelungen ist.

Kim hat mir als Protagonistin erneut sehr gut gefallen. Sie will um jeden Preis ihr Ziel erreichen und die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen. Ihre schwierige Vergangenheit macht sie diesmal besonders verletzlich, denn ihre Gegnerin legt es darauf an, düstere Erinnerungen ans Tageslicht zu zerren. Zum Glück erhält sie tatkräftige Unterstützung durch ihre drei Mitarbeiter, die man allmählich ebenfalls besser kennenlernt. Außerdem sucht Kim aktiv weitere Hilfe in menschlicher und tierischer Form - hier dürft ihr euch auf neue, interessante Nebenfiguren freuen.

Dank der zwei parallel laufenden Fälle beinhaltet das Buch alles, was sich das Krimiherz wünscht. Während im einen Erzählstrang fieberhaft nach einer bislang unbekannten Person gesucht wird, liegen im anderen Strang die Karten auf dem Tisch und man erfährt dank der Perspektivenwechsel in den Kopf der Soziopathin und ihrer Opfer, in welche Gefahr sich Kim begibt. Die Antagonistin ist zudem weiterhin aktiv und ich fieberte mit, zu welchen extremen Schritten sie sich als nächsten hinreißen lässt. Immer wieder kommt es zu dramatischen Momenten, die mich bis zum Schluss ans Buch fesselten. Zwei weitere Fälle liegen im Original bereits vor – also bitte mehr davon, lieber Piper Verlag!

„Evil Games“ ist der zweite Fall für D.I. Kim Stone, der mir ebenso gut gefallen hat wie der Auftakt der Reihe. Die Protagonistin beim Ermitteln zu begleiten konnte mich bestens unterhalten. Während ein Teil der Handlung lange rätselhaft bleibt und zu Mutmaßungen einlädt, verschärft sich das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Kim und einer Soziopathin zunehmend und wird seine Opfer fordern, wenn Kim dem nicht rechtzeitig ein Ende setzen kann. Das Gesamtpaket konnte mich überzeugen, weshalb ich eine klare Leseempfehlung ausspreche!

Veröffentlicht am 04.01.2017

Jeder kann mitbestimmen, wer das nächste Opfer ist

Anonym
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Gleich an ihrem ersten Arbeitstag bei der Hamburger Polizei wird Nina Salomon Teil einer Mordermittlung. Gemeinsam mit Kommissar Daniel Buchholz widmet sie sich einem besonders heiklen Fall: Die Ermordung ...

Gleich an ihrem ersten Arbeitstag bei der Hamburger Polizei wird Nina Salomon Teil einer Mordermittlung. Gemeinsam mit Kommissar Daniel Buchholz widmet sie sich einem besonders heiklen Fall: Die Ermordung wurde vorab in einem Internetforum des Darknets bekannt gegeben. Per Abstimmung wurde entschieden, dass „Der Anwalt, der einen Vergewaltiger vor seiner gerechten Strafe bewahrt hat“ den Tod am meisten verdient hat. Jeder kann dort völlig anonym jemanden nominieren, und die nächste Abstimmungsrunde steht kurz bevor. Wird es den Ermittlern gelingen, den Täter zu finden oder wenigstens die möglichen Opfer rechtzeitig in Sicherheit zu bringen? Ein gnadenloser Kampf gegen die Zeit beginnt.

Als großer Fan von sowohl Ursula Poznanski als auch Arno Strobel war nach „Fremd“ auch das zweite gemeinsame Buch der beiden Autoren für mich Pflichtlektüre. Die düstere Schlichtheit des Covers in Kombination mit dem silbernen Schimmer gefällt mir. Es bleibt der Farbgebung des Genres treu und fällt trotzdem ins Auge.

Nach einem mysteriösen, blutigen Prolog steigt das Buch gleich mit dem Fund der Leiche des Anwalts ein. Ich gewann schnell einen ersten Eindruck von beiden Ermittlern, die sich am Fundort zum ersten Mal begegnen. Während Nina von Beginn an selbstbewusst und sarkastisch auftritt, machte Daniel einen etwas arroganten Eindruck. Ich freute mich darauf, die beiden besser kennenzulernen und herauszufinden, ob das ungleiche Paar in der gemeinsamen Ermittlung erfolgreich zusammenarbeiten kann.

Warum der Anwalt ermordet wurde, ist im Nu klar, denn die Tat wurde online angekündigt. Gemeinsam mit den Ermittlern lernte ich „Morituri“ kennen. In diesem Forum im Darknet kann jeder eine Person nominieren mit einer Begründung, warum sie ermordet werden soll und dann abwarten, ob sie es auf die Liste der Nominierten schafft. Erste Versuche, die Seite vom Netz zu nehmen, bleiben erfolglos. Diese Idee übte eine perverse Faszination aus, nicht nur auf mich, sondern in der Geschichte bald auch stadt-, land- und weltweit. Auch Nina zieht es immer wieder dorthin. Auf der Suche nach einem Hebel, mit dem sie den Täter identifizieren kann, lässt sie sich bald zu gewagten Schritten hinreißen.

Die Spannungskurve kennt in diesem Buch nur eine Richtung, und zwar aufwärts. Schon bald wird eine neue Abstimmungsrunde gestartet und die Zeit läuft den Ermittlern davon. Können sie herausfinden, wer hinter den vagen Beschreibungen der Nominierten steckt? Hunderte von Hinweisen machen es unmöglich, jeder Spur nachzugehen – treffen sie die richtige Wahl? Die Machtlosigkeit der Polizei und das entsprechende Medienecho schufen eine bedrückende und bedrohliche Atmosphäre. Ich fieberte mit, ob es Nina und Daniel gelingen wird, dem Täter einen Schritt voraus zu sein. In ruhigeren Phasen erhielt ich die Gelegenheit, die beiden noch besser kennen zu lernen. Sie besitzen unterschiedliche Stärken, haben aber auch ihre Ecken und Kanten. Dadurch wurden sie lebendig und mir sympathisch.

Es fiel mir zunehmend schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Jede Spur ist mit der Hoffnung verbunden, entscheidende Hinweise zu finden, doch gleichzeitig macht auch der Täter seine nächsten Schritte. Die Autoren verstehen es, die Dramatik fortlaufend zu steigern. Schließlich holen sie noch einmal alles aus der Geschichte heraus und präsentieren ein überraschendes, atemloses und in meinen Augen absolut gelungenes Finale.

In „anonym“ suchen zwei Hamburger Ermittler fieberhaft nach einem Hinweis auf die Identität eines Mörders, der andere online über sein nächstes Opfer abstimmen lässt. Das Szenario wurde gut durchdacht, es konnte mich mit seiner Plausibilität erschrecken und mir vor Augen führen, welche Gefahren die Anonymität des Internets birgt. Mich hat dieser dramatische Wettlauf mit der Zeit vollends fesseln können. Ganz große Leseempfehlung an alle Thriller-Fans!