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Veröffentlicht am 21.03.2020

Der Kommissar und der Serienmörder

Haarmann
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Die 1920ziger Jahre in Hannover. Kommissar Lahnstein wurde von Bochum nach Hannover versetzt. Seine einzige Aufgabe dort, er soll das Verschwinden mehrerer Jugendlicher aufklären. Man geht davon aus, dass ...

Die 1920ziger Jahre in Hannover. Kommissar Lahnstein wurde von Bochum nach Hannover versetzt. Seine einzige Aufgabe dort, er soll das Verschwinden mehrerer Jugendlicher aufklären. Man geht davon aus, dass sie ermordet wurden und es eine Verbindung zum Homosexuellenmilieu gibt. Das erschwert die Ermittlungen, weil Zeugen damit rechnen müssen, strafrechtlich verfolgt zu werden und die trauernden Eltern jeden Verdacht ihre Söhne betreffend von sich weisen. Lahnstein fühlt sich immer mehr überfordert. Zum einen machen seine Vorgesetzten Druck, die Presse wendet sich gegen ihn und er fühlt sich von seinen Kollegen nicht genügend unterstützt und nur mitleidig belächelt. Lahnstein hält Haarmann für den Mörder und setzt alles daran, ihn zu überführen. Doch wie weit darf er dabei gehen ?
Das Buch dreht sich überwiegend um den ermittelnden Kommissar Lahnstein und seine Befindlichkeit. In so weit halte ich den Buchtitel für etwas irreführend. Lahnstein kämpft mit den Dämonen seiner Vergangenheit. Er war Pilot im 1. Weltkrieg, aber kein Held. Er hat seine Familie auf tragische Weise verloren. Bei den Ermittlungen sieht er sich mit seinen Ängsten, homosexuell zu sein, konfrontiert. Lahnstein beginnt alle Aspekte seiner Nachforschungen auf sich selbst zu beziehen. Im Gegensatz dazu schildert der Autor in knapper nüchterner Sprache das Verschwinden der Opfer. Haarmann als Person blieb für mich blass, obwohl der Autor Aktenauszüge aus seinem Leben einfügt.
Das Buch liest sich dennoch spannend und hat mich in seinen Bann gezogen. Ich habe mit Lahnstein gelitten und war fassungslos ob Haarmanns Gleichgültigkeit gegenüber der Opfer. Die Pluspunkte des Romans liegen für mich in den Einblicken in die damalige Gesellschaft und die Zustände bei der Polizei, deren Arbeit mit geprägt war durch Vorurteile und politische Sympathien.
Für mich ist das Buch nur bedingt ein Kriminalroman. Ich bin der Meinung, es ist eher Lesestoff für jemanden, der sich für den Zeitgeist von damals interessiert.

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Veröffentlicht am 21.03.2020

Hoffnung auf ein Leben in Frieden

Vor uns das Meer
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1938 Josef flieht zusammen mit seiner kleinen Schwester und den Eltern vor dem Naziterror. Sie hatten Glück und konnten Schiffspassagen für die St. Louis bekomme, die sie nach Kuba in die Freiheit bringen ...

1938 Josef flieht zusammen mit seiner kleinen Schwester und den Eltern vor dem Naziterror. Sie hatten Glück und konnten Schiffspassagen für die St. Louis bekomme, die sie nach Kuba in die Freiheit bringen soll.
1994 Isabel lebt zusammen mit ihren Eltern in der Nähe von Havanna. Mangel bestimmt ihr Leben. Als Isabels Vater mit seiner Verhaftung rechnen muss, macht sich die Familie zusammen mit Nachbarn in einem selbst gebauten Boot auf den Weg nach Miami.
2015 Mahmoud lebt mit seinen Geschwistern und Eltern in Aleppo. Als ihr Wohnhaus durch einen Bombenangriff zerstört wird, machen sie sich auf dem Landweg auf nach Deutschland.
Mich hat das Buch tief beeindruckt und berührt. Der Autor erzählt die Fluchtgeschichten aus der Sicht der Kinder, was an sich schon schwer auszuhalten ist, weil Kinder so etwas nicht erleben sollten. Die Ereignisse auf der Flucht sind bei allen drei sehr dramatisch und der Autor erhöht die Spannung noch zusätzlich, indem er die drei Schicksale abwechselnd erzählt. Was mich erschreckt und unglaublich wütend gemacht hat, wie viele Menschen die Not der Flüchtlinge ausgenützt und das Leid zusätzlich erhöht haben. Und das egal in welcher Zeit. Doch habe ich auch Hoffnung verspürt, gerade in Mahmouds Geschichte.
Das Buch bietet keine leichte Kost, sondern hat mich betroffen gemacht und aufgerüttelt. Im Grunde will doch jeder, egal woher er kommt, einfach nur in Frieden leben.

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Veröffentlicht am 17.03.2020

Welcher Erinnerung kannst du vertrauen ?

Gestohlene Erinnerung
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Barry Sutton, Polizist in New York, ist zufällig vor Ort, als sich eine Frau umbringen will. Sie leidet unter FMS- falsche Erinnerung-Syndrom. Dabei können sich Menschen an ein anderes Leben so genau erinnern, ...

Barry Sutton, Polizist in New York, ist zufällig vor Ort, als sich eine Frau umbringen will. Sie leidet unter FMS- falsche Erinnerung-Syndrom. Dabei können sich Menschen an ein anderes Leben so genau erinnern, als ob es tatsächlich passiert sei. Das löst starke Emotionen aus, die die Selbstmordrate sprunghaft angestiegen lässt. Die Geschichte der Frau macht Barry so betroffen, dass er Nachforschungen anstellt und er findet erstaunliches heraus. Die Neurowissenschaftlerin Helena hat eine Erfindung gemacht, die es erlaubt, Menschen an einen besonders emotionalen Moment in ihrem Leben zurückzuschicken und von diesem Zeitpunkt ab, neu zu beginnen. Die daraus entstehenden Möglichkeiten sind überwältigend. Man könnte Diktatoren ausschalten und Katastrophen verhindern. Doch ab einem gewissen Datum erinnern sich die Menschen an ihr anderes Leben und bringen sich um. Gemeinsam versuchen Barry und Helena, die Erfindung aus der Welt zu schaffen.
Ich fand die Idee, es gäbe eine Möglichkeit, sein Leben ab einem bestimmten Zeitpunkt neu zu leben und gemachte Fehler zu korrigieren, faszinierend. Von dieser Vorstellung bin ich durch die Lektüre des Buches vollständig geheilt. Die Faszination wird überlagert durch die Unsicherheit, nicht mehr zu wissen, was real ist. Das schildert der Autor sehr anschaulich und macht deutlich, dass jede Veränderung der Abläufe Konsequenzen beinhaltet, die wir nicht überblicken. Und eine solche Technologie weckt die Begehrlichkeit der Mächtigen, was selten etwas Gutes hervor bringt. Zugleich erzählt das Buch die Geschichte der großen Liebe zwischen Barry und Helena. Das hat mich mitten im Chaos stark berührt. Der Roman selbst ist spannend geschrieben, aber manchmal hatte ich Mühe , den Überblick über die einzelnen Erinnerungsstränge zu behalten.
Im Nachhall hat mich das Buch auch zum Nachdenken gebracht, was ja nicht das schlechteste ist, was man über einen Roman sagen kann.

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Veröffentlicht am 15.03.2020

Spannend, verstörend, lesenswert !

Feuerland
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Kommissarin Vanessa Frank ist vom Dienst suspendiert. Dennoch bittet ihr Kollege sie, ihm bei der Ermittlung in zwei Entführungsfällen zu helfen. Der Ex-Soldat Nicolas versucht , seine autistische Schwester ...

Kommissarin Vanessa Frank ist vom Dienst suspendiert. Dennoch bittet ihr Kollege sie, ihm bei der Ermittlung in zwei Entführungsfällen zu helfen. Der Ex-Soldat Nicolas versucht , seine autistische Schwester vor der feindlichen Außenwelt zu schützen. Dafür ist er bereit, das Gesetz zu beugen. Der Kleinkriminelle Ivan wünscht sich Anerkennung und die Aufnahme in die Verbrecherorganisation Legion. Deren Chef Joseph kennt keine Skrupel, wenn es um das große Geld geht. In Chile glaubt das Oberhaupt Carlos der Colonia Rhein, er könne die Leerstelle in seinem Leben mit der verheirateten Tochter seiner Jugendliebe füllen. Auch Carlos ist bereit , seine Ehre und seine Machtposition mit allen Mittel zu verteidigen. Die Wege der Beteiligten kreuzen sich und es kommt zu einem tödlichen Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Interessen.
Mir hat das Lesen des Buches großen Spaß gemacht. Der Autor schildert in verschiedenen Handlungssträngen das Leben der Protagonisten, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. das ist spannend und verwirrend. Im Verlauf des Buches konnte ich dann immer mehr Verknüpfungen erkennen. Es war, wie wenn viele kleine Bäche zusammen einen reißenden Strom bilden. Meine Lieblingsfigur war eindeutig Nicolas. Er will für das Gute kämpfen und die Schwachen beschützen so wie bei seiner Schwester. Dafür ist er auch bereit sein Leben zu opfern. Kommissarin Vanessa war mir zuerst unsympathisch. Sie lässt sich treiben und badet in Selbstmitleid, bis ein junges Flüchtlingsmädchen sie emotional aufrüttelt. Der Kleinkriminelle Ivan hat die meisten Emotionen bei mir ausgelöst. Mit seinem Minderwertigkeitskomplex und Suche nach Anerkennung - leider durch die Falschen - setzt er die Ereignisse erst so richtig in Gang. Er ist der geborene Verlierer und eigentlich müsste ich Mitleid haben, aber er hat mich nur wütend gemacht. Die beiden Bosse Joseph und Carlos verkörpern den skrupellosen Machtmenschen, der eiskalt über Leichen geht, wenn es seinen Interessen dient. Die einzelnen Persönlichkeitsstränge verwebt der Autor zu einem interessanten Muster, das mich bewegte und gut unterhalten hat. Das Ende des Buch hat mich schließlich zufrieden gestellt, obwohl es offen gestaltet ist. Es soll wohl eine Fortsetzung geben, die ich sicher wieder gerne in die Hand nehme.

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Auch in der Provinz gibt es Verbrecher !

Oberschwaben Krimi / Mord im Dörfle
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Kommissar Wellmann ist zurück in seiner Heimatstadt Biberach. Eigentlich wollte er in den Urlaub fahren, als seine junge Kollegin Linda, um seine Unterstützung bittet. Ein junges Paar wurde am Weiher tot ...

Kommissar Wellmann ist zurück in seiner Heimatstadt Biberach. Eigentlich wollte er in den Urlaub fahren, als seine junge Kollegin Linda, um seine Unterstützung bittet. Ein junges Paar wurde am Weiher tot aufgefunden. Die Kollegen gehen von einem Selbstmord aus, nur Linda nicht. Und plötzlich sieht sich Welllmann mit seiner Vergangenheit konfrontiert und alte Schulfreunde werden zu Tatverdächtigen.
Mich hat der Krimi gut unterhalten, gerade weil es nicht um einen durchgeknallten Serienmörder geht und der Autor hervorragend die Atmosphäre in einer Provinzstadt schildert, in der fast Jeder Jeden kennt. Besonders gut gefallen hat mir, dass die Hauptpersonen Hochdeutsch, die Nebenfiguren aber durchgängig im Dialekt reden. Dadurch ist der Krimi auch für "Fremde" gut lesbar, hat aber auch eine gute Portion Lokalkolorit. Wellmann ist ein Mensch mit vielen Problemen, die vor allen Dingen daher rühren, dass er mit seiner Vergangenheit nicht abgeschlossen hat. Der aktuelle Fall zwingt ihn, sich damit auseinander zu setzen. Im Grunde werden zwei Fälle gelöst : der Selbstmord von Wellmanns großer Liebe vor vielen Jahren und der Todesfall des jungen Liebespaares heute. Das ist spannend geschrieben und ich als Leser blicke mit Wellmann hinter die Kulissen der gutbürgerlichen Gesellschaft. Die Lösung des Falles hat mich überrascht, weil ich den Täter nicht verdächtigt habe. Der Tathergang und das Motiv wurden überzeugend dargestellt und alle Fragen beantwortet.
Für mich war der Krimi rundum gelungen und ich hoffe auf weitere Fälle mit Kommissar Wellmann.

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