Bis auf ein paar Makel schön zu lesen
Das Licht von tausend SternenErst einmal muss ich etwas zu diesem wunderschönen Cover sagen, denn ich kann gar nicht genug kriegen, es anzusehen. Was nicht unbedingt am Motiv liegt, denn das Paar, das hier als Silhouette gezeichnet ...
Erst einmal muss ich etwas zu diesem wunderschönen Cover sagen, denn ich kann gar nicht genug kriegen, es anzusehen. Was nicht unbedingt am Motiv liegt, denn das Paar, das hier als Silhouette gezeichnet ist, ist doch eher klassisch und als solches nicht unbedingt spannend. Aber allein, dass die Sprenksel und ein Teil des Titels golden sind und die Linien des Paars sowie "Sternen" holografisch schimmern, machen die Gestaltung zu etwas Besonderem. Ich kann euch nur raten, das Buch so hinzustellen, dass es immer mal wieder von der Sonne beschienen wird, denn dann könnt ihr euch an einem tollen Farbspektrum erfreuen und zusehen, wie es, je nach Sonneneinfall und Tageszeit, mal silbern schimmert, mal blau, mal lila, mal orange oder auch in allen Farben.
Wenn man sich dann den Klappentext von "Das Licht von tausend Sternen" durchliest, kann man sich gut denken "na gut, das kenne ich schon, habe ich tausend Mal gehört". Und ja, die Geschichte ist nicht neu. Sie ist sogar recht klischeebehaftet, mit dem Bad Boy Ashton und dem Good Girl Harper. Doch die Handlung an sich verläuft glücklicherweise nicht ganz dem Schema F. Ja, die Hauptbestandteile – sie lernen sich kennen, sie hat allerdings erst ihre Zweifel, ob sie mit ihm zusammenkommen soll, weil so vieles dagegen spricht, tut es dann aber doch, dann sind sie eine Weile glücklich, bis es, boom, zu einem großen Streit kommt, aber hey, er denkt sich etwas sehr Romantisches aus und schließlich kommen sie wieder zusammen und leben happily ever after – sind vorhanden. Doch irgendwie hat Leonie Lastella es geschafft, diese Parts genügend zu schiften, dass es a) doch noch etwas anders ist als in anderen Geschichten und b) spannend bleibt. Nur um etwas herauszupicken, das mir besonders positiv aufgefallen ist: Harper und Ashton vollführen nicht dieses schier endlose Hin und Her, diesen nervtötenden Eiertanz, bevor sie zusammenkommen. Ja, sie kommen nicht direkt zusammen, aber diese Phase zieht sich nicht endlos und, meiner Meinung nach, unnötig. Stattdessen verbringen wir viel Zeit mit den beiden als Paar, auch ohne größere Dramen.
Beziehungsweise finden die Dramen anderswo statt, nämlich in den jeweiligen Familiensituationen. Bei Harper ist es ihr kleiner Bruder Ben, der stark autistisch ist und für den sie und ihre Mutter viel aufopfern. Sie kann nicht einfach mal spontan abends weg oder auch nur nach der Uni etwas länger wegbleiben, um sich mit Ashton zu treffen. Das würde Bens Alltag durcheinanderbringen. Und auch in Ashtons Vergangenheit gab es einen ähnlichen Fall, weswegen sein Verhältnis zu seinen Eltern quasi nicht vorhanden ist.
Die meiste Zeit über fand ich das Buch also interessant, dennoch haben mich immer wieder Kleinigkeiten gestört, Begründungen, die mir selbst nicht schlüssig waren beziehungsweise die mir schlicht unnötig vorkamen.
In etwa so erging es mir auch allgemein mit dem Schreibstil der Autorin. Leonie Lastella schreibt wirklich schön und so, dass man nur so durch die Zeilen, Seiten, Kapitel rauschen kann. Ich hatte irgendwie mehr Spaß daran, das Buch zu lesen, als ich das angenommen hatte. Seltsam, aber ich weiß auch nicht, wieso ich nicht dachte, mir würde ihr Stil so gut gefallen. Was mich allerdings dann doch manchmal gestört hat, waren die Dialoge manchmal, wenn alles auf einmal kitschig wurde. Oder gewisse Ausdrücke. Besonders bei "Liebe machen" musste ich die Augen verdrehen. Meine Güte, die beiden Protagonisten sind 18 und Anfang 20, wie kann man auch nur annehmen, dass da jemand von Sex als "Liebe machen" denkt?
Auch die Charaktere kann ich nicht gänzlich positiv bewerten. An sich fand ich sowohl Harper als auch Ashton als Protagonisten vollkommen in Ordnung. Ich wurde mit beiden nicht komplett warm, aber das war in Ordnung so. Beide wirken auf mich nicht platt, sondern (größtenteils) gut durchdacht. Nur manche ihrer Entscheidungen waren für mich ganz einfach nicht nachvollziehbar, was wahrscheinlich auch der Grund dafür ist, dass ich mich eben doch nicht so ganz in sie hineinfühlen konnte.
Dafür mochte ich die Nebencharaktere erstaunlich gerne. Gut, Ben als Autist macht es einem schon schwierig, ihn zu mögen, aber genau das finde ich so super. Da merkt man, wie gut Leonie Lastella ihn beschrieben hat. Und auch Harpers Mutter ist toll gestaltet. Die Autorin hätte es sich leicht machen und sie als die Böse in der Geschichte darstellen können, doch stattdessen war sie die, die ich am meisten nachvollziehen konnte. Und zu Ashtons Freunden Becca und Will hätte ich gerne ein eigenes Buch (auch wenn das leider nicht passieren wird), die beiden haben immer wieder Spaß ins Lesen gebracht.
Alles in allem überwog bei mir beim Lesen von "Das Licht von tausend Sternen" also das Positive. Ich hatte nicht allzu hohe Erwartungen an das Buch, deswegen kann ich jetzt sagen, dass ich Spaß daran hatte und es für sein Genre (Young / New Adult) wirklich schön ist.