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Veröffentlicht am 24.03.2020

Kein Highlight, aber für Interessierte

Per Anhalter durch den Nahen Osten
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Rezension zu „Per Anhalter durch den Nahen Osten“ von Patrick Bambach
Der Erzählstil ist etwas salopp und ironisch. Zu Beginn und in einigen Situationen ist dies auch passend und amüsant, an einigen Stellen ...


Rezension zu „Per Anhalter durch den Nahen Osten“ von Patrick Bambach
Der Erzählstil ist etwas salopp und ironisch. Zu Beginn und in einigen Situationen ist dies auch passend und amüsant, an einigen Stellen hätte dem Buch aber mehr Ernsthaftigkeit und Tiefe gutgetan. Die Geschehnisse sind interessant, auch wenn ich mir vor allem etwas mehr Tiefe gewünscht hätte, wenn es um die Kulturen und/oder Konflikte in den Ländern und zwischen den Ländern/Kulturen/Volksgruppen geht. An einigen Stellen ist dies auch gelungen, allerdings fehlte hier die Stringenz. Insgesamt erfährt man weniger als erwartet über einige Länder, obwohl der Autor gerade mit den Einheimischen in engen Kontakt kommt. Der Aufenthalt im Iran z.B. wird gut geschildert. Der Leser erfährt einiges über die politischen Probleme und das alltägliche Leben. Es werden viele Eindrücke geschildert, anstatt den Fokus sehr auf das Trampen als Aktion zu legen und dabei die negativen Aspekte des Trampens auszuführen. Denn dieser Eindruck entstand: Trampen ist ein tolles Konzept mit vielen Möglichkeiten. Die Erwartungen treten jedoch selten ein. Dennoch lohnt sich das Trampen laut Bambach. Ob der Leser dies genauso empfindet, muss jeder selbst entscheiden. Insgesamt ist „Per Anhalter durch den Nahen Osten“ eine durchwachsene Lektüre. Es lohnt sich vor allem der Teil über die Türkei, den Iran und Israel. Andere Abschnitte geraten zu kurz und oberflächlich. Dennoch ist es ein nettes Buch für jeden, der sich für Reiseeindrücke, das Trampen oder den Nahen Osten und die Kulturen dort interessiert.

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Veröffentlicht am 13.03.2020

Spannung geht zu früh verloren

Ostfriesenhölle
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Rezension zu „Ostfriesenhölle“ von Klaus-Peter Wolf
Ostfriesenhölle ist ein Krimi, der sich leicht und zügig lesen lässt. Klaus-Peter Wolf beschreibt mit seinem Stil die Umgebung, ohne dass dies zu viel ...

Rezension zu „Ostfriesenhölle“ von Klaus-Peter Wolf
Ostfriesenhölle ist ein Krimi, der sich leicht und zügig lesen lässt. Klaus-Peter Wolf beschreibt mit seinem Stil die Umgebung, ohne dass dies zu viel Platz einnehmen würde. So entsteht ein passender Eindruck von Ostfriesland.
Dieser Krimi besticht durch seine Charaktere. Kommissarin Ann Kathrin Klaasen ist im Norden heimisch und das merkt man ihr an. Mit ihrer unkomplizierten Art ist sie sofort sympathisch und auch ihre Abneigung gegen offizielle Dienstwege und Rangordnungen tun dem keinen Abbruch – im Gegenteil. Ihr Mann Frank Weller ist ein interessanter Partner, bringt er doch Ruhe in das Duo. Die zwei zusammen sind ein gutes Team. Außerdem gehört zum Team noch Rupert, den ich als sehr anstrengend empfunden habe. Seine Frauenabenteuer und die teilweise sehr frechen Sprüche hätten nicht sein müssen.
Der Fall an sich ist spannend, allerdings weiß der Leser früh, was geschehen ist und kann ebenfalls zu früh erahnen, wie die genaueren Zusammenhänge sind. Das ist schade, da die Ausgangssituation mehr Spannung zugelassen hätte. Auch gestört haben mich die vielen Ortswechsel. Mit dem Hubschrauber und Auto von Insel zum Festland nach Hannover zur Küste von Insel zu Insel ….
Dennoch würde ich den Krimi weiterempfehlen, vor allem für Fans der Ermittlerin Ann Kathrin Klaasen und für Liebhaber Ostfrieslands. Die Gegend hat ihren ganz eigenen Charme, der in den Krimis von Klaus-Peter Wolf immer wieder durchkommt.

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Veröffentlicht am 11.06.2019

Interessante Thematiken, die am Ende nicht voll zur Geltung kommen

Berlin Prepper
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Rezension zu „Berlin Prepper“ von Johannes Groschupf
Der Schreibstil von „Berlin Prepper“ ist zunächst für mich gewöhnungsbedürftig gewesen, vor allem was die Erzählperspektive betrifft. Das Buch ist aus ...

Rezension zu „Berlin Prepper“ von Johannes Groschupf
Der Schreibstil von „Berlin Prepper“ ist zunächst für mich gewöhnungsbedürftig gewesen, vor allem was die Erzählperspektive betrifft. Das Buch ist aus der Sicht des Protagonisten verfasst. Dennoch lässt sich das die Geschichte recht schnell und flüssig lesen.
Das Buch beginnt interessant. Noack, der Protagonist, ist ein schräger Charakter, der stets auf jeden denkbaren Katastrophenfall vorbereitet ist. Dafür legt er nicht nur Vorräte an, sondern er hält sich auf fit. Interessant ist sein Beruf. Tagtäglich löscht Noack tausende von Hasskommentaren, damit sie nicht auf der Homepage der Redaktion, für die er arbeitet, erscheinen. Die Kommentare sind erschreckend, erstrecht, wenn man bedenkt, dass es reale Kommentare sind, die der Autor in die Geschichte eingebaut hat. Die Thematik ist aktuell und spannend. Leider verliert sie im Laufe der Geschichte ihre Kraft. Nachdem Noack angegriffen wird, geht es darum, den Täter zu finden. Nach einem schweren Schicksalsschlag, den ich hier nicht erwähnen möchte, um keine Spannung zu nehmen, wird Noacks Verfassung immer schlimmer. Leider werden dann irgendwann thematisch neue Fässer aufgemacht, sodass am Ende einige Fragen offenbleiben und man als Leser etwas ratlos zurückbleibt. Noack und auch andere Figuren handeln insgesamt auf eine gewöhnungsbedürftige Art und Weise, sodass dadurch Spannung verloren geht, dass nicht alles wirklich glaubwürdig ist, was da vor sich geht. Nicht, dass dies bei jedem Buch der Fall sein muss, dafür sind es schließlich Geschichten, aber hier sind doch so viele reale Elemente enthalten, dass ich mir mehr Glaubwürdigkeit gewünscht hätte.
Schade ist auch, dass der Klappentext von Unruhen und offener Anarchie in Berlin spricht und es dann nur noch um Leben und Tod ginge. In gewisser Weise stimmt das auch, aber eher im Kleinen, sodass der Klappentext etwas suggeriert, was hier so nicht stattfindet.
Zusammengefasst merkt man schon, dass mich das Buch nicht begeistert hat. Dennoch ist es auch nicht schlecht. Die Thematiken sind durchaus interessant, nur verlieren sie ihren Fokus dadurch, dass so viel thematisiert wird. Die Wirkung der Hasskommentare kommt aber vor allem zu Beginn gut zum Tragen und sie regt zum Nachdenken an. Wer zwischendurch gerne ein etwas andere Buch liest, der kann dieses Buch zur Hand nehmen und sich ein eigenes Bild machen.

Veröffentlicht am 30.03.2019

Lesenswert, aber Potenzial nicht ausgeschöpft

Goldschatz
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Rezension zu „Goldschatz“ von Ingrid Noll
Der Roman ist von Beginn an vom Schreibstil her angenehm zu lesen. Der Stil ist leicht, aber anders. Man merkt an der Wortwahl der Autorin, dass sie bereits älter ...

Rezension zu „Goldschatz“ von Ingrid Noll
Der Roman ist von Beginn an vom Schreibstil her angenehm zu lesen. Der Stil ist leicht, aber anders. Man merkt an der Wortwahl der Autorin, dass sie bereits älter ist, was aber keinesfalls stört. Im Gegenteil, es macht den Schreibstil besonders.
Die Geschichte insgesamt bietet viel Potential, das nicht vollends ausgeschöpft wird. Es gibt einige Spannungsbögen, wie der Münzen- und der Knochenfund und weitere. Leider werden nicht alle bis zum Ende verfolgt. Mit gefallen offene Enden, aber hier waren es etwas zu viele unbeantwortete Fragen.
Neben spannender Handlungsstränge bilden die Charaktere den Kern der Geschichte.
Da ist zunächst Trixi, deren Mutter das Haus geerbt hat und die es nun bewohnbar machen möchte. Als Hausbesitzerin und Tochter eines gut situierten Unternehmers gibt sie den Ton im Haus an.
Sie hat einen Freund, Henry, der ebenfalls von Beginn an mit im Haus wohnt. Henry versucht von allen am stärksten seinen Konsum einzuschränken (das selbsterklärte Ziel der Freunde) und erinnert auch seine Freunde immer wieder an ihr Vorhaben.
Trixis beste Freundin Saskia zieht ebenfalls direkt mit in das Haus ein. Mit ihren Launen sorgt sie für Wirbel und steht Trixi, nach Henry, am nächsten. Oliver ist der Musiker unter den Freunden. Er ist sympathisch und hilfsbereit und häufig mit seiner A capella Gruppe unterwegs. Wichtig ist auch Gläser, der alte und etwas unheimliche Nachbar der Freunde. Mit seiner kauzigen Art sorgt er für einige interessante Begegnungen und er ist auch insgesamt immer wieder wichtiger Teil der Handlung.
Schnell ist klar, dass so unterschiedliche Charaktere nicht ewig harmonieren können, vor allem nicht, wenn dann noch Geld ins Spiel kommt. Später sorgen noch weitere Figuren für Wirbel, die aber hier unerwähnt bleiben sollen, um nicht die Spannung zu nehmen.
Der Verlauf der Geschichte und damit das sich verändernde Verhalten der Charaktere sorgen dafür, dass auf kurz oder lang keiner so richtig die Sympathie des Lesers erobert. Das ist einerseits schade, da die Figuren den Leser so auch nicht berühren und die Geschehnisse dadurch weniger fesseln, andererseits hat es den Roman aber auch interessant gemacht, weil man die Charaktere alle kritischer betrachtet. Dazu kommt das merkwürdige Verhalten einiger Figuren in Bezug auf einen Knochenfund. So handelt kein vernünftiger Mensch mit Mitte 20. Diese Stelle(n) sind mir zu weit hergeholt.
Am Ende bleibt die Frage danach, was uns die Autorin mit ihrem Roman sagen möchte. Dass Geheimnisse Beziehungen zerstören? Dass die junge Generation es als einen Lifestyle betrachtet sich konsumkritisch zu äußern, es dann aber selber nicht lebt? Dass Geld zu Neid und Missgunst führt und den Charakter und Freundschaften zerstört?
Fazit: Das Buch ist interessant aufgrund der etwas anderen Geschichte und der vielseitigen Figuren, die eben mal nicht die Sympathie des Lesers wecken. Außerdem zeigt die Geschichte einige Abgründe des Menschen auf. Leider fehlt aber auch an einigen Stellen die Spannung und die Figuren handeln längst nicht immer altersgerecht. Das Ende ist rein von der Handlung her gut gewählt, aber es bleibt unklar, was die Autorin nun ausdrücken möchte. Letzteres ist wiederum sehr schade, weil Im Buch viele kritische Aspekte anklingen, aber zum Ende wird keiner so richtig herausgearbeitet.
Wer Ingrid Noll mag, sollte dem Buch eine Chance geben und sich ein eigenes Bild machen. Ich würde auch zu anderen Noll-Büchern greifen, da dies eines ihrer schwächsten Romane sein soll und ich mich davon selbst überzeugen möchte.

Veröffentlicht am 24.11.2018

Leider einige Schwächen trotz schöner Geschichte

From Ashes - Herzleuchten
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Rezension zu „From Ashes- Herzleuchten“ von Molly McAdams
Schon einmal vorweg: Der Roman hat mich zwiespältig zurückgelassen.
Zu Beginn war ich recht begeistert. Der Schreibstil ist flüssig und leicht ...

Rezension zu „From Ashes- Herzleuchten“ von Molly McAdams
Schon einmal vorweg: Der Roman hat mich zwiespältig zurückgelassen.
Zu Beginn war ich recht begeistert. Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, genau so, wie ich es in diesem Genre mag. Auch der eher untypische Einstieg für Bücher dieser Art hat mich begeistert, erfährt man doch auf den ersten Seiten bereits fast alles über die Vergangenheit der Protagonistin Cassidy, was in anderen Büchern häufig Teil des Spannungsbogens ist. Nicht so hier. Die Geschichte bezieht ihre Spannung allein aus der Liebesgeschichte zwischen Gage und Cassidy, sowie aus dem schrägen Verhalten ihres besten Freundes Tylor. Die Geschichte an sich ist also ein großer Pluspunkt, bis auf einige Szenen am Ende, die einfach überflüssig waren.
Womit ich immer wieder Schwierigkeiten hatte, sind die Protagonisten. Es wird schnell deutlich, dass Cassidy naiv ist. Zunächst verständlich, wo sie doch jahrelang die Hölle durchlebt hat, aber ihr Verhalten war immer wieder so überzogen und kopflos, dass es irgendwann nicht mehr nachzuvollziehen war. Ihr bester Freund Taylor ist zunächst ihr Held in strahlender Rüstung, es wird aber schnell durch die wechselnde Erzählperspektive (Gage und Cassidy) deutlich, dass er ein falsches Spiel spielt. Schnell wirkt er vollkommen verrückt. Der Wandel, den dieser Figur ausmacht, ist ebenfalls nicht richtig nachvollziehbar, weil es so schnell geschieht. Plötzlich ist er der Liebe, dann der Verrückte und wieder von vorne. Gage ist ein toller Kerl. Auch wenn er ebenfalls in einigen Szenen vollkommen irrational und kindisch handelt bzw. reagiert, ist er die beste Hauptfigur in diesem Trio. Gage ist liebevoll und sorgt sich um seine Mitmenschen. Ein riesen Pluspunkt für ihn ist auch seine tolle Familie, die unglaublich nett und lustig ist.
Zusammengefasst handeln mir die Hauptfiguren zu häufig ohne sich eigenen Gedanken zu machen und absolut überzogen. Sie wirken dadurch häufig unreif. Dennoch haben sie auch ihre sympathischen Seiten, sodass sie nicht insgesamt unausstehlich sind, sondern „nur“ in einigen Szenen. Positiv ist die Geschichte insgesamt, sieht man von Cassidys Begegnung mit einer Figur ab, die ich hier nicht vorwegnehmen möchte, und dem Ende, dass etwas dick aufgetragen ist. Die Geschichte wird bereichert durch einige schöne Szenen zwischen Tylor und Cassidy sowie Gage und Cassidy. Davon hätte es insgesamt mehr gebraucht. Außerdem hat die Autorin tolle Nebencharaktere kreiert, die die Geschichte auflockern. Die Figuren haben tolle Freunde auf die sie sich verlassen können.