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Veröffentlicht am 25.03.2020

ein herrlicher Schäfchensommer

Schäfchensommer
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Manchmal erwischt man so Bücher,
die kommen genau zum richtigen Zeitpunkt,
die erfüllen alle in sie gesetzten Erwartungen,
die machen glücklich und froh,
die berühren das Herz und den Verstand,
die möchte ...

Manchmal erwischt man so Bücher,
die kommen genau zum richtigen Zeitpunkt,
die erfüllen alle in sie gesetzten Erwartungen,
die machen glücklich und froh,
die berühren das Herz und den Verstand,
die möchte man allen lieben Menschen wärmstens empfehlen,
die verdienen 5 Sterne, einfach, weil sie rundherum stimmig sind.

Beate Rygiert entführt den Leser in die Schwarzwaldhöhen. Dort, wo nur Schafe im Landschaftsschutzgebiet die Wiesen und Hänge auf ihre ganz eigene natürliche Weise pflegen und so für vielfältige Flora und Fauna sorgen. Die Schäferin Elke zieht jeden Sommer mit ihren Schafen umher. Begleitet von ihren klugen Hütehunden und einem Schäferlehrling. Aber dieses Jahr ist alles anders und unverhofft wird die fünfzehnjährige Zoe zu ihrer Helferin. Weder das Mädchen noch die Frau sind davon anfangs sehr begeistert. Aber der Sommer ist lang und zwischen Lämmergeburten und Sommergewittern raufen die beiden sich nach und nach zusammen. Bis die Vergangenheit beide einzuholen scheint.

Ja, die Geschichte ist interessant aber nicht spektakulär. Trotz einiger spannender Sequenzen ist es auf eine eher ruhige und gemächliche Art erzählt. Die Charaktere und ihre Gefühle erhalten jede Menge Raum und alle Figuren manchen teils wirklich große Entwicklungen durch. Man erfährt einiges über das Schäferhandwerk, viel über die Natur und die Landschaft. Der Plot schreitet zügig voran und ist bis auf einige Herzensverwirrungen ohne große Überraschungen. Und ohne zu viel zu verraten, ist das Ende positiv und einfach harmonisch.

Warum genau hat mich dieses Buch so berührt? Es sind wohl die lebensechten Charaktere, die Naturverbundenheit, die man auf jeder Seite des Buches spürt, die Stärke der Frauen, die auch Schwäche zulässt, die Ernsthaftigkeit der Männer, die Fehler verzeihen lässt und ein junges Mädel, welches durch einen Schäfchensommer erwachsen wird und den richtigen Weg für eine glückliche Zukunft findet. Und all das in einer Zeit gelesen, in der die Welt ein wenig aus den Fugen geraten ist und man sich wünscht, dass alles irgendwann – ganz bald – wieder gut wird.

Ich kann dieses Buch nur wärmstens alle ans Herz legen.

Veröffentlicht am 24.03.2020

ein Sturm der Gefühle

Gut Greifenau - Goldsturm
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Nach großem Lesegenuss habe ich den vierten Teil der Saga um das Gut Greifenau von Hanna Caspian nun beendet. Das Zuckerl war mal wieder, dass ich das Buch in einer Leserunde mit der Autorin und anderen ...

Nach großem Lesegenuss habe ich den vierten Teil der Saga um das Gut Greifenau von Hanna Caspian nun beendet. Das Zuckerl war mal wieder, dass ich das Buch in einer Leserunde mit der Autorin und anderen Fans gelesen habe.

Zum Inhalt werde ich absolut Nichts verraten. Also nicht, ob Konstantin und Rebecca das Gut weiter bewirtschaften dürfen, ob die beiden Kinder bekommen und auch weiterhin glücklich miteinander sind. Kein Wort darüber, ob Katharina mit Justin den richtigen geheiratet hat und ob sie ihren Plan, Ärztin zu werden in die Tat umsetzt oder ob sie Anderes plant. Kein Wort darüber, ob Feodora weiter ihre Kinder traktiert, ob Nikolaus sich in einer Welt ohne Aristokraten zurechtfindet, ob Alexander sich outet oder heimlich seine Homosexualität lebt, ob Eugen endlich seine Wiebke heiratet, ob Albert seinen Halbgeschwistern verrät, dass sie einen gemeinsamen Vater haben. Nichts da, kein Wort von gar Nichts werde ich hier verraten. Kauft euch gefälligst das Buch und lest es selber.

Aber was ich verraten kann. Es ist genauso unterhaltsam, wie die drei Vorgängerbände. Solltet ihr die noch nicht kennen, dann nichts wie Online-Shopping machen und los lesen. Dann sind die nächsten Tage gesichert mit bester Unterhaltung, mit Spannung und überraschenden Wendungen, mit sympathischen Hauptdarstellern und dem Kaleidoskop einer Zeit in Deutschland, die aufregend und voller Veränderung für die Menschen war. Eine harte Zeit in der das Wichtigste die Familie und die Freundschaft waren. Das passt doch genau in die aktuelle Zeit.

Mir hat es gefallen. Ich freue mich jedes Mal wieder aufs Neue, wenn Hanna Caspian Neues von Gut Greifenau erzählt. Bitte unbedingt mehr davon.

Veröffentlicht am 11.03.2020

Herzerwärmend

Das Rosie-Resultat
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Eines der ersten Bücher, in denen ein Autist selbst zu Wort kommt, die ich gelesen habe, war vor Jahren das Rosie-Projekt. Seit damals haben Don Tillman und seine Herzensdame Rosie einen festen Platz in ...

Eines der ersten Bücher, in denen ein Autist selbst zu Wort kommt, die ich gelesen habe, war vor Jahren das Rosie-Projekt. Seit damals haben Don Tillman und seine Herzensdame Rosie einen festen Platz in meinem Herzen und ich freue mich sehr, sie in einem dritten Buch nochmals widerzutreffen. Diesmal ist es ihr Sohn Hudson, der mit Problemen in der Schule und seinen Mitschülern zu kämpfen hat. Don, der da natürlich nicht stumm danebenstehen mag, krempelt die Ärmel hoch und macht sich daran, seinem Sohn zu helfen. Ob der nun will oder nicht.

Wer Don schon kennt, der weiß, dass er durch seinen Autismus oft etwas schräge Problemlösungen versucht und oft erstmal das Problem scheinbar verschlimmert. Nicht jeder Mitmensch sieht hinter seinen Handlungen den liebenswert-bemühten Menschen. Aber Don schreckt das nicht ab. Pragmatisch und unbeirrbar lässt er Hudson seine Liebe spüren und hilft, wo er glaubt, helfen zu müssen. Der Sohnemann hat einen ganz eigenen Charme, da er gezwungen ist, eine Art Schadensbegrenzung einzuleiten ohne dabei den liebenden Vater zu verletzen. Dadurch entsteht nicht nur Situationskomik sondern vor allem ein Bild einer Vater-Sohn-Beziehung, die zu Herzen geht und die erfrischend positiv rüberkommt.

Mir hat das Rosie-Resultat so gut gefallen, dass ich es mir jetzt nach Genuss des e-books auch als Hardcover zulegen werden, denn es gehört unbedingt neben die ersten beiden in mein Lieblingsbuchregal.

Veröffentlicht am 11.03.2020

tolle Fortsetzung

Serafin. Das Kalte Feuer
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Was für eine Freude, dass Kai Meyer sich noch einmal zurück begibt in die Welt von Merle und Serafin. Was für ein Vergnügen, erneut in ein fremdes und doch so vertrautes Venedig einzutauchen, voller magischer ...

Was für eine Freude, dass Kai Meyer sich noch einmal zurück begibt in die Welt von Merle und Serafin. Was für ein Vergnügen, erneut in ein fremdes und doch so vertrautes Venedig einzutauchen, voller magischer Wesen und ungelöster Rätsel. Dieses Buch ist zwar der vierte Teil einer Reihe und erst mit den drei vorhergehenden Bänden ist das Leseerlebnis ein perfektes. Aber natürlich kann auch ein Quereinsteiger es gut lesen, denn es wird so einiges erklärt und wider aufgefrischt und die Geschichte ist als All-Age-Fantasy auch so gut lesbar, dass ich das Buch eigentlich für alle, die gutgemachte Fantasy lieben, nur empfehlen kann.

Hervorheben möchte ich aber schnell noch ein paar Dinge. Da ist einmal das sehr schöne Cover, in welches ich mich sofort verliebt habe. Ein bisschen erinnerte es mich irgendwie an Harry Potter. Auf jeden Fall ist die Stimmung gut getroffen und die Hauptdarsteller bekommen ein Gesicht.
Außerdem ist der Autor bemüht, seinen Charakteren Tiefgang und Facetten zu verleihen und das System dieser verschachtelten Welt, voller doppelter Böden, geheimer Türen und überraschend ähnlicher Zwillingsmenschen ist sehr ausgeklügelt und ungewöhnlich.
Und sehr unterhaltsam ist die Art, wie Kai Meyer erzählt. Er wechselt gekonnt zwischen Dramatik und Humor, zwischen Action und einfühlsamen Dialogen.

Ein Jugendbuch, wie jeder Erwachsene es gerne an seine Lieblingsmenschen verschenkt und vorher schnell nochmal selber liest.

Veröffentlicht am 10.02.2020

Der Autorin gebührt Dank für diese Geschichte

Rückkehr nach Birkenau
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Hoffentlich hat jeder schon über den Holocaust gelesen. Natürlich hat jeder schon Filme gesehen, die auf die ein oder andere Art und Weise, mal Fiktion, mal Dokumentation, über das Leben und Sterben in ...

Hoffentlich hat jeder schon über den Holocaust gelesen. Natürlich hat jeder schon Filme gesehen, die auf die ein oder andere Art und Weise, mal Fiktion, mal Dokumentation, über das Leben und Sterben in den Konzentrationslagern des Zweiten Weltkrieges berichten. Aber selten ist es für mich eindringlicher, erschütternder, ehrlicher gewesen als dieses Buch über Ginette Kolinka und ihre Zeit im Lager Birkenau. Mit klaren und ungeschönten Worten, weitgehend frei von Wertungen oder auf Emotionsfang, schildert sie ihre Ankunft im Lager, was mit ihrer Familie geschehen ist, wie es ihr ging. Und wieder ist es unvorstellbar was Menschen Menschen antun. Es macht zutiefst traurig. Der reale Horror ist schlimmer als alles, was man erfinden könnte.

Ginette hat überlebt. Sie beschreibt auch dies und wie sie versucht zu verdrängen um zu überleben. Und wie sie nach vielen Jahren begreift, dass sie davon erzählen muss. Denn niemand darf vergessen. Niemand darf wegschauen. Der Mensch lernte selten aus der Geschichte. Aber solange Zeugen der Zeit am Leben sind und erzählen können, wie es wirklich war, sollte man zuhören. Und versuchen, zu verstehen. Versuchen zu lernen. Versuchen zu verhindern, dass so etwas jemals wieder passiert.

Zu sagen, ich hätte dieses Buch gerne gelesen, wäre gelogen. Zu sagen, ich bin froh, dass ich es gelesen habe, trifft es besser. Ich hoffe sehr, dass es viele Menschen lesen. Und dass Ginette Kolinka noch lange sprechen kann von ihren Erlebnissen. Ihr gebührt großer Dank dafür.