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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.04.2020

Bitte lest dieses Buch!

Periode ist politisch
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„Es fehlt an Bewusstsein für die Existenz des Zyklus, für weibliche Sexualität, weibliche Lust und alles, was damit zusammenhängt. Und uns fehlt es an Selbstbewusstsein, um aufzustehen und zu sagen: «Wir ...

„Es fehlt an Bewusstsein für die Existenz des Zyklus, für weibliche Sexualität, weibliche Lust und alles, was damit zusammenhängt. Und uns fehlt es an Selbstbewusstsein, um aufzustehen und zu sagen: «Wir bluten. Get over it.»“

Die Hälfte der Weltbevölkerung menstruiert über einen großen Teil ihres Lebens. Eigentlich ein Wunder, dass wir so wenig darüber sprechen. Franka Frei erklärt in ihrem Manifest, wie es dazu gekommen ist und wieso es sich dringend ändern sollte.

Ich fand das Buch sehr spannend zu lesen. Franka Frei schreibt mit einem sarkastisch-humorvollen, flüssigen Schreibstil. Sie beleuchtet das Thema von allen Seiten und man merkt, dass sie sich sehr ausführlich mit dem Thema beschäftigt hat. Kein Aspekt kommt zu kurz: so schreibt sie u.a. darüber, dass Millionen Frauen nicht wissen, dass man unter der Pille keine Menstruation hat, sondern eine Abbruchblutung, und dass diese eigentlich umsonst ist (außer, dass sie der Menstruationsprodukte-Industrie hilft). Auch die Berichte über die Situation in Pakistan, Indien und Nepal fand ich sehr anschaulich. Ich hatte einige schlechte Bewertungen über das Buch gelesen, z.B. dass medizinische Fakten nicht korrekt dargestellt seien – dem kann ich nicht zustimmen, mir scheint das Buch sehr gut recherchiert. Franka Frei ist mit diesem Manifest ein sehr wichtiges Buch gelungen, das ich jedem (ob Frau oder Mann) nur empfehlen kann! Ich hoffe sehr, dass Frau Frei in Zukunft weitere Bücher schreiben wird, ich werde sie auf jeden Fall lesen.

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Veröffentlicht am 16.04.2020

Ein sprachliches Meisterwerk

Das Weinen der Vögel
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„Solange die Beute nicht ihre eigene Version der Geschichte erzählt, werden in den Geschichten von der Jagd immer die Raubtiere die Helden sein. (Igbo-Sprichwort)“

Der junge Chinonso ist Geflügelbauer ...

„Solange die Beute nicht ihre eigene Version der Geschichte erzählt, werden in den Geschichten von der Jagd immer die Raubtiere die Helden sein. (Igbo-Sprichwort)“

Der junge Chinonso ist Geflügelbauer in Umuahia (Nigeria). Er hat seine Eltern früh verloren, seine Schwester hat das Dorf verlassen. Einzig mit seinem Onkel und einem guten Freund hat er regelmäßig Kontakt. Eines Tages trifft er auf einer Brücke eine Frau, die sichtlich hinunterspringen möchte. Er hält sie davon ab, indem er zwei seiner Hühner hinunterwirft. Monate später trifft er Ndali zufällig wieder. Sie verlieben sich, und die Dinge nehmen ihren Lauf. Ndali kommt aus einer angesehenen Familie, die Eltern heißen die Beziehung ihrer Tochter zu einem einfachen Geflügelbauer nicht gut. So beschließt Chinonso, zu studieren, um Ndali würdig zu werden. Doch das stellt sich nicht als besonders einfach dar. Ein Freund überzeugt ihn, zum Studieren nach Zypern zu gehen. Hierfür verkauft er seinen gesamten Besitz, den Stolz seiner Eltern, und übergibt das Geld seinem Freund, um allein nach Zypern zu fliegen… Die Geschichte wird von Chinonsos Chi (seinem Schutzgeist, nach der Kosmologie der Igbo) erzählt. Dieser zieht für ihn vor das himmlische Gericht, um seine späteren Taten dort zu verteidigen.

Zuallererst möchte ich erwähnen, dass es kein Leichtes ist, dieses Buch zu rezensieren. Es strotzt vor sprachlicher Schönheit, sodass mir die Worte fehlen. Chigozie Obioma beschreibt unglaublich poetisch die Geschichte des jungen Geflügelbauern. Immer mit dabei ist die Kultur und spirituelle Welt der Igbo, einer ethnischen Gruppe aus Nigeria. Dies mag den Leser vielleicht anfangs verwirren, vor allem da viele fremde Begriffe vorkommen, ich konnte mich aber gut in die Geschichte einfinden. Das Buch ist zwischendurch etwas langatmig, was mich persönlich nicht störte. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und habe gefühlt tausende Stellen als Zitat vermerkt, da sie so schön zu lesen waren. Für mich ein sprachliches Highlight, welches ich ganz klar weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 10.04.2020

Der Kampf zurück ins Leben

Larissas Vermächtnis
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„Wenn ich lache, verstecke ich mein Lachen auch nicht, warum sollte ich es mit meinen Tränen tun?“

Ganz Tirol verfolgte im September 2013 in den Medien, wie die 21-jährige Larissa nach einer Partynacht ...

„Wenn ich lache, verstecke ich mein Lachen auch nicht, warum sollte ich es mit meinen Tränen tun?“

Ganz Tirol verfolgte im September 2013 in den Medien, wie die 21-jährige Larissa nach einer Partynacht spurlos verschwand. Zwei Wochen ging die verzweifelte Suche, bei dir sich Familie, Freunde und hunderte Tiroler beteiligten, die Larissa nicht kannten. Schließlich kam die furchtbare Gewissheit: Larissa wurde von ihrem damaligen Freund ermordet. Es sollte noch mehrere Wochen gehen, bis ihr Körper schließlich im Inn gefunden wurde. Katrin Biber beschreibt in diesem Buch, wie ihre Schwester damals verschwand. Von der Suche, von der Gewissheit – und von dem Kampf der Familie, damit umzugehen und „weiterzuleben“. Ein Kampf, der alles andere als einfach war.

Katrin Biber beschreibt sehr ehrlich und nahbar die damaligen Geschehnisse und wie schwer es für die Familie danach verständlicherweise war, mit der Situation zurecht zu kommen. Häufig verwendet sie die direkte Rede, was ich sonst in Büchern etwas anstrengend finde, aber hier passt es sehr gut. Immer wieder gibt es Ausschnitte aus ihrem damaligen Tagebuch, in dem sie an die verstorbene Larissa schrieb. Das Buch ist emotional und brachte mich an mehreren Stellen zum Weinen. Aber es macht auch Hoffnung. Es beschreibt den sehr persönlichen Umgang mit Trauer und Strategien, „zurück“ zu finden, ohne den Verstorbenen zu vergessen. Meiner Meinung nach liegt hier ein Buch vor, das jeder Trauernde einmal lesen sollte. Ich bin beeindruckt von Familie Biber. Vielen Dank, vor allem an die Autorin aber auch an die Geschwister Anna und Mara und an die Eltern, dass ihr eure Geschichte in dieser Form teilt!

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Veröffentlicht am 27.03.2020

Bitte lesen!

Sie hat Bock
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„Wir sind einen Scheiß von frei. Wenn wir es wären, wäre das Verhältnis zwischen den arbeitenden Müttern und Vätern ausgeglichen, genau wie das Verhältnis zwischen Männern und Frauen in Care- und Tech-Berufen. ...

„Wir sind einen Scheiß von frei. Wenn wir es wären, wäre das Verhältnis zwischen den arbeitenden Müttern und Vätern ausgeglichen, genau wie das Verhältnis zwischen Männern und Frauen in Care- und Tech-Berufen. Wir hätten genauso viele Chefinnen wie Chefs. Und, jetzt kommen wir zurück zum Kern, Devotion wäre nichts, was wir vor allem mit Frauen in Verbindung bringen.“

Wieviel Sexismus steckt in unserem Sex? Katja Lewina ist Journalistin. Sie schreibt über Sex und Feminismus, und vieles mehr. In Anlehnung an andere Feministinnen wie Laurie Penny und Margarete Stokowski schreibt sie nun ein Buch vor allem über Sex. Über Lust, casual sex, Zustimmung, Pornos, offene Beziehungen, kindliche Masturbation, über Rape Culture, Oralsex und Analsex, Behaarung und Sex im Alter. Lewina drückt sich teils recht grob aus. Ihren Lebensstil kann ich nicht ganz teilen, aber wenn es für sie funktioniert, umso besser. Meiner Meinung nach will sie mit ihrem Schreibstil polarisieren, und es gelingt – nichtdestotrotz ein sehr interessantes und gut geschriebenes Buch. Sie regt zum Nachdenken an. Und sie hat mit ihren Aussagen mehr als recht. Ein wichtiges Buch, das jeder lesen sollte, Frau wie Mann.

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Veröffentlicht am 24.03.2020

Traurigkeit kindgerecht umgesetzt

Heute nicht
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Niemand ist 24 Stunden, 7 Tage die Woche gut drauf. Das wissen wir Erwachsenen. Damit es auch für Kinder klar ist gibt es dieses Buch. Denn der Bär, der Löwe, das Krokodil, der Quala, der Lurch und der ...

Niemand ist 24 Stunden, 7 Tage die Woche gut drauf. Das wissen wir Erwachsenen. Damit es auch für Kinder klar ist gibt es dieses Buch. Denn der Bär, der Löwe, das Krokodil, der Quala, der Lurch und der Panda haben alle keinen guten Tag. Doch sie wissen, dass es morgen wieder ganz anders aussehen wird. Das Buch ist liebevoll illustriert mir bunten, detailgetreuen Bildern. Die Sprache ist einfach gehalten. Die Reime sind herzig und so, dass Kinder sie sich gut merken können. Das einzige was mich etwas stört, ist dass so unterschiedliche Tiere hier scheinbar alle zusammenleben, was ja nicht realistisch ist. Aber nun ja, es ist ein Kinderbuch, da sehe ich darüber hinweg. Ich finde die Nachricht des Buches wichtig, für große wie für kleine Kinder: es muss und wird nicht jeder Tag gut sein, es wird auch nicht jeder Tag gleich sein. Aber es kommen immer wieder bessere Tage. Ein sehr liebevoll aufgemachtes Buch!

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