Schwächer als der erste Teil
Shadow Dragon 2. Der dunkle ThronDie Gestaltung
Bei diesem Punkt kann ich eigentlich nur die Punkte wiederholen, die ich bereits beim ersten Teil vorgebracht habe. Ich mag, dass der Shadow Dragon auf dem Cover zu sehen ist und auch Kai, ...
Die Gestaltung
Bei diesem Punkt kann ich eigentlich nur die Punkte wiederholen, die ich bereits beim ersten Teil vorgebracht habe. Ich mag, dass der Shadow Dragon auf dem Cover zu sehen ist und auch Kai, wobei ich es wahrscheinlich nicht so gut gefunden hätte, wenn man Kais Gesicht vollständig sehen könnte. Bei genauerem Hinsehen habe ich auch erkannt, dass an Kais Fingern Blut klebt … ein Detail, das wirklich gut zur Geschichte passt.
Auch die Überschriften, sowohl beim Cover als auch bei den einzelnen Kapiteln, finde ich sehr schön gestaltet, weshalb ich hier nichts auszusetzen habe.
Der Erzählstil
Der Schreibstil von Kristin Briana Otts war wieder sehr angenehm und flüssig zu lesen. Ich hatte nie auch nur das Gefühl, dass sich das Buch durch den Schreibstil selbst in die Länge zog, obwohl ich die Länge der Kapitel nicht ganz optimal fand, da ich besonders abends gerne kürzere Kapitel lese, falls ich zu müde werde und schlafen will – und dann weigere ich mich immer konsequent, das Buch mitten in einem Kapitel zu beenden. Hier hätte ich mir also gewünscht, dass die einzelnen Kapitel ein wenig gekürzt worden wären, indem man bei einigen Absätzen einfach das Kapitel beendet und im nächsten weitererzählt.
Die Handlung
Von der Handlung her fand ich den zweiten Teil insgesamt ein wenig schwächer als den ersten. Der Nervenkitzel war auch da, und ich habe auch ständig mit Kai und ihren Begleitern mitgefiebert, aber doch war alles im Großen und Ganzen sehr verhersehbar, was auch am Klappentext liegt, der schon sehr viel von der Geschichte offenbart. Im Grunde genommen passiert nämlich kaum etwas Anderes als das, was dort bereits beschrieben wird, wodurch mir die Grundspannung genommen wurde.
Ich hätte mir ebenfalls noch gewünscht, dass es gerade wegen des sehr ausführlichen Klappentextes noch einige unerwartete Wendungen geben würde, aber das war leider nicht der Fall. Auch das Geheimnis um Kais Herkunft, das ganz am Ende zwar nicht offiziell gelüftet wurde, aber zumindest hat Kai dort etwas herausgefunden, war mir bereits im ersten Teil klar gewesen. Ich will nicht zu viel verraten, falls ihr das Buch noch nicht kennt, aber hier hätte ich mir doch ein paar Plot-Twists gewünscht.
Nachdem man im ersten Teil außerdem viel über die Onna-Bugeisha sowie über die politischen Konstellationen im Kaiserreich Chiwitlok erfahren hat, sind mir im zweiten Teil besonders die Onna-Bugeisha zu kurz gekommen, da sie nur noch nebenbei zu existieren schienen. Auch über den Shadow Dragon hätte ich in diesem Teil gerne mehr erfahren. Er taucht so gut wie gar nicht mehr auf, außer dadurch, dass er irgendeine mysteriöse Verbindung mit Kai hat, die nebenbei bemerkt auch echt furchteinflößend ist, weil sie dadurch manchmal überhaupt nicht mehr menschlich wirkt. In dieser Hinsicht bin ich aber umso gespannter, was die eigentlichen Absichten des Shadow Dragon sind und was es mit der magischen Verbindung zwischen ihm und Kai auf sich hat.
Bereits bei der Rezension zum ersten Band der Shadow-Dragon-Reihe habe ich erwähnt, wie unfassbar detailreich Kristin Briana Otts die Welt von Kai beschreibt und wie gut ich mir einige Sachen vorstellen konnte. In diesem Teil hat die Autorin dem noch einen draufgesetzt! Dadurch, dass Kai und Aiko so weit im Kaiserreich herumkommen, erfährt man sowohl einige Sachen über die Intrigen und Verhältnisse bei den anderen Königreichen (besonders was Samac und Shi angeht) als auch über das Leben des gemeinen Volkes, das in den meisten Königreichen ziemlich unglück wirkt. Auch die Welt wurde wieder sehr liebevoll gestaltet und beschrieben.
Während ich im letzten Teil noch etwas verwirrt war wegen der vielen Namen, die die Königreiche haben – das River-Kingdom heißt Mizu, das Mountain-Kingdom Shi, das Desert-Kingdom Samac, das Forest-Kingdom Namu, und dann gibt es noch das Kaiserreich Chiwitlok, zu dem all diese Königreiche gehören – wurde dies durch die Reisen von Kai und ihren Begleitern deutlicher und verständlicher, sodass ich jetzt gar nicht mehr nachdenken muss, wie welches Königreich eigentlich heißt. Trotzdem wäre eine Karte nicht schlecht gewesen, da mit dieser noch einiges hätte veranschaulicht werden können, aber das nur so als Bemerkung am Rande.
Dafür, dass Kai tagsüber außerdem kaum an Jao dachte, entwickelte sich die Beziehung zwischen den beiden auch zu schnell. Plötzlich ging es um Liebe, obwohl Kai nur zu ihm gelaufen kam, wenn sie Probleme hatte. Das war für mich sehr unverständlich.
Die Charaktere
Kai ist eine sehr starke Protagonistin und natürlich ist sie auch eine Onna-Bugeisha und damit eine Kriegerin, aber in diesem Teil kam mir das nicht mehr wie eine ihrer größten Stärken, sondern vielmehr wie eine ihrer größten Schwächen vor. Das liegt vor allem daran, dass sie durch ihre kriegerischen Anschauungen teilweise sehr naiv gehandelt hat und geradezu besessen von ihrer Pflicht gegenüber dem Königreich Mizu und ihrer Prinzessin Noriko war. Während des Lesens habe ich mich besonders zum Ende hin oft gefragt, warum Kai als einzige von allen nicht merkt, was ihre ganzen Entscheidungen eigentlich für den Rest des Kaiserreiches bedeuten. Trotzdem zeigt sie an einigen Stellen auch wieder eine sehr menschliche Seite, wo dann die mitfühlende und liebevolle Kai zum Vorschein kommt. Leider wird diese Seite ihres Charakters zunehmend von ihren Kriegerpflichten sowie dem Einfluss des Shadow Dragons auf ihren Geist verdrängt. Kais inneren Konflikte waren trotzdem sehr gut beschrieben, wodurch ich viele ihrer Entscheidungen auf den Einfluss des Shadow Dragons zuschieben konnte. Das ändert jedoch nichts daran, dass Kai mir unsympathischer wurde.
Jao mochte ich sehr gerne in diesem Teil. Er hatte nicht so viele Auftritte – wie auch im ersten Teil -, aber durch seine humorvolle Art war er doch eine willkommene Erfrischung nach Kais schwankendem Charakter. Einzig, was er an Kai so fand, konnte ich in diesem Band nicht mehr ganz so gut nachvollziehen, weil die beiden sich so gut wie gar nicht nähergekommen waren, und wenn, dann wurden diese Szenen übersprungen und im nächsten Absatz wurde nur kurz und knapp gesagt, was zwischen den beiden passiert ist.
Fazit
Ich bin hin- und hergerissen vom zweiten Teil der Shadow-Dragon-Reihe. Einerseits fand ich die Geschichte wirklich fesselnd und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, aber auf der anderen Seite gab es wirklich überhaupt keine Plot-Twists, die nicht schon im Klappentext erwähnt worden sind, und auch Kai wurde mir zunehmend unsympathischer.
Trotz allem bin ich sehr gespannt, wie die Geschichte im dritten Teil weitergeht und ich hoffe, dass die Autorin dort die ganzen offenen Fragen, die ich jetzt habe, zu meiner Befriedigung beantwortet.