"Eine Ehe in zehn Sitzungen"
Louise und Tom haben ein neues Ritual, jede Woche trifft sich das Ehepaar in einem Pub in Kentish Town. Grund für diese wöchentlichen “Dates” ist, dass der Pub gegenüber der Praxis für Eheberatung ist, ...
Louise und Tom haben ein neues Ritual, jede Woche trifft sich das Ehepaar in einem Pub in Kentish Town. Grund für diese wöchentlichen “Dates” ist, dass der Pub gegenüber der Praxis für Eheberatung ist, wo die beiden zehn Termine vereinbart haben. Denn sie stecken in einer andauernden Ehekrise und nun hat Louise sich einen “Fehltritt” geleistet und diesen viermal wiederholt. Verloren glauben sie ihre Ehe noch nicht, denn schließlich haben sie zwei Kinder, Game of Thrones und Kreuzworträtsel. Bei einem Pint und trockenem Weißwein diskutieren sie nun regelmäßig über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Hornby’s Roman über Liebe, Trennung, Neuanfang hat mir sehr gut gefallen und ich hatte eine unterhaltsame Lesezeit. Das Thema ist heikel, denn Eheprobleme, Differenzen in der Partnerschaft sind absolut intime Bereiche. Dennoch gehören sie dazu. Regen, Sonne und Gewitter im Herzen. Als Leser wohnt man den Treffen im Pub vor den Therapiesitzungen bei. Was die Protagonisten veranlasst eine Eheberatung aufzusuchen ist nicht ‘nur’ grauer Alltag, fehlende und mangelnde Kommunikation aus welcher Missverständnisse und Verletzungen rühren, sondern Untreue. Louises Fehltritt mit Wiederholungen. Louise und Tom sind authentisch und glaubwürdig dargestellt. Hornby hat die Charaktere lebhaft, ausdrucksstark, stechend, markant, bunt, berechenbar, mit Ecken, Kanten und Macken gezeichnet auf brillante, relativ neutrale Art und Weise. Die zwei sind sehr differente Charaktere und genau das macht die Unterhaltungen und das verbale Duellieren sehr interessant, lebendig, spritzig, wendig, amüsant und stellenweise liefern sich die beide Wortgefechte voller Witz, Ironie, Sarkasmus, schonungslos, realistisch und unbeschwert. Spannend, wenn auch absehbar ist die wöchentliche Entwicklung und die Dynamik des Miteinanders, in welche Richtung sich die beiden bewegen. Der Stil, fast ausschließlich in Dialogen zu schreiben fand ich passend und genial in dieser Situation. Es werden hier Themen aufgegriffen und sich darüber kritisch ausgetauscht, die für eine gute Beziehung fundamental sind. Stimmen Basis und Fundament nicht, sind Gestaltung und Bau eines Hauses mit tragenden Wänden des Miteinanders dauerhaft unmöglich.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen, vor allem natürlich Personen mit Beziehungs-/Eheerfahrung in allen Farben, Höhen und Tiefen. So oder ähnlich kennt man es dann. Die Problematik das Miteinander bunt zu gestalten und nicht in Grautönen zu versinken, dass eine Basis der gemeinsamen Kommunikation und sich selbst nicht zu vergessen von großer Bedeutung ist.
Auf unterhaltsame und amüsante Lesezeit!