Profilbild von Sanne

Sanne

Lesejury Star
offline

Sanne ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sanne über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.04.2020

Die Bibliothek in der Satteltasche

Eine Handvoll Worte
0

Tief im Süden Kentuckys, in der Mitte der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts... platzt die eigenwillige Engländerin Alice in die konservative Gesellschaft einer spießbürgerlichen Szenerie. Um der Enge ...

Tief im Süden Kentuckys, in der Mitte der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts... platzt die eigenwillige Engländerin Alice in die konservative Gesellschaft einer spießbürgerlichen Szenerie. Um der Enge ihres Elternhauses zu entfliehen, folgte sie ihrem nach kurzer Bekanntschaft geheirateten Mann in eine vermeintlich völlig andere Welt. Ja, die Landschaft war eine völlig andere, die Erwartungen an sie aber sind die gleichen wie daheim: ein untergeordnetes, dem Mann gefälliges Leben als rechtlose Ehefrau zu führen. Todunglücklich schließt Alice sich den Satteltaschenbibliothekarinnen, die regelmäßig Bücher zu den entlegenen Behausungen in den Bergen bringen, an. Kann sie hier Erfüllung und Freundschaft finden?
Wieder hat Jojo Moyes einen Roman geschrieben, der fasziniert und bezaubert. Vor dem historischen Hintergrund des WPA-Programms der Packhorse Library (1935-1943), mit welchem mehr als 100000 Landbewohner mit Büchern versorgt wurden, hat sie ein wunderbares Bild von Alice und ihren sowohl engagierten als auch liebenswerten Mitkämpferinnen gezeichnet. Margery- was für eine streitbare und sympathische Frau. Beth, schlagfertig und lustig, Izzy, kämpferisch und tapfer, Sophia- ach, auch sie ein Juwel und die vielen anderen, die wir in diesem Buch kennenlernen, werden lebensecht und authentisch beschrieben. Natürlich auch die männlichen Vertreter, egal ob profitorientiert, altmodisch, um ihre Vormachtstellung ringend oder aber als gefühlvolle, partnerschaftliche Protagonisten - alle kommen vor. Rassenkonflikte werden genauso wenig ausgespart wie die gnadenlose Ausbeutung von Mensch und Landschaft.
Die Gefühle beim Lesen schlagen hoch, Mitleid, Freude, Anerkennung, Wut, Trauer; alles wird durchlebt.
Wunderbares aus dem Hause Rowohlt. Muss man lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.03.2020

Es wird besser, ganz bestimmt

Heute nicht
0

Es gibt so Tage... da haben es Bär, Löwe, Krokodil und andere Tiere schwer. Alle durchleben Situationen, in denen nichts klappen will oder nichts gefällt. Egal, ob kein Wasser im Pool ist, das Eis kleckert, ...

Es gibt so Tage... da haben es Bär, Löwe, Krokodil und andere Tiere schwer. Alle durchleben Situationen, in denen nichts klappen will oder nichts gefällt. Egal, ob kein Wasser im Pool ist, das Eis kleckert, der Bauch piekt oder man schlafen soll und so gar nicht müde ist - diese Situationen kennt der Nachwuchs gut und kann sich in die Tiere hineinversetzen, steht mit seinem Kummer nicht allein. Aber: wenn heute nichts läuft, dann vielleicht morgen? Bunte, frohe Zeichnungen der eben noch betrübten Tiere machen Mut, stimmen fröhlich und optimistisch. Fahrt zum Meer, lecker Himbeereis, Besuch mit Kuchen - morgen ist bestimmt alles besser. Sehr tröstlich! Kindgerecht, verständnisvoll, farbig kommt das Buch von Timon und Julian Meyer daher. Witzige und gereimte kurze Texte runden alles sehr gut ab. Mein Krümel mag es.
Verlegt vom Diogenes Verlag.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.03.2020

Mittelaltermorde

Die Herren der Zeit
0

Inspector Lopez de Ayala kommt nicht zur Ruhe. Zuerst verschwinden zwei junge Mädchen spurlos, dann wird ein Unternehmer mit einem mittelalterlichen Gift getötet. Ein Grund ist nicht ersichtlich. Oder: ...

Inspector Lopez de Ayala kommt nicht zur Ruhe. Zuerst verschwinden zwei junge Mädchen spurlos, dann wird ein Unternehmer mit einem mittelalterlichen Gift getötet. Ein Grund ist nicht ersichtlich. Oder: könnte das ein Nachahmer der Morde aus dem jüngst veröffentlichten Bestseller über Rache im Mittelalter sein? Verfasser unbekannt, jedoch führt eine Spur zu einem abgeschieden wohnenden Adelssproß, der eine bizarre Familiengeschichte und eigenartige Verhaltensweisen besitzt. Ein weiterer grausamer Mord nach mittelalterlichem Vorbild wird verübt...
Eva Garcia Sáenz hat einen packenden Thriller voller zu lösender Rätsel geschrieben. Spannend, wenn man so gar keine Anhaltspunkte hat. Nicht immer leicht zu lesen, lange Sätze mit mitunter unüblicher Wortwahl ( liegt vermutlich an der Übersetzung aus dem Spanischen), aber trotzdem ein tolles Buch. Mehrere Vorgänge laufen parallel, Dienstliches und Privates belasten die Ermittler. Die geben ihr Bestes, geraten aber immer wieder in brenzlige Situationen. Das wird anschaulich beschrieben, ein Ausflug in psychologische Besonderheiten rundet die Geschichte ab. Der ständige Wechsel zwischen dem Jahr 1199 und der Jetztzeit erfordert Konzentration, schmälert das Lesevergnügen aber keineswegs.
Gelungener dritter Teil der Geschichte über Fallanalytiker und Inspector Kraken, verlegt vom Scherz Verlag.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.03.2020

Mitbewohner

Im Ernstfall keine halben Sachen
0

Joel hat das Leben satt, so richtig satt. Seine geliebte Frau ist gestorben und das Altenheim Hilltop ist auch nicht ideal: Doppelzimmer mit einem Komapatienten, Tochter und Enkel kommen nur zu Pflichtbesuchen ...

Joel hat das Leben satt, so richtig satt. Seine geliebte Frau ist gestorben und das Altenheim Hilltop ist auch nicht ideal: Doppelzimmer mit einem Komapatienten, Tochter und Enkel kommen nur zu Pflichtbesuchen und Heimleitung und Pfleger bevormunden die Insassen. Also wird er seinem Leben ein Ende setzen. Nur: wie? Stilvoll, aussagestark soll das sein. Dann stirbt auch noch der so angenehm ruhige Zimmergenosse und Frank zieht ein. Der ist ständig gut gelaunt, bei Jedermann beliebt, ehemaliger Soapdarsteller.
Allerdings hat er auch eine sensible, verletzliche Seite, die er jedoch nur selten zeigt. Jetzt aber geht die Lucie ab: die zwei Gentlemen hecken da etwas aus....
Dan Mooney hat einen anrührenden Roman über die Sorgen älterer Menschen verfasst. Absolut glaubhaft, sogar erschreckend, erfährt man viel über das Leben in (Englischen) Altenheimen. Die übergroße Sorge um Verwandte veranlasst Angehörige und Pflegepersonal, die Älteren zu bevormunden, sogar einzusperren. Eine schreckliche Vorstellung. Damit soll sich Joel arrangieren, tut er das nicht, droht Verlegung in ein Pflegeheim, wo er noch mehr eingeschränkt wird. Ist Selbstmord der einzige Ausweg?
Sehr feinfühlig geschriebener, nachdenklich machender Roman aus dem Harper Collins Verlag.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.03.2020

Wie man eine Motzkuh besänftigt

Die kleine Motzkuh
0

Bisher kannte ich weder die Motzkuh noch ihre Gefährten wie das Quengelmonster, den Brüll-Löwen oder das Meckerschaf. Alle sind unter anderem Namen häufiger anzutreffen, nie erwünscht und gern verabschiedet. ...

Bisher kannte ich weder die Motzkuh noch ihre Gefährten wie das Quengelmonster, den Brüll-Löwen oder das Meckerschaf. Alle sind unter anderem Namen häufiger anzutreffen, nie erwünscht und gern verabschiedet. Mit dem tollen Buch „Die kleine Motzkuh“, ausgedacht und aufgeschrieben von Annette Langen und mit Bildern von Imke Sönnichsen, hat man eine sehr schöne Geschichte dazu. Im Buchdeckel ist das beschriebene Wesen als griffige Spielfigur vergegenständlicht und kann im Ernstfall aus dem Fenster geworfen, in den Abfalleimer gesteckt oder in ein Schrankfach gestopft werden ( bitte nur antäuschen, ein dauerhafter Verlust wäre schade). Eine Superidee, die dem bockigen Nachwuchs aus der Situation hilft. Dazu kann man das Lied von der ersten Buchseite singen oder summen, das beruhigt ungemein. Natürlich muss vorher der Zusammenhang erklärt werden, und das gelingt mit diesem Buch wunderbar. Kurze Texte auf den Buchseiten wecken Neugier, machen verschiedene „schwierige“ Situationen nachvollziehbar und zeigen, das Jeder mal schlechte Laune bekommen kann. Dass Oma jetzt erst mit der neuen Lesebrille etwas entdeckt, macht die Geschichte ausserdem spannend. Die dazugehörigen Zeichnungen sind ebenfalls sehr gelungen. Bunt, lustig, deutlich. Die halbe Klappseite ist eine zusätzliche originelle Idee.
Meine Maus und ich finden das Buch super. Sicher wird es oft erwähnt, die Kuh wird wohl häufig zum Einsatz kommen.
Schöne Ergänzung: Elterntipps am Buchende.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere