Eine berührende Geschichte
Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten und wollte es ursprünglich gar nicht lesen, weil ich mit Lebensgeschichten von Ordensschwestern nicht gut umgehen kann. Doch die Empfehlung das Buch ...
Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten und wollte es ursprünglich gar nicht lesen, weil ich mit Lebensgeschichten von Ordensschwestern nicht gut umgehen kann. Doch die Empfehlung das Buch zu lesen, kam doch eindringlich. Ich muss im Nachhinein sagen, dass es gut war, diesem Drängen nachzugeben.
Worum geht’s?
Silke-Maria Mallmann ist Ordensschwester in Klagenfurt. Sie ist das, was man als „Macherin“ bezeichnet. Sie ist Ansprechpartnerin für große und kleine Anliegen, die ihr von Aids-Kranken, Flüchtlingen und anderen Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, entgegen gebracht werden. Sie ist immer in Bewegung, kümmert sich und unterrichtet.
Und, dann, dann ist sie plötzlich mit der schrecklichen Diagnose Krebs konfrontiert und muss alles aufgeben. Sie muss sich ausschließlich auf sich selbst konzentrieren, was ihr überhaupt nicht leicht fällt. In den schmerzhaften Stunden im Krankenhaus, gänzlich auf sich selbst zurückgeworfen, versucht sie dennoch auf Gott zu vertrauen. Obwohl es natürlich nicht ausbleibt, dass auch sie an „Gottes weisen Ratschluss“ zweifelt. Mehrere berührende Details sind: Ihre „Sorgenkinder“ wetteifern darum, wer das schönste Häubchen anfertigt, unter dem sie ihren, nach der Chemo kahlen Kopf verstecken kann, und, dass auch Muslime für sie beten ...
Die Autorin unterscheidet zwischen „Goldfäden“ und „Lametta“. Goldfäden sind jene Zusprüche, die es ehrlich meinen, auch, wenn die Wahrheit oft schmerzlich. Lametta sind alle jene für sie, die halbherzig oder nichtssagend sich ihr nähern. Dass auch manchmal aus „Lametta“ ein „Goldfaden“ werden kann, schildert sie in ihrer Lebensbejahenden Art.
Der Schreibstil ist flott, humorvoll und gut zu lesen. Die medizinischen Fachtermini sind gut erklärt, entweder als Fußnote oder im Anhang.
"Ich habe mein Leben nicht in der Hand. Ich nicht – aber jemand, der mein Leben einspannt mit goldenen Fäden wie eine Raupe im Kokon. Ich bin nicht mehr dieselbe wie vor der Krankheit. Dafür lebe ich dankbarer, bewusster, intensiver. Ich versuche nicht zu sehr zu planen, sondern jeden Moment bis zum Brunnenpunkt zu durchleben, an dem alles aus Gott herausströmt. Und ich bemühe mich, den Goldfäden zu vertrauen, die immer wieder in mein Leben hineingewoben werden und die Fadenkreuze bilden, die mir ermöglichen, das letzte Ziel nicht aus den Augen zu verlieren."
Fazit:
Eine berührende Lebensgeschichte, die Mut macht, auch in nahezu aussichtslosen Situationen, nicht ganz zu verzweifeln. Jeder kann seine „Goldfäden“ finden. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.