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Veröffentlicht am 29.03.2020

Ausmisten für Fortgeschrittene

Der ist für die Tonne
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Ich habe das Buch gelesen, weil ich mittlerweile so ziemlich alle Bücher der Autorin kenne und weiß, was mich erwartet. Hätte ich nur das Cover und den Titel im Buchladen gesehen, hätte ich wohl nicht ...

Ich habe das Buch gelesen, weil ich mittlerweile so ziemlich alle Bücher der Autorin kenne und weiß, was mich erwartet. Hätte ich nur das Cover und den Titel im Buchladen gesehen, hätte ich wohl nicht danach gegriffen, die für Ellen Berg typische Cover-Gestaltung wirkt für mich leider immer so, als ob es in dem Buch um Rentner und ihre Probleme gehen würde und nicht um Protagonisten im mittleren Alter, wie es auch hier wieder der Fall ist.

Hannah, die als Ausmist-Coach à la Marie Kondō arbeitet, soll im Auftrag ihrer Freundin bei deren neuem Lover, dem sammelwütigen Pascal ausmisten und ihm auch gleich noch ein Umstyling verpassen. Das entpuppt sich als nicht wirklich einfache Aufgabe und zugleich muss sie sich bald eingestehen, dass ihr der echte Pascal, eigenwillig wie er sein mag, gar nicht so unsympathisch ist. Und dann finden sich plötzlich auch noch echte Leichen in dessen Haus und nicht nur das Gefühlschaos ist perfekt.

Wie für Ellen Berg typisch ist alles etwas überzogen dargestellt, für meinen Geschmack war es diesmal, verglichen mit anderen Büchern, etwas too much, aber ich wurde trotzdem immer wieder zum Lachen gebracht. Die beiden Hauptpersonen Hannah und Pascal waren mir recht sympathisch und das dogmatische Ausmisten, mit dem ich nicht allzu viel anfangen kann, stand bei Hannah dann zum Glück doch nicht zu sehr im Vordergrund.
Insgesamt ist der Roman eine unterhaltsame Ablenkung, in einem gut lesbaren Sprachstil verfasst.

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Veröffentlicht am 29.03.2020

Die Frauen der Salpêtrière

Die Tanzenden
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"Die Tanzenden" ist der Debütroman der 1987 geborenen französischen Autorin Victoria Mas. In Frankreich bekam er bereits viel Lob und die Auszeichnung als bestes Debüt des Jahres.

Die Gestaltung des ...


"Die Tanzenden" ist der Debütroman der 1987 geborenen französischen Autorin Victoria Mas. In Frankreich bekam er bereits viel Lob und die Auszeichnung als bestes Debüt des Jahres.

Die Gestaltung des Einbandes ist recht hochwertig. Auf dem Cover des Schutzumschlages ist der Umriss einer Tänzerin mit einem Federrock zu sehen, die bunten Federn glänzen und weisen eine Struktur auf.

Victoria Mas hat sich einem Thema gewidmet, das es verdient hat, wieder mehr ins Bewusstsein gerückt zu werden. "Die Tanzenden" spielt im Paris des Jahres 1885, Frauen hatten damals wenig Möglichkeiten von der Norm abzuweichen und die sah vor, dass sie früh heiraten, Hausfrau und Mutter werden und Männern nicht widersprechen. Schon der Wunsch zu studieren oder das Interesse für Literatur konnte dazu führen, dass eine Frau von ihrem Vater oder Ehemann in die berüchtigte Nervenklinik Salpêtrière eingewiesen wurde und aus ihr gab es meist so schnell kein Entkommen und viele Frauen starben unter den schlechten Umständen in der Klinik auch. Bereits seit 1863 ist dort der bekannte Neurologe Jean-Martin Charcot, der noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts als Wegbereiter der modernen Psychiatrie gefeiert wurde. Er veranstaltet Schau-Vorlesungen für interessiertes Publikum, nicht nur für Ärzte, und präsentiert dort die Hysterikerinnen, wie er alle eingewiesenen Frauen zusammenfassend nennt. Mit Hilfe von Hypnose löst er Anfälle bei ihnen aus und führt vor aller Augen zweifelhafte Behandlungsmethoden an ihnen durch. Eine seiner Probandinnen, Augustine, wird dabei regelrecht zu einem Star und jeder möchte die Präsentationen mit ihr sehen. Sie scheint sich damit zu arrangieren, aber irgendwann ist es zu viel für sie und sie flüchtet aus der Salpêtrière.

Diese Augustine wird auch im Roman am Rande erwähnt, die 16-jährige Louise möchte ihr nacheifern, zumindest auf diesem Wege zu Bedeutsamkeit kommen. Die zweite "Insassin", die im Mittelpunkt des Romans steht, ist Eugénie, Tochter eines gutbürgerlichen Notars. Dieser ließ sie einweisen, weil sie Botschaften von ihrem toten Großvater empfangen hat. Eugénie ist ansonsten eine ganz normale Frau, außer dass sie nicht viel Wert darauf legt, möglichst jung verheiratet zu werden, und sie geht sehr reflektiert mit ihrer Gabe um und möchte gerne mehr über die Hintergründe erfahren. Sobald ihre Familie aber davon Wind
bekommt, ist alles zu spät, mit Übersinnlichem hat man sich einfach nicht zu befassen, und so erfolgt ihre Einweisung. In der Salpêtrière ist Geneviève als leitende Schwester für die Betreuung der Frauen zuständig. Als Tochter eines Arztes hat sie sich schon früh für die Wissenschaft begeistert und da sie als Frau nicht studieren konnte, findet sie ihre Erfüllung jetzt darin, den berühmten Ärzten zumindest assistieren zu können und so bei den Vorlesungen dabei sein zu können. Zu den Patientinnen pflegt sie eigentlich immer ein professionell-distanziertes Verhältnis, doch dann knackt Eugénie ihre harte Schale und die Ereignisse nehmen ihren Lauf.

Der Titel, "Die Tanzenden" kommt daher, dass die Frauen sich, als Eugénie eingewiesen wird, gerade auf ihr Highlight im Jahr vorbereiten, den Kostümball an Mittfasten. Dazu kommen reiche Pariser in die Salpêtrière, um sich an den, ihrer Meinungen nach, Irren in ihren aufwändigen Kostümen zu ergötzen und hoffentlich Anfälle live miterleben zu können. Auch diese Bälle haben wohl wirklich stattgefunden.

Ich fand es auf jeden Fall sowohl interessant als auch erschreckend, in diese Zeit und diesen Ort einzutauchen und an den Schicksalen der Frauen, die ich wirklich nicht beneide, teilzuhaben. Dadurch, dass der Roman weitgehend im Präsens verfasst ist, kommt man den Protagonistinnen sehr nahe und kann sich gut in sie hineinversetzen. Weniger gefallen hat mir, dass Eugénie wegen ihrer Kommunikation mit Toten eingewiesen wurde. So etwas kann ich mir persönlich nur schwer vorstellen. Andererseits ist es jedoch für den weiteren Verlauf der Handlung wichtig. Ich persönlich hätte es aber besser gefunden, wenn sie wirklich nur wegen ihrer unangepassten Art in die Klinik gekommen wäre, was ja das Schicksal relativ vieler Frauen repräsentieren würde. Insgesamt empfehle ich dieses Buch aber gerne an alle weiter, die gerne Romane mit historischen Bezügen lesen. Der Schreibstil der Autorin ist sowohl gut lesbar als auch anschaulich und fesselnd.

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Veröffentlicht am 26.03.2020

Ein Leben für das Grand

Das Grand Hotel - Die nach den Sternen greifen
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Beim Roman "Das Grandhotel - Die nach den Sternen greifen", hat mich das Cover gleich angesprochen. Das mondäne, weiße, schlossähnliche Hotel direkt am Sandstrand macht richtig Lust darauf, zumindest beim ...

Beim Roman "Das Grandhotel - Die nach den Sternen greifen", hat mich das Cover gleich angesprochen. Das mondäne, weiße, schlossähnliche Hotel direkt am Sandstrand macht richtig Lust darauf, zumindest beim Lesen in Gedanken dorthin zu reisen.

Für dieses Hotel würde Bernadette alles tun, eigentlich stammt sie aus einfachen Verhältnissen, hat aber den Kontakt zu ihren Eltern für immer abgebrochen, als sie ihren künftigen Mann kennenlernte und durch die Heirat mit ihm gesellschaftlich aufstieg. Gemeinsam schufen sie ihr Grandhotel und bekamen vier Kinder und auch nach dem Tod ihres Mannes nimmt Bernadette einige Opfer in Kauf, damit das Hotel gut da steht. Einer ihrer Söhne ist im Krieg gefallen, ihr ältester Sohn Alexander ist Miteigentümer des Binzer Hotels, der jüngere Sohn Constantin besitzt ein Hotel und ein Varieté in Berlin und verdient den größten Teil seines Einkommens aber auf wenig legale Weise. Tochter Josephine versucht mehr oder weniger motiviert, Malerin zu werden.

Die Handlung spielt abwechselnd in Berlin und auf Rügen. Ich hätte mir von der Beschreibung ausgehend aber gewünscht, dass das Grandhotel mehr im Mittelpunkt steht und man die Atmosphäre des mondänen Seebades und des eleganten Hotels mit seinen wohlhabenden Gästen mehr spürt. Dafür hätte ich lieber auf manchen Nebenhandlungsstrang verzichtet, der nicht allzu wichtig für die Geschichte insgesamt ist. Die Ausgestaltung der Personen hat mich auch nicht immer voll überzeugt, ihre Charaktere ändern sich teilweise sehr rigoros oder Freundschaften bzw. Beziehungen entstehen sehr plötzlich, ohne dass zuvor darauf eingegangen wurde. Das hätte noch etwas runder für meinen Geschmack ausfallen dürfen. Ich fand es aber insgesamt interessant, mich auf diese Zeitreise in die 20er Jahre zu begeben und bin gespannt, wie alles weitergeht, wenn die Nationalsozialisten an die Macht kommen.

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Veröffentlicht am 26.03.2020

Auf zu neuen Ufern

Zu wahr, um schön zu sein
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Zunächst haben mich bei diesem Buch die Gestaltung des Einbandes und auch dessen Haptik sehr angesprochen. Ein weiteres Plus ist zudem die nachhaltige Herstellung. Zusätzlich angesprochen hat mich aber ...


Zunächst haben mich bei diesem Buch die Gestaltung des Einbandes und auch dessen Haptik sehr angesprochen. Ein weiteres Plus ist zudem die nachhaltige Herstellung. Zusätzlich angesprochen hat mich aber natürlich der Name der Verfasserin, da ich Gabriella Engelmanns Romane immer sehr unterhaltsam fand.
Ihr neuestes Werk spielt in Hamburg, ein weiterer Pluspunkt, da ich die Stadt sehr mag, erst letzte Woche wieder besucht habe und dann auch wirklich einige Orte vorkamen, an denen ich mich auch erst aufgehalten habe. Ausreichend Lokalkolorit war also auf jeden Fall vorhanden.
Was die Protagonistin Caro angeht, war diese mir grundsätzlich sympathisch, ich konnte aber nicht all ihre Handlungen voll verstehen. Sie steht zu Beginn der Geschichte vor den Trümmern ihrer Ehe und auch finanziell nicht gerade auf sicheren Füßen und muss daher mit ihren 45 Jahren noch einmal in verschiedener Hinsicht neu beginnen. Das machen ihr ihr 15-jähriger Sohn Felix, ihr Ex-Mann und ihre esoterisch angehauchte Mutter nicht gerade leicht, während ihre Vermieterin, die Lotsenwitwe Hedwig und ihre beste Freundin Sylvia eine große Stütze sind. Sylvia und ihre online Partnervermittlung hätten für meinen Geschmack auch noch eine etwas größere Rolle für die Handlung spielen können und auch mancher Handlungsstrang wurde nicht ganz zu meiner Zufriedenheit aufgelöst. Dafür hätte ich auf die eine oder andere Nebenhandlung und Nebenfigur verzichten können. Außerdem hätte ich mir manchmal etwas mehr Realitätsbezug gewünscht, dass eine Erzieherin aktuell nur Absagen auf Bewerbungen bekommt, halte ich doch auch in Hamburg für sehr unrealistisch, ebenso die Tatsache, dass Felix sehr kurz hintereinander zweimal auf Klassenfahrt ist, aber auch noch ein paar andere Vorfälle erschienen mir zu übertrieben. Das ist aber nur ein kleiner Minuspunkt.
Insgesamt handelt es sich um einen sehr unterhaltsamen Roman, in dessen Mittelpunkt eine Frau steht, die sich neu finden und der zudem auch Lust darauf macht, bald wieder nach Hamburg zu fahren. Der Schreibstil von Gabriella Engelmann ist wie gewohnt anschaulich und angenehm zu lesen.

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Veröffentlicht am 26.03.2020

Verrückt nach Büchern

Happy Ever After – Wo das Glück zu Hause ist
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Bibliothekarin Nina verliert ihre Arbeitsstelle, weil ihre Bücherei in Birmingham Stellen streicht. Mehr oder weniger aus einer Laune heraus, kauft sie sich einen alten Bus, mit dem sie die aus den geschlossenen ...

Bibliothekarin Nina verliert ihre Arbeitsstelle, weil ihre Bücherei in Birmingham Stellen streicht. Mehr oder weniger aus einer Laune heraus, kauft sie sich einen alten Bus, mit dem sie die aus den geschlossenen Büchereifilialen geretteten Bücher in und um Birmingham herum verkaufen möchte. Da das aber dann doch nicht so leicht möglich ist, zieht sie alles in einem entlegenen Winkel Schottlands auf und findet dort eine Wohnung bei einem knurrigen, aber attraktiven Landwirt, zunächst erobert aber ein anderer Mann ihr Herz.

Ich war sofort neugierig auf das Buch, weil ich die anderen Romane von Jenny Colgan und die Orte, an denen diese spielten, bisher immer sehr geliebt habe. Diesmal blieb der Schauplatz, für meinen Geschmack, aber recht unscheinbar und die Geschichte hätte fast überall auf dem Land spielen können. Nina, die Protagonistin ist mir grundsätzlich sympathisch, nicht all ihre Handlungen kann ich aber voll nachvollziehen. Besonders am Anfang der Geschichte musste ich erstmal mit ihr warm werden. Etwas zu viel für meinen Geschmack waren die sehr detailliert beschriebenen Sexszenen und -phantasien, das war ich von Jenny Colgan bisher nicht so extrem gewöhnt.
Insgesamt ist es aber ein schöner Roman, keine anspruchsvolle Literatur, aber angenehm lesbar und Liebhaberinnen von Chick-Lit werden ihn sicher mögen.

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