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Liselottchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2020

Adel verpflichtet

Eine Lady für den brennenden Baron
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Mathilda ist eine junge Dame aus gutem Haus, die von ihrer Mutter gedrängt wurde, sich ihrem Cousin, dem Titelerben ihres verstorbenen Vaters, an den Hals zu werfen. Dermaßen kompromittiert musste dieser ...

Mathilda ist eine junge Dame aus gutem Haus, die von ihrer Mutter gedrängt wurde, sich ihrem Cousin, dem Titelerben ihres verstorbenen Vaters, an den Hals zu werfen. Dermaßen kompromittiert musste dieser ihr einen Antrag machen, doch er liebt eine andere. Mathilda bereut ihre Tat, trennt sich von ihrer Mutter und löst die Verlobung. Als ›gefallenes Mädchen‹ versucht sie, eine Anstellung als Gouvernante zu finden. Das entpuppt sich als ausgesprochen schwierig, keine Agentur möchte sie nehmen. So gerät sie von einer misslichen Lage in die andere, aus der sie mehrmals ein Gentleman rettet: Jasper. Der junge Lord, Wissenschaftler, sucht eine Gouvernante für seine Schwester und sie folgt ihm begeistert nach Wales – Hauptsache weit weg von London. Während sie eine Faszination für den vernarbten Adeligen entwickelt und sich mit einem bockigen Mädchen herumschlagen muss, ahnt sie nicht, dass sie bereits gesucht wird ...

Abwechselnd aus mehreren Perspektiven, hauptsächlich jedoch aus der Sicht von Mathilda und Jasper, erzählt die Autorin in der dritten Person. Ich konnte mich von Anfang an gut in die beiden Hauptpersonen einfühlen. Der angenehme Schreibstil, nicht zu antiquiert, aber doch ohne moderne Ausdrücke, ließ mich auf wohltuende Weise in die historische Zeit eintauchen. Eine Zeit, in der für Frauen der Oberschicht vor allem eines wichtig war: sich einen vermögenden Mann zu ergattern. Mathilda war wohl in den Vorgängerbänden eine Zicke, die sich berechnend einen Ehemann angeln wollte, offenbar getrieben von ihrer Mutter, erzwang sie eine Verlobung mit ihrem Cousin. Jetzt macht sie eine Wandlung durch, möchte, dass ihr Cousin glücklich wird. Sie löst die ungewollte Vereinbarung, ein Skandal, dadurch gilt sie als gefallenes Mädchen. Sie sieht als einzige Chance, dass sie von der Bildfläche verschwindet. Ihr Charakter ist glaubhaft und ehrlich gezeichnet. Jasper ist ebenfalls eine tolle Persönlichkeit, der sich durch seine Zuneigung zu Mathilda immer mehr öffnen kann. Speziell gefallen hat mir auch die alte Lady, Jaspers Mutter, die an Altersdemenz leidet, deren liebenswerte Eigenheiten eine besondere Note haben. Die Geschichte liest sich flockig-locker, wundervolle Unterhaltung, die ich sehr genossen habe.
Eine Empfehlung für alle Romantikfans!

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Veröffentlicht am 21.03.2020

Spannend, vielschichtig, atemberaubend

Die Maske der Schuld
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Richard Schwarz hat Besuch von seiner Ziehschwester Sarah und deren Kindern, die gerade mit dem Zirkus in Wien gastiert, als ihn der Anruf von Gerichtspsychiaterin Theres Lend erreicht. Auf Grund ihrer ...

Richard Schwarz hat Besuch von seiner Ziehschwester Sarah und deren Kindern, die gerade mit dem Zirkus in Wien gastiert, als ihn der Anruf von Gerichtspsychiaterin Theres Lend erreicht. Auf Grund ihrer unheilbaren Augenkrankheit, die letztendlich zum Erblinden führt, hat sie sich einer dubiosen Selbsthilfegruppe angeschlossen, wo nicht alles mit rechten Dinger zugeht. Ihre Beschwerden verschlechtern sich und jetzt ist auch noch ein Mitglied verschwunden, dem soll Richard nachgehen. Dieser ist nicht begeistert, trotzdem verspricht er zu helfen. Doch fast zeitgleich wird eine Wasserleiche gefunden, die ihm und seinem Kollegen Chefinspektor Paul Rätsel aufgibt. Gerichtsmedizinerin Emily, für die Richard ein Faible hat, findet heraus, dass an dem gelähmten Mann kurz zuvor operativ gepfuscht worden war. Zudem holt Richard seine Vergangenheit ein, denn der Mörder seiner Mutter läuft immer noch frei herum ...

Auch beim zweiten Band rund um den vernarbten Richard Schwarz war ich von Anfang an mitten im Geschehen. Sein Kollege Paul, der eigentlich der Chefinspektor und quasi Vorgesetzter ist, verblasst neben dem Charisma von Richard. Die Autorin erzählt aus verschiedenen Perspektiven und in mehreren Zeitebenen, was extrem spannend ist. Besonders gruslig sind die Passagen aus der Sicht des Täters, der es ja eigentlich ›gut meint‹ (Gänsehaut pur) und die Einschübe vom Reha-Aufenthalt eines Opfers. Mosaikartig werden die Puzzlesteine zusammengefügt, bis sich das gesamte Bild zeigt. Die Figuren sind – wie schon in Band 1 – dreidimensional und hautnah geschildert, jeder hat sein Päckchen zu tragen, hat gute und schlechte Eigenschaften. Die Geschichte ist tiefgründig und perfekt recherchiert. Trotz der zahlreichen Handlungsstränge und Personen konnte ich der Story gut folgen und gerade diese Vielschichtigkeit macht die Geschichte zu einem aus dem Rahmen fallenden Genuss. Der Spannungsbogen hält sich von Anfang bis zum Schluss – und was mir am allerbesten gefiel – es gab keine Ungereimtheiten und Logikfehler, die die Handlung trübten. Schwarz ist kein Superheld, menschlich dargestellt und ich mag ihn sehr. Der Fall rund um seine Mutter treibt ihn an seine Grenzen. Bringt ihm die Auflösung wirklich die erhoffte Ruhe? Der Showdown war der nackte Wahnsinn, wenn ich Nägel kauen würde, hätte ich sie mir abgekaut! Mehr verrate ich hier nicht.
Nur so viel: Ich habe diese Geschichte wieder in atemberaubendem Tempo verschlungen und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Es bleibt einiges offen – natürlich, es ist ein Mittelteil. Ob der vom Schicksal gebeutelte Richard das Glück finden wird, an das er selbst nicht glaubt? Die Zeit bis zu Teil 3 wird mir unendlich lang werden!
Ein spannender Thriller mit liebevoll ausgearbeiteten Figuren, an dem alle Fans des Genres ihre Freude haben werden. Unbedingte Empfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 20.03.2020

Vielschichtiger Thriller mit Tiefgang

Opferfluss
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Der anerkannte Kommissar Thomas Rongen macht einen großen Fehler. Er verfolgt allein einen Verdächtigen, der zusammen mit einer Frau in den Wald flieht und als dieser die Waffe auf ihn richtet, erschießt ...

Der anerkannte Kommissar Thomas Rongen macht einen großen Fehler. Er verfolgt allein einen Verdächtigen, der zusammen mit einer Frau in den Wald flieht und als dieser die Waffe auf ihn richtet, erschießt er ihn in Notwehr. Blöd nur, dass die Kollegen keine Waffe bei dem Toten finden können, auch die Frau ist wie vom Erdboden verschluckt und auf einmal sieht sich der Ermittler auf der anderen Seite des Gesetzes. Als die Frau schließlich gefunden wird, ist sie tot, ermordet, und Rongen sitzt endgültig in der Patsche. Er bittet Staranwalt Nicholas Meller, mit dem ihn bis zu diesem Zeitpunkt lediglich respektvolle Feindschaft verband, um Hilfe. Dieser sticht mit seinen Nachfragen in ein Wespennest und Rongens Leben ist in Gefahr. Sind es die eigenen Kollegen, die er fürchten muss? Oder die beiden Russen Morosow und Sokol, die sich nach außen hin als biedere Geschäftsmänner tarnen?

Dieser Thriller beinhaltet eine Reihe von Handlungssträngen aus mehreren Perspektiven erzählt. Die Kapitel sind kurz gehalten, sodass es mir am Anfang schwerfiel, die einzelnen Puzzleteile zusammenzufügen. Überhaupt ist es ein facettenreiches Werk, auch als ich so im Slow-Motion-Tempo ein wenig Durchblick bekam, musste ich mich konzentrieren, um den Faden nicht zu verlieren. Aber es lohnte sich, am Ball zu bleiben. Der Autor besticht durch eine anschaulich klare bildhafte Erzählweise, teilweise grausam (Foltermethoden), ohne dies jedoch unnötig auszuweiten. Der Plot beeindruckt durch zahlreiche Wendungen, spritzig bis interessante Dialoge sowie sogar an manchen Stellen mit ein wenig Humor gewürzt. Sämtliche Charaktere sind lebendig gestaltet, besonders gefiel mir die Menschlichkeit. So ist beispielsweise der Protagonist kein Superheld, der jeder Folterung trotzt, sondern auch mal panisch und ängstlich reagiert. Der Schluss war spannend, gut gelöst und leider realitätsnah.
Das Buch hat zwei Vorgängerbände, die ich nicht kannte, trotzdem fand ich mich in der Thrillerhandlung rasch zurecht. Lediglich die privaten Entwicklungen der einzelnen Personen konnte ich teilweise nicht ganz nachvollziehen, beispielsweise das Verhältnis von Nicholas zur einarmigen Nina. Daher werde ich die ersten Bände nachlesen und hoffe, dass Nicholas Meller noch weitere Fälle lösen wird.

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Veröffentlicht am 16.08.2020

Vorsicht - Lachmuskelkater

Pleiten, Geld & Geiseln
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Als die arbeits- und obdachlose Jenny plötzlich Geld findet, ist das ein Glücksfall. Sie hat gerade ihre Unterkunft verloren, sich außerdem in einem Selbstversuch schrecklich grüne Haare verpasst, als ...

Als die arbeits- und obdachlose Jenny plötzlich Geld findet, ist das ein Glücksfall. Sie hat gerade ihre Unterkunft verloren, sich außerdem in einem Selbstversuch schrecklich grüne Haare verpasst, als ihr dreibeiniger Hund Ahab im Gebüsch eine alte Ledertasche mit über achthunderttausend Euro findet. Sie ist gerade auf dem Weg zu ihrer Oma Käthe, die ihr Unterschlupf gewährt. Die beiden Frauen verstecken das Geld, aber kurze Zeit später wird Jenny von dem Privatdetektiv Rick Mick verfolgt. Eine Zeit lang kann sie ihm ausweichen, doch bald stellt er sie zur Rede. Es werden zwei Millionen Lösegeld aus einem Entführungsfall gesucht. Jenny fühlt sich unschuldig, achthunderttausend sind schließlich nicht zwei Millionen. Aber Rick bleibt nicht der Einzige: Die Polizei steht bald auf der Matte und außerdem noch eine Person, die nicht danach aussieht, als hätte sie gute Absichten. Jenny findet einen Hilfsjob bei ihrer früheren Klassenkollegin in einem Friseurladen, doch nirgends scheint sie sicher. Als auch noch ihre Oma in Gefahr gerät, ist es ausgerechnet Rick, den sie um Hilfe bittet ...

Mit dieser Krimi-Posse schuf die Autorin eine temporeiche Action-Komödie, die ich mir sehr gut im Fernsehen vorstellen könnte. Es geht Schlag auf Schlag und ich musste oft richtig herzhaft lachen, wenn die Bilder in meinem Kopf lebendig wurden. Die Hauptperson Jenny ist das bildlich auferstandene Chaos. Ihre Ausweichmanöver, Schlagfertigkeit und ihr Unschuldsgetue sind komisch und spaßig zu lesen, jedoch an keiner Stelle ernstzunehmen. Kurios ist auch ihre Ima Käthe, die so ganz und gar nicht einer würdigen alten Dame gleicht, sondern ihre Enkelin in puncto Schrägheit sogar an die Wand spielt. Selbst die Nebenfiguren sind schrullige Persönlichkeiten: Bestatterin Anna, Privatdetektiv Rick und Verehrer Otto – jede/r ist für sich ein unverwechselbarer Charakter und so plastisch dargestellt, dass ich die einzelnen Szenen deutlich vor mir hatte.
Was mir besonders gefiel, waren der Humor und die spritzigen Dialoge, sowie die abgedrehten Situationen, die die Autorin erschuf, über die ich einfach lachen musste. Nicht so meins war hingegen die Verharmlosung von Delikten, beispielsweise Diebstahl (für mich kein spaßiges ›Kavaliersdelikt‹) sowie das Umbringen und Beseitigen von Leichen, so nebenbei.
Der Schreibstil war angenehm flüssig zu lesen, ich habe mich gut unterhalten und gebe 4,5 Sterne für einen fröhlichen Roman, der jede gedrückte Stimmung mit Leichtigkeit fortspült. Für einen düsteren Regennachmittag unbedingt zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 13.02.2025

Wenn man mit dem Leben abgeschlossen hat

Von hier aus weiter
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Marlens Mann Rolf scheidet nach einer schlimmen Diagnose freiwillig aus dem Leben. Als Arzt hat er Zugang zu den tödliche Medikamenten und kennt sich auch mit der Dosierung aus. Zurück bleiben seine Frau ...

Marlens Mann Rolf scheidet nach einer schlimmen Diagnose freiwillig aus dem Leben. Als Arzt hat er Zugang zu den tödliche Medikamenten und kennt sich auch mit der Dosierung aus. Zurück bleiben seine Frau Marlen und seine drei Söhne aus erster Ehe mit deren Familien. Marlen ist wie betäubt – und wütend. Denn sie und ihr Mann hatten eine Abmachung, an die er sich nicht gehalten hat. Sie schleppt sich durch die Beerdigung und die anschließenden Tage. Der Zorn überdeckt die Trauer, sie ist in einem filigranen Zustand, als ihre Dusche den Geist aufgibt und sie einen Klempner ruft. Jack entpuppt sich als ehemaliger Schüler von ihr, der kurz darauf bei ihr einzieht. Auch die Ärztin Ida, die die Praxis ihres Mannes übernommen hat, schaut vorbei. Ist Marlen deren Sorge anfänglich lästig, so weiß sie es zunehmend zu schätzen. Schließlich erhält sie einen Anruf ihrer Freundin Wally, zu der sie schon lang den Kontakt verloren hat, weil sie weit weg in Wien lebt. Wally hat einen Brief von Rolf, mit dem Auftrag, dass Marlen ihn persönlich in Wien abholen muss. Doch Marlen hat keine Lust, sich auf die lange Reise zu begeben ...

Die Story beginnt mit einer skurril-humorvollen Episode, danach geht es jedoch ernst weiter. Die Autorin versteht es, die Stimmungen ihrer Figuren zu transportieren, sodass sie mir unheimlich nahe kamen und ich mich sofort hineinversetzen konnte. Marlen ist eine interessante vielschichtige Persönlichkeit, deren Wut unterschwellig vorhanden ist. Sie funktioniert äußerlich wie eine Marionette, fühlt sich innen taub. Ich konnte fast jeden Schritt nachempfinden und ihre Handlungen verstehen. Jack, der Klempner, ist nach schwierigen Familienverhältnissen zu einem charakterstarken und unheimlich sympathischen Charakter herangewachsen, mir gefiel seine subtile Hilfe für Marlen. Sein Einzug bei Marlen erfolgt für mich zu rasch. Würde eine alleinstehende Frau einen Mann, den sie lediglich als Schüler kannte, gleich bei sich aufnehmen? Möglich ist alles.
Die Liebesgeschichte zwischen Jack und der Ärztin Ida ist perfekt eingewoben, läuft nebenher und ist doch der Faden, der auch Marlen mit den jüngeren Leuten verbindet.
Der Abschluss ist versöhnlich, die Auflösung unerwartet. Fazit: Das Buch hat mich sehr gut unterhalten und zu großen Teilen nachdenklich gestimmt. Eine absolute Leseempfehlung von mir.

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