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Veröffentlicht am 15.04.2020

Spuren der Kindheit

Ein halbes Herz
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Elin ist eine erfolgreiche Starfotografin, die mit Ehemann Sam und Tochter Alice in New York lebt. Sie ist ein Workaholic und lebt für ihre Arbeit. High-Society, Wohlstand und Karriere sind ihre einzigen ...

Elin ist eine erfolgreiche Starfotografin, die mit Ehemann Sam und Tochter Alice in New York lebt. Sie ist ein Workaholic und lebt für ihre Arbeit. High-Society, Wohlstand und Karriere sind ihre einzigen Lebensinhalte. Dabei distanziert sie sich von ihrer Familie und entfremdet sich schlussendlich völlig. Eines Tages erhält sie einen Brief aus Schweden. Darin befindet sich eine Sternenkarte mit der Botschaft: Heute wurde ein Stern auf den Namen Elin getauft. Diese kommt aus Visby in Gotland und von ihrem damaligen besten Freund Fredrik. Lange verdrängte Erinnerungen brechen auf und Elin kann sich immer weniger hinter ihrer Kamera verstecken. Sie vergisst Termine, ist mit den Gedanken in Gotland und macht Fehler. Erst als sie ihrer Tochter verrät, dass sie eigentlich in Schweden geboren wurde, fasst sie den Mut sich ihrer Vergangenheit zu stellen.

Die Handlung wird abwechselnd auf zwei Zeitebenen erzählt. Über den Kapiteln aus der Vergangenheit steht "Damals", Ort und Datum zur besseren Zuordnung. Die Elin, die wir als Kind und Teenager kennen lernen, ist so ganz anders als die heutige Elin. Diese lebte in Armut, die Mutter ist völlig überfordert und depressiv, der Vater Alkoholiker, der schlussendlich im Gefängnis landet. Elin kümmert sich um ihre beiden kleinen Brüder und versucht es ihrer Mutter immer recht machen, die sich jdoch kaum um ihre Kinder kümmert und völlig lieblos agiert. Die einzigen Lichtblicke in Elins Leben sind die Treffen mit Fredrik, der für sie wie ein großer Bruder ist und bei dem sie sich geborgen und behütet fühlt oder die Besuche bei der alten Aina, die immer Kekse für die Kinder übrig hat und sich ihre Sorgen anhört.
Wir erfahren nach und nach, wie sich dieses verängstigte Mädchen, das sich verzweifelt nach Liebe sehnt und sich zum Ziel setzt eines Tages reich und berühmt zu werden, wandelt und zur heutigen kühlen Elin wird, die noch immer einsam, aber erfolgreich ist. Von ihrer Vergangenheit hat sie ihrem Mann und ihrer Tochter nie erzählt. Die Beiden wissen nicht einmal, dass sie Schwedin ist...ein Umstand, der mich kurz sprachlos gemacht hat.

Die Erzählungen aus Elins Kindheit in Visby fand ich sehr interessant. Sie konnten mich mitnehmen und ich fühlte die tiefe Sehnsucht und den Schmerz in ihrem Inneren. Sie sind mitreißend und gefühlvoll. Die erwachsene Elin hat mein Herz allerdings nicht wirklich berührt. Sie ist unnahbar und hat eine wahrlich dicke Mauer um sich herum aufgebaut, die keiner einzureißen vermag. Niemand dringt richtig zu ihr durch, doch am Härtesten geht sie mit sich selbst ins Gericht.
Erst die Reise mit ihrer Tochter Alice in die Vergangenheit - zurück nach Gotland - lässt Elins Herz langsam auftauen und Dinge erkennen, die sie lange in sich verschlossen hatte.

Die einzelnenen Charaktere sind gut gezeichnet und lassen dem Leser auch hinter die Fassade blicken. Oberflächlich bleiben nur die Figuren, die in New York Elins Leben begleiten - ein Leben, das genauso oberflächlich ist, wie es auch Elin lebt. So kann man auch bei den Figuren einen guten Vergleich ziehen.
Für mich war die Geschichte spannend zu lesen, auch wenn mich der Teil, der in Schweden spielt, mehr interessiert und mitgenommen hat. Die schwedischen Landschaftsbeschreibungen sind authentisch und bildhaft. Ich konnte mir die weite Ebene, die Wälder und das Meer wunderbar vorstellen.
Die melancholische Grundstimmung passt perfekt zum Inhalt und spiegelt das Gefühlsleben der Protagonistin wider.

Ein Roman, der nachdenklich stimmt und aufzeigt, wie sehr unsere Kindheit unser Leben bestimmen kann.


Fazit:
Eine Geschichte über das Leben, seine Wurzeln und welche Spuren die Kindheit hinterlassen kann. Trotz der melancholischen Grundstimmung habe ich den Roman gerne gelesen und mochte vorallem die Erzählung in der Vergangenheit.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.03.2020

Ein Gefühl von Hoffnung

Ein Traum vom Glück
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Dank der Lesejury durfte ich den ersten Band der Ruhrpott-Saga von Eva Völler lesen. Ein Roman, der nicht vom Zweiten Weltkrieg handelt, sondern die Zeit danach beschreibt und sich den Spätheimkehrern ...

Dank der Lesejury durfte ich den ersten Band der Ruhrpott-Saga von Eva Völler lesen. Ein Roman, der nicht vom Zweiten Weltkrieg handelt, sondern die Zeit danach beschreibt und sich den Spätheimkehrern widmet.

Wie aus dem Untertitel erkennbar ist, spielt die Geschichte im Ruhrpott, nahe Essen. Katharina und ihre beiden Töchter Inge und Bärbel sind während des Krieges aus Berlin geflohen und leben seitdem bei ihrer Schwiegermutter Mine. Ehemann Karl gilt seit Kriegsende als vermisst. Während Mine noch an die Rückkehr ihres Sohnes glaubt, hat Katharina damit abgeschlossen. Das Zusammenleben der beiden Frauen gestaltet sich oftmals schwierig. Die lebenshungrige Katharina träumt von einer Zukunft in der Stadt mit einem eigenen Atelier. Neben der harten Arbeit ändert und näht sie Kleider für die Frauen aus der Nachbarschaft und hofft auf weitere Empfehlungen, um den tristen Leben zu entfliehen. Eines Tages steht ein junger Mann vor der Tür. Es ist Johannes, der Sohn von Mines verstorbener Tochter. Er ist ein Spätheimkehrer und war in Kriegsgefangenschaft in Russland. Schon bald stellt Johannes das geordnete Leben in Mines Haus auf den Kopf....

Die Autorin gibt uns einen guten Einblick in das schwere Leben der Bergleute und auch in die Zeit des Wiederaufbaus. Ein weiteres Thema sind die Spätheimkehrer und die Thematik rund um die Bespitzelung dieser armen Männer, die oftmals als Spione verdächtigt werden. Hier habe ich einiges Neues erfahren, das mir bisher noch nicht wirklich bewusst war. Allerdings hat dies auch mit der Geschichte Deutschlands (West- und Ostdeutschland) einiges zu tun und war in meiner Heimat Österreich doch anders. Gleichzeitig wird auch hier aufgezeigt, dass über die Jahre in Kriegsgefangenschaft oder über den Krieg selbst nicht gesprochen wird. Ein Thema, das uns nun, wo es kaum mehr Zeitzeugen gibt, zu denken gibt.

Mit dem eingefügten Ruhrpott-Slang gelingt es Eva Völler viel Authentizität und Lokalkolorit in die Geschichte zu bringen. Das tägliche Leben zu dieser Zeit mit all den Schwierigkeiten und den hart arbeitenden Frauen und Männern wird sehr detailliert und lebendig erzählt. Ich hatte das Gefühl mittendrin in dieser Zeit zu sein. Manche Dinge erinnerten mich auch an meine Kindheit, obwohl ich zu dieser Zeit noch nicht geboren war. Andere wiederum, wie der Abbau der Kohle und die Bergleute waren für mich total fremd. Zusätzlich beginnt man die langsam beginnende Hoffnung zu spüren, dass die Zeiten endlich etwas besser werden. Alltägliche Dinge nehmen in der Geschichte sehr viel Raum ein, während sich zum Ende hin die Ereignisse überschlagen.

Die einzelnen Charaktere sind authentisch und spiegeln die damalige Zeit ungeschönt wider. Mit Katharina hatte ich manchmal meine Probleme, aber im Großen und Ganzen fand ich sie sympathisch, wenn auch teilweise berechnend. Sie setzt alles daran ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Mine hingegen wirkt oft sehr herrisch und bestimmend, aber hinter ihrer rauen Schale steckt ein weicher Kern. Besonders ans Herz gewachsen ist mir allerdings Johannes, der nach langer Kriegsgefangenschaft zurückkehrt und sich bald wieder einlebt. Er hat für alle ein offenes Ohr und hilft, wo er nur kann. An seinem Beispiel wurde das Bergarbeiterleben sehr schlüssig dargestellt. Er ist ein sehr facettenreicher Charakter, der sehr sympathisch wirkt.
Katharinas Töchter Inge und Bärbel sind grundverschieden. Inge steckt mitten in der Pubertät und wird erwachsen, während Bärbel ein rechter Wildfang ist und am liebsten mit dem Nachbarjungen Streiche ausheckt.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven und Blickwinkeln erzählt. So erhält man einen besseren Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der Figuren. Der Spannungsbogen bleibt die ganze Zeit über aufrecht. Die wunderbar flüssige und bildhafte Erzählweise von Eva Völler lässt einem mitleben und mitfiebern. Trotzdem empfand ich Liebesgeschichte an manchen Stellen zu viel und vermistste etwas mehr
Historie.
Im letzten Drittel hat die Autorin jedoch einige völlig unerwartete Wendungen eingebaut, die mich tief Luft holen ließen und teilweise auch erschüttert zurückgelassen haben. Nun bin ich besonders gespannt auf die Fortsetzung und wie die Geschichte weitergehen wird.

Fazit:
Im ersten Teil der Ruhrpott-Saga von Eva Völler steht mehr das alltägliche Leben der Nachkriegszeit im Vordergrund, als der historische Hintergrund. Für mich hätte es gerne etwas mehr Historie sein können, aber ich muss zugeben, dass man mit der gewählten Erzählform das Gefühl beim Lesen hat, mitten drin in der Geschichte zu sein und dazuzugehören. Viel Lokalkolorit und die spürbare Hoffnung einer neuen Zeit entgegenzugehen heben diesen Roman von anderen ab. Das überraschende Ende macht neugierig auf die Fortsetzung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 26.03.2020

Hast du schon gehört?

Das Gerücht
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Dieser Spannungsroman von Lesley Kara hat mich in manchen Passagen ein bisschen von der Art her an "Big Little Lies" von Liane Moriarty erinnert. Die größte Gemeinsamkeit ist vorallem das soziale Geflecht ...

Dieser Spannungsroman von Lesley Kara hat mich in manchen Passagen ein bisschen von der Art her an "Big Little Lies" von Liane Moriarty erinnert. Die größte Gemeinsamkeit ist vorallem das soziale Geflecht und das Leben in einer Kleinstadt. Joanna zieht mit ihrem Sohn Alfie aus London zurück in ihre Heimatstadt am Meer und arbeitet in Teilzeit als Maklerin. Der Junge wurde in London gemobbt und in Flinstead wollen beide einen Neustart wagen. Mit Michael, dem Vater von Alfie, führt sie eine freundschaftliche Fernbeziehung. Doch auch an der neuen Schule fällt es Alfie schwer Freunde zu finden, denn eigentlich bestimmen die Mütter, wer dazu gehört oder nicht. Es gibt eingeschworene Gruppen, denen auch Joanna nicht beigetreten ist. Einzig beim Buchclub ist sie Mitglied. Beim Treffen erwähnt sie ein Gerücht, das sie am Schulhof gehört hat: Sally McGowan, eine Kindermörderin, die vor Jahrzehnten als 10jähriges Mädchen einen kleinen Jungen getötet hat, soll mit einer neuen Identität in der Kleinstadt leben. Das Gerücht verbreitet sich schneller, als ihr lieb ist und bald entwickelt es ein Eigenleben, das zu Mobbing und handgreiflichen Übergriffen führt. Ein unterschwelliges Gefühl von Angst macht sich breit. Joanna plagen Schuldgefühle, jedoch lässt sie diese Frau nicht los und sie recherchiert weiter...

Mit Joanna kann man sich als Leser sehr gut identifizieren. Sie ist eine alleinerziehende Mutter, die in Flinstead noch nicht ganz angekommen ist und für sich und ihrem Sohn endlich ein Zuhause sucht. Ihre Mutter springt beim Babysitten ein und durch das Gerücht, das sie gestreut hat, bekommt sie Zutritt zum "exklusiven Club der Mütter". Die Anschuldigen, die schleichende Atmosphäre des Misstrauens und die Angst, die verbreitet wird, hat die Autorin sehr gut dargestellt. In der Mitte flaut die Spannung etwas ab, aber für die Bezeichnung "Roman" am Cover ist der Thrill mehr als genug vorhanden. Die unterschwellige Spannung ist da, aber es dauert eine Weile bis es zum Showdown kommt, der fast ein bisschen zu viel des Guten war. Der Twist am Ende konnte mich jedoch richtig überraschen..

"Eine Lüge ist bereits um die halbe Welt gelaufen, während sich die Wahrheit noch die Schuhe anzieht"
- Mark Twain

Größtenteils wird aus der Sicht von Joanna in der Ich-Form erzählt. Man bekommt dadurch "hautnah" mit, wie sich Joanna fühlt. Man erlebt ihre Gewissenbisse, aber auch die Neugierde, die sie treibt. Ebenso zittert man mit ihr wegen der drohenden Botschaften, die sie auf ihren Twitter account erhält, mit. Dazu gibt es ebenfalls kurze Einblicke in die Gedankenwelt von Sally McGowan.

Die Charaktere sind sehr lebendig und wirken äußerst authentisch. Die Schauplätze werden sehr bildhaft beschrieben. Die Autorin versteht es den Leser auf Irrwege zu führen und hat einige überraschende Wendungen eingebaut. Ich habe lange mitgerätselt und habe mich gefragt wer hinter Sally McGowan steckt und wurde zum Ende hin überrascht. Genau das erwartre ich mir von einem Roman mit einer Portion unterschwelliger Spannung und Thrill.


Fazit:
Ein atmosphärischer und kurzweiliger Spannungsroman, der aufzeigt, was ein Gerücht, das in die Welt gesetzt wird, alles anstellen kann. Gut zu lesen und ein solides Debüt der Autorin, von der man noch einiges erwarten kann.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.03.2020

Jahre der Veränderung

Jahre der Veränderung
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Der zweite Teil der Hebammensaga startet 1929 und endet im März 1933. Es sind einige Jahre seit dem Ende des ersten Bandes vergangen. Edith, Margot und Luise haben ihre Ausbildung abgeschlossen, arbeiten ...

Der zweite Teil der Hebammensaga startet 1929 und endet im März 1933. Es sind einige Jahre seit dem Ende des ersten Bandes vergangen. Edith, Margot und Luise haben ihre Ausbildung abgeschlossen, arbeiten in derselben Klinik in Neukölln und wohnen auch zusammen. Während Edith als Hebamme in der Klinik arbeitet und nebenher noch eine Beratungsstelle führt, unterrichtet Luise die Hebammen-Schülerinnen. Sie trauert noch immer um ihren Verlobten und stürzt sich in das schillernde Nachtleben Berlins. Margot ist hingegen in Georg, einen verheirateten Arzt verliebt und Edith berät junge Mütter. Dabei beginnt sie die ersten Anfeindungen gegen Juden zu spüren.
Es ist die Zeit der beginnenden Wirtschaftskrise, der Arbeitslosigkeit, Kinderarmut und den beginnenden Nationalsozialismus. Der Beginn der Wirtschaftskrise ist allgegenwärtig. Not und Elend nimmt wieder zu. Syphillis und Abtreibungen halten Luise in der Beratungsstelle auf Trab. Ebenso ist die Sterbensrate der Neugeboren sehr hoch. In Kursen zur Säuglingspflege betreten die drei Frauen zu dieser Zeit ebenso Neuland, wie in der Frauenberatungsstelle, die nicht alle gutheißen.


Während wir die drei jungen Frauen als Hebammen begleiten, erleben wir einige dramatische Entwicklungen in ihren Leben, aber auch während ihres Jobs, der allerlei Überaschungen bereit hält. In der Beratungsstelle hat Luise alle Hände voll zu tun, denn viele junge Mädchen werden ungewollt schwanger oder leiden bereits an Syphillis, weil sie anschaffen gehen müssen, um ihre Familie zu versorgen. Einige Szenen in der Frauenklinik waren für mich allerdings eher Wiederholungen aus dem ersten Teil. Die Geburten kamen mir diesmal zwar nicht so "aneinandergereiht" vor, wie im ersten Band und es ging auch diesmal nicht so viel glatt, aber mit der Zeit schlichen sich bei den Beschreibungen einige Längen ein.

Gekonnt bildhaft erzählt hat Linda Winterberg allerdings das schillernde Nachtleben - die vielgepriesenen "goldenen Zwanziger" in Berlin. Der Leser erlebt aber auch die Schattenseiten, die Luise ebenfalls an der Seite eines neuen Freundes spürt.
Die historischen Hintergründe, Frauenfragen, der Flair dieser Zeit, aber auch die Ängste und Sorgen, hat die Autorin wunderbar eingefangen. Ihr Schreibstil ist wie gewohnt lebendig, emotional und bildgewaltig.

Die drei Frauen sind sehr verschiedene Charaktere, die sich oftmals gut ergänzen. Sie entwickeln sich im zweiten Band weiter und sind reifer geworden. Das Trio steht vor einigen schwierigen Entscheidungen, die ihr weiteres Leben beeinflussen wird. Vorallem Edith, die den beginnenden Judenhass immer öfters begegnet, muss sich entscheiden...

Fazit:
Sehr gerne habe ich den Lebensweg der drei Freundinnen weiter verfolgt. Ich bin schon neugierig, wie sie ihr Leben im nächsten Band gestalten werden, wenn der Zweite Weltkrieg näher rückt.
Auch wenn mir noch immer die Bücher rund um die Nightingale Schwestern von Donna Douglas besser gefallen, mag ich diese Reihe sehr und werde sie auf jeden Fall weiter verfolgen.

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Veröffentlicht am 17.03.2020

Freunde fürs Leben?

Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung
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Obwohl mich der letzte Band der Inselbuchhandlung nicht so wirklich überzeugen konnte, habe ich auch auch den dritten Band "Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung" gelesen. Und er hat mir wieder ...

Obwohl mich der letzte Band der Inselbuchhandlung nicht so wirklich überzeugen konnte, habe ich auch auch den dritten Band "Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung" gelesen. Und er hat mir wieder wesentlich besser gefallen, als der letzte Band. Obwohl es sich um eine Reihe handelt, kann jeder Roman für sich alleine gelesen werden, denn die Handlung ist in sich abgeschlossen.

Diesmal geht es um das Thema Freundschaft. Für Wiebke endete die jahrelange Freundschaft zwischen Nicole, Kai und Hauke viel zu plötzlich und ohne Grund. Seit ihrer Kindheit haben die vier alles gemeinsam gemacht und sogar eine Band gegründet. Doch nach dem Abitur waren plötzlich Nicole und Kai weg und Hauke folgte bald danach. Wiebke blieb alleine auf Föhr zurück, nachdem ihre Eltern gestorben sind und sie den Bauernhof übernehmen musste.
Zwanzig Jahre später kehrt Hauke, der inzwischen ein Bestsellerautor geworden ist, für eine Lesung auf die Insel zurück. In Gretas Inselbuchhandlung liest er aus seinem neuersten Krimi. Im Publikum sitzen tatsächlich alle drei seiner alten Freunde, doch außer Wiebke spricht niemand mit ihm. Und als Leser fragt man sich: Was hat diese tiefe Freundschaft damals so zerrüttet?

Der Einstieg ist mir sehr leicht gefallen, vorallem da ich erst den Vorgängerband gelesen habe. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Wiebke und Hauke erzählt und gibt uns einen Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Immer wieder erinnern sich die Beiden an die schöne Zeit, als sie Kinder waren und wie sie gemeinsam die Insel unsicher gemacht haben. Wiebke ist mittlerweile alleinerziehende Mutter von Zwillingen und kann den Hof mehr schlecht als recht halten. Auch sie hätte die Insel gerne verlassen, aber mittlerweile liebt sie ihre Kühe und den Hof und ist eine tolle Mutter geworden. Trotzdem wächst ihr mit der Zeit alles über den Kopf. Hauke fühlt sich in seiner ehemaligen Heimat sofort wieder wohl und beginnt zu überlegen, ob er nicht doch länger bleiben könnte. Doch als gefragter Schriftsteller hat er bereits wichtige Termin in Berlin, wo er die letzten zwanzig Jahre gelebt hat.

Der flüssige, leichte und bildhafte Schreibstil lässt einem wieder durch die Seiten fliegen. Janne Mommsen hat diesmal seinen Charakteren mehr Tiefe gegeben und auch dem Thema eine gute Plattform. Es gibt zwar wieder sehr schöne Inselbeschreibungen, aber die nehmen nicht so überhand, wie im letzten Teil. In diesem dritten Band stimmt wieder die Relation zwischen wunderbaren Inselflair, den Charakteren und dem gewählten Thema des Autors, das zu Konflikten führt. Man fragt sich, wie es möglich ist, dass sich die Vier so auseinander gelebt haben. Was kann eine so tiefe Freundschaft zerstören?
Hier habe ich noch einen kleinen Kritikpunkt, denn der Grund war mir fast zu banal. Trotzdem habe ich diesmal die Geschichte gerne gelesen und mich gut unterhalten gefühlt.

Fazit:
Der dritte Band rund um die Inselbuchhandlung hat mir wieder besser gefallen. Es war schön die Insel Föhr und Gretas Inselbuchhandlung nochmals zu besuchen und die vier Freunde kennenzulernen. "Wiedersehen in der kleinen Inselbuchhandlung" bietet eine kleine Auszeit aus dem momentanen negativen weltweiten Schlagzeilen.

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