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Veröffentlicht am 08.06.2020

Zwei Erzählungen über Migration, Frau-Sein, Identitätsfindung und abwesende Väter innerhalb einer kurdischen Community

Im Bauch der Königin
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Hier liegen zwei Erzählungen vor. Mit welcher man beginnt, ist egal. Ich begann mit der Geschichte um Amal.
Amal ist eine junge Frau, die sich schon früh nicht in die „Mädchenrolle“ fügen wollte und ihren ...

Hier liegen zwei Erzählungen vor. Mit welcher man beginnt, ist egal. Ich begann mit der Geschichte um Amal.
Amal ist eine junge Frau, die sich schon früh nicht in die „Mädchenrolle“ fügen wollte und ihren eigenen „wilden“ Weg geht. Kurze Haare, schnell mal eine Prügelei, „wie ein Bursche, völlig außer Kontrolle“. Viele Freundschaften hat sie nicht, nur Younas. Sie lebt mit ihrer Mutter und ihrem jüngsten Bruder Baran allein, irgendwo im Ruhrpott. Ihr Vater, der sie immer unterstützt hatte, zog, als sie 9 Jahre alt war, nach Kurdistan zurück. Dort konnte er wieder als Architekt tätig sein, während er in Deutschland nur ein Lagerarbeiter mit unzureichenden Deutschkenntnissen war.
Amal vermisst ihren Vater jeden Tag. Nach dem Abi fliegt sie zu ihm, nach Zaxo in das autonome Kurdistan im Nordirak.

Die zweite Erzählung dreht sich um Raffik. Hier tauchen wieder Amal, Younas und vor allem Shahira, die Mutter von Younas auf. Raffik steht ebenfalls kurz vor dem Abi. Seine Freundin, die er liebt oder auch nicht, möchte danach in die USA. Sein Vater möchte wieder zurück nach Kurdistan, aus den gleichen Gründen wie Amals Vater. Raffiq soll jedoch mitkommen...

Amals Geschichte ist als innerer Monolog konzipiert, gleich eines Bewusstseinsstroms. Die Sätze, poetisch gar, sind oft recht lang. Ich war ihr sehr nah und wurde sehr berührt, so kamen mir mehrfach die Tränen.
Die Erzählung um Raffiq ist ebenfalls in der Ich-Perspektive geschrieben. Der Schreibstil ist hier dennoch etwas anders, so sind die Sätze etwas kürzer und nüchterner. Ich blieb distanzierter und da Raffiq als Hauptfigur etwas blass blieb, fragte ich mich anfangs, wer oder was steht hier eigentlich im Mittelpunkt und worum genau geht es eigentlich? Zudem war ich anfangs etwas verwirrt, weil ich dachte, hier werde eine andere Perspektive der gleichen Geschehnisse dargestellt. Es war aber tatsächlich eine ganz eigenständige Geschichte. Zwar trifft man die gleichen Figuren, die auch etliche Gleichheiten aufweisen, sie befinden sich jedoch teils in anderen Konstellationen und haben teilweise andere Persönlichkeiten. Es dauerte daher ein wenig, bis ich mich einlas und mich diese Geschichte ebenfalls gefangen nahm.

Beide Geschichten ergänzen sich sehr gut, da sie gleiche Thematiken beinhalten und im selben Milieu angesiedelt sind. Sie spielen in einer kurdischen Community einer westdeutschen Stadt sowie teils auch im autonomen kurdischen Gebiet in Nordirak.
Sehr berührend wird hier über Identitätsfindung von jungen aber auch älteren Migranten gesprochen. Die Rolle der Frau wird eindrücklich und nahbar reflektiert. Es geht aber auch um die Erwartungen der Anderen, um Familiendynamiken und die Beziehung zu den Eltern, besonders zu den oft nicht greifbaren bzw. abwesenden Vätern.
Sicherlich nicht neu, für mich aber immer wieder wichtig zu lesen, ist die hier beschriebene Situation von Migranten. Die spezifischen Schwierigkeiten der ersten Generation (innerhalb der Geschichten geht es um den gebildeten Mittelstand) sowie die Situation ihrer Kinder wird überzeugend beleuchtet. Gleichzeitig erhält man auch einen Einblick in die kurdische Kultur, ihre Normen, Werte und Moral, was mir sehr gut gefiel.
Ebenfalls gut gefiel mir die Bezugnahme auf Sheherazade sowie die merkliche Lust am Geschichtenerzählen.

Leider konnte mich, die mehr oder weniger auch im Mittelpunkt stehende Figur Shahira irgendwie nicht so ganz überzeugen. Sie schien mir unnahbar, etwas unverständlich und auch recht widersprüchlich in ihren Handlungen. Das Großartige, dass sie darstellen sollte, kam bei mir nicht an. Für mich machte es mehr Sinn, sie vielleicht eher als Symbol für die weibliche Sinnlichkeit an sich zu sehen, wenngleich es so wahrscheinlich nicht intendiert war.

Insgesamt sollte man die beiden Geschichten langsam oder zweimal lesen, um Feinheiten nicht zu übersehen und Andeutungen nicht zu überlesen. Beide Geschichten konnten mich fesseln und berühren. Sie beschäftigten mich, reizten zu Diskussionen, Nachfragen und Nachforschungen. So soll es sein!

Veröffentlicht am 01.05.2020

Für Liebhaber der Natur, des Reisens, der Literatur und Philosophie

Die Kunst des stilvollen Wanderns – Ein philosophischer Wegweiser
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Das sehr interessante und neugierig machende Vorwort, welches das vorliegende Werk in einen verständlichen Kontext rückt, schrieb Alastair Humphrey, selbst ein begeisterter Weltreisender und Autor.

Erstmalig ...

Das sehr interessante und neugierig machende Vorwort, welches das vorliegende Werk in einen verständlichen Kontext rückt, schrieb Alastair Humphrey, selbst ein begeisterter Weltreisender und Autor.

Erstmalig erschien das Essay über das stilvolle Wandern 1926. Graham, Reisejournalist, führt hier seine Gedanken zum Wandern und Reisen aus. Wandern charakterisiert er als tage-, auch wochenlange Streifzüge durch unbekannte Gegenden, inkl. Schlafens unter freiem Himmel.
Er bereiste unzählige Länder (Russland, USA/ Kanada, europäische Länder) und gewann dabei vielerlei Einsichten in die Lebensweise fremder Kulturen. Er berichtet hier von konkreten Gegenden, zeigt geographische, politische und rechtliche Besonderheiten verschiedener Länder in Bezug auf das Wandern auf und hat dabei auch immer einen soziologischen Blick.

Der Leser erhält neben praktischen Tipps zu Ausrüstung, auch Einsichten dazu, welches das passende Buch auf Reisen sei (dieses Kapitel gefiel mir besonders gut). Das Ideal eines wandernden Gentleman ist Graham wichtig, so dass er immer auch wieder Verhaltensratschläge gibt. Bisweilen wirken manche Dinge ein wenig in die Jahre gekommen, dennoch finde ich seine Ansichten grundsätzlich nicht veraltet.
Er stellt seine Lebensphilosophie und Anschauungen zur Natur des Menschen dar. „Wandern ist eine Kunst: Derjenige, der weiß, wie man wandert, weiß auch, wie man lebt.[...] Das Wandern konfrontiert uns mit der Wirklichkeit.“ Doch Wandern ist nicht nur Lebenskunst, sondern auch „der schnellste Weg, das Herz einer Nation zu erschließen“ sowie „zum Verständnis der Völker“ beizutragen. Es geht dem Autor um Achtsamkeit, um Idealismus, um innere Werte und das Verhalten zu anderen Menschen. Um das Gefühl der Freiheit, um den direkten Kontakt zur Natur, um Lebenskunst und Poesie. Es geht um das Glück, die Suche nach Wahrheit und Selbsterkenntnis.

Der Autor ist sehr bewandert in der Literatur, Kunst und Kultur, er nutzt Gedichte und Liedtexte und bezieht sich häufig auf Philosophen oder Dichter, wie Diogenes und Shakespeare, aber auch auf viele mir eher unbekannte, vor allem aus der damalig aktuellen britischen Literaturszene stammend.

Er schreibt sehr humorvoll, ich habe mich sehr amüsiert und bestens unterhalten. Seine Gedanken zum Wandern, Reisen, Menschen und dem Leben allgemein empfand ich nachvollziehbar und vor allem inspirierend, berührend und bereichernd. Manchmal langweilten mich seine etwas schwülstigen Naturbeschreibungen, aber zumeist wirkte sein Schwärmen doch sehr ansteckend. Ich bekam große Lust sofort los zu wandern!

Fazit: Wahrscheinlich nicht für jeden das Richtige, mich aber hat es sehr beeindruckt und inspiriert. Gleichzeitig bin ich auf seine Reportagen über seine Reisen durch Russland und den Kaukasus sehr neugierig geworden..:)

Veröffentlicht am 07.04.2020

Gelungene Parabel mit reichhaltigem Inhalt und Diskussionsstoff

Die Parade
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Eine Straße soll gebaut werden. In einem Land, in dem kurz nach Beendigung eines heftigen Bürgerkrieges immer noch in einigen Gebieten Rebellen aktiv sind. So soll der Norden mit dem Süden verbunden werden, ...

Eine Straße soll gebaut werden. In einem Land, in dem kurz nach Beendigung eines heftigen Bürgerkrieges immer noch in einigen Gebieten Rebellen aktiv sind. So soll der Norden mit dem Süden verbunden werden, damit dorthin leichter Waren, Medikamente usw. transportiert werden können. Zur Eröffnung in wenigen Tagen, plant der Präsident eine Parade durchzuführen, die ein wichtiges Friedenssignal werden soll.
Im Mittelpunkt dieser Geschichte stehen nun die zwei Mitarbeiter, die von einer ausländischen Firma geschickt worden sind, um diese Straße mit Hilfe einer hochtechnisierten – futuristischen – Maschine zu teeren. Die Firma hat den beiden, die ihre richtigen Namen nicht kennen dürfen und sich daher Neun und Vier nennen, etliche Vorschriften und Verbote mitgegeben. Sie sollen keinen Kontakt mit den Einheimischen aufnehmen, keine lokalen Speisen verzehren und vieles mehr. Das klingt erst mal merkwürdig, allerdings wird das zumeist nachvollziehbar begründet.
Neun ist das erste Mal dabei und hält sich an keine der Regeln. Stattdessen taucht er interessiert in die Geschichten der zumeist sehr armen Einheimischen ein und beginnt sogar seine Arbeit zu vernachlässigen. Vier, schon sehr lange dabei, wird immer wütender, beschließt aber, sich gewissenhaft auf das Teeren der Straße zu konzentrieren.... bis Vier schwer erkrankt und ernste Komplikationen entstehen, zudem der Tag der Parade immer näher rückt.

Wir haben es hier mit einer Art Parabel zu tun, die sich sehr anschaulich und spannend liest. Aufgrund der etwas verfremdeten Darstellungsweise, der typisierten Figuren sowie der etwas futuristischen Atmosphäre, die mich staunen und sehr aufmerksam lesen ließ, wurde ich tatsächlich sehr zum Nachdenken angeregt. Hier fand ich viele Situationen, über die ich Lust bekam, zu reflektieren und zu diskutieren.
Pointiert und etwas provokativ wird auf Problematiken aufmerksam macht, die entstehen, wenn man als Ausländer in (Bürger-) Kriegsländern tätig wird. Es geht darum, welche unkalkulierten Folgen etwaige Handlungen auf wirtschaftlicher, politischer, sozialer oder auch ganz persönlicher Ebene haben können.
Es geht um ethisch "richtiges" Verhalten und nicht zuletzt geht es auch um Arbeitskollegen, über die man sich die Haare raufen könnte..:)

Das Ende nimmt eine überraschende Wendung, wenn gleich mir, als erfahrene Leserin, im ersten Drittel schon klar war, wie es ausgehen wird. Dennoch minderte das mein Lesevergnügen ganz und gar nicht, da mir die Geschichte an sich sehr gut gefiel.
Lediglich ein Vorfall irritierte mich, ein Verhalten von Neun, das ich jetzt nicht spoilern möchte, da hätte ich mir sehr gewünscht, dies noch etwas deutlicher/ länger zu betrachten. War es ein tatsächliches Vergehen, war es ein "Missverständnis" oder doch eine Lüge? Warum thematisiert das Vier nicht mit seinem Kollegen?

Der Umfang des Buches ist zwar gering, der Inhalt jedoch sehr reichhaltig!

Klare Leseempfehlung für ältere Jugendliche und Erwachsene!

Veröffentlicht am 29.03.2020

Hochinteressant und berührend

Die Optimisten
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Galeristen, Maler, Schauspieler, Redakteure, Fotografen und andere Künstler unterschiedlicher Generationen bevölkern diesen, fast episch anmutenden Roman, der zwei sich abwechselnde Handlungsstränge verfolgt.
Die ...

Galeristen, Maler, Schauspieler, Redakteure, Fotografen und andere Künstler unterschiedlicher Generationen bevölkern diesen, fast episch anmutenden Roman, der zwei sich abwechselnde Handlungsstränge verfolgt.
Die Haupthandlung findet in Chicago in den Jahren 1985- 1992 statt. Im Mittelpunkt steht der Galerist Yale. Eine alte Dame möchte einige unbekannte Werke teils sehr bekannter Künstler der Galerie vermachen, in der er tätig ist. Yale fährt zu ihr und hört sich Noras Lebensgeschichte an, voller Aufregung und Freude über diesen überraschenden Glücksfund.
Gleichzeitig ist seine Lebenswelt jedoch überschattet von den ersten Toten des noch unbekannten HI-Virus. Große Unsicherheit, Angst und Trauer bricht in der Schwulenszene, in seinem nahen Umfeld aus.
Yale befindet sich in fester Partnerschaft mit Charlie. Während Yale der geerdete beständige Typ ist, ist Charlie eher unsicher und vor allem sehr eifersüchtig. Dennoch ergänzten sie sich bislang recht gut...

Der zweite Handlungsstrang fokussiert Fiona, eine Freundin von Yale. Fiona war zudem die Schwester von Nico, einer der ersten Aids Opfer, damals 1985 in Chicago. Fiona pflegte ihn sowie auch andere aus der Szene. Die vielen hautnah miterlebten Tode traumatisierten sie.
Jetzt, 30 Jahre später, trifft sie in Paris einen alten Freund. Sie ist auf der Suche nach ihrer Tochter Claire, die lange Zeit in einer Sekte lebte und den Kontakt zu ihrer Mutter ablehnt.

Anfangs hatte ich ein wenig Mühe, in den Roman hineinzukommen. Es waren einfach zu viele Namen und ich wurde mit den Figuren nicht so recht warm. Der Schreibstil schien mir auch irgendwie etwas geschwätzig und redundant. Aber plötzlich, obwohl es wirklich ein wenig dauerte, nahm der Roman mich gefangen. Die Menschen berührten mich, ich begann die Atmosphäre zu spüren, ich tauchte ein, war gefesselt und gespannt, der Roman erwachte zum Leben. Ich genoss den Humor, die Ironie, wurde von der Tragik erschüttert und wurde immer wieder auch zum Nachdenken angeregt, nicht zuletzt über das Lebensgefühl der 80er Jahre, aber auch das Lebensgefühl der aktuellen Zeit, gemäß der Einsicht: „Wartet man nicht eigentlich permanent darauf, dass die Welt aus den Fugen gerät?“ […] Wenn die Verhältnisse stabil sind, dann immer nur vorübergehend.“

Die Autorin verarbeitete viele Interviews, die sie für diesen Roman führte und stellt die 80er Jahre, den HIV und Aids Ausbruch mitsamt der speziellen Atmosphäre sehr anschaulich und eindrücklich dar. Die greifbare Angst vor dem Tod wird fühlbar. Existentielle Fragen werden für jeden wichtig - wie lebt man eigentlich angesichts des nahen Todes bzw.- hat man eigentlich Hoffnung, dass es irgendwann Überlebende geben wird? Erst 1996 kamen nämlich die „guten“ Medikamente...
Aids galt in der ersten Zeit als „Schwulenkrankheit“. Makkai zeichnet ein interessantes Bild der Schwulenszene in Chicago, stets auch im Gewahrsein der allgemeinen Schwulenfeindlichkeit, des gesellschaftlichen Unverständnisses und der realistischen Gefahr, Opfer von Übergriffen zu werden.

Über all das hinaus erhält man zudem einen sehr interessanten Einblick in die Kunstwelt und die Kunstphilosophie. Hierzu zählt nicht zuletzt auch Noras Lebensgeschichte. Im Paris der 20er Jahre war sie die Muse für einige Künstler. Für die jungen Künstler, die den Krieg erlebten und als „verlorene Generation“ galten: „Der Krieg machte uns älter als unsere Eltern. Und wenn man älter ist als die eigenen Eltern, was dann? Wer soll einem dann zeigen, wie man lebt?“

Hier liegt ein hochinteressanter, reichhaltiger, aber keinesfalls überfrachteter Roman vor. Anfangs ist er allerdings etwas zäh und am Ende flacht die Spannung ein wenig ab. Er berührte und informierte mich sehr und regte zum Nachdenken an, nicht zuletzt auch über die großen Themen Freundschaft, Liebe und Verlust. Zudem verdeutlicht er die Wichtigkeit von Frieden, Toleranz und Menschlichkeit.

Veröffentlicht am 26.03.2020

Spannende Abenteuer des Kopfgeldjägers Daoma im alten China

Biaoren - Die Klingen der Wächter - Band 1
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Dies ist mein erster chinesischer Comic, und der erste Comic, den ich in anderer Leserichtung las, also von hinten nach vorn sowie von rechts nach links.

Im Mittelpunkt steht der Kopfgeldjäger und Geleitschützer ...

Dies ist mein erster chinesischer Comic, und der erste Comic, den ich in anderer Leserichtung las, also von hinten nach vorn sowie von rechts nach links.

Im Mittelpunkt steht der Kopfgeldjäger und Geleitschützer Daoma, der verschiedentliche Aufträge annimmt, um vor allem seine Schulden bei dem alten Mo, einem Sklavenhändler, zu begleichen. Er reitet stets mit seinem (?) kleinen drei- oder vierjährigen Sohn Sieben. Sie erleben Abenteuer und treffen auf viele interessante, auch merkwürdige Menschen sowie sogar auf Dämonen. Natürlich wird viel gekämpft, aber es werden auch Lebensweisheiten ausgetauscht und Witze gemacht.

Ich konnte diesen Comic nicht zur Seite legen, so spannend fand ich ihn. Sogar den zweiten Teil musste ich gleich hinter her lesen..:)
Die Story ist wendungsreich und lebt von der geheimnisvollen, kantigen, klugen Gestalt Daoma, von der man nur hier und da kleine Brocken über seine Hintergrundgeschichte erfährt. Vieles wird nur angedeutet, so dass sich sicherlich in den Folgebänden noch Überraschungen auftun werden. Auch aus seinem Charakter wird man noch nicht so ganz schlau. Einerseits handelt er sehr moralisch, aber dann auch wirkt er eher kalt und berechnend. Alles in allem eine interessante Figur, so wie auch der kleine Sieben, der sich bei den Kämpfen laut zählend die Augen zuhält und doch immer mal wieder heimlich zuschaut.
Die Figuren sind recht vielschichtig angelegt, das gefiel mir gut.
Die brutalen (Kampf-)Szenen überlas ich übrigens etwas, da ich abgetrennte Gliedmaßen und hervorquellende Augen nicht sehen möchte, zudem ich grundsätzlich Gewalt nicht mag.

Der historische Kontext- der Übergang der Sui zur Tang Dynastie, um 600 im alten China, wird angedeutet, im Folgeband aber noch mehr vertieft. Hin und wieder gibt es jedoch kurze, sehr interessante Erläuterungen. Insgesamt war ich sehr angetan von diesem Einblick in jene vergangene Welt.

Der Zeichenstil ist schwarz- weiss, recht dynamisch und mit ausdrucksstarken Mimiken. Er gefiel mir gut, obwohl ich in kleinen Situationen die Figuren nicht gut erkannte (was jedoch wahrscheinlich an meinem ungeübten Auge lag). In anderen kleinen Situationen konnte mich die Sprache nicht immer überzeugen, ob es hierbei an der Übersetzung lag, kann ich jedoch nicht beurteilen.

Neben einem angehängten Bonuskapitel gibt es noch ein erhellendes und sympathisches Vor- und Nachwort, wobei man das Vorwort auch gern zum Schluss lesen kann bzw. sollte.

Trotz der benannten kleinen Kritikpunkte hat mich dieser sehr spannende, wendungs- und actionreiche Comic wunderbar unterhalten und mich dabei so in das alte China entführt, dass ich im Anschluss gleich den 2. Teil lesen musste und nun sehr gespannt auf die weiteren Bände bin..:)