Cover-Bild Bombennacht
14,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Echter
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 26.09.2016
  • ISBN: 9783429038854
Roman Rausch

Bombennacht

Ein Roman über die letzten 24 Stunden des alten Würzburg
16. März 1945: Ein friedlicher und sonniger Frühlingstag bricht in Würzburg an. Tausende Flüchtlinge haben in der Stadt am Main Zuflucht gefunden, unter ihnen Eugen, ein deutsch-russischer Junge, der sich vor der SS hüten muss. In der Nervenheilanstalt in der Füchsleinstraße kümmert sich Professor Werner um die vielen Kriegsverletzten. Da taucht ein totgeglaubtes Mädchen auf, das seine menschenverachtenden Praktiken offenlegen kann. Krankenschwester Fanny erkennt in ihr eine ehemalige Patientin und geht der Sache nach.

Unterdessen bereitet man in der Villa des Nervenarztes ein Geburtstagsfest vor. Der Jude Paul soll eine berühmte NS-Sängerin am Klavier begleiten, während er mit einem Zwangsarbeiter seine Flucht plant.

Und Pfarrer Titus liest seine Morgenmesse. Wird es eine Totenmesse für die Stadt sein? Denn während die Würzburger darauf hoffen, dass der Krieg bald vorbei sein möge, bereitet sich an der Küste Englands eine Bomberstaffel auf einen ihrer zahlreichen Einsätze vor. Am Ende des Tages werden deren Flugzeuge den Himmel über Würzburg verdunkeln und einen tödlichen Feuersturm entfachen.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.02.2022

Eine klare Leseempfehlung

0

Wenn man „Bombardierte Städte in Deutschland“ hört, denken viele an Hamburg und natürlich vor allem an Dresden. Dass zahlreiche andere Städte ebenfalls zahlreichen Bombenangriffen ausgesetzt waren, ist ...

Wenn man „Bombardierte Städte in Deutschland“ hört, denken viele an Hamburg und natürlich vor allem an Dresden. Dass zahlreiche andere Städte ebenfalls zahlreichen Bombenangriffen ausgesetzt waren, ist nicht so präsent. Eine jener Städte, deren Bevölkerung durch das als „moral bombing“ zur Abkehr des NS-Regimes gezwungen werden sollte, ist Würzburg.

Es ist der 16. März 1945. Zahlreiche Flüchtlinge haben in der Stadt Aufnahme gefunden.

Minutiös schildert Autor Roman Rausch in mehreren Handlungssträngen und anhand von verschiedenen Schicksalen die letzten 24 Stunden der unversehrten Stadt.

So verstecken wir uns gemeinsam mit Eugen, einem deutsch-russischen Jungen, vor der SS oder decken mit Krankenschwester Fanny die Machenschaften eines Nervenarztes auf, der Hunderte Patienten in die Tötungsanstalt von Hadamar verlegen hat lassen.

Wir zittern mit dem Juden Paul, der als Klavierbegleitung einer bekannten NS-Sängerin in der Villa des Nervenarztes auftreten soll und gleichzeitig mit Zwangsarbeitern die Flucht vorbereitet. Wird es gelingen, während des rauschenden Festes abzutauchen?

Daneben blicken wir auch Henry, früher Heinrich, einem nach England geflüchteten Freund Pauls, der nun als RAF-Pilot die Bomben über Würzburg abwerfen soll, über die Schulter. Hier erleben wir die Gewissensbisse mit, da Henry genau weiß, dass auch unschuldige Menschen sterben werden. Doch die Kameraden erinnern ihn immer wieder an die Bombardierung von Coventry, die vor allem zivile Opfer gefordert hat.

Obwohl bei Todesstrafe verboten, wird der Feindsender gehört und so mancher wundert sich über die Mitteilung „Heute bringen wir eine Symphonie von Mozart“, denn auch wenn Wolfgang Amadeus Mozart viel komponiert hat, eine Symphonie war nie dabei.

Der gesamte Angriff dauert nur sieben Minuten, sieben Minuten in denen die Stadt dem Erdboden gleich gemacht wurde, sieben Minuten, die Tausenden Menschen das Leben kostete und das Regime nicht zur Aufgabe zwingen konnte.

Fazit:

Ein beeindruckender, sehr gut recherchierter historischer Roman, dem ich gerne eine Leseempfehlung und 5 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 06.01.2017

Erschütternder Bericht über die letzten Stunden des alten Würzburgs 1945

0

Als Würzburgerin ist mir natürlich die Geschichte der verhängnisvollen Bombennacht bekannt, ich stand schon oft vor dem Denkmal im Rathaus, das ein Modell des zerstörten Würzburgs zeigt, und kenne auch ...

Als Würzburgerin ist mir natürlich die Geschichte der verhängnisvollen Bombennacht bekannt, ich stand schon oft vor dem Denkmal im Rathaus, das ein Modell des zerstörten Würzburgs zeigt, und kenne auch ein paar Augenzeugenberichte. Wer heute durch diese wunderschöne Stadt läuft, kann sich kaum vorstellen, dass damals ein Hölleninferno die historische Altstadt zu 90% zerstörte und unzählige Menschenleben forderte.

Roman Rausch, der vor allem als Autor historischer Romane und Krimis/Thriller bekannt ist, hat sich nun dieses schweren Stoffes angenommen. Wie der Untertitel bereits verrät, geht es hier um einen Zeitraum von 24 Stunden, beginnend am 16. März 1945 um 6.06 Uhr, als ein wunderschöner Frühlingstag die Würzburger Bevölkerung noch in Sicherheit wiegt.

Es gibt mehrere Handlungsstränge und man lernt zuerst nach und nach die Hauptcharaktere kennen, deren Wege sich mit der Zeit kreuzen:

- Prof. Werner, Nervenarzt an der Uniklinik, und seine Familie. Als Vorbild für diese Figur diente Werner Heyde, der als Professor für Neurologie und Psychiatrie in Würzburg an der "Aktion T4", der systematischen Tötung von geistig Behinderten beteiligt war. Neben dem Professor spielen noch Tochter Charlotte, eine Funkhelferin, und der von der SS desertierte Sohn German eine Rolle.
- Fanny, die angehende Krankenschwester, die Prof. Werner verehrt und erst merkt, welche Verbrechen ihr Vorbild begangen hat, als es schon zu spät ist. Ihr Vater Vinzenz und ihre Großeltern Jörg und Cäcilie treten ebenfalls in Erscheinung.
- Paul, ein Jude, der als Klavierlehrer bei der kultivierten Nazi-Familie Werner bislang von der Deportation verschont blieb und heimlich seine Flucht plant.
- Henry bzw. Heinrich, der nach seiner Flucht aus der deutschen Heimat bei der British Royal Air Force anheuert und nun gegen seine Überzeugung bei der Zerstörung Würzburgs, seines alten Studienortes, mitwirken soll.
- Julius und Eugen, zwei Jugendliche, die viel zu schnell erwachsen werden müssen.

Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Nebencharaktere. Und viele von ihnen werden später unter den über 5.000 Opfern sein, die der Angriff der Briten und dessen Nachwirkungen fordern.

Roman Rauschs Schreibstil ist anspruchsvoll, eloquent und eindrücklich. Er schafft es, das unvorstellbare Leid in Worte zu fassen, irgendwie greifbar zu machen. Die Geschichte ist extrem aufwühlend und hinterließ bei mir während der Lektüre ein Gefühl der Beklemmung und Fassungslosigkeit. Ich habe schon viele Bücher über den Weltkrieg und seine unerträglichen Gräuel gelesen. Ich wusste, was in der Bombennacht passiert ist. Und dennoch ist das Gelesene fast unerträglich, da man weiß, dass trotz fiktiver Figuren die Haupthandlung - die Zerstörung Würzburgs - ein Fakt ist und alle hier beschriebenen Grausamkeiten so oder in ähnlicher Weise tatsächlich passierten. Man wird niemals verstehen, wie furchtbar damals der Krieg war, und wieso das so genannte "moral bombing", das einzig dem Zweck diente, die Moral der Bevölkerung zu brechen und den größtmöglichen Schaden anzurichten, von eigentlich zivilisierten Ländern als Kriegstaktik durchgeführt wurde.

Schon vor dem Angriff ist die Situation in der Stadt nicht einfach. Die Bevölkerung leidet unter Hunger und Armut, hat schon mehrere Angriffe hinter sich und muss sich Wohnraum und Lebensmittel mit zahlreichen Flüchtlingen aus anderen zerstörten Städten teilen. Die Krankenhäuser sind überfüllt mit Kriegsversehrten. Allein diese angespannte Stimmung war greifbar, und als die britischen Bomber dann starteten, legte ich das Buch erstmal weg, da ich nicht wollte, dass es noch schlimmer kommt. Das restliche Buch las ich dann an einem ruhigen Sonntag in einem Rutsch durch, so ein bisschen nach dem Motto "Da muss ich jetzt irgendwie durch."

Der Angriff selbst dauerte nicht lang, in Echtzeit circa 17 Minuten, aber das Inferno, das danach losbrach, ist kaum zu begreifen. Wer sehr empfindlich ist, sollte tatsächlich zweimal überlegen, ob er diesen Roman lesen möchte. Hier ist sicherlich keine Effekthascherei nötig, um das unsägliche Leid der Bevölkerung deutlich machen zu können, der Autor provoziert nicht mit unnötigen Grausamkeiten. Aber er erzählt nunmal so, wie es war, wie man es von Überlebenden weiß, und er beschönigt nichts. Man ist hier wirklich weit entfernt von "leichter Kost", die man mal eben gemütlich auf der Couch wegschmökert.

Roman Rausch hat dieses wichtige und traurige Kapitel der Würzburger Geschichte anhand von Zeitzeugenberichten und historischen Fakten detailliert aufgearbeitet, und es ist ihm gelungen, Fiktion und Wirklichkeit zu verknüpfen. "Bombennacht" hat mich emotional sehr mitgerissen, und ich kann diesen Roman jedem empfehlen.

Veröffentlicht am 23.10.2016

Bewegender Roman über einen historischen Tag

0

Würzburg. Es ist der 16. März 1945, ein Tag, der frühlingshaft beginnt. Doch am Abend wird die Stadt nicht mehr die sein, die sie war. Ein Bombenangriff von über 225 Flugzeugen wird die historische Stadt ...

Würzburg. Es ist der 16. März 1945, ein Tag, der frühlingshaft beginnt. Doch am Abend wird die Stadt nicht mehr die sein, die sie war. Ein Bombenangriff von über 225 Flugzeugen wird die historische Stadt zunichte machen. Roman Rausch hat durch fiktive Menschen die Realität diesen Tages nachempfunden. Vorbilder waren Zeitzeugenberichte, aber auch historische Dokumente.

Hauptpersonen sind der Leiter der Nervenklinik Prof. Werner und seine Famlie, Ehefrau, Tochter Charlotte, Sohn German und dem jüdischen Klavierlehrer Paul, die Krankenschwesterschülerin Fanny, ihr Vater und ihre Mitbewohner. Paul, der Flieger der Royal Air Force ist .
Aber auch der Junge Julius, das Mädchen Apollonie, Elsa, die seit Jahren Patientin auf der Station der Nervenklinik ist und so manch andere Figuren.

Abwechselnd wird in wie in einem Stundenprotokoll von den letzten 24 Stunden des historischen Würzburgs berichtet. Dabei gelingt es Roman Rausch, von den ersten fast idyllischen Stunden, in der die Menschen Pläne schmieden, noch hoffnungsvoll sind, bis hin am Ende zu Entsetzen, Tod, Leid und tiefe Abgründe der menschlichen Seele hin zu wechseln, im Buch werden die ganze Bandbreite an Gefühlen geweckt. Eine Geschichte, da sie so, zumindest was die Rahmenbedingungen angeht, Realität ist, so dass die Beschreibung der letzten 24 Stunden wahrlich dem Leser unter die Haut gehen und man das Buch nicht einfach so schließen kann. Es hallt nach. Es treibt an weiter zu recherchieren um noch mehr zu erfahren. So war mir schnell klar, dass es diesen beschriebenen Prof. Werner wirklich gegeben hat, es handelt sich um Prof. Werner Heyde.

Die Geschichte, die so ruhig anfängt, steigert sich von Stunde zu Stunde, ab Beginn der Bombardierung, lesen wir schnell wechselnde Sequenzen zwischen unseren Progagonisten. Man hofft mit ihnen, leidet mit ihnen und trauert auch mit ihnen. Als Leser meint man die Hitze zu spüren, die Gase zu riechen, die Angst selber zu spüren. Ich konnte das Buch am Ende nicht mehr aus der Hand legen und musste einfach wissen, wer überlebt hier, wer schafft es aus der Flammenhölle heraus. Und dann, gerade als man sich beim Lesen glaubte etwas beruhigen zu können, kommt alles anders als man glaubte....


Fazit:
Roman Rausch zeichnet hier ein bewegenden Ablauf der letzten 24 Stunden des historischen Würzurgs. Ein mitreissender Roman, der einem auch nach dem Lesen noch lange bewegt, da er realitätsnah geschrieben wurde.

Veröffentlicht am 14.11.2016

Der Himmel war feuerrot, er schien zu glühen.

0

Würzburg, 16. März 1945. Ein schöner Frühlingstag, sonnig, vermeintlich friedlich. Viele Flüchtlinge haben hier Zuflucht gesucht, denn Würzburg schein ein sicherer Ort zu sein. Schutz sucht hier auch Eugen, ...

Würzburg, 16. März 1945. Ein schöner Frühlingstag, sonnig, vermeintlich friedlich. Viele Flüchtlinge haben hier Zuflucht gesucht, denn Würzburg schein ein sicherer Ort zu sein. Schutz sucht hier auch Eugen, ein junger Mann deutsch-russischer Abstammung, der sich vor der SS verstecken muss. Außerdem ist da Professor Werner in der Nervenklinik in Grombühl, der plötzlich mit dem Auftauchen eines totgeglaubten Mädchens konfrontiert wird, welches seine menschenunwürdigen Praktiken offenlegen kann. In seiner Villa wird gerade der Geburtstag der Tochter vorbereitet, als es immer kritischer um Würzburg wird. Denn am Ende des Tages wird sicher der Himmel rot färben, weil ein tödlicher Feuersturm entfacht wurde….

Die Geschichte Würzburgs war mir bisher schon bekannt, entsprechend natürlich auch der 16. März 1945, ein Tag der Trauer, des jährlichen Gedenkens. Wie oft war ich an diesem Tag schon zum Gedenken an die schlimmen Bombenangriffe in der Stadt – um mit vielen anderen Menschen derer zu gedenken, die unschuldig ihr Leben lassen mussten.

Umso gespannter war ich auf dieses Buch, denn hier sollte die Geschichte ja auch erzählt werden. Entsprechend war mir bewusst, wie die Geschichte in etwa verläuft, jedoch erfährt man hier die Kriegsgeschichte verbunden mit einigen Schicksalen – der unterschiedlichsten Menschen. Diese Art und Weise der Erzählung hat mir gut gefallen, konnte ich mir so doch noch ein besseres Bild vom damaligen Alltag machen, der sicher keine schöne Erfahrung war. Die Art und Weise wie dies geschrieben ist, ist gut verständlich vom Satzbau, keine komplizierte Sprache, aber natürlich inhaltlich durchaus gehaltvoll. Gut zu lesen, aber keine leichte Kost.

Interessant war es natürlich zu lesen, wo sich was wie abgespielt hat, denn die Örtlichkeiten werden immer wieder genannt, so die verschiedenen Stadtteile, Einrichtungen (Klinik, Sehenswürdigkeiten wie die Residenz, Dom) und natürlich Straßennamen. Hier habe ich selbstverständlich einen Bezug dazu, an manchen Orten hält man sich ja selbst öfter auf, und ist beim Lesen somit mittendrin im damaligen Geschehen.

Was mir zwischendurch nicht so gut gefallen hat war die Tatsache, dass sich manches immer wieder wiederholt. Da hatte der Autor meiner Ansicht nach mal eine Phase, in der sich vorher schon geschriebenes wiederholt, vielleicht auch, weil er es nochmals ausdrücken wollte, für mich war es leider ein bißchen nervig.

Die vorne und hinten im Buch eingedruckten Straßenkarten von Würzburg (also direkt auf der Umschlagsseite innen) fand ich sehr gut, hier konnte man sich dann optisch auch ein Bild von der damaligen Stadt machen. Im Buch hinten findet man die gleiche Karte wie vorne, hier sind dann jedoch die Bombenangriffe mit eingezeichnet.

Wer an Geschichte interessiert ist, dem kann ich dieses Buch wirklich nur empfehlen. Ich finde die Verknüpfung von Geschichte mit Erzählung von Schicksalen wirklich gut gemacht, ob sich diese Schicksale wirklich alle so ereignet haben, kann ich nicht sagen, vorstellbar ist es aber. Mich hat das Buch sehr gefesselt, ich konnte es teilweise nicht mehr aus der Hand legen, weil ich wissen wollte, was sich wie in etwa abgespielt hat. Manche der mir bekannten Erzählungen haben sich hier noch weiter bestätigt, für mich war die Aussage „Der Himmel war rot vom Feuer“ (gesehen aus ca. 70-80 km Entfernung!!!) bisher heftig und nicht so ganz vorstellbar. Nun ist es das, vielleicht mussten manche Daten aus dem Buch mir das noch deutlicher machen.

Das Buch ist nicht nur für Würzburger, in Würzburg Lebende, dorthin Zugezogene, etc. interessant, sondern auch für alle, die sich ein bißchen für die Geschichte, die blinde Zerstörungswut des zweiten Weltkriegs interessieren. Ich vergebe hier 4 von 5 Sternen, einen Stern ziehe ich ab für manche Stellen, an denen sich gewisse vorherige Aussagen nochmals wiederholen, was ich nicht so gut fand. Eine Empfehlung für das Buch spreche ich aus.