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magische_farbwelt

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.05.2020

Pandas können besser zuhören

Pandatage
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Ein Buch über eine Vater-Sohn-Beziehung kommt mir persönlich relativ selten unter. Womöglich mag das auch daran liegen, dass dies ein Thema ist, welches mich nicht unmittelbar tangiert. Aber dieser Titel ...

Ein Buch über eine Vater-Sohn-Beziehung kommt mir persönlich relativ selten unter. Womöglich mag das auch daran liegen, dass dies ein Thema ist, welches mich nicht unmittelbar tangiert. Aber dieser Titel des Buches hat mich dann doch schon sehr neugierig gemacht. Unter „Pandatage“ konnte ich mir so ziemlich nichts und doch irgendwie alles vorstellen. Also las ich mir die Beschreibung des Buches durch und ließ mich auf die Geschichte ein. Und so komisch die Begegnungen mit Danny Maloony (mit dem Namen bin ich mir nicht sicher, denn an manchen Stellen heißt er im Buch „Danny Malooley“), dem Vater von Will, sind, so tragisch sind sie dann auch gleichermaßen. Manchmal möchte man als Leser schmunzeln und bekommt dann irgendwie ein leicht schlechtes Gewissen. Zumindest erging es mir so. Der Schreibstil ist wunderbar, flüssig und verständlich. Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass dieses Buch ebenso gern mal von Jugendlichen gelesen werden kann. Vielleicht haben sie ähnliche Schicksale erlitten. Und dann suchen sie einen Panda, der ein offenes Ohr für sie hat. „Pandatage“ von James Gould-Bourn ist einfühlsam, feinfühlig und an gewissen Stellen humorvoll. Genau die richtige Dosis und auf den Punkt gebracht. Die Nebenfiguren finde ich übrigens auch perfekt gewählt. Teilweise Einschüchternd, aber auch in ganz großen Portionen aufmunternd und liebevoll. So wie der ganze Roman.

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Veröffentlicht am 25.04.2020

Diese Geschichte hallt nach

Dem Horizont so nah
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Fast eine Woche, nachdem ich das Buch zu Ende gelesen habe, schreibe ich nun – endlich – meine Rezension. Nicht, weil ich keine Lust hatte, sondern weil sich so eine Rezi für mich immer wieder wie ein ...

Fast eine Woche, nachdem ich das Buch zu Ende gelesen habe, schreibe ich nun – endlich – meine Rezension. Nicht, weil ich keine Lust hatte, sondern weil sich so eine Rezi für mich immer wieder wie ein Abschied anfühlt. Als ich das Buch das erste Mal in meinen Händen hielt, wusste ich natürlich nicht, was mich erwarten wird. Und das Buch befindet sich ehrlich gesagt, auch schon seit Jahren in meinem Besitz, ohne, dass ich ihm jemals Beachtung geschenkt hatte. Und jetzt? Nachdem ich das Buch gelesen habe, gibt es für mich, so dramatisch es auch klingen mag, ein Leben vor „Dem Horizont so nah“ und ein Leben nach „Dem Horizont so nah“. Das Buch hat mich echt mitgenommen. Ich bin durcheinander, traurig und sehr nachdenklich. Denn der Roman berührt mich bis in jede Faser. „Dem Horizont so nah“ von Jessica Koch basiert auf einer wahren Geschichte, was mich umso mehr betroffener macht. Ich habe mir zunächst den Text auf dem Buchrücken durchgelesen und gedacht, die Beschreibung gefällt mir ganz gut, da habe ich jetzt Lust drauf. Dann habe ich die Infos zur Autorin gelesen und da wurde mir klar, dass die Autorin die Geschichte so in etwa erlebt haben muss. Und ich dachte, es kann nur ein Happy End geben. Doch ich muss Euch warnen: Der Stoff ist nicht leicht zu verkraften. Mir kamen beim Lesen nicht nur hier und da die Tränen, nein, ich habe regelrecht geheult. Minutenlang habe ich teilweise das Buch zur Seite legen müssen, weil ich die Buchstaben nicht mehr erkannt habe. So sehr hat mich Dannys Schicksal angefasst. Was kann ein einzelner Mensch nur alles ertragen? Was muss er alles ertragen? Und dennoch zerbricht er nicht. Für mich irgendwie undenkbar. Und Jessica, die Autorin? Steht ihm immer bei, auch wenn sie hier und da Fluchtgedanken hat. Auch davor ziehe ich den Hut. „Dem Horizont so nah“ ist das erste Buch von dreien einer Buchreihe. Mittlerweile, so habe ich es gelesen, scheint es auch einen Film über Danny und Jessica zu geben. Doch ich weiß schon jetzt, dass ich diesen Film niemals sehen möchte. Denn ich will mit dem Buch verbunden bleiben, mit Danny und Jessica. Und ich will von einem Film möglicherweise nicht enttäuscht werden. Ich will die beiden Protagonisten in meiner Fantasiewelt behalten.

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Veröffentlicht am 12.04.2020

Die Prägung eines Menschen

Der Mangel
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Mein erster Roman, den ich spielend in dieser Zeitepoche lese. Zu Beginn der 1960er Jahre wächst ein Junge auf, im westlichen Teil des damals geteilten Deutschlands. Und für mich ist ein solches Beinahzeitzeugnis ...

Mein erster Roman, den ich spielend in dieser Zeitepoche lese. Zu Beginn der 1960er Jahre wächst ein Junge auf, im westlichen Teil des damals geteilten Deutschlands. Und für mich ist ein solches Beinahzeitzeugnis ganz spannend. Schließlich sind meine Eltern auch in dieser Zeit geboren und aufgewachsen, aber auf der anderen Seite der Grenze, in der ehemaligen DDR. Der Autor Oskar Roehler nimmt den Leser in seinem Roman „Der Mangel“ mit in eine Welt, die zunächst etwas fremd anmutet. Und doch kann man sich doch ganz gut in die Lage der handelnden Romanfiguren einfinden. Bemerkenswert und nachhaltig schockierend war für mich der Lebensabschnitt Schule. Das dort Geschehene hat mich so beschäftigt, dass ich im Nachhinein mit meinem Mann darüber diskutieren musste. Ich brauchte unbedingt einen gedanklichen Austausch. Und genau diese Lebensereignisse und -abschnitte machen – auch heute noch – einen Menschen zu dem, was er sind. Und das macht mich nachdenklich. Aber irgendwie zugleich auch dankbar. „Der Mangel“ besticht durch Sprachgewandtheit, Weitsicht, Einfühlsamkeit und irgendwo auch durch eine Spur Melancholie. Auch jetzt noch kann ich meine Gedanken zu diesem Buch kaum sammeln, da beim Lesen meinerseits ganz andere Gefühle in mir ausgelöst wurden, als ich es bisher kannte. Und darum liebe ich das Lesen. Man ist nie angekommen, es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Und Oskar Roehler hat mich in „Der Mangel“ auf eine weitere Reise mitgenommen, vor allen Dingen intellektuell.

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Veröffentlicht am 03.04.2020

Die Analyse des Ostens

Der Riss
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Diese Rezension fällt mir jetzt überhaupt nicht leicht. Denn ich tue mich schwer, bei der Beurteilung dieses Buches objektiv zu bleiben. Wir alle haben schließlich eine politische Meinung. Und diese beeinflusst ...

Diese Rezension fällt mir jetzt überhaupt nicht leicht. Denn ich tue mich schwer, bei der Beurteilung dieses Buches objektiv zu bleiben. Wir alle haben schließlich eine politische Meinung. Und diese beeinflusst dieses Mal in erheblicher Weise, wie ich das Buch und die Schreibweise des Autors empfinde. „Der Riss: Wie die Radikalisierung im Osten unser Zusammenleben zerstört“ von Michael Kraske ist vollkommen aktuell. Und in vielen Teilen kann ich dem Autor zustimmen in seinen Sichtweisen und Handlungsempfehlungen, aber in vielen Teilen des Buches kann ich dies wiederum auch nicht. Der Autor ist mutig – und wahrscheinlich ist es schon für ihn zu profan, wenn man in dieser Angelegenheit von Mut spricht. Schließlich müsste doch das Bekämpfen von Rassismus Selbstverständlichkeit sein. Viele Missstände und Versäumnisse seitens der Politik und auch Mitbürgern werden aufgegriffen und ausdiskutiert und angeprangert. Und dafür bekommt Michael Kraske meine vollkommene Zustimmung. Aber ich bin ein Kind des Ostens, ich bin im ehemaligen Bezirk Halle, Kreis Naumburg, dem heutigen Sachsen-Anhalt, in der ehemaligen DDR geboren und aufgewachsen. Bis ich 9 war. Bis heute lebe ich in Sachsen-Anhalt. Und auch wenn ich mehr von der BRD mitbekommen habe als von der DDR – ich fühle mich persönlich mit diesem Buch ein klein Wenig angegriffen. Irgendwie streut das Buch für mich Vorurteile, was der Autor sicherlich keinesfalls beabsichtigt. Aber so kommt es beim Lesen herüber. Sicherlich hat der Autor Recht, dass eine gewisse Anfälligkeit für Rassismus in den neuen Bundesländern besteht, zumindest rein statistisch. Aber im Buch wird sich fast ausschließlich auf den Osten und Sachsen konzentriert. Wer mich kennt, weiß, dass ich sehr friedliebend bin. Ich komme mit vielen Menschen gut aus, egal, wie sie aussehen, welche Gesinnung sie haben. Aber dennoch hege ich auch hier und da Ängste gegen manche Mitbürger. Als ich Teenie war, war ich freitags immer zum Training vom Kegelclub. Am frühen Abend bin ich dann mit dem Fahrrad nach Hause gefahren. Es war Pfingsten. Und da fuhr neben mich ganz langsam ein Auto, vollbesetzt mit Korpsstudenten. Diese fragten nach dem Weg zur Rudelsburg. Ich, hilfsbereit wie ich schon immer war, beschrieb diesen Weg. Doch einer der Autoinsassen meinte dann, ich könnte auch mein Fahrrad in den Kofferraum packen, mitfahren und ihnen den Weg zeigen. Oh man, da bekam ich es richtig mit der Angst zu tun. Ich bin mit dem Rad davongefahren, habe in die Pedale getreten, wie eine Irre. Und das Auto? Ist die ganze Zeit, bis zum Haus meiner Eltern, hinter mir her gefahren. Seither habe ich Scheuklappen, wenn ich Korpsstudenten auch nur sehe. Ja, das ist auch ein Vorurteil, denn nicht alle Korpsstudenten müssen gleich sein und handeln. Aber auch eine gewisse Distanzhaltung existiert bei mir leider, wenn ich allein auf der Straße unterwegs bin und ein Bürger mit afroamerikanischen Wurzeln begegnet mir. Denn bereits zweimal musste ich Zuflucht suchen. Einmal in Chemnitz sprach mich ein Mann an. Ich war höflich. Und irgendwie war das mein Fehler. Denn der Mann verfolgte mich, bis ich Zuflucht in einer geöffneten Sporthalle fand. Als ich hineinging, drehte der Mann ab. Es ist nichts passiert. Und einmal kam ich vom Hausarzt. Mich grüßte ein immigrierter Mitbürger, ich grüßte zurück. Und schon wurde ich ihn nicht mehr los. Er verfolgte mich, bis ich in einen Discounter flüchten konnte. Daher verspannen sich meine Schultern bereits bei der bloßen Begegnung. Das sind auch alles Vorurteile, ich weiß, aber es stecken auch persönliche Erfahrungen dahinter. Ich mag es nicht, wenn mir Menschen Angst einjagen, egal, woher sie stammen, wohin sie wollen und was sie vorhaben. Wobei das für mich niemals rechtfertigen würde, einfach so Gewalttaten sprechen zu lassen. Aber so kann ich doch einige Menschen verstehen, die Unsicherheit und Angst verspüren in ihrem Alltag. Angst vor Terrorismus, seien es nun rechtsradikale Anschläge auf Synagogen, aber auch Terrorfahrten auf einem Berliner Weihnachtsmarkt. Immer trifft es auch Unschuldige. Und das darf nicht sein. Ihr seht, meine Rezension ist gar nicht so einfach, so objektiv. Auf der einen Seite verstehe ich Michael Kraske mit seinen Ausführungen in „Der Riss: Wie die Radikalisierung im Osten unser Zusammenleben zerstört“. Aber auf der anderen Seite ist es für mich zu einseitig betrachtet. Nicht nur die „Ossis“ sind die Bösen. Es gibt immer auch 2 Seiten.

Veröffentlicht am 27.03.2020

Eine Frau, die mehr vom Leben will

Ich erwarte die Ankunft des Teufels
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Am Ende des Buches weißt Du immer noch nicht so genau, wo die Reise jetzt hingegangen ist. Zumindest erging es mir so. Du weißt nur, dass Du in Deinen Händen ein Werk hältst, was niedergeschrieben wurde ...

Am Ende des Buches weißt Du immer noch nicht so genau, wo die Reise jetzt hingegangen ist. Zumindest erging es mir so. Du weißt nur, dass Du in Deinen Händen ein Werk hältst, was niedergeschrieben wurde von einer scheinbar verzweifelten, jungen Frau in einer scheinbar verzweifelten Welt. „Ich erwarte die Ankunft des Teufels“ ist von Mary MacLane im Stil eines Tagebuches verfasst worden. Man spürt ihre Verzweifelung, denn sie scheint für Größeres geschaffen. Und ja, wenn man sich in eine Welt zu Beginn des 20. Jahrhunderts hineinversetzt, mag man Mary MacLane jedes Wort, und sei es noch so wirr, glauben. Denn als Frau ist sie scheinbar nicht viel wert, sei sie noch so klug, noch so hübsch, noch so genial. Ich bin übrigens sehr dankbar für das Nachwort der Übersetzerin Ann Cotten und den Ausführungen von Juliane Liebert. Denn somit kann man als Leser noch mehr in die Gefühlswelt der jungen Mary MacLane eintauchen. Einige Fragen nach dem Warum werden im Nachwort beantwortet. Und im Nachhinein habe ich das Gefühl, jetzt Einiges besser zu verstehen, und gleichzeitig müsste ich das Buch mit diesem Wissen noch einmal lesen für ein besseres Verständnis. Mary MacLane schreibt atemlos, teilweise widersprüchlich, so dass der Leser merkt, in welchem Zwiespalt sie sich befindet. Sie bezeichnet sich als Genie und gleichzeitig als Närrin. Und sie ist unheimlich einsam. Beinah lese ich Phasen depressiven Verhaltens aus ihrer Darstellung, so offenherzig gibt sie sich dem Leser. Für mich ist „Ich erwarte die Ankunft des Teufels“ mehr als nur eine Darstellung. Es ist ein Abbild, eine Reise in ein vergangenes, wahres Ich. Es zeigt die Gefühlswelt einer Frau von 1901, die mehr von ihrem Leben erwartet, als einfach nur Frau zu sein. Und Mary MacLane setzt mit ihrer Darstellung, wie sie es nennt, alles auf eine Karte und hat Erfolg. So lassen sich auch Analogien bis in die heutige Zeit ziehen: Nicht sein Dasein fristen, auch mal was riskieren, sich mal was trauen und aus sich herauskommen.