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Veröffentlicht am 04.04.2020

Lass die Sonne in dein Herz

Der Schmetterlingsgarten
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Im Garten von Contessa Farnese finden sich viele wunderschöne Blumen und uralte Bäume – ein Erbe ihres Vaters, der von seinen vielen Reisen in die ferne Welt all die exotischen Pflanzen mitgebracht hat. ...

Im Garten von Contessa Farnese finden sich viele wunderschöne Blumen und uralte Bäume – ein Erbe ihres Vaters, der von seinen vielen Reisen in die ferne Welt all die exotischen Pflanzen mitgebracht hat. Diese sind nicht nur Erinnerungen an eine bessere, längst vergangene Zeit, sondern sie helfen auch Contessa Farnese, ihr wundes Herz zu heilen. Inmitten dieser floralen Pracht sorgt Lucia dafür, dass niemand in diesen verwunschenen Garten eindringt. Doch auch Lucia hat ihre dunklen Geheimnisse und die kommen ans Tageslicht, als mit Biologe Martin die Welt plötzlich bunter und lebhafter wird. Er ist auf der Suche nach einem außergewöhnlichen Schmetterling und so flattert er ins Leben von Lucia und bringt dieses ordentlich durcheinander. …

„Der Schmetterlingsgarten“ ist ein pudrig zarter Liebesroman, der mit ganz viel Sonne und dem Zauber Capris den Leser begeistert.
Der opulente Garten der Contessa wächst, dank bildhafter Beschreibung der Autorin, direkt vor dem inneren Auge und man kann sich stundenlang darin aufhalten und Neues entdecken. Wer wie ich, die Gardini Hanbury und den Parco Sigurta kennt, der kann sich in etwa vorstellen, wie wunderschön der Garten der Contessa ist und man fühlt sich auf Anhieb wohl darin.
Die Geschichte lebt zum einen von der quirligen Lucia, die sehr impulsiv und trotzdem liebenswert ist, die mit ihrer Vepsa über die Insel brettert und im wahrsten Sinne des Wortes viel Staub aufwirbelt.
Zum anderen gibt es den ruhigen Gegenpol, die Contessa, die mit ihrer liebenswürdigen Art den Leser verzaubert. Ich mag sie und ihre Liebe zu ihren Pflanzen sehr.
Martin ist ein bisschen der verpeilte Wissenschaftler, der erst nicht so richtig aus sich heraus kann, aber dann lernt, auf sein Herz zu hören.
Während um ihn herum die Schmetterlinge flattern und er die Entdeckung seines Lebens macht, fühlt er, wie sich die Schmetterlinge in seinem Bauch ausbreiten und er sich zu Lucia immer mehr hingezogen fühlt.
Dann gibt es noch den schmierigen Alessandro, Lucias Mann, der sich für keine Lüge, keine Intrige zu schade ist, um an Geld zu kommen und andere Menschen auszubooten und an die Wand zu spielen.
Maria Mattisek bietet durch die Rückblenden der Contessa und die regelmäßigen Einblicke in Martins und Lucias Leben sehr viel Abwechslung. Man ist somit immer direkt mittendrin im Geschehen, bekommt ein Blick in das Leben und die Gedanken und- Gefühlswelt der Figuren und fiebert mit.
Die Autorin verwebt hier die Schönheiten von Capri mit einer frühlingshaften, leichten Geschichte. Sie lässt ein wenig Spannung aufkommen, sorgt mit ein paar Kniffen und Wendungen für Aufregung und Herzklopfen und präsentiert so einen warmherzigen Roman, der für gute Unterhaltung sorgt.

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Veröffentlicht am 03.04.2020

Die beste Zeit ist....JETZT

Birgit ungeschminkt
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Birgit Schrowange zieht nach 40 Fernsehjahren Bilnaz und teilt ihre Gedanken, Erfahrungen und Leidenschaften mit dem Leser und so entsteht tatsächlich ein absolut ungeschminkter Blick in ihr Leben, das ...

Birgit Schrowange zieht nach 40 Fernsehjahren Bilnaz und teilt ihre Gedanken, Erfahrungen und Leidenschaften mit dem Leser und so entsteht tatsächlich ein absolut ungeschminkter Blick in ihr Leben, das faszinierend, achtsam und bewusst und trotzdem voller Lebenslust und Lebenshunger ist.
Die beliebte Moderatorin macht Schluss mit dem Vorurteil, dass sie die seriöse und anständige Frau ist, dessen vorgefertigtes „Bild“ sich in der Öffentlichkeit festgezurrt hat.
Birgit Schrowange ist eine Frau mit Ecken und Kanten – und die lebt sie auch nach allen Regeln der Kunst aus. Sie hat Spaß am Leben, am Älterwerden und älter sein und sie steht dazu. Sie beschreibt, wie sie ihren Entschluss, die grauen Haare wachsen zu lassen und ihrem Publikum zu präsentieren, mit einer Perücke übertüncht hat und welche, teilweise recht skurrilen Situationen daraus entstanden sind. Was soll der Irrsinn des ständigen Nachfärbens und dem Nachrennen eines Schönheitsideales? Wessen Ideal ist es? Ihres sicherlich nicht, denn sie hat sich selbst und ihre Mitte gefunden und sie steht dazu. Und genau dieses Selbstbewusstsein lässt sie strahlen – das spürt man mit jedem Wort, das sie hier zu Papier bringt. Dieses Buch fühlt sich aber eher an, als würde mit man mit einer guten Freundin bei einer guten Tasse Kaffee/Tee zusammensitzen, klönen und sich austauschen. Es entsteht eine ganz private und intime Atmosphäre und das macht es mir leicht, ihr zuzuhören und ihren Erzählungen zu folgen.
Mit Wortwitz und Charme lässt sie uns an vielen Stationen ihres Leben teilhaben, gibt ernsten und nachdenklichen Themen eine Plattform und weist vor allen Dingen darauf hin, dass man als Frau, egal in welchem Alter, niemals seine Selbstständigkeit und Selbstbestimmung aufgeben darf.
Finanzielle Unabhängigkeit, gerade im Alter, ist wichtig, um als Frau im Leben zu bestehen und Birgit Schrowange gibt hilfreiche Tipps und Ratschläge, wie sich schon kleine Summen erfolgreich vermehren lassen. Ihre Anregungen und Empfehlungen sind einfach und verständlich beschrieben, sodass sich jede Frau damit befassen und das Gelesene in die Tat umsetzen kann.
Es gibt herrliche schräge Anekdoten (u. a die Sauna-Szene mit DJ Ötzi, die Entdeckung eines Sex-Shops und seiner Spielzeuge in Amerika, der Streich mit der versteckten Kamera durch Guido Cantz), die mir wirklich die Lachtränen in die Augen getrieben haben.
Das Buch ist ein Wegweiser für jede Frau, in Würde älter zu werden und sich so anzunehmen, wie sie ist. Der einzige Weg, um glücklich zu sein und zu werden und sich zu trauen – egal wie alt man ist.
Danke an Birgit Schrowange für so viel Ehrlichkeit, Optimismus, Geradlinigkeit und Offenheit.

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Exzellenter Krimi

Dänische Dämmerung
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Es ist die Nachricht in der Tageszeitung, die Sibylle erschüttert- ein deutsches Ehepaar wurde an der dänischen Nordseeküste ermordet aufgefunden, nur der kleine Sohn hat überlebt. Als sie ihren Mann Daniel, ...

Es ist die Nachricht in der Tageszeitung, die Sibylle erschüttert- ein deutsches Ehepaar wurde an der dänischen Nordseeküste ermordet aufgefunden, nur der kleine Sohn hat überlebt. Als sie ihren Mann Daniel, der bei der Polizei arbeitet, auf diesen Fall anspricht, weicht er ihr aus. Tage später ist Sibylle verschwunden. Daniel Konermann stellt Nachforschungen an und findet heraus, dass seine Frau ausgerechnet in der Ferienhaussiedlung untergetaucht ist, in dem der Mord geschehen ist. Er packt die Taschen, nimmt seinen klein Sohn Oscar und reist nach Norden, um seine Frau zu suchen. In Dänemark angekommen, erwartet ihn das kalte Grauen…

Wow,wow,wow – „Dänische Dämmerung“ ist ein echter Pageturner und mit allen Raffinessen und psychischen Kniffen versehen, die man sich für einen fesselnden, nervenaufreibenden Krimi nur wünschen kann.
Lynn Andersen strickt hier einen genialen Plot, der unter die Haut geht, der mit den Ängsten der Figuren und des Lesers spielt und so für ein ordentliches Reißen am Nervenkostüm sorgt. Würde man Fingernägel knabbern, sie wären im Verlauf des Buches bis auf den Grund abgebissen :)
Während in Nordjütland mit jeder Brise Nordseewind der Hauch des Todes durch die Seiten weht, taucht man ein in ein Geflecht aus Lügen, Intrigen und falschen Idealen.
Die Autorin erzählt die Geschichte ihrer Figuren in Rückblicken und lässt diese mit in die Geschehnisse der Gegenwart mit einfließen. Dem daraus resultierenden Sog kann man sich nur schwer entziehen und man liest gespannt noch eine Seite und noch eine Seite, weil man dem Täter auf die Spur kommen will. Dabei nutzt Andersen die von ihr zum Leben erweckten Schlüsselfiguren, um den Leser wie zufällig Zeuge der gut durchdachten Pläne des Täters werden zu lassen. Die Katastrophe nimmt unausweichlich ihren Lauf und man hält mehrfach den Atem an, hat Gänsehaut auf den Armen und ist schockiert von so viel Skrupellosigkeit und eiskalter Berechnung.
Das Buch wirkt wie eine Droge und lässt den Leser alles um sich herum vergessen – man ist so mittendrin im Geschehen, das man Zeit und Raum vergisst und sich mit Daniel Konermann auf die Suche seiner Frau und des Rätsels Lösung begibt.
Lynn Andersen hat hier einen phänomenalen, hochexplosiven Thriller zu Papier gebracht, der den Leser an die Seiten fesselt und mit seiner ungeheuren Spannung nicht mehr aus seinen Klauen lässt.
Dazu der Charme von Nordjütland, exzellent agierende Figuren und erstaunliche Wendungen, die zu keiner Zeit zu erahnen, geschweige denn, vorherzusehen sind – so geht Krimi !

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Veröffentlicht am 27.03.2020

Humorvolle Zahlenspiele

Statistisch gesehen
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Wenn ich Statistik höre, sehe ich automatisch Helmut Markwort vor mir, der sich mir mit seinem Leitspruch "Zahlen, Daten, Fakten" ins Gedächtnis eingeprägt hat. Dementsprechend skeptisch bin ich an dieses ...

Wenn ich Statistik höre, sehe ich automatisch Helmut Markwort vor mir, der sich mir mit seinem Leitspruch "Zahlen, Daten, Fakten" ins Gedächtnis eingeprägt hat. Dementsprechend skeptisch bin ich an dieses Buch herangegangen und bin mehrfach positiv überrascht, denn Zahlen sind nicht nur einfach schwarze Tinte auf weißem Papier. Nein, Zahlen können ein humorvolles Eigenleben entwickeln, den Leser begeistern und wirklich gut unterhalten - es kommt nur darauf an, wie man sie präsentiert.
Zahlen können , mit der passenden interessanten Verpackung, für ordentlich Charme auf den Seiten sorgen, man muss einfach nur die richtige Lesart entwickeln und schon sind sie nicht mehr bierernst und brottrocken, sondern sie faszinieren.
Der Autor verpackt seine humorvollen Zahlenspiele in die amüsanten Vergleiche zwischen Deutschen und Ösis und geizt nicht mit gängigen Vorurteilen. Alleine das zu lesen, sorgt schon für Grinsebäckchen und Schmunzler.
Im ersten Teil werden direkte Vergleiche zwischen den Städten beider Länder vorgenommen und im zweiten Teil schürt der Autor die Reiselust quer Österreich. Wer da nicht Lust bekommt, sich genauer mit den angebotenen Zahlen zu befassen, der ist in meinen Augen für nichts mehr zu begeistern. Spätestens im dritten Teil, in dem der Autor der Sehnsuchtsstadt Wien ein (Zahlen-)Denkmal setzt, ist es ganz um mich geschehen… ich wusste gar nicht, dass man sich in nackte Zahlen so sehr vergucken kann
Gerade werden uns tägliche neue Zahlen und Statistiken aus der vorherrschenden Corona-Pandemie präsentiert - warum nimmt man sich nicht ein Beispiel an diesem Buch und verpackt das Grauen ein wenig anschaulicher. Auch in dieser Krise sollten wir die Leichtigkeit des Seins nicht verlieren - Klemens Himpele zeigt, wie es geht, ohne dabei den Ernst der Sache aus den Augen zu verlieren.

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Veröffentlicht am 24.03.2020

Historischer Krimi der Extraklasse

Pandora
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Braunke, ein stadtbekannter Schieberkönig, wird brutal in seinem Haus ermordet. Ausgerechnet dieser brisante Fall ist der erste Einsatz für Kommissar Stein, der 1933 mit seinen Eltern emigriert ist. Nun ...

Braunke, ein stadtbekannter Schieberkönig, wird brutal in seinem Haus ermordet. Ausgerechnet dieser brisante Fall ist der erste Einsatz für Kommissar Stein, der 1933 mit seinen Eltern emigriert ist. Nun ist er zurück in Berlin, doch seine Heimat ist ihm fremd geworden. Überall sind nicht nur die Spuren des Krieges noch sichtbar, sondern auch noch offene Rechnungen aus der Zeit des Nazi-Regimes scheinen hier nach dem Motto „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ beglichen zu werden. Stein ermittelt und stößt dabei auf ein regelrechtes Wespennest….

„Pandora“ ist ein sehr gelungener historischer Kriminalroman, der hervorragend die Zerrissenheit der Stadt Berlin, ihrer Bewohner und der Gesellschaft wiedergibt. Man geht mit Stein und Wuttke durch das zerstörte Berlin, sieht die Gerippe der zerbombte Häuser förmlich vor einem aufragen und spürt das immer noch allgegenwärtige Misstrauen. Die Stadt hat schwer zu kämpfen – nicht nur, was die politische Vergangenheit betrifft, sondern auch die Gegenwart, denn durch die erfolgte Teilung der Siegermächte herrscht auch in den Sektoren Machtgerangel und es werden Misstrauen und Neid geschürt.
Stein, der den Spitznamen „Duke“ verpasst bekommt, bewegt sich mit Eleganz und Geradlinigkeit durch den Roman und von ihm geht eine gewisse Ruhe und Strahlkraft aus, die mich als Leser fasziniert. Sein Drang nach Recht und Gerechtigkeit ist vorbildlich und er eckt damit in seiner Dienststelle ziemlich an. Nicht umsonst werden seine Ermittlung sabotiert - es verschwinden Akten, die brisante Informationen enthalten und so reimt sich Stein nach und nach zusammen, dass er in einem Fall ermittelt, der noch größere Kreise zieht und die braune Vergangenheit der Beteiligten betrifft.
Es wird vieles unter den Teppich gekehrt, man versucht ihn mundtot zu machen und er fragt sich, ob so etwa Gerechtigkeit aussieht? Stein lehnt sich auf und wird unbequem, ohne dabei sich selbst und seine Werte zu verlieren.
Die Figuren sind sehr authentisch, wie überhaupt die ganze Geschichte – alles wirkt lebendig, greifbar und man hat das Gefühl, eine Zeitreise zu unternehmen und mit Stein und Wuttke durch eine Stadt zu streifen, die sich erst wieder neu erfinden muss.
Die Machenschaften der Oberen, die sich gegenseitig eine weiße Weste geben, um entnazifiziert zu werden, grenzen schon an Hohn und Spott, wenn man bedenkt, was sie alles auf dem Kerbholz haben.
Amber und Berg lassen hier die hier Gräueltaten wieder zum Vorschein treten, schildern sie mit aller Deutlichkeit, ohne reißerisch zu werden.
Die Suche nach dem Täter ist mit vielen spannenden Szenen gespickt und wartet mit einer absolut überraschenden Lösung auf – ich habe vieles vermutet, aber das sicherlich nicht !
Ich bin begeistert über so viel Einfallsreichtum, brillanten Ideen und dem notwendigen Fingerspitzengefühl für dieses heikle Thema – ein historischer Krimi der Extraklasse

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