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Veröffentlicht am 18.04.2020

Eine geniale Idee mit kleinen Schönheitsfehlern umgesetzt

Gestohlene Erinnerung
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In seinem Thriller „Gestohlene Erinnerung“ beschäftigt sich Blake Crouch mit einer sehr interessanten Idee, die mit unseren Erinnerungen zu tun hat und in wie weit wir diesen trauen können. Erschienen ...

In seinem Thriller „Gestohlene Erinnerung“ beschäftigt sich Blake Crouch mit einer sehr interessanten Idee, die mit unseren Erinnerungen zu tun hat und in wie weit wir diesen trauen können. Erschienen ist der Roman im März 2020 bei Goldmann.

Detective Barry Sutton vom NYPD wird durch Zufall in eine Geschichte gezogen, die seinen weiteren Lebensweg maßgeblich beeinflussen soll. Er versucht einen Selbstmord zu verhindern und wird so auf das False Memory Syndrom aufmerksam. Falsche Erinnerungen an ein anderes Leben führen dazu, dass sich immer mehr Menschen das Leben nehmen. Doch was steckt dahinter?
Helena Smith könnte beim Lösen des Falls helfen. Bedingt durch die Alzheimer-Erkrankung ihrer Mutter beschäftigt sie sich mit dem Thema Erinnerungen und wie diese erhalten werden können. Sie hat eine Technologie entwickelt, die es möglich macht, Ereignisse erneut zu erleben. Doch genau diese Erfindung droht nun eine weltweite Katastrophe auszulösen.

Wenn ich Thriller lese, dann sollen es auf jeden Fall solche wie dieser hier sein, die eine absolut grandiose wie auch faszinierende Idee aufgreifen. Den englischen Titel „Recursion“ finde ich passender, nachdem ich das Buch nun beendet und den Begriff nachgeschlagen habe, aber auch „Gestohlene Erinnerung“ hat seine Berechtigung.
Das Buch ist im Präsens geschrieben. Für mich ist das meist erstmal ungewohnt, da ich so viele historische Romane lese und die meist das Präteritum bevorzugen. Dies sorgt allerdings dafür, dass man direkt in die Geschichte katapultiert wird, auch wenn dies erstmal als neutraler Beobachter von außen passiert.
Der Aufbau hat mir sehr gut gefallen. Das Buch ist in 5 Abschnitte eingeteilt, die durch ein jeweils passendes Zitat eingeleitet werden. Kein Abschnitt ist wie der vorherige, alle sind miteinander verbunden, geben aber eine neue Facette der Geschichte wieder. Anfangs weiß man gar nicht, worauf das Ganze hinaus laufen soll, aber das, was unter der Oberfläche schimmert, ist interessant und man möchte wissen, was dahinter steckt. Sobald die Idee erstmal bekannt ist, ist es spannend den Weg zu verfolgen, wie diese realisiert werden kann und nach erfolgreicher Umsetzung zeigt einem das Buch zusätzlich noch verschiedene Szenarien.
Es ist schwer etwas über dieses Buch zu schreiben, ohne wirklich zu spoilern. Der Klappentext tut es auf jeden Fall nicht, denn mit so einer Idee, wie sie im Buch verfolgt wird, hätte ich nicht gerechnet. Man braucht auf jeden Fall seinen Grips für dieses Buch, sollte die Geschichte auch mal auf sich wirken lassen und vor allen Dingen sich auf dieses Gedankenexperiment einlassen. Schlauere Menschen als ich, finden sicher Fehler in den Theorien, die dort aufgegriffen werden. Für mich hatten sie auf jeden Fall ein gewisse Logik und ich habe mich gerne darauf eingelassen.
Ich habe mit der Zeit sowohl mit Barry Sutton als auch mit Helena Smith mitgefiebert. Es ist schwer die beiden vom Charakter her zu beschreiben. Schmerzliche Erinnerungen sind ein Element, dass bei beiden eine entscheidende Rolle spielt. Helena Smith ist zudem das Genie, dass hinter einer Technologie steckt, dessen wahre Ausmaße selbst sie überrascht haben. Barry kommt in einigen Momenten nicht ganz so gut weg, wo ich mir gedacht habe, dass er dies hätte auch geschickter anstellen können.
Viel habe ich nicht auszusetzen. Mir war das Ganze teilweise ein wenig zu hektisch und beim letzten Abschnitt bin ich mir nicht ganz sicher, ob man denselben Effekt nicht auch auf eine andere Weise hätte erzielen können. Teilweise hat mich das Ganze an meine Lieblingsserie Fringe erinnert, worüber ich mich sehr gefreut habe.

Fazit: Ein rasanter Thriller mit einer genialen Idee und kleinen Schönheitsfehlern. Wenn ihr Thriller mit Ideen liebt, die eure Gehirnwindungen glühen lassen und die Fantasie befeuern, dann seid ihr bei „Gestohlene Erinnerung“ an der richtigen Adresse. Wenn ihr Fans von Fringe seid, gibt euch dieses Buch bestimmt noch viel interessantere Ideen. So war es zumindest bei mir.

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Veröffentlicht am 28.03.2020

Ein guter Auftakt für die neuen Familien-Saga des Autors

Im Zeichen des Löwen
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Mit „Im Zeichen des Löwen“ von Daniel Wolf verlassen wir die Ära der Familie Fleury und widmen uns der Familie Osinga, die in Friesland lebt und den Aufstieg der Hanse miterlebt. Erschienen ist der Roman ...

Mit „Im Zeichen des Löwen“ von Daniel Wolf verlassen wir die Ära der Familie Fleury und widmen uns der Familie Osinga, die in Friesland lebt und den Aufstieg der Hanse miterlebt. Erschienen ist der Roman im Februar 2020 im Goldmann Verlag.

Friesland, Mitte des 14. Jahrhunderts: Mit einem tragischen Tod beginnt eine turbulente Zeit für die Familie Osinga. Genährt von Hass wird diese Fehde beiden Familien viel Leid bringen. Um diese schwere Zeit zu überstehen ist der Erfindungsreichtum des jungen Jan Osinga gefragt. Dieser ist Schiffsbauer und seine Dienste sind sehr gefragt. Ein neues Bündnis, die Hanse, entsteht und Lübeck steht an seiner Spitze mit einem unbändigen Hunger nach neuen Schiffen.

Auf den neuen Roman von Daniel Wolf habe ich mich schon lange Zeit gefreut. Mein Herz schlägt noch höher, wenn der Schauplatz der Norden ist. Friesland war für mich Neuland, aber von Bremen und Lübeck habe ich schon öfter gelesen und insbesondere Lübeck enttäuscht mich nie.
Der Schreibstil hat mir auch dieses Mal gut gefallen. Ich konnte mir alles gut vorstellen und insbesondere die Beschreibung von Lübeck, wo ich ja in der Nähe wohne, konnte mich vollends überzeugen. Mit Friesland, Bremen und Lübeck haben wir drei sehr starke Schauplätze, die das Leben zu jener Zeit wunderbar einfangen.
Die Themenauswahl und der Aufbau des Romanes hat mir sehr gefallen. Wir haben 4 Abschnitte, die alle ihren thematischen Schwerpunkt haben. Wir erfahren etwas über das Leben und das Recht in Friesland im 14. Jahrhundert, die Hanse entsteht, der Schiffsbau wird revolutioniert und auch das kirchliche Leben mit Beginen und Inquisition wird nicht außer Acht gelassen. Bei dieser Themenvielfalt wird klar, dass dieses Buch nur ein dicker Wälzer werden konnte. Dennoch wird einem zu keinem Zeitpunkt langweilig. Informationsreiche Abschnitte wechseln sich mit spannenden Szenen ab und erschaffen so einen opulenten historischen Roman.
Die Figuren im Roman konnten mich für sich einnehmen, haben mich aber nicht hundertprozentig von sich überzeugt. Ich kann gar nicht genau sagen, woran das liegt. Vielleicht habe ich einfach schon zu viele Romane in diese Richtung gelesen und die Strahlkraft von „Die Gabe des Himmels“, das mich vollends überzeugen konnte, ist zu groß. Die Einteilung in gut und böse fiel mir leicht, auch wenn Enne Rycken eine gewisse Ambivalenz aufweist. Vielleicht waren es auch einfach zu viele Charaktere, die mir sympathisch waren, aber es gibt keine Person, die wirklich alles überstrahlt. Ich habe die Geschichte von Jann, Abbe und Jorien sehr gerne mitverfolgt, aber auch Hartmann, Ippe und Folkmar konnten mich mit ihrer Art für sich gewinnen.
Schade finde ich, dass es in diesem Roman kein Nachwort gibt. Ich folge dem Autor auf Social Media und weiß daher, dass dieser einige Reisen in den Norden für die Recherche unternommen hat, aber wäre es ein neuer Autor für mich, hätte mir das schon sehr gefehlt. Man merkt dem Roman auf jeder Seite an, dass hier viel Herzblut reingesteckt wurde, aber so ein Nachwort komplettiert das Ganze für mich. Die restliche Ausstattung des Buches gefällt mir hingegen sehr. Es ist eine Klappbroschur mit einer Karte von Warfstede vorne und dem Bild einer typischen Kogge hinten. Abgerundet wird das Ganze durch ein Personenverzeichnis sowie ein Glossar.

Fazit: Ein toller historischer Roman, der das 14. Jahrhundert, Friesland und den Beginn der Hansezeit wunderbar einfängt. Die Themenschwerpunkte haben mir sehr gut gefallen, die Personen hingegen konnten mich nicht vollends überzeugen. Empfehlenswert für Fans des Autors und alle, die dicke historische Schmöker mögen.

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Veröffentlicht am 21.03.2020

Die Liebesgeschichte von Stella und Michael konnte mich überzeugen

Kissing Lessons
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„Kissing Lessons“ von Helen Hoang erzählt die Geschichte der Autistin Stella, die ein Escort anheuert, um in Liebesdingen besser zu werden. Erschienen ist der Roman im Oktober 2019 bei Kyss vom rowohlt ...

„Kissing Lessons“ von Helen Hoang erzählt die Geschichte der Autistin Stella, die ein Escort anheuert, um in Liebesdingen besser zu werden. Erschienen ist der Roman im Oktober 2019 bei Kyss vom rowohlt Verlag.

Stella hat in der Liebe bisher nur schlechte Erfahrungen gemacht. Um ihre Mutter nicht zu enttäuschen, möchte sie es aber dennoch weiter versuchen. Als ein Kollege ihr den Tipp gibt, dass sie einfach nur Übung braucht und es dann klappen würde, beschließt sie ein Escort zu engagieren. Ihre Wahl fällt auf Michael Phang und dieser stellt mit seiner Art Stellas Welt gehörig auf den Kopf. Etwas, dass ihr als Autistin nicht leicht fällt, denn sie liebt Routine, doch mit Michael ist alles ein bisschen anders.

Diesen Roman hat man auf Social Media letztes Jahr überall gesehen. Liebesromane zählen nicht zu meinem üblichen Beuteschema und ich lese dieses Genre nur ab und zu mal. Hier hat es mich interessiert, weil eine Autistin im Mittelpunkt steht und ich öfter gehört habe, dass auch bei der Autorin im Rahmen der Recherche Autismus festgestellt wurde. Man kann also durchaus sagen, dass es sich hierbei um einen Own Voice Roman handelt und einmal einen Einblick in die Denkweise zu bekommen, fand ich sehr spannend.
Der Schreibstil konnte mich schnell für sich einnehmen. Die Geschichte ist unterhaltsam geschrieben und man ist schnell in der Geschichte drin. Ich konnte das Buch tatsächlich nur schwer aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weiter geht. Das Drama wurde in der Geschichte für mein Empfinden eher gering gehalten, obwohl es natürlich im Hintergrund Geheimnisse gibt, die die Beziehung von Stella und Michael stören, aber da kenne ich aus anderen Liebesromanen ganz andere Sachen.
Stella habe ich schnell ins Herz geschlossen. Ihre Besessenheit von Zahlen konnte ich nicht so ganz nachvollziehen, dennoch gab es einige Situationen, die ich gut nachempfinden konnte. Sie konnte mich in so mancher Situation zum Schmunzeln bringen und ich habe auf jeden Fall neue Erkenntnisse gewonnen. In meinem Umfeld habe ich niemanden mit Autismus, daher kann ich schwer einschätzen, ob das nun authentisch ist oder nicht, aber an sich hatte ich hier die ganze Zeit ein gutes Gefühl.
Michael, ihr Escort, hat mir sehr gut gefallen. Ich mochte seine Art und dass er so gut auf ihre Bedürfnisse eingegangen ist. Er hat ihr Raum gegeben, wenn sie diesen benötigt hat, damit sie in ihrem Tempo neue Erfahrungen sammeln konnte. Er war verständnis- und respektvoll, hat sie niemals wegen ihrer Unerfahrenheit ausgelacht und das ohne zu wissen, dass sie autistisch ist. Ich mochte die Dynamik der beiden wahnsinnig gerne und konnte gut nachvollziehen, warum sie sich gerne auf ihn eingelassen hat.
Gut, das ein oder andere Klischee wurde hier dann auch bedient, was ich aber nicht als schlimm empfand. Sein Dirty Talk war so manches mal vielleicht ein wenig zu viel des Guten und natürlich haben sich die beiden beim Sex perfekt ergänzt, so dass es natürlich der Sex des Jahrhunderts für beide war, aber so ein bisschen Übertreibung darf im Liebesroman auch sein, finde ich.
Die Rollen mal umzukehren und eine Frau den Escort bestellen zu lassen, fand ich auf jeden Fall eine gute Idee und ich denke mit Stella als Protagonistin wurde das gut umgesetzt.

Fazit: Insgesamt eine Lovestory zum Wohlfühlen mit umgekehrten Rollen, aber den typischen Geheimnissen, die dem Liebesglück ein wenig im Weg stehen. Stella, als Autistin, ist eine ungewöhnliche Protagonistin, die mir gut gefallen hat und ich würde auf jeden Fall gerne mehr in diese Richtung lesen.

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Veröffentlicht am 15.02.2020

Zurück nach Hamburg und Kamerun im 19. Jahrhundert

Der zerbrechliche Traum
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„Der zerbrechliche Traum“ von Ellin Carsta ist der vierte Teil der Hansen-Saga, in dem die Geschichte der Familie und des dazugehörigen Kakaokontors erzählt wird. Erschienen ist der Roman im Oktober 2019 ...

„Der zerbrechliche Traum“ von Ellin Carsta ist der vierte Teil der Hansen-Saga, in dem die Geschichte der Familie und des dazugehörigen Kakaokontors erzählt wird. Erschienen ist der Roman im Oktober 2019 bei Tinte und Feder von Amazon Publishing.

Deutschland/Kamerun 1894: Anders als erwartet fühlt sich Luise in ihrer Rolle als Mutter sehr wohl und umsorgt ihre kleine Tochter Viktoria liebevoll. Dennoch zieht es sie recht schnell wieder ins Familienkontor, wo sie zu ihrer Verblüffung feststellen muss, dass Richard seinen Job gut gemacht hat. Dadurch verunsichert, stürzt sie in eine Krise, aus der sie nur mit Unterstützung ihres Mannes kommt.
Hamza kehrt nach der missglückten gemeinsamen Flucht alleine nach Kamerun zurück. Er hat Schwierigkeiten sich in seiner alten Heimat zurechtzufinden, denn die Zeit in Hamburg hat ihn verändert. Doch schon bald findet er eine neue Aufgabe für sich als die Unruhen zwischen den Einheimischen und den Kolonialisten sich immer mehr verschärfen.

Was habe ich mich gefreut als ich im Klappentext las, dass es wieder zurück nach Kamerun geht. Die Briefe in den vorangegangenen Teilen waren mir einfach zu wenig und ich habe diesen Teil der Geschichte schmerzlich vermisst.
Der Anschluss an den vorherigen Band gelingt mühelos. Man ist sofort wieder im Geschehen drin und verfolgt die Geschichte der Familie Hansen sowie Hamza interessiert mit. Ellin Carsta versteht es sehr gut, einen in die Lage des jeweiligen Charakters zu versetzen, so dass man mit jeder Person eine gewissen Verbindung hat und deren Beweggründe deutlich werden.
Die Geschichte in diesem Roman ist durchaus dramatisch, dennoch strahlt alles irgendwie auch eine gewisse Ruhe aus. Ich bin dem Geschehen interessiert gefolgt, aber es gab für mich keine Stellen bei denen ich vor Spannung die Luft anhalten musste. Es gab Ereignisse, die ich so schon geahnt habe, aber auch überraschende Wendungen sowie Entwicklungen, die mich sehr gefreut haben und die die Lust auf Band 5 geweckt haben.
Georg ist in diesem Band endgültig wieder ein wichtiger Bestandteil der Familie Hansen geworden, was mich sehr gefreut hat. Luise konnte mich mit ihrer praktischen Art zu denken überzeugen und machte wieder einmal deutlich, warum sie es als Frau in jener Zeit zu ihrer Position geschafft hat. Thereses positive Art konnte mich für sich einnehmen und auch Friederike hat sich zu einer selbstbewussten jungen Frau entwickelt, die ihren Weg geht.
Es gibt natürlich auch Personen, die ich eher weniger mag, wie z. B. Richard, der sehr selbstbezogen ist und Vera, die es nicht schafft aus ihrem Schneckenhaus rauszukommen. In Kamerun gibt es Menschen, deren abwertende Einstellung gegenüber den Einwohnern ich nicht teile.
Ich habe mich sehr gefreut, dass Kamerun als Schauplatz wieder dazugekommen ist. Es ist einfach etwas anderes, ob man über Briefe von den politischen Ereignissen erfährt oder es Personen vor Ort gibt, die das alles miterleben. Hier finde ich es klasse, dass Hamzas Perspektive in den Fokus rückt, denn er ist jemand, der direkt von dieser Situation betroffen ist. Darüber hinaus finde ich es sehr gut, dass wir bei den Kolonialisten unterschiedliche Meinungen vorfinden. Es wird nicht nur Rassismus reproduziert, sondern es wird ein Gegengewicht geschaffen, dass deutlich zeigt, dass es nicht in Ordnung ist, wie sich einige Kolonialisten den Schwarzen gegenüber verhalten.
Abgerundet wird der Roman durch ein kurzes Nachwort, in dem Fiktion und Wahrheit getrennt werden, und ein Quellenverzeichnis. Ein Personenverzeichnis braucht diese Reihe nicht, da sich die Anzahl der Personen in einem übersichtlichen Rahmen bewegt.

Fazit: Im vierten Teil kehren wir endlich wieder nach Kamerun zurück, was den ersten Teil dieser Reihe so stark gemacht hat. Es ist eine Familiensaga, die man gerne verfolgt und die das 19. Jahrhundert sowie die Kolonialzeit zum Leben erweckt. Empfehlenswert für alle, die gerne Geschichten mögen, in der sie das Leben einer Familie über einen längeren Zeitraum und mehrere Bände miterleben können.

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Veröffentlicht am 08.02.2020

Eine Jugendbuch, dass sowohl makaber als auch faszinierend ist

Scythe – Die Hüter des Todes
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„Scythe - Die Hüter des Todes“ von Neal Shusterman erzählt die Geschichte einer Welt, in der der Tod überwunden worden ist und sogenannte Scythe das Töten übernehmen. Es handelt sich um den ersten Teil ...

„Scythe - Die Hüter des Todes“ von Neal Shusterman erzählt die Geschichte einer Welt, in der der Tod überwunden worden ist und sogenannte Scythe das Töten übernehmen. Es handelt sich um den ersten Teil einer Trilogie, der im Juni 2019 erstmals als Taschenbuch bei Fischer Sauerländer erschienen ist.

Was bedeutet Leben in einer Welt, in der man alles weiß, niemand arm ist und auch der Tod seinen Schrecken verloren hat? Das alles wurde erreicht und auch wenn die Menschen nicht mehr an Krankheiten oder bei Unfällen sterben, so muss es eben doch Menschen geben, die sterben. Scythe haben diese Aufgabe übernommen und Citra und Rowan wurden für die Ausbildung ausgewählt. Doch wie entscheidet man, wer weiterleben darf und wer nicht? Die Scythe haben hierfür Regeln und gewisse Moralvorstellungen. Doch es brodelt innerhalb der Gilde und nicht jeder möchte sich mehr an die alten Grundsätze halten.

Diese Reihe habe ich schon sehr oft auf bookstagram gesehen und als ich letztens beim Buchshopping war und das Paperback gesehen habe, dachte ich mir, ich lese kurz mal rein. Schon die ersten Seiten konnten mich in seinen Bann ziehen und so habe ich das Buch dann auch letztendlich mitgenommen.
Die ersten Kapitel dieses Buches haben mich ehrlich gesagt ein wenig geschockt. Alleine die Vorstellung, dass wirklich ein Mensch in einer Robe bei einem an der Haustür klingelt und dann einfach entscheidet, dass einer aus diesem Haushalt sterben muss, oder nachgelesen wird, wie es hier in dem Buch genannt wird, ist irgendwie makaber. Ich fand es wahnsinnig faszinierend die Welt der Scythe, ihre Regeln und Lebensweise kennenzulernen. Zwischen den einzelnen Kapiteln gibt es immer wieder Einschübe aus den Tagebüchern unterschiedlicher Scythe, die die Hintergründe noch mehr beleuchten.
Der Spannungsbogen des Romanes ist größtenteils gut gelungen. Der Autor weiß, wie man Spannung aufbaut, diese hält, aber auch immer mal wieder gezielt darüber hinaus geht und, wie in meinem Fall, den Leser schockt. Es gab einige überraschende Wendungen, die mir sehr gut gefallen haben und die ich nicht erwartet habe.
Interessant zu beobachten war die Gewöhnung an die Vorgehensweise und Arbeit der Scythe. Am Anfang dachte ich des Öfteren „WTF passiert hier“, aber das hat tatsächlich mit der Zeit nachgelassen. Es gibt in diesem Roman unterschiedliche Lager, zu denen ich gar nicht allzu viel verraten will. Wir bekommen Einblick in verschiedene Scythes und alle waren für mich auf eine gewisse Weise nachvollziehbar, auch wenn mir nicht alle Varianten gefallen haben. Ich finde es allerdings sehr gut, wenn man hinter allem eine gewisse Logik erkennt. Dies macht den Konflikt im Buch umso spannender.
Die beiden Lehrlinge Citra und Rowan sind mir ans Herz gewachsen. Jeder hat unterschiedliche Stärken, dennoch bringen beide Eigenschaften mit, die ein Scythe haben sollte. Das Wechselspiel zwischen den beiden fand ich sehr gelungen und ich konnte mich in beide Charaktere hineinversetzen.
Scythe Faraday mochte ich sehr gerne, weil dieser eine ruhige und besonnene Art hat. Anfangs war es schwer ihn zu durchschauen, aber je mehr man ihn kennenlernt, umso mehr weiß man ihn und seine Moralvorstellungen zu schätzen. Aber auch Scythe Curie hat mit der Zeit an Sympathie gewonnen. Ihre Art nachzulesen hat mir sehr gefallen und sie hat das Herz definitiv am rechten Fleck.
Bei dieser Reihe handelt es sich um eine Jugendbuchreihe, die ab 14 empfohlen wird. Die Grundprämisse dieses Buches finde ich heftig, aber ich glaube tatsächlich Jugendliche nehmen das Buch ganz anders wahr als jemand wie ich mit Mitte 30. Ich denke schon, dass die Altersempfehlung passt und Jugendliche damit umgehen können, aber ich bin tatsächlich immer etwas zwiespältig. Diese Reihe kann auf jeden Fall interessante Denkanstöße liefern.
Ich bin sehr gespannt auf den zweiten Teil dieser Reihe, denn einiges ist noch unklar geblieben. Gerade der Thunderhead, der in dieser perfekten Welt, das Leben koordiniert und sich beispielsweise auch um die Infrastruktur kümmert, ist noch sehr abstrakt geblieben. Ich hoffe, wir erfahren hier noch deutlich mehr, so dass die Welt greifbarer wird.

Fazit: Ein Reihe, die mit ihrer makaberen Grundprämisse zu schocken, aber auch in seinen Bann zu ziehen weiß. Man wird in eine interessante Zukunftsvision entführt, die mit einigen überraschenden Wendungen punkten kann. Empfohlen ab 14 Jahren bietet die Reihe ebenso für Erwachsene viele spannende Lesestunden.

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