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Veröffentlicht am 08.04.2020

Angekommen

Die kleine Traumküche in Cornwall
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Clemmie ist ein Zugvogel, ein unruhiger Geist, ständig auf Achse mit ihren Siebensachen im Koffer. Ihr malerisches Heimatstädtchen St. Aiden in Cornwall ist ihr zu eng, deswegen möchte sie das von ihrer ...

Clemmie ist ein Zugvogel, ein unruhiger Geist, ständig auf Achse mit ihren Siebensachen im Koffer. Ihr malerisches Heimatstädtchen St. Aiden in Cornwall ist ihr zu eng, deswegen möchte sie das von ihrer Großmutter Laura geerbte Apartment im Seaspray Cottage verkaufen, um so schnell wie möglich wieder in die Welt hinauszuziehen. Doch als Clemmie hat nicht mit den alten Kindheitserinnerungen gerechnet, die sie übermannen und noch weniger mit ihren alten Freunden, die sie neben dem Rezeptbuch ihrer Großmutter schon bald auf Ideen bringen, sich in der gemütliche Apartmentküche auszutoben, für Singles zu kochen und einige Events zu organisieren, die Geld in ihre Kasse spülen. Nebenbei eilt der gutaussehende Nachbar Charlie Hobson ihr zur Hilfe und lässt ihr Herz höher schlagen, was Clemmie dazu zwingt, Entscheidungen für ihr zukünftiges Leben zu treffen…
Jane Linfood hat mit „Die kleine Traumküche in Cornwall“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der mit nicht nur mit malerischen Landschaftsbeschreibungen punkten kann, sondern dem Leser auch den Mund wässerig macht mit allerlei Köstlichkeiten, die während der Geschichte aufgefahren werden. Der Erzählstil ist ebenso flüssig-leicht wie bildhaft, wobei auch einiges an Humor aufblitzt. Der Leser taucht schnell in die Seiten hinein und folgt Clemmie ins idyllische St. Aiden nach Cornwall, lässt sich dort den Meereswind um die Nase wehen und die zwischenmenschlichen Beziehungen in dem kleinen Ort beobachten, die für einige Entwicklungen sorgen. Ob der Club der Meerjungfrauen oder auch der Singletreff, ob der lästige attraktive Nachbar oder auch die Tierwelt, alle miteinander sind so liebevoll wie warmherzig miteinander verknüpft, so dass der Leser sich unter ihnen wohlfühlt. Der Leser steht neben Clemmie in der Küche, um sie bei ihrem Chaos zu beobachten und drei Kreuzzeichen macht, als Charlie sich als begnadeter Koch- und Backkünstler entpuppt. Der Spannungslevel ist in dieser Geschichte zwar nicht hoch angelegt, aber die Handlung ist abwechslungsreich und gefühlvoll umgesetzt, dass die Seiten nur so dahinfliegen.
Die Charaktere sind lebendig und glaubwürdig in Szene gesetzt, ihren Ecken und Kanten überzeugen mit Authentizität. Der Leser fühlt sich ihnen nah und kann mit ihnen fiebern. Clemmie ist ein unruhiger Geist mit Hummeln im Hintern. Immer in Bewegung hasst sie Stillstand und Routine sowie Langeweile. Sie ist unternehmungslustig und auch experimentierfreudig, aber auch unsicher und ängstlich, was sie nach außen nicht zeigt. Sie muss lernen, sich selbst mehr zuzutrauen und etwas Stabilität in ihr Leben zu bringen. Charlie ist ein gestandenes attraktives Mannsbild, der nicht nur geschäftlich souverän ist, sondern auch Liebe fürs Kochen und Backen besitzt. Die Meerjungfrauen sind Clemmies alte Jugendfreundinnen, ein verrückter, aber liebenswerter Haufen voller Ideen und mit viel Hilfsbereitschaft und unterstützenden Händen. Ebenso überzeugen die übrigen Protagonisten und Kleintiere, die der Handlung ihren bunten Stempel aufdrücken.
„Die kleine Traumküche in Cornwall“ geht nicht nur durch den Magen mit all seinen aufgeführten Leckereien, sondern auch ins Herz mit einer gefühlvollen Geschichte, die von Cornwall und dem Meer träumen lässt. Verdiente Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 06.04.2020

Wenn die Vergangenheit einen einholt

Die Seebadvilla
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1992 München. Als Caroline ihrer Mutter Henriette „Henni“ Faber beim den Vorbereitungen zu einem Umzug hilft, findet sie beim Stöbern neben einem alten Foto auch ein Anwaltsschreiben, indem es um die Rückübertragung ...

1992 München. Als Caroline ihrer Mutter Henriette „Henni“ Faber beim den Vorbereitungen zu einem Umzug hilft, findet sie beim Stöbern neben einem alten Foto auch ein Anwaltsschreiben, indem es um die Rückübertragung einer alten Usedomer Villa geht. Caroline hat noch nie etwas davon gehört, aber als sie Henni darauf anspricht, macht diese dicht und lässt nicht mit sich reden. Carolines Neugier treibt sie erst zu ihrer dementen Großmutter Grete nach Berlin und dann nach Usedom, um das Geheimnis zu lüften…
1952 Ahlbeck. Grete betreibt mit Hilfe ihrer Töchter Lisbeth und Henni eine kleine Pension, die ihnen ihr Auskommen sichert. Sie wehrt sich gegen die Enteignung und Verstaatlichung ihres familiengeführten Hauses durch das DDR-Regime und sieht sich tagtäglich Anfeindungen und Repressalien ausgesetzt, die immer schlimmer werden…
Kathleen Freitag hat mit „Die Seebadvilla“ einen unterhaltsamen und berührenden Roman vorgelegt, der neben einer schön gestrickten Geschichte über zwei Zeitebenen auch eine wunderbare historische Hintergrundrecherche offenbart, die der Handlung viel Authentizität verleiht. Der flüssige und bildgewaltige Schreibstil der Autorin veranlasst Leser von Beginn an ein tolles Kopfkino, so sieht er nicht nur das wunderschöne Usedom vor sich, spürt die Seeluft auf der Haut, während der Sand unter den Füssen knirscht, sondern darf auch gemeinsam mit Caroline ein altes Familiengeheimnis aufdecken, indem er sich mit ihr daran macht, die Vergangenheit wieder aufzurollen. Bei der historischen Recherche für ihren Roman hat die Autorin gute Arbeit geleistet, der Leser erfährt über die erbarmungslosen Methoden der DDR-Regierung, um Menschen zu drangsalieren, die nur ihr eigen Hab und Gut schützen und in der Familie halten wollten. Dabei offenbart sich auch, wer linientreu und gleichzeitig neidisch auf seine Mitmenschen und Nachbarn ist, die sich bisher erfolgreich zur Wehr setzten. Wechselnde Perspektiven, die mal die Gegenwart und mal die Vergangenheit wiederspiegeln, steigern die Spannung und lassen trotzdem jede Menge Gefühle im Leser aufsteigen, die ihn den Protagonisten sehr nahe bringen.
Die Charaktere sind sehr lebendig und realistisch in Szene gesetzt, so dass der Leser ihnen aufgrund ihrer Glaubwürdigkeit nur zu gerne durch die Handlung folgt und mit ihnen so einiges durchsteht. Caroline ist eine hilfsbereite, offene und freundliche Frau, die mit einer gesunden Neugier ausgestattet ist und sich nicht so schnell von ihrem Vorhaben abbringen lässt, den Dingen auf den Grund zu gehen. Henriette (Henni) hat zu viel erlebt und die Dinge in ihrem Herzen begraben, um nach vorn sehen zu können. Doch die Vergangenheit holte einen immer wieder ein, damit man sich ihr endlich stellt und darin Frieden findet. Grete ist zwar dement, doch in ihren lichten Momenten kommen die Erinnerungen wieder, dann gelingt ihr der Blick zurück. Aber auch Lisbeth spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte, die rundum sehr gelungen ist.
„Die Seebadvilla“ ist ein unterhaltsamer Roman mit Tiefgang, der die deutsch-deutsche Geschichte wieder sehr präsent werden lässt. Ein einfühlsamer und fesselnder Erzählstil sowie eine geschickt verpackte Handlung über zwei Zeitebenen schenken dem Leser eine schöne Auszeit und einen Ausflug in die Vergangenheit. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 04.04.2020

Unruhige Zeiten

Das Savoy - Schicksal einer Familie
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1936 London. 4 Jahre steht Violet Mason dem Savoy Hotel nun vor, nachdem sie es von ihrem Großvater Sir Laurence Wilder übernommen hat, der die Leitung nach einem Schlaganfall an sie übergeben hat. Gemeinsam ...

1936 London. 4 Jahre steht Violet Mason dem Savoy Hotel nun vor, nachdem sie es von ihrem Großvater Sir Laurence Wilder übernommen hat, der die Leitung nach einem Schlaganfall an sie übergeben hat. Gemeinsam mit ihrer Schwägerin Judy und dem Personal versucht sie, es ihren Gästen so angenehm wie möglich zu machen, doch das Hotel ist in die Jahre gekommen und müsste von Grund auf renoviert werden. Das alles lenkt Violet aber nicht vom Selbstmord ihres Verlobten John ab, für dessen Tod vor 4 Jahren sie sich immer noch verantwortlich fühlt. Die Begegnung mit dem charismatischen Franzosen Omar, der als Gast im Savoy weilt, erweckt Violet wieder zum Leben. Seine Einladung zu den Olympischen Spielen nimmt sie gern an und reist mit ihm nach Berlin. Dort kreuzt ihr alter BBC-Chef Max ihren Weg, der sie über die politische Lage in Deutschland aufklärt, was Violet erschauern lässt. Schon bald verändert sich nur Violets Leben, sondern auch dem Hotel Savoy steht so einiges bevor…
Maxim Wahl hat mit „Das Savoy-Schicksal einer Familie“ den zweiten Band seiner historischen Hotel-Reihe um die berühmte Londoner Luxusherberge vorgelegt. Da der Autor gekonnt die Ereignisse aus dem Vorgänger in die Handlung mit einfließen lässt, kann man das Buch auch ohne Vorkenntnisse lesen. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, so dass sich der Leser schnell gedanklich zeitlich knapp 84 Jahre zurück in das Luxushotel hineinbeamen kann, wo er einen Blick durchs Schlüsselloch wirft und sowohl Violet und ihren Familienangehörigen als auch dem Dienstbotenpersonal bei ihrem Treiben verfolgt. Die detaillierten Beschreibungen des traditionsbehafteten Hotels sind so farbenfroh, dass man als Leser das Gefühl hat, selbst durch die Räumlichkeiten zu wandeln. Nicht nur die zwischenmenschlichen Begegnungen und familiären Beziehungen lässt der Autor vor dem inneren Auge des Lesers vorbeiziehen, auch ein gut inszenierter Mordfall im Hotel sorgt für einige spannende Momente. Der historische Hintergrund wird ebenfalls gut mit der Geschichte verwoben, die Nazis haben die Macht in Deutschland an sich gerissen, die allgemeine politische Unruhe ist schon spürbar und die Welt nicht mehr weit vom Zweiten Weltkrieg entfernt.
Die Charaktere haben gegenüber Band 1 weiterentwickelt, wirken lebendiger und glaubwürdiger, so fällt es dem Leser leicht, sich ihnen anzuschließen. Violet wirkt nach außen sehr selbstbewusst und stark, hat ihre Augen überall und weiß ihr Personal zu führen. Hinter der Fassade jedoch kommen ihre Schuldgefühle und ihre Unsicherheit hervor, die sie einiges an Kraft kosten. Manchmal wünscht sie sich ihren Job beim Radio zurück, denn die Verantwortung für das große Hotel, aber auch für die Pflege ihres Großvaters beanspruchen sie enorm. Omar ist ein attraktiver charmanter Mann, der weiß, wie man die Aufmerksamkeit einer Frau erregen kann. Er ist weltmännisch, dabei freundlich und einfühlsam. Judy ist eine fleißige und aufmerksame Frau, der nichts entgeht und die das Personal mit unsichtbarer Hand zu führen weiß. Aber auch Nebendarsteller wie Laurence und Max sorgen mit ihren Auftritten für eine abwechslungsreiche Geschichte.
„Das Savoy-Schicksal einer Familie“ ist eine gelungene und unterhaltsame Fortsetzung der Savoy-Saga, die nicht nur durch gute historische Hintergrundrecherche, sondern auch mit einigen Spannungsmomenten und dem außerordentlichen und bunten Flair des luxuriösen Traditionshauses glänzen kann. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 28.03.2020

Liebe auf den zweiten Streich

Sommernachtsglück
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Clancy erlebt gerade den wahrgewordenen Alptraum. Ihr Verlobter, mit dem sie zusammenlebt und der gleichzeitig auch ihr Firmenpartner ist, hat sie betrogen. So steht sie von jetzt auf gleich nicht nur ...

Clancy erlebt gerade den wahrgewordenen Alptraum. Ihr Verlobter, mit dem sie zusammenlebt und der gleichzeitig auch ihr Firmenpartner ist, hat sie betrogen. So steht sie von jetzt auf gleich nicht nur ohne Wohnung da, auch ihre Kollegen und Freunde lassen sie hängen. Diese unerträgliche Situation führt dazu, dass sie kurzerhand den von ihrer Cousine angebotenen Job übernimmt, in dem kleinen malerischen Küstenstädtchen Nelson’s Bar deren Ferienhäuser zu verwalten. Von London reist Clancy in den kleinen Ort, um sich von den Katastrophen zu erholen und ihr Mütchen zu kühlen. Doch mit der Ruhe ist es bald vorbei, denn der Mitbesitzer der Cottages ist eine Begegnung aus Clancys Vergangenheit, an die sie lieber nicht erinnert werden will…
Mit „Sommernachtsglück“ lässt Sue Moorcroft den Leser unterhaltsame und farbenfrohe Stunden erleben, die neben Romantik auch für das gewisse Urlaubsfeeling sorgen. Der locker-leichte und gefühlvolle Erzählstil nimmt den Leser schnell mit in die Geschichte hinein, wo er sich erst Clancys Katastrophen gegenübersieht, um dann mit ihr aus dem hektischen London zu fliehen, um sich in einem idyllischen Küstenort wiederzufinden und eine Achterbahn der Gefühle mitzuerleben. Die Vergangenheit, die Clancy und Aaron miteinander verbindet, sorgt für so manches Missverständnis und manchen Disput, bringt aber auch den einen oder anderen gegen Clancy auf. Nelson’s Bar ist so bildhaft beschrieben, dass man als Leser den Eindruck hat, sowohl den Ort als auch den bunten Haufen liebenswerter Einwohner schon ewig zu kennen. Man fühlt sich in ihrer Mitte gleich wohl und aufgehoben, denn sie halten zusammen, auch wenn einige nach vielen Jahren noch sehr nachtragend sind. Der Spannungslevel ist zwar eher mittelmäßig und die Geschichte auch nicht unbedingt neu, doch die Autorin wartet mit einigen Überraschungen auf, die den Leser durchaus gut unterhalten und bei der Stange halten.
Ihre Charaktere hat die Autorin liebevoll zum Leben erweckt und ihnen individuelle Eigenschaften angedacht, die es dem Leser leicht machen, sich schnell mit ihnen wohl zu fühlen und ihnen bei ihrem Weg gern zu folgen. Clancy ist eine Sympathieträgerin, der man sich gern an die Fersen heftet. Sie besitzt Empathie, Einfühlungsvermögen und ist hilfsbereit. Obwohl sie einige Tiefschläge verkraften muss, lässt sie sich nicht entmutigen. Aaron ist ein attraktiver Mann, der sich zurückhaltend, misstrauisch und schroff gibt, denn er wurde vor Jahren enttäuscht und möchte dies nicht noch einmal durchmachen. Aber er ist nicht nachtragend, sondern gibt zweite Chancen. Clancys Cousine Alice ist eine falsche Schlange, der man nicht trauen darf, denn sie ist nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Aber auch die bunte Vielfalt der Dorfbewohner ist immer für eine Überraschung gut.
„Sommernachtsglück“ ist genau die richtige Ablenkungslektüre für trübsinnige Tage, denn er bietet jede Menge Küsten- und Kleinstadtflair, Romantik und vor allem kurzweilige Lesestunden.

Veröffentlicht am 28.03.2020

Charlotte im Zwiespalt

Die englische Gärtnerin - Rote Dahlien (Die Gärtnerin von Kew Gardens 2)
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Die Botanikerin Charlotte Windley-Bromberg müsste eigentlich glücklich sein, denn sie hat in dem Deutschen Victor Bromberg nicht einen adäquaten Ehemann gefunden und geheiratet, sondern ist auch beruflich ...

Die Botanikerin Charlotte Windley-Bromberg müsste eigentlich glücklich sein, denn sie hat in dem Deutschen Victor Bromberg nicht einen adäquaten Ehemann gefunden und geheiratet, sondern ist auch beruflich als erste Frau in Kew Gardens erfolgreich. Doch dann erwartet ihr Ehemann, dass sie sich mehr auf dem eigenen Anwesen Summerlight House aufhält und sich darum kümmert, anstatt weiterhin in Kew Gardens tätig zu sein. Charlotte ist darüber nicht erbaut, kommt ihrem Ehemann aber gezwungenermaßen entgegen. Während ihrer Arbeit im heimischen Garten lernt sie den Gärtner Quinn kennen, mit dem sie schon bald nicht nur die Liebe zur Gartengestaltung verbindet und sich mehr und mehr von Victor entfernt. Victor spürt die wachsende Distanz seiner Ehefrau und will ihr mit einer Forschungsreise nach Persien nicht nur einen langgehegten Wunsch erfüllen, sondern auch seine Frau zurückerobern. Wird ihm das gelingen?
Martina Sahler hat mit „Rote Dahlien“ den Nachfolgeband ihrer Gärtnerinnen-Trilogie vorgelegt, der nahtlos an den Vorgänger anknüpft, jedoch auch für sich gelesen werden kann, ohne Wissenslücken zu verspüren. Mit flüssig-bildhaftem gefühlvollem Erzählstil leitet die Autorin den Leser zurück ins vergangene Jahrhundert, wo er sich an Charlottes Fersen heften und ihr Treiben und Tun mitverfolgen darf. Die ausführlichen farbenfrohen Beschreibungen des Gartens mit seiner unterschiedlichsten Flora und Fauna zaubern schöne Bilder im Kopf des Lesers hervor, die ihn die Entstehung der Gartenanlage durch die Arbeit und den Ideenreichtum von Charlotte und Quinn miterleben lässt. Die Reise nach Persien war zur damaligen Zeit recht mühselig und auch nicht gerade ungefährlich, passt aber gut zur Handlung und schenkt der Geschichte ein wenig exotisches Flair. Die Rolle der Frau zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts wird auch einmal mehr hervorgehoben, denn Charlotte ist als Protagonistin schon recht fortschrittlich, beugt sich aber dennoch den Wünschen ihres Ehemannes um des häuslichen Friedens willen. Obwohl sie es als Akademikerin schon weit gebracht hat, kann sie hier nicht aus ihrer Haut, obwohl sie sich mit der Entscheidung auch nicht wohl fühlt.
Glaubwürdige und lebendige Charaktere wirken authentisch und geben dem Leser die Möglichkeit, sich gern in ihrer Nähe aufzuhalten und ihrem Schicksal zu folgen. Charlotte ist eine durchaus selbstsichere Frau, die ihre Ziele genau vor Augen hat und den Wünschen ihres Ehemannes zu entsprechen, fällt ihr schwer. Sie macht Zugeständnisse gegen ihren Willen und verhält sich auch gegenüber Victor eher reserviert, als dass sie ihre Liebe zeigt. Victor ist in vielen Dingen recht fortschrittlich, aber er ist auch ein Mann seiner Zeit, indem er seiner Frau die Grenzen aufzeigt. Charlottes Schwester Debbie ist den Teenagerjahren entwachsen, doch ihr Kampfgeist ist ungebrochen. Ebenso bereichern Quinn, Aurora und Robert die Handlung mit ihren Auftritten.
„Rote Dahlien“ ist eine unterhaltsame Fortsetzung der „englischen Gärtnerin“. Der historische Roman bietet nicht nur ein gutes Abbild der damaligen Zeit und die Rolle der Frau im Besonderen, sondern zaubert gleichzeitig schöne Bilder im Kopf während der Lektüre. Verdiente Leseempfehlung!