Innovativ mit Löchern
Die TraumdiebeDie Welt ist nicht mehr, wie wir sie kennen. Die Menschheit hat den Planeten in die Klimakatastrophe getrieben und auch weitgehend die Fähigkeit zu träumen verloren. Bis auf die kanadischen Ureinwohner, ...
Die Welt ist nicht mehr, wie wir sie kennen. Die Menschheit hat den Planeten in die Klimakatastrophe getrieben und auch weitgehend die Fähigkeit zu träumen verloren. Bis auf die kanadischen Ureinwohner, Indianer, die ständig auf der Flucht sind und sich selbst kaum mehr an die Magie ihrer Ahnen erinnern können. Auch der junge Frenchie irrt, getrennt von seiner Familie, durch die Gegend, bis er auf eine Gruppe trifft, die noch ist wie er. Doch es gilt, sich vor den Anwerbern zu verbergen, die für Institutionen, die sie euphemistisch "Schulen" nennen, auf der Jagd sind, um sich die Fähigkeit zu träumen wieder anzueignen, von denen, die sie noch besitzen.
Obwohl man zunächst verloren durch die Geschichte irrt, hat sie einen schnell am Haken. Erst nach und nach gewährt die Autorin Einblicke in diese neue Welt. Leider bleibt sie dabei oft extrem vage und es entsteht der Eindruck, dass das nicht nur Taktik ist, sondern sie es selbst nicht so genau weiß. Dies betrifft zum Beispiel das Vorgehen in den Schulen, aber auch die Hauptcharaktere, in deren Geschichten Löcher klaffen. Auch deren Verhalten ist nicht immer nachvollziehbar. So läuft beispielsweise Rose, ein Mädchen, in das sich Frenchie verliebt hat, eines Tages einfach los, um die Gruppe, die ihr Sicherheit gibt, zu verlassen. Dabei gilt es gerade eigentlich gemeindsam eine Freundin aus den Fängen der Anwerber zu retten. Auch das Lektorat hat manchmal durchgeschlafen Als erstes fällt Frenchie zum Beispiel auf, wie hell Roses Augen sind, nur um dann später wiederholt ihre dunklen Augen zu bewundern.
Ein Buch mit unglaublichem Potential und erschreckender Aktualität. Gelegentlich gelingen der Autorin Sätze von fast poetischer Schönheit, nur um dann plötzlich wieder oberflächlich und wie im Zeitraffer durch die Geschichte zu rasen. Hätte sie sich nur mehr Zeit genommen, es hätte brilliant werden können. Trotz seiner Schwächen hat mir das Buch mit dem wunderschönen Umschlag aber gut gefallen. Ich hoffe, dass die geplante Fortsetzung das Potential der Geschichte noch besser nutzen wird.