eine warmherzige Geschichte, die mich jedoch nicht gänzlich überzeugen konnte
Café MorelliZitate:
"Er - Joe Davis - war der Erbe des Café Morelli in Bryn Mawr. Wenn es verkauft würde, wäre er nur noch Joe Davis, der in einem Haus wohnte. Das war nicht dasselbe." Seite 33
Meinung:
Joe, ein ...
Zitate:
"Er - Joe Davis - war der Erbe des Café Morelli in Bryn Mawr. Wenn es verkauft würde, wäre er nur noch Joe Davis, der in einem Haus wohnte. Das war nicht dasselbe." Seite 33
Meinung:
Joe, ein gebürtiger Waliser, würde alles darum geben, wie sein Nonno ein stolzer Italiener zu sein. Zumindest versucht er sich wie einer zu verhalten. Besonders stolz ist er auf das Café Morelli, das sich seit 1929 im Familienbesitz befindet. Doch die Zeiten sind schlecht, das Café läuft nicht gut, und so freundet sich seine Mutter -die aktuelle Besitzerin- so langsam mit dem Gedanken an, es zu verkaufen. Als er dann jedoch seinen Nonno bittet, ihm die Geschichte des Cafés zu erzählen und sich hierbei ungeheuerliche Geschichten aus Zeiten des Kriegs auftun, weiß er, was zu tun ist: Das Café Morelli muss gerettet werden, und zwar um jeden Preis!
Schon als ich den Klappentext zum ersten Mal sah, wusste ich, dass ich diese Geschichte unbedingt lesen muss. Und was meine Erwartungen diesbezüglich betrifft, wurde ich nicht enttäuscht!
"Café Morelli" beschreibt Joes Kampf um das Café sowie das Erbe seiner Vorfahren und ist gleichzeitig eine Geschichte über das Erwachsenwerden. Hierbei erleben wir nicht nur seinen enormen Ehrgeiz und Ideenreichtum, sondern auch ein erstes Verliebtsein. Nun will er natürlich beides, das Café retten und seinen eigenen Belangen nachgehen, was dem Leser die ein oder andere witzige Situation bringt.
Mit viel Ideenreichtum und einem unkomplizierten Schreibstil nimmt uns Giancarlo Gemin mit - auf eine doch sehr italienische Reise ;)
Besonders ins Auge sticht hierbei der ziemlich starke Kontrast zwischen Dingen wie Liebe, Freundschaft und Humor, im Vergleich zu den Erzählungen des Großvaters, den Krieg und die Internierung seines Vaters betreffend. Er lässt so eine sowohl nachdenklich, traurige Geschichte entstehen, gleichzeitig jedoch ist sie liebevoll und warmherzig. Eine tolle Kombination.
Dennoch war mir eine Annäherung an Joe leider nicht so recht möglich. Lag es an ihm oder an mir? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Fakt ist, dass mir manche Ideen um das Café zu retten, sowie die damit verbundenen Wendungen etwas zu abgehoben und stellenweise unglaubwürdig erschienen. Im gleichen Zug -oder vielleicht wegen der Ideen?- wirkten die Details auf mich dann zu kindlich, als dass ich mich mit ihm hätte identifizieren können.
Auf Grund der doch eher kindlichen Charaktere und Ideen, würde ich die Geschichte über Joes Kampf um sein Erbe vermutlich eher bei jüngeren Lesern sehen. Ich vermute, dass seine Euphorie diese mehr begeistern kann, als mich. Nichtsdestotrotz empfinde ich "Café Morelli" als ein sehr warmherziges Buch, das zum Nachdenken anregt und somit definitiv lesenswert ist!