Ein fassettenreicher, historischer Cowboyroman, der viele Emotionen beim Leser herbeiruft, aber etwas zu langatmig ist.
Das wilde Herz des WestensNachdem ich von der Autorin Alexandra Fischer (auch alias Bonnie Sharp) bereits mehrere Werke gelesen habe, die mir gefielen, wusste ich quasi schon, worauf ich mich einlasse :P Das Buch "Das wilde Herz ...
Nachdem ich von der Autorin Alexandra Fischer (auch alias Bonnie Sharp) bereits mehrere Werke gelesen habe, die mir gefielen, wusste ich quasi schon, worauf ich mich einlasse :P Das Buch "Das wilde Herz des Westens" sprach mich also vor allem wegen der Autorin an, klang insgesamt aber auch spannend und unterhaltsam. Ich war sehr neugierig, was es mit diesem historischen Werk auf sich hat und ob Frau Fischer wieder bei mir punkten kann. So habe ich mich für die Leserunde des Buches beworben, welche hier bei Lovelybooks angeboten wurde und freute mich über den Gewinn. Vielen lieben Dank an den dp-Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!
Der Einstieg in das Geschehen ist direkt dramatisch. Die damals noch junge Protagonistin Briana muss miterleben, wie ihre Angehörigen umgebracht werden und kann der Misere nur knapp selbst entkommen. Sie findet eine neue Familie bei Phoebe, dessen Vater sie mit zu sich nimmt. In ihr findet sie eine Freundin. Nach vielen gemeinsamen Jahren, bei der Briana dabei mithilft, Verwundete Krieger zu versorgen, beschließt Phoebe, dass sie in den Westen reisen möchte, um einen Herrn zu heiraten, den sie über eine Heiratsannonce "kennen gelernt" hat. Nach dem Krieg herrscht im Osten des Landes Mangel an Männern. Etwas waghalsig, findet Briana, will sie aber dennoch begleiten, zur Sicherheit, ist so eine Reise schließlich besonders riskant für eine einzelne Frau und auch, weil sie selber mal "raus muss". Auf dem beschwerlichen Weg wird den Frauen aber klar, dass es sich bei dem zukünftigen Ehemann und seinem Bruder allerdings um gesuchte Halunken und keine Gentlemen handelt... doch Phoebe ist fest entschlossen, ihren Zukünftigen dennoch zu ehelichen! Nun nehmen die Dinge ihren Lauf, es geschehen viele Überfälle, Intrigen kommen ans Licht und andere Katastrophen warten bereits auf die Protagonisten...
Es wird aus vielen verschiedenen Sichtweisen in der dritten Person berichtet, was uns Einblick in das Innere gleich mehrerer Protagonisten verschafft. So lernt man beispielsweise die Kennedybrüder besser kennen, unter denen einer Phoebes Zukünftiger ist. Der andere wird nach und nach für Briana interessanter, allerdings ist er mit einer Hure vermählt und benimmt sich anfangs ganz schön ungehobelt und dreist.
Außerdem liest man aus der Sicht eines weiteren Charakters, der ein Stück der Reise gemeinsam mit Briana und Phoebe unternimmt und diese mitsamt den Kennedys später beschatten soll, das Leben seiner Frau steht nämlich auf dem Spiel... doch ist dieser wirklich in der Lage dazu, die gesamte Truppe an ihren Gegner zu verraten?
Phoebe ist mir lange unsympathisch. Sie ist ein verzogenes Ding, die sich immerzu den Hof machen lässt, wohingegen Briana immer mit anpackt und auch dem Cowboy-Dasein gegenüber aufgeschlossen ist. Sie lernt das Schießen und Reiten, was Phoebe gar nicht gefällt. Nach und nach wird diese auch immer unzufriedener, mit der Reise, dem Westen an sich und ihrem Ehemann. Tja, nicht alles ist eben so, wie sie in ihren Groschenromanen gelesen hat...
Das Buch lehrt den Leser vieles über die damaligen Geschehnisse und zeigt, dass sich die Autorin gut informiert hat. Außerdem wird klar, dass nichts zwangsläufig so ist, wie es scheint. Ein Cowboy muss nichts zwangsläufig sexy sein, eine Hure nicht zwangsläufig billig und charakterlos, usw. Es wirft neues Licht auf die Dinge.
Meine Sympathie gegenüber den meisten Protagonisten stellt sich bei mir erst später ein, nur Briana habe ich von Anfang an in mein Herz geschlossen. Aber nach und nach entpuppen sich die verschiedenen Charaktere als liebeswürdig. Es war schön diesen Prozess mitzuverfolgen!
Die Geschichte ist sehr ausgeklügelt, spannend und nervenaufreibend, allerdings zieht sie sich an einigen Stellen mächtig. Sicher hätten es hier auch 100 Seiten weniger getan. Der Schreibstil von Frau Fischer ist gewohnt gelungen und auch der frühere Sprachgebrauch tut dem Lesefluss keinen Abbruch. Die Kapitel halten sich recht lange, was das Unterbrechen des Buches manchmal etwas erschwert.
Für eine gelungene Geschichte, die den Leser zwischenzeitlich etwas Nerven und auch Zeit kostet, aber mit einem tollen, emotionalen Ende aufwartet, vergebe ich eine Leseempfehlung und 4 Sterne ****