Fantasy, wie ich sie liebe
DornenthronDornenthron ist mir gleich bei den Neuerscheinungen aufgefallen, weniger wegen des Covers, sondern vielmehr wegen dem sehr interessant klingenden Inhaltstext. Als düstere Neuinterpretation von Dornröschen ...
Dornenthron ist mir gleich bei den Neuerscheinungen aufgefallen, weniger wegen des Covers, sondern vielmehr wegen dem sehr interessant klingenden Inhaltstext. Als düstere Neuinterpretation von Dornröschen wird das Buch angepriesen und für sowas, bin ich immer zu haben. Doch hält das Buch, was es verspricht?
Ein gelungener Aufbau
Das Buch ist der Auftakt zu einer Dilogie. Entgegen des Verlagstext begleiten wir als Leser aber nicht nur zwei Charaktere, sondern noch deutlich mehr. Die Kapitel wechseln dementsprechend die Perspektiven. Der Autor nimmt sich den Großteil des Romans die Zeit, seine Welt und die Figuren vorzustellen und in Position zu bringen, das klingt jetzt vielleicht langweilig, ist es aber überhaupt nicht.
Denn Boris Koch beherrscht die Kunst, nicht nur so beschreiben, sondern zu erzählen. Sein Stil ist einnehmend und fesselnd und ja, erinnert in der Struktur auch an das klassische Märchen. Obwohl eine Menge Figuren und Handlungsstränge in diesem Buch auftauchen, verliert der Roman nie den roten Faden. Er ist detailliert und komplex, aber niemals ausufernd oder abschweifend. So wünsche ich mir richtig gute Fantasy!
Auch mit seinen Charakteren kann das Buch für mich punkten. Sie glänzen durch Individualität und tatsächlich mochte ich in Dornenthron keine Perspektive mehr, als die andere, ich fand alle super spannend und alle Charaktere interessant. Das passiert mir selten und ist gerade im Hinblick auf die Fülle der Charaktere beeindruckend.
Von wegen "Und sie lebten glücklich bis an ihr Ende"
Kommen wir zu dem angepriesenen Märchen Aspekt. Titel und Verlagstext weisen ja ausdrücklich schon auf eine Adaption von Dornröschen hin und ja, das ist Dornenthron auch. Gleichzeitig ist es noch so viel mehr, denn nicht nur die schlafende Prinzessin hinter der Dornenhecke, nein, auch andere Märchen tauchen in diesem Roman auf. Vom Froschkönig, Rumpelstilzchen, den zertanzten Schuhen bis zu Hänsel und Gretel, aber auch Legenden, wie den Rattenfänger von Hameln. Sie alle werden gekonnt in die Handlung eingefügten. Manchmal nur als Nebensache, manchmal als größerer Handlungsstrang. Es war überaus amüsant, die mehr oder weniger verstecken Anspielungen zu entdecken.
Der Autor beweist auch viel Kreativität dabei die Märchen in seine Geschichte einzuarbeiten und verleiht ihnen all einen ganz eigenen Touch, sodass sie sich nahtlos in die Handlung einfügen. Er kopiert nicht nur einfach bekannte Elemente, sondern macht sie sich und seinem Werk zu eigen und interpretiert sie auf seine ganz eigene, düstere Art.
Fazit:
Dornenthron ist Fantasy, wie ich sie liebe! Die Welt und die Charaktere glänzen mit Individualität, klassische Märchen werden kreativ und düster verarbeitet und die Handlung ist trotz ruhigerem Tempo ausnehmend fesselnd. Ich warte nun sehnsüchtig auf Teil zwei!