Der Ball der Verrückten
Paris, 1885. Drei Frauen, die ihr Leben leben wollen. Louise, die Insassin im „Hôpital de la Salpètrière“, der Irrenanstalt für Frauen ist, Geneviève, die als Krankenschwester in der Anstalt arbeitet, ...
Paris, 1885. Drei Frauen, die ihr Leben leben wollen. Louise, die Insassin im „Hôpital de la Salpètrière“, der Irrenanstalt für Frauen ist, Geneviève, die als Krankenschwester in der Anstalt arbeitet, und Eugénie, bürgerliche Tochter, die ihrer Zeit weit voraus ist. Die Lebenswege der drei Frauen kreuzen sich auf sehr unschöne Weise – in einer Zeit, in der die Frau nur ein schönes Anhängsel zu sein hat, ohne einen eigenen Willen oder eigene Gedanken – und in der eine Frau schon wegen der winzigsten Kleinigkeit Insassin im Salpètrière werden kann.
Nach Titel und Cover erwartete ich eher eine Studie über Frauen in einer anderen Zeit, die in der Art von Suffragetten das Leben von Frauen besser machen wollen. Doch weit gefehlt, denn ich bekam ein Buch, in dem aufgezeigt wird, wie wenig Rechte Frauen zu dieser Zeit hatten, wie sehr sie vom Wohlwollen ihrer Väter, Brüder oder Ehemänner abhängig waren. Die Schilderungen des Lebens in der Anstalt waren grausam und lassen einen in der heutigen Zeit mit dem Kopf schütteln und dankbar sein. Jeder eigenständige Gedanke daran, dass eine Frau wie ein Mann sein könnte, wurde bestraft, indem man ohne viel Aufheben in die Irrenanstalt eingewiesen werden konnte. Eine Frau ist trübsinnig, nachdem sie ein Kind verloren hat: In die Anstalt mit ihr. Eine Frau hat einen jüngeren Geliebten: In die Anstalt mit ihr. Eine Frau macht dem Namen ihres Vaters Schande: In die Anstalt mit ihr. Und so leben sie dort, all die ungeliebten Frauen, werden von Möchtegernärzten begafft und begrabscht, werden vorgeführt und „behandelt“.
Das Buch hat mich gefesselt und bewegt. Ich fieberte mit Louise mit, der ein junger Arzt verspricht, sie zu heiraten und rauszuholen aus der Anstalt, wobei man als Leser weiß, was er wirklich will. Ich begleitete Geneviève, die neben ihrer Arbeit kein richtiges Leben hat, und ich freute mich mit der lebenslustigen Eugénie, der die ganze Welt offenstand, bis sie das Wohlwollen ihres Vaters verlor.
Ein Buch über das Leben von Frauen in einer anderen Zeit, das mich gefesselt und bewegt hat, wunderbar geschrieben und erzählt, weshalb es von mir 5 Sterne bekommt.