Profilbild von misspider

misspider

Lesejury Star
offline

misspider ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit misspider über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.03.2020

Mit Ecken und Kanten

Zurück im Zorn
0

Eigentlich hatte Anna das kleine Kaff Gollwitz für immer hinter sich gelassen. Nachdem ihre Familie durch Brandstiftung ums Leben kam, bei der Anna als einzige überlebt hat, wuchs sie bei Onkel und Tante ...

Eigentlich hatte Anna das kleine Kaff Gollwitz für immer hinter sich gelassen. Nachdem ihre Familie durch Brandstiftung ums Leben kam, bei der Anna als einzige überlebt hat, wuchs sie bei Onkel und Tante auf, zog aber sobald wie möglich nach Berlin und brach alle Brücken in ihr altes Leben ab. Doch nachdem sie mehrere Drohbriefe und schließlich sogar einen anonymen Anruf erhält, kehrt sie nach Gollwitz zurück um ihre Verwandten zu warnen. Und dies genau an dem Tag, an dem Martin Berger, der damals als Brandstifter beschuldigt wurde, aus einer psychiatrischen Einrichtung entlassen wird. Kann das Zufall sein?

Die Dorfbewohner von Gollwitz sehen diesem Tag jedenfalls mit großem Misstrauen entgegen und würden Martin am liebsten sofort aus dem Dorf jagen. Auch Willy Urban, der Martin Berger damals verhaftet hat und mittlerweile in Rente ist, hat den Fall noch längst nicht abgeschlossen und ist fest entschlossen, Martin endgültig als Mörder zu überführen und ins Gefängnis zu bringen. Dabei läuft er auch Anna über den Weg. Gemeinsam macht sich das ungleiche Team auf Spurensuche und deckt dabei viel mehr als nur die Hintergründe des Brandanschlags auf, denn in Gollwitz liegt so einiges im Argen.

Die Geschichte lebt vor allem von den Charakteren, allen voran Willy Urban, der heruntergekommene Ex-Polizist, der immer noch von dem alten Fall besessen ist. Auch Anna leidet immer noch unter ihrem Kindheitstrauma und kann das Geschehene einfach nicht hinter sich lassen.
Im Gegensatz zu Anna hat Martin Berger alles hinter sich gelassen und kommt als 'neuer, besserer Mensch' nach Hause - doch das Dorf will nicht zulassen, dass die Vergangenheit in Vergessenheit gerät und er sich hier ein neues Leben aufbaut.

Je weiter das Buch voranschreitet, desto detaillierter und schärfer treten die Charaktere in den Vordergrund, während der alte Fall eher zur Hintergrundkulisse verblasst. Am Ende war es schon fast nicht mehr wichtig, was damals wirklich passiert ist, sondern es interessierte mich viel mehr das Schicksal der beteiligten Personen, auch wenn mir keine davon wirklich sympathisch war. Aber gerade das macht den besonderen Reiz dieser Geschichte aus, die sich damit wohltuend von den üblichen Krimis abhebt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.03.2020

Bewegend

Eine Farbe zwischen Liebe und Hass
0

Eine beeindruckende Geschichte über Rassismus, Familie und Selbstfindung.
Jessup geht zur Highschool, hat gute Noten und ist einer der besten Footballspieler seines Teams - der typisch amerikanische Junge ...

Eine beeindruckende Geschichte über Rassismus, Familie und Selbstfindung.
Jessup geht zur Highschool, hat gute Noten und ist einer der besten Footballspieler seines Teams - der typisch amerikanische Junge von nebenan, möchte man meinen. Allerdings lebt Jessup mit seiner Familie nicht in einem schicken Vorstadthaus mit Garten, sondern in einem Wohnwagen, denn die Familie ist arm. Sein Bruder sitzt wegen Mordes im Gefängnis, sein Vater wurde gerade erst daraus entlassen. Die Familie ist Mitglied der 'heiligen Kirche des weißen Amerika', und der Name sagt wohl schon alles: eine Mischung aus christlichem Glauben und Rassismus, der unter dem Tarnmantel des Stolzes auf die eigene Rasse und dem Unmut, diesen nicht laut aussprechen zu dürfen, daherkommt.
Inzwischen geht Jessup nicht mehr zur Kirche, er hat sogar eine farbige Freundin. Aber das traut er sich nicht offen zuzugeben, aus Angst seine Familie zu enttäuschen. Er ist gefangen zwischen den Werten, mit denen er aufgewachsen ist und die er nicht ohne weiteres ablegen kann, und seinen Zweifeln und den eigenen Erfahrungen, die ihm etwas anderes vermitteln.
Doch dann gipfelt eine Kette unglücklicher Ereignisse in einem schrecklichen Unfall, und aus Angst, aufgrund seiner Herkunft verurteilt zu werden, begeht Jessup einen großen Fehler und vertuscht die Sache. Dies bringt jedoch einen Ball ins Rollen, der unaufhaltsam auf eine Katastrophe zusteuert. Jessup muss sich letztlich entscheiden, auf welcher Seite er steht...
Beeindruckend fand ich, wie der Autor die Geschichte aus Jessups Sicht schildert und dabei mehr als einmal den Eindruck vermittelt, dass Jessup gar keine Chance haben kann, da er von vornherein als weißer Rassist abgestempelt und für schuldig befunden wird. Dies gibt den Wortführern der Kirchenbewegung natürlich erst recht Futter, die eine Benachteiligung der weißen Rasse in der heutigen Zeit sieht und gar einen umgekehrten Rassismus anprangert.
Ein ums andere Mal werden die innere Zerrissenheit und Unsicherheit von Jessup deutlich gemacht, und wie schwierig es ist sich von seiner Familie und dem gewohnten Umfeld zu lösen, dieses zu hinterfragen, zu kritisieren und seinen eigenen Platz im Leben zu finden. An einer Stelle fordrt Jessups Freundin ihn auf, sich endlich zu entscheiden, was eine ganz einfache Sache sei. Obwohl ich ihr beipflichten muss, kann ich verstehen warum es für Jessup aber nicht einfach ist, denn eine offene Entscheidung kann den Verlust seiner Familie und von allem was ihm wichtig ist bedeuten.

Ein Buch das zum Nachdenken anregt und das man so schnell nicht vergisst.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.02.2020

Ausstellung für Zuhause

Edward Hopper
0

Dies dürfte das erste Kunstbuch, in diesem Falle Katalog, sein, dass ich von vorne bis hinten komplett gelesen und nicht nur durchgeblättert habe. Natürlich sind die enthaltenen Bilder die Highlights des ...

Dies dürfte das erste Kunstbuch, in diesem Falle Katalog, sein, dass ich von vorne bis hinten komplett gelesen und nicht nur durchgeblättert habe. Natürlich sind die enthaltenen Bilder die Highlights des Buches, aber die Erläuterungen dazu und die Einblicke in das Leben und Schaffen des Malers sind mindestens genauso interessant.

Hätte mich vor dem Buch jemand gefragt, was mich an Hoppers Bildern fasziniert, hätte ich wahrscheinlich geantwortet es ist die einzigartige Art und Weise, wie er es schafft eine Stimmung, ein Gefühl einzufangen und bildlich festzuhalten. Jetzt, nachdem ich mehr über das Werk Hoppers erfahren habe, bleibt meine Antwort dieselbe, aber es ist gut zu wissen dass genau das offensichtlich auch die Intention Hoppers war und was ihm in vollem Maße gelungen ist. Da ich die echte Ausstellung leider nicht besuchen konnte, freue ich mich auf diese Weise immerhin 'im Kleinformat' daran teilhaben zu können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 17.02.2020

Perfekt inszenierte Hochspannung

Das Grauen in Murdsheim
0

Vier Thriller-Autoren treffen sich in einem abgelegenen Haus, um dort in Ruhe an ihren neuen Werken zu schreiben. Doch mit der Ruhe ist es eigentlich sofort vorbei, als sie erfahren, dass früher in dem ...

Vier Thriller-Autoren treffen sich in einem abgelegenen Haus, um dort in Ruhe an ihren neuen Werken zu schreiben. Doch mit der Ruhe ist es eigentlich sofort vorbei, als sie erfahren, dass früher in dem Haus ein Serienkiller sein Unwesen getrieben hat und kurz darauf ein Paket vor der Tür liegt, das eine menschliche Zunge enthält. Irgendjemand scheint etwas dagegen zu haben, dass das Murdshaus wieder bewohnt wird..

Kaum ist man zusammen mit den vier Autoren im Murdshaus angekommen, überstürzen sich die Ereignisse und wie die Protagonisten hat man auch als Leser kaum Zeit für eine Verschnaufpause. Dabei geht es ganz und gar nicht zimperlich zu, und am Schluss wird sogar noch ganz fies eins draufgesetzt. Kurze Kapitel aus den unterschiedlichen Perspektiven der Charaktere, überraschende Wendungen und häufige Cliffhanger geben ein rasantes Tempo vor: ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, weil ich unbedingt wissen musste wie die Geschichte ausgeht. Genau so muss ein Thriller sein!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.02.2020

Einer für alle und alle für einen!

Die Muskeltiere auf großer Fahrt
0

Das zweite Abenteuer führt die Muskeltiere auf ein Kreuzfahrtschiff, wo sie sich nicht nur mit den Ratten, sondern auch mit einem Menschenjungen herumschlagen müssen. Doch aus Freund wird unerwarteterweise ...

Das zweite Abenteuer führt die Muskeltiere auf ein Kreuzfahrtschiff, wo sie sich nicht nur mit den Ratten, sondern auch mit einem Menschenjungen herumschlagen müssen. Doch aus Freund wird unerwarteterweise Feind und umgekehrt - und schon bald müssen die Muskeltiere wieder zeigen, was in ihnen steckt...

Natürlich sind die Muskeltiere mit ihren völlig unterschiedlichen Charakteren der beste Teil der Geschichte. Überraschend war diesmal, dass die Tiere Kontakt zu einem Menschen aufnehmen und sogar derart mit ihm kommunizieren konnten - obwohl das im ersten Band ja schon angedeutet wurde. Genau das ist aber auch mein einziger kleiner Minuspunkt, denn lieber hätte ich wieder eine Geschichte gelesen, in der es vor allem um Tiere geht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere