Ein Kindermädchen mit Bienenkorb
Frau Honig: Und plötzlich war Frau Honig daLiebe Daffy,
schon einige Zeit schleiche ich um dieses Kinderbuch herum und endlich, endlich war es soweit und es flatterte mit den Bienen...Pardon, dem Postboten ins Haus. Die Rede ist natürlich von ...
Liebe Daffy,
schon einige Zeit schleiche ich um dieses Kinderbuch herum und endlich, endlich war es soweit und es flatterte mit den Bienen...Pardon, dem Postboten ins Haus. Die Rede ist natürlich von Sabine Bohlmanns „Und plötzlich war Frau Honig da“, das 2017 bei Planet! erschienen ist.
Inhalt
Vater Sommerfeld versinkt in Arbeit und vergisst darüber ganz seine vier Kinder. Eines Tages klingelt es an der Tür und plötzlich ist Frau Honig da. Mit ihrem Bienenstock unterm Arm zieht sie schnurstracks auf dem Dachboden ein und für die vier Kinder beginnt eine magische Zeit. Ob fliegende Teppiche oder Pfützenabenteuer, Frau Honig hat immer eine neue Idee, wie sie die Familie wieder vereinen kann.
Illustrationen
Das Buchcover sieht umwerfend aus und sobald man das Buch aufschlägt, bleibt einem vor Staunen der Mund offen stehen bei diesem wunderschön gestalteten Daumenkino. Auf jeder Seite gibt es etwas zu entdecken und die Bienen tummeln sich lustig um die Buchseiten. Ein riesengroßes Lob an die Illustratorin Joëlle Tourlonias.
Aufbau des Buches
Sabine Bohlmann hat einen witzigen, leichten Schreibstil, der sich mit Freude lesen lässt. Der Zielgruppe entsprechend, sind die Kapitel in genau der richtigen Länge zum Vorlesen oder zum selbst erkunden für geübte LeseanfängerInnen. Die einzelnen Kapitelüberschriften sind lustig und machen Lust, direkt in ein neues Abenteuer zu starten. Außerdem gibt es für sämtliche Altersklassen Identifikationsfiguren. Die Sommerfeldkinder verteilen sich vom Kindergartenalter bis zur weiterführenden Schule. Von daher würde ich die Zielgruppe dieses Kinderbuchs recht groß anlegen und sagen, jede/r kann hier eine Lieblingsfigur in seinem/ ihrem Alter finden.
Bist du das, Mary Poppins?
Kommen wir zum Eingemachten – wobei das wohl eher Marmelade vorbehalten ist und Honig geschleudert wird, doch das klingt in diesem Zusammenhang merkwürdig. Nachdem ich die Biografie der Autorin gelesen habe und so erfahren habe, dass ihr erstes Buch „Ein Löffelchen voll Zucker“ hieß, ist wohl mehr als eindeutig, dass wir die Liebe zu Mary Poppins teilen. Dieses Buch ist mir aus vielerlei Gründen in die Hände gefallen. Zum einen das Thema Bienen, zum anderen das Kindermädchen. Vor allem der Walt Disney Film „Mary Poppins“ prägt mich seit frühester Kindheit und ich wage zu behaupten, ich könnte ihn im Schlaf auswendig mitsprechen. Warum erwähne ich das?
Sabine Bohlmann wirft uns direkt ins Geschehen und lässt Frau Elsa Honig direkt auf Seite eins vor der Tür stehen. Natürlich ist Vater Sommerfeld völlig überfragt, warum aus heiterem Himmel eine Frau vor der Tür steht, die behauptet, das neue Kindermädchen zu sein. Die Verwirrung wird von Frau Honig fast wortwörtlich so kommentiert, wie es die deutsche Synchronisation von Disneys „Mary Poppins“ macht. (S. 7) So zieht es sich weiter durch das Buch. Ob es darum geht, dass sich das Kindermädchen häuslich einrichtet (S. 17), dass die Kinder den Mund zumachen sollen, als sie die Magie erleben (S. 22), in Bilder springen (S. 130) oder der Abschied von Frau Honig naht, weil sie ihre Aufgabe erfüllt hat (S. 196), wir finden immer wieder fast eins zu eins Szenen, Dialoge oder Kommentare, die im bereits genannten Film auch zu finden sind. Ich habe versucht, das Ganze als „Same, same, but different“ zu lesen und das hat relativ gut geklappt. Als am Ende jedoch eine ganz tolle Auflistung an Zitaten kommt, welche die Quellen zu Frau Honigs Weisheiten sind, wurde ich stutzig. Wieso wird Marcel Proust als Quelle angegeben, doch der Disneyfilm nicht, wo die Dinge eindeutig übernommen wurden?
Summ, Bienchen, Summ
Kommen wir an dieser Stelle zu dem anderen Thema, das Sabine Bohlmann in ihrem Buch verarbeitet hat: Die Bienen. Und das hat sie wirklich ganz wundervoll gemacht. Wir können einiges über Bienenvölker lernen, wie sie sich verhalten und vermehren und dass sie eine Insektenart sind, die unseren Schutz benötigen. Doch all das wird nicht belehrend vorgetragen, sondern geschickt mit der Handlung verwoben.
Wenn ich diese beiden Punkte betrachte, komme ich zu dem Schluss, dass ich meine Bewertung zweiteilen muss. Ich habe dieses Buch bewusst ausgesucht und habe bei dem Thema Kindermädchen auf eine Geschichte gehofft, die natürlich auf ihre eigene Art an das wohl berühmteste Kindermädchen der Welt erinnern könnte. Dass Dialoge und Ideen teilweise eins zu eins übernommen wurden, das aber nicht angegeben ist, indem die Autorin ihr Buch im bestehenden Kanon einordnet, lässt mich nicht mehr als einen Stern vergeben.
Die Aufbereitung des Themas Biene und das Aufmerksam machen darauf, dass es sich um schützenswerte Tiere handelt, bekommt von mir vollste Anerkennung und somit fünf Sterne! Daraus ergibt sich die drei Sterne-Wertung, die ich dieser Geschichte gegeben habe.
Das bedeutet jedoch nicht, dass ich nicht Spaß beim Lesen hatte und das Buch nicht empfehlen würde. Jede/r, der/ die Mary Poppins liebt oder Kinder hat, die den Film großartig finden, werden ihren Spaß an dieser Geschichte haben. Ich empfehle, Kindern zuerst den Film zu zeigen, um danach dieses Buch vorzulesen. Ansonsten könnte der Eindruck bei den Kleinen entstehen, Disney hätte aus diesem Buch geklaut. Um das Thema Biene(nschutz) auf eine tolle Art und Weise anzugehen, ist diese Geschichte mehr als empfehlenswert!
Deine Daisy